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Veröffentlicht am 30.05.2020

Toskanische Gartenliebe

Die geheimnisvollen Gärten der Toskana
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Das Leben von Floristin Jessy läuft gerade nicht so rund. Erst lässt ihr Freund sie sitzen und dann schließt der Blumenladen, in dem sie arbeitet. Bei einem Besuch bei ihrer Mutter lässt sie sich überreden, ...

Das Leben von Floristin Jessy läuft gerade nicht so rund. Erst lässt ihr Freund sie sitzen und dann schließt der Blumenladen, in dem sie arbeitet. Bei einem Besuch bei ihrer Mutter lässt sie sich überreden, sich auf eine Jobanzeige in der Toskana als Gartenhilfe zu bewerben. Die Zusage kommt prompt, so dass Jessy sich mitsamt ihrer Hündin Bella auf den Weg nach Italien in den Dunstkreis von Siena macht. Kaum dort angekommen, ist der Gärtner Gregorio, der sie eingestellt hat, erst einmal nicht gerade erfreut, als sich Jessy als Frau herausstellt. Doch Jessy macht ihm schnell klar, dass sie zupacken kann. Die Arbeit in der alten, etwas verwilderten Renaissance-Gartenanlage entpuppt sich zwar als Schwerstarbeit, Jessy genießt sie dennoch, denn nicht nur der Duft der Zitronenbäume lässt ihr Herz höher schlagen, sondern auch Gregorio verursacht Schmetterlinge in ihrem Magen. Wenn da nur nicht seine anspruchsvolle Mamma Rosella wäre, der Jessys Anwesenheit ein Dorn im Auge ist. Als Jessy bei Grabungsarbeiten alte Tonscherben mit mysteriösen Botschaften findet, sind sie und Gregorio bald einem alten Familiengeheimnis auf der Spur…
Anja Saskia Beyer hat mit „Die geheimnisvollen Gärten der Toskana“ einen sehr unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der den Leser nicht nur in eine der schönsten Gegenden Italiens entführt, sondern auch mit einer Romanze sowie der Aufdeckung eines alten Familiengeheimnisses aufwarten kann. Der flüssig-leichte und bildgewaltige Erzählstil der Autorin lässt den Leser wie von selbst in die Geschichte gleiten, sich unsichtbar an Jessys Seite stellen und mit ihr ein Abenteuer der gefühlvollen Art erleben. Schon die Beschreibungen der Landschaft und der Gärten sind so farbenfroh, dass sich dem Leser sofort ein wunderbares Kopfkino eröffnet, während die Seiten nur so durch die Finger rinnen und er den Duft von blühenden alten Rosensorten sowie reifen Zitronen in der Nase hat. Ihre Geschichte hat die Autorin nicht nur mit einer alten Familienfehde zwischen Nachbarn und einem Geheimnis versehen, sondern durch geschickt platzierte Wendungen den Leser nach und nach die Auflösung der Geschichte entdecken. Die Handlung ist durchweg abwechslungsreich gestaltet, der Einblick in die Welt der alten Gärten hochinteressant in die Geschichte mit eingebunden und liebevoll an den Leser gebracht, so dass man konstant das Gefühl hat, in einem bereichernden Kurzurlaub zu sein und dabei sogar noch eine Romanze erleben zu dürfen. Die eingestreuten Weisheiten von Jessys Oma sind ein zusätzliches Goody, die oftmals wie die Faust aufs Auge passen.
Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie bestechen mit Individualität sowie Authentizität und lassen sich den Leser ihnen nahe fühlen, der sich gerne an ihre Fersen heftet, mit ihnen liebt und mitfühlt. Jessy ist eine patente junge Frau, die gerade nicht auf einer Glückssträhne reitet. Zudem ist ihr Vertrauen in Männer schon durch ihren Vater gebrochen, was sich durch fehlgeschlagene Liebesbeziehungen noch verstärkt hat. Doch sie kann zupacken, hat ein offenes und freundliches Wesen und liebt die Arbeit in der Natur. Mit ihrer warmherzigen und offenen Art wächst sie dem Leser regelrecht ans Herz. Gregorio ist ein attraktiver Mann, der für und um das Familienerbe kämpft. Er leidet noch immer unter der verletzenden Art seines verstorbenen Vaters. Er ist Italiener mit englischen Vorfahren, so schlagen zwei Herzen in seiner Brust. Seine Mamma Rosella ist eine Frau mit Contenance, die aus einer feinen Familie stammt. Allerdings hat sie auch Haare auf den Zähnen und ist nicht gerade einfach zu handhaben. Auch Bella hat einen wichtigen Stammplatz in dieser Geschichte.
„Die geheimnisvollen Gärten der Toskana“ ist durch und durch ein Seelenschmeichler, der den Urlaub ins Haus bringt und das Herz für Romantik sowie die Nase für den Duft von Rosen und Zitronen öffnet. Ein wunderschöner Pageturner, die sich eine absolute Leseempfehlung verdient hat! Toll!!!

Veröffentlicht am 24.05.2020

Vom Finden und Festhalten der Liebe

Fincamond
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Lisa ist Rechtsanwältin in der Kanzlei ihrer Eltern und mit dem einflussreichen und allseits angesehenen Anwalt Lutz verlobt. Doch als sie herausfindet, dass Lutz sie mit einer Kollegin betrügt, löst sie ...

Lisa ist Rechtsanwältin in der Kanzlei ihrer Eltern und mit dem einflussreichen und allseits angesehenen Anwalt Lutz verlobt. Doch als sie herausfindet, dass Lutz sie mit einer Kollegin betrügt, löst sie kurzerhand die Verbindung, packt ihre sieben Sachen und entflieht der Heimat auf die Insel Mallorca, wo sie durch eine Erbschaft ihres verstorbenen Onkels Hans eine Finca ihr Eigen nennen darf. Hier will sie sich eine Auszeit gönnen, denn das Vermächtnis ihres Onkels sieht vor, dass sie mindestens ein Jahr auf der Insel bleiben und sich um seinen Hündin kümmern muss, um die rechtmäßige Besitzerin der Finca zu werden. Lisa hat keine Ahnung von Hunden, doch der Nachbar ist Tierarzt und dazu noch recht attraktiv. Leider kracht es gleich beim ersten Zusammentreffen zwischen den beiden gewaltig, denn Lisa ist gedanklich noch zu sehr mit den Vorgängen in der Heimat beschäftigt und kennt auch die Gepflogenheiten der Spanier noch nicht. Je länger Lisa sich auf der Insel aufhält, umso mehr gefällt ihr der Lebensstil und der unkomplizierte Umgang der Menschen miteinander. Schnell lernt sie neue Leute kennen und gewinnt echte Freunde. Auch die Liebe lässt nicht lange auf sich warten und ebenso eröffnen sich berufliche Chancen. Doch Lisa ist immer noch durch ihr nüchternes Elternhaus geprägt, sehnt sich nach Anerkennung und Liebe, dadurch scheint sie bald alles zu verlieren. Wird sie sich endlich gegen die Widerstände auflehnen und das neue Leben als Geschenk hinnehmen, Liebe eingeschlossen?

Eva-Maria Farohi hat mit „Fincamond“ einen wunderschönen Liebesroman vor der magischen südländischen Kulisse Mallorcas vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderschön flüssig, gefühlsbetont und fesselnd zugleich. Der Leser wird von der ersten Seite an in den Bann gezogen und begleitet die Protagonistin Lisa auf ihrer Reise der Entscheidungen. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr malerisch und laden zum Träumen ein. Auch die eingestreuten spanischen Vokabeln in den Dialogen bringen das südländische Flair lebendig rüber. Die Charaktere sind sehr liebevoll skizziert und wirken authentisch und sehr lebendig. Lisa ist eine unsichere Frau, die sich alles in ihrem Leben erkämpft hat, damit sie die Liebe und Anerkennung ihrer Eltern erhält. Dabei sind ihre eigenen Wünsche regelrecht auf der Strecke geblieben. Erst in Mallorca, fernab des elterlichen Einflusses wird ihr klar, dass sie so nicht weitermachen will und setzt sich mit ihrem Leben auseinander. Ihre neuen Freunde zeigen ihr auf, dass sie um ihrer selbst willen geliebt und geachtet wird. Aber Lisa muss erst wieder lernen, zu vertrauen und die entgegengebrachte Freundschaft als selbstverständlich hinzunehmen. Juan ist ein sympathischer Mann, der als Tierarzt auf der Insel großen Respekt genießt. Er hat eine schlimme Vergangenheit hinter sich, gilt deshalb eher als verschlossen und als Eigenbrötler, obwohl er im Freundeskreis sehr gern gesehen ist. Er ist hilfsbereit und selbstlos, hat aber Angst, nochmals enttäuscht zu werden.

„Fincamond“ ist ein wunderschöner und unterhaltsamer Liebesroman, der im Leser das Fernweh weckt und in eine zauberhafte Kulisse entführt. Die richtige Lektüre für den Urlaub, besonders für einen kalten Abend, an dem man sich Wärme wünscht. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 24.05.2020

Eine Schildkröte als Kupplerin

Fincaträume
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Seit 9 Jahren lebt Marika nun schon auf Mallorca, hat sich mit ihrem kleinen Privatzoo an gestrandeten Tieren eingerichtet, mit ihrer Tätigkeit als Änderungsschneiderin etabliert und sich einen großen ...

Seit 9 Jahren lebt Marika nun schon auf Mallorca, hat sich mit ihrem kleinen Privatzoo an gestrandeten Tieren eingerichtet, mit ihrer Tätigkeit als Änderungsschneiderin etabliert und sich einen großen Freundeskreis aufgebaut, der ihr wie eine eigene Familie ist. Doch dass sie ein Heimkind der ehemaligen DDR ist und ihre Eltern nie kennengelernt hat, hat sie nie vergessen. Deshalb fällt es ihr auch so schwer, sich zu verlieben, an eine eigene Familie und Kinder zu denken, diese Gedanken hat sie kurzerhand aus ihrem Kopf verbannt. Doch dann steht plötzlich dieser große blonde Fremde namens Dean Vossbrink vor ihrer Tür mit einer verletzten Schildkröte auf dem Arm. Marika geht sofort auf Abwehrstellung, kann sie doch diesen neureichen und arroganten Angeber nicht ausstehen. Doch je öfter sich die beiden treffen, umso mehr findet Marika Gefallen an Dean, wenn nur nicht ihre Ängste aus der Vergangenheit ihr im Wege stehen würden. Aber auch Dean hat schon so einiges im Leben erlebt und verarbeitet als Schriftsteller diese Schicksalsschläge in seinen Büchern. Marika und Dean kommen sich immer näher wohlwissend, dass auch eine Zeit der Trennung kommen wird. Wie wird sich Marika entscheiden?


Eva-Maria Farohi hat mit ihrem Buch „Fincaträume“ den Nachfolgeband ihres Romans „Fincamond“ vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig, der Leser findet sich in Gedanken sogleich im mediterranen Mittelmeer auf der Insel Mallorca wieder, wo es ein Wiedersehen mit alten Bekannten, dem sympathischen Freundkreis um Marika, Lisa und Emely, gibt. Die Landschaftsbeschreibungen sind so genau und farbenfroh, dass man die Sonne auf der Haut und den Meereswind in den Haaren spüren kann, ebenso sieht man die wunderschöne Vegetation der spanischen Insel vor dem inneren Auge wieder und hat somit einen kleinen Gedankenurlaub während der Lektüre.


Die Charaktere sind sehr schön skizziert, wirken durch ihre jeweiligen Eigenheiten liebenswert, natürlich und authentisch. Wenn man den ersten Teil bereits kennt, ist es wie ein Nachhauskommen zu lieben alten Freunden. Marika ist eine sehr sympathische und liebevolle junge Frau, die alles für ihre Tiere tut, aber auch für ihre Freunde eine Anlaufstelle ist bei Sorgen und Nöten. Doch wenn sie allein ist, wirkt sie oftmals unsicher, zurückhaltend und sehr verletzlich, was ihrer Vergangenheit geschuldet ist. Nie hat sie ein richtiges Familienleben kennengelernt, kennt das Gefühl von familiärer Wärme und Geborgenheit nicht, sondern erlebt dies nur durch ihre engsten Freunde. Lisa und Emely sind die besten Freundinnen von Marika, jede der drei Frauen nimmt starken Anteil am Schicksal der anderen und unterstützt und hilft, wo es nur geht. Dean Vossbrink ist ein attraktiver Mann, der in seinem Hobby, dem Schreiben, seine Passion gefunden hat und damit sehr erfolgreich ist. Er kommt aus einer wohlhabenden Hamburger Familie, doch sein Elternhaus war nicht von Liebe und Zuneigung geprägt. So hat er sich abgenabelt und steht auf eigenen erfolgreichen Füßen, doch er vertraut nicht leicht. Oma Helene ist der Fels in der Brandung und die Anlaufstelle für gutes Essen und das Abladen von Sorgen. Sie weiß immer Rat und hilft auch ungebeten, die Wogen zu glätten.


„Fincaträume“ ist ein sehr stimmungsvoller romantischer Liebesroman vor der zauberhaften Kulisse Mallorcas, der als Urlaubslektüre ebenso geeignet ist wie als Lesegenuss für alle Daheimgebliebenen, die sich einfach nur wegträumen wollen. Absolute Leseempfehlung!!!

Veröffentlicht am 24.05.2020

Das Auge des Meeres

Wer Mondstaub sieht
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Zur Feier des 95. Geburtstages von Miguel trifft dessen Neffe Nicolau nach vielen Jahren wieder auf Jugendliebe Amira. Die beiden waren seit ihrer frühesten Kindheit unzertrennlich gewesen und dann ein ...

Zur Feier des 95. Geburtstages von Miguel trifft dessen Neffe Nicolau nach vielen Jahren wieder auf Jugendliebe Amira. Die beiden waren seit ihrer frühesten Kindheit unzertrennlich gewesen und dann ein Liebespaar geworden. Doch dann ist Amira von einem Tag auf den anderen nicht mehr nach Mallorca zurückgekehrt und ließ Nicolau unwissend und wütend zurück. Während sich Nicolau mit seiner Familie sich rührend um seinen alten Onkel kümmert, erzählt Miguel ihm nach und nach von seiner großen und einzigen Liebe Catalina, die er in Zeiten des spanischen Bürgerkrieges verlor und stattdessen deren schwangere Schwester heiratete. Nicolau ist von der Geschichte ganz fasziniert, erfährt er doch so viel tiefere Einsichten in die Familiengeschichte. Dabei geht ihm seine eigene Geschichte mit Amira nicht aus dem Kopf. Aber auch Amira, die kurz vor der Hochzeit mit einem berühmten Filmregisseur steht, ist sich nach dem kurzen Wiedersehen mit Nicolau nicht mehr sicher, ob sie mit ihrem Verlobten glücklich wird, denn sie hat Nicolau etwas verschwiegen und dieses Geheimnis nagt an ihr. Wird sie den Mut haben, ihm endlich zu erzählen, warum sie damals nicht mehr zurückkam?

Eva-Maria Farohi hat mit ihrem Buch “Wer Mondstaub sieht” einen sehr berührenden, emotionalen, teils historischen Roman vorgelegt, der Einsicht in die Kriegszeiten auf Mallorca gibt und eine wunderschöne Liebesgeschichte erzählt. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, der Leser findet sich schon nach einigen Seiten vor der wunderbaren Kulisse Mallorcas wieder und begleitet Miguel, Nicolau und Amira bei ihren Gedanken und ihrem Tun. Die Landschaftsbeschreibungen sind so detailliert und farbenfroh, dass der Leser alles vor Augen hat und regelrecht den Wind in den Haaren sowie die Meeresluft auf den Gesicht spüren kann. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut und steigert sich im Verlauf der Handlung immer weiter. Der Vergangenheitsstrang mit viel historischem Informationen wird aus der Sicht von Miguel erzählt, und wurde sehr schön in die Handlung eingebettet, wobei sich die Gegenwart abwechselnd mal um Nicolau und mal um Amira dreht.

Die Charaktere sind alle liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt worden. Sie haben alle ihre besonderen Facetten und wirken dadurch sehr authentisch und lebensnah. Miguel ist ein betagter Herr und inzwischen das Oberhaupt der auf der Insel verstreuten Familie. Besonders sein Neffe Nicolau ist ihm ans Herz gewachsen. Mit seiner Lebensweisheit und einem geschulten Auge möchte er diesen dazu bringen, endlich über seinen Schatten zu springen und sich zu seiner Liebe zu bekennen. Nicolau hat sein Herz einst an Amira verloren, doch diese Liebe endete für ihn unglücklich, seitdem ist er allein und bewirtschaftet die Familiengüter recht erfolgreich. Nur seine Familie lässt er noch einigermaßen nahe an sich heran, meist wirkt er allerdings wie ein Eigenbrötler, recht sympathisch, aber doch verletzt und einsam. Amira wirkt dagegen wie eine quirlige junge Frau, abenteuerlustig und aufgeschlossen, doch innerlich ist sie ebenfalls zerrissen, denn sie trägt ein Geheimnis mit sich herum, welches sie schon einmal hat zusammenbrechen lassen. Sie will es hüten, doch gleichzeitig versperrt dieses ihr den Weg zum Glücklichsein. Die Nebenprotagonisten mit ihren kleinen Geschichten und Episoden sowie Einmischungen untermalen die Handlung und verleihen ihr ebenso eine gewisse Spannung.

“Wer Mondstaub sieht” ist ein sehr unterhaltsamer und anrührender Roman mit historischem Anteil, der einmal mehr aufzeigt, wie wichtig die Familie und deren Zusammenhalt ist, aber auch das Vertrauen und das Reden miteinander. Eine zauberhafte Geschichte, die einen von der ersten bis zur letzten Seite in Atem hält und den Leser zufrieden und glücklich zurücklässt. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 24.05.2020

"Ein Duft muss die besten Augenblicke des Lebens wieder wachrufen." (K. Lagerfeld)

Die Lilienbraut
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2019 Köln. Die Holländerin Liv hat mit ihrem Sohn Thijs in Köln-Ehrenfeld eine neue Heimat gefunden, nachdem sie von ihrem Verlobten Hendrik sitzengelassen wurde. Dort eröffnet sie als gelernte Parfümeurin ...

2019 Köln. Die Holländerin Liv hat mit ihrem Sohn Thijs in Köln-Ehrenfeld eine neue Heimat gefunden, nachdem sie von ihrem Verlobten Hendrik sitzengelassen wurde. Dort eröffnet sie als gelernte Parfümeurin ihre eigene Duftboutique, in der sie neben ausgewählten Individualdüften auch Seminare anbietet. Als Liv dann erst einen recht unerfreulichen Zusammenstoß mit einer älteren Dame hat, die sie böse beschimpft, und auch noch ihre Parfümerie verwüstet wird, macht sie sich daran, den Dingen auf den Grund zu gehen und stößt dabei auf ein altes Familiengeheimnis…
40er Jahre Köln. Obwohl Nellie Voss ein gutes Näschen für Gerüche hat, arbeitet sie nur im Büro von 4711, um ihre Familie zu unterstützen, weil die Kneipe ihrer Mutter Ilka nicht so viel abwirft. Während das Naziregime und der Krieg das Leben immer schwerer macht, bekommt die streng katholisch erzogene Nellie die Chance, vom Chefparfümeur Luuk van Geeren gefördert zu werden. Der sympathische Mann ist nicht nur von ihrem Talent überzeugt, sondern hat auch ein Auge auf sie geworfen. Doch Nellie hat nur Augen für einen, doch der wird niemals ihr gehören…
Teresa Simon hat mit „Die Lilienbraut“ einen wunderschönen und gefühlvollen historischen Roman vorgelegt, der diesmal nicht nur ein wahres Herz-, sondern vor allem auch ein gedankliches Dufterlebnis ist. Der flüssige, gefühlvolle und bildgewaltige Erzählstil katapultiert den Leser direkt in die Geschichte hinein, wo er zwischen zwei Handlungssträngen auf unterschiedlichen Zeitebenen wandelt. Mal findet man sich in der Gegenwart an Livs Seite wieder, schnuppert sich mit ihrer Hilfe durch das schöne Sortiment ihrer Parfümerie, während man die Kunden ein- und ausgehen sieht und Livs Gedanken- und Seelenwelt ausgiebig studieren kann. Zum anderen taucht man in die Zeit des Zweiten Weltkrieges ab, um Nellie aufgrund ihrer unglücklichen Liebe zur Seite zu stehen und mit ihr zu leiden. Dabei lässt Simon durch ihre akribische Recherche nicht nur Bilder des zerbombten Kölns vor dem inneren Auge des Lesers entstehen, sondern bringt auch die Widerstandsgruppe der Edelweisspiraten wieder in Erinnerung. Durch die wechselnden Perspektiven schraubt sich der Spannungslevel immer weiter in die Höhe bis zum finalen Schluss. Der Leser ist dauerhaft angehalten, den eingebrachten Wendungen zu folgen, um dem alten Familiengeheimnis nach und nach auf die Spur zu kommen. Zudem gibt die Autorin einen interessanten Einblick in die Welt der Düfte, die dem Leser alle Sinne vibrieren lassen während der Lektüre.
Die Charaktere sind ausgesprochen lebendig entworfen und liebevoll in Szene gesetzt. Sie schleichen sich mit ihrem glaubwürdigen und authentischen Agieren schnell ins Herz des Lesers, der während der Lektüre das Gefühl hat, ihnen gegenüber zu sitzen und ihrer Geschichte zu lauschen. Mitfiebern und Mitfühlen ist hier auf jeden Fall Programm. Nellie ist eine warmherzige und freundliche Frau mit einem ausgeprägten Geruchssinn, die sich für andere engagiert und für diejenigen kämpft, die ihr am Herzen liegen. Freundin Greta wird immer wieder vom Schicksal gebeutelt, beweist aber einen Mut, der einem nur Respekt abverlangt. Liv hat ihr Leben selbst in die Hand genommen und sich einen Traum erfüllt. Doch muss sie erst einige Rätsel lösen, um endlich bei sich anzukommen. Söhnchen Thijs ist ihr ganzes Glück, aber in ihrem Herzen ist auch noch Platz für eine neue Liebe. Protagonisten wie Nouria, Martin, Jan und Lise spielen ebenfalls nicht unerhebliche Rollen in dieser Geschichte.
„Die Lilienbraut“ verbindet auf wunderschöne Weise Vergangenheit mit Gegenwart und wird mit einem Festival an Düften untermalt. Sowohl alte Familiengeheimnisse, als auch der Krieg und die Liebe kommen in diesem Pageturner nicht zu kurz und lassen den Leser an den Seiten kleben, während sämtliche Sinne aufs Höchste angespannt sind. Simons Duftgeschichte ist einmalig, absolute Leseempfehlung – Chapeau, besser geht es nicht!!!