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Veröffentlicht am 13.06.2020

Das schwere Schicksal der Radium-Girls

Florence
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Los Angeles, 1952. Die Schauspielerin Louise Wilde erbt das Vermögen der Drehbuchautorin Florence Daniels, obwohl sie sie kaum kannte. In den Hinterlassenschaften entdeckt Louise unverfilmte Drehbücher ...

Los Angeles, 1952. Die Schauspielerin Louise Wilde erbt das Vermögen der Drehbuchautorin Florence Daniels, obwohl sie sie kaum kannte. In den Hinterlassenschaften entdeckt Louise unverfilmte Drehbücher und auf alten Fotos erkennt sie ihre früh verstorbene Mutter Ethel. Welche Verbindung bestand zwischen den Frauen? Fast dreißig Jahre vorher reist Florence für einen Job quer durch die USA nach Hollywood. Ihre Begleitung ist ihre beste Freundin Ethel.

1926 reist Florence von New Jersey nach Hollywood, sie möchte Drehbuchautorin werden, ihre Freundin Ethel begleitet sie, ihr Mann Carl hat sie verlassen und auch ihre Tochter Louise mitgenommen. Ethel will ihre Ehe retten.

Dieser Roman hat mich dem besonderen Anfang am meisten beeindruckt. Es beginnt mit einer Testamentsverlesung, welches von der Verstorbenen Florence wie ein Drehbuch verfasst wurde.

Im Laufe der Geschichte wechseln sich die Perspektiven und Handlungsorte ab und man bekommt allmählich einen Eindruck, wie die Figuren zueinander standen und welche Schicksale und Charakterzüge sie haben.

Louise findet nach ihrer Erbschaft Gefallen an den Drehbüchern von Florence, solche Rollen möchte sie gern spielen. Finanziell kommt sie über die Runden und unterstützt ihren Mann Arnie, ein traumatisierter Kriegsinvalide. Sie wünscht sich größere Rollen und stürzt sich auf das Tagebuch von Florence, weil diese scheinbar ein erfülltes Leben mit ihrer Arbeit leben durfte.

Jahre zuvor fand der Roadtrip von der freiheitsliebenden Florence und der eher angepassten Ethel statt. Die Reiseschilderungen sind durch die ständig wechselnden Perspektiven etwas verworren, man muss sehr genau lesen, um alles zeitlich und personell richtig einordnen zu können.

Dabei kommt auch ein tragisches Kapitel von einer Erkrankung zur Sprache, die sich Ethel bei der Arbeit als Zifferblatt-Malerin in einer Radiumfabrik zugezogen hat. Die Spätfolgen einer Vergiftung hat vielen Arbeiterinnen das Leben schwer gemacht und sie sehr leiden lassen. In ihrer Danksagung klärt die Autorin über die Hintergründe auf.

In diesem Roman geht es um Freundschaften, Beziehungen und seelisches und körperliches Leiden. Obwohl alle drei Frauen sehr unterschiedliche Typen und starke Persönlichkeiten sind, hofften sie alle an den Traum von einem selbstbestimmten Leben. Bei Flo und Ethel verlief es nicht so wie sie es sich erhofft hatten. Die Figuren habe ich interessiert mitverfolgt, etwas mehr Emotionen hätte ich mir aber gewünscht. Der Erzählstil hat mir gut gefallen, man erlebt die Zeit durch authentisch geschilderte Hintergründe und kann sich die Szenen und Schauplätze gut vorstellen, erlebt neben dem Glamour von Hollywood auch Probleme in Beziehungen, die Folgen eines Kriegseinsatzes im Koreakrieg und entdeckt eine tragische Erkrankung durch die Arbeit in einer Radiumfabrik.


Die Autorin bringt viele Themen in diesem historisch angelegten Roman unter. Man kann die Zeit nacherleben und wird in die Handlung hineingezogen, die Schicksale sind auch ohne große Emotionen sehr ergreifend beschrieben.

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Veröffentlicht am 31.05.2020

Mutmachende Gedanken über das Leben

Das Glück hat lange Ohren
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Im Gerth Medien Verlag erscheint das biografische Buch "Das Glück hat lange Ohren" von Rachel Anne Ridge.

"Tragen sie ihr Herz auf der Zunge. Ein aufrichtig gelebtes Leben ist ein erfülltes. " Zitat ...

Im Gerth Medien Verlag erscheint das biografische Buch "Das Glück hat lange Ohren" von Rachel Anne Ridge.

"Tragen sie ihr Herz auf der Zunge. Ein aufrichtig gelebtes Leben ist ein erfülltes. " Zitat Seite 154

Rachel Anne Ridge und ihre Familie hatten finanzielle Not, die Aufträge für die Künstlerin brachen weg. Die Zukunftsängste wuchsen und die Schuldzuweisung bei sich selbst war groß. Würde ihnen Gott irgendwie helfen? Er schickte ihnen Flash, einen verletzten und heimatlosen Esel, den Rachel trotz eigener Sorgen liebevoll bei sich aufnahm und aufpäppelte. Denn durch ihn lernte sie, wieder an ihr Leben zu glauben und Gott zu vertrauen.


In diesem Buch lässt uns die Autorin an ihrem Leben, ihren Sorgen und Selbstzweifeln und den Erlebnissen mit Esel Flash teilhaben. Denn als dieses knuffige Tier mit seinem ganz besonderen Sturkopf in Rachels Leben tritt, verändert sich ihr Blickwinkel auf ihr Leben und lässt es wieder hoffnungsvoll und schön erscheinen. Durch dieses neue Familienmitglied wächst ihr Glaube in Gottes Fürsorge und Liebe.

Am Ende jeden Kapitels gibt es einen mutmachenden Spruch, der die bestimmende Botschaft des Kapitel zusammenfasst. Diese Sprüche bleiben im Gedächtnis haften und sind die Quintessenz der alltäglichen Handlung und dieses Lebens.

Einige Fotos stellen die Familie mit ihren Tieren vor und sorgen so für einen persönlichen Bezug. Allerdings bekommt der Esel teilweise menschliche Züge verpasst, was bei Haustierbesitzern durchaus der Fall ist. Auch finde ich die Schilderung der persönlichen Gedanken und Geldsorgen etwas zu ausführlich geraten. Die heiteren und positiv stimmenden Szenen und persönliche Veränderung hätten mehr sein können.

Mich haben einige Gedankengänge und Szenen betroffen und berührt, die Autorin spricht mit ihrer biografisch angelegten Geschichte die Themen Glauben und Hoffnung an und verbreitet damit zunächst Zweifel und negative Gedanken, doch diese werden positiver und am Ende siegt die Zuversicht.


Für gläubige Menschen eine optimistisch stimmende Geschichte, die neuen Lebensmut vermittelt.


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Veröffentlicht am 17.04.2020

Ein solider Urlaubskrimi mit Unterhaltungscharakter

Inselaffäre
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Der Regionalkrimi "Inselaffäre" ist der dritte Band einer Reihe von Anja Eichbaum aus dem Gmeiner Verlag.


Im Juni ist auf Norderney der Bär los, ein Cosplayer-Treffen sorgt für Partystimmung. Inselpolizist ...

Der Regionalkrimi "Inselaffäre" ist der dritte Band einer Reihe von Anja Eichbaum aus dem Gmeiner Verlag.


Im Juni ist auf Norderney der Bär los, ein Cosplayer-Treffen sorgt für Partystimmung. Inselpolizist Martin Ziegler hofft auf eine ruhige Veranstaltung, denn er freut sich auf die Hochzeit seiner Freunde Daniela und Frank, er ist als Trauzeuge vorgesehen. Doch dann geschieht genau am Hochzeitstag ein Todesfall, der genauer untersucht werden muss. Es handelt sich aber nur um den Auftakt zu weiteren schrecklichen Vorfällen.


Nach "Letzte Hoffnung Meer" habe ich Geschmack gefunden an den Krimis von Anja Eichbaum. Dieser konnte mich wieder gut unterhalten und das Krimigeschehen hat wirft reichlich Fragen auf.


Auf Norderney werden Touristen unter den Insulanern als lukrative Geldeinnahmequelle akzeptiert, neuen Bewohnern gegenüber ist man aber nicht sehr aufgeschlossen. Diese Ansichten sorgen in diesem Krimi zu Konflikten, sind hier die Mordmotive zu finden?


Wir erleben Daniela, die aus dem Rheinland stammt und zu feiern versteht, leider versackt sie bei ihrem Junggesellinnenabschied dermaßen, dass ihre Hochzeit gefährdet wird. Die Trauung ist am Strand geplant, wo ein Treffen von Cosplayern mit ihren bunten Kostümen für Partystimmung sorgt.

Ein toter Mann hängt in einer Regentonne in einem Schrebergarten, Martin Ziegler nimmt die Ermittlungen auf. Doch es gibt schon bald die nächste Leiche, eine junge Cosplayerin wird tot am Strand aufgefunden. Ihre Mutter gilt als psychisch instabil und darunter hat natürlich die junge Frau auch gelitten. Als auch die Mutter tot aufgefunden wird und eine weitere Leiche, ein möglicher Suizid auftaucht, wissen die Ermittler um Martin Ziegler kaum wo sie anfangen sollen.

Ganz nebenbei läuft die Hochzeit ab, man mag es kaum glauben.


An Toten mangelt es in diesem Buch nicht, auch nicht an zahlreichen Charakteren, die die Autorin mit vielen Details und privaten Einblicken ausstattet und so die Handlung unterhaltsam gestaltet. Auch das Inselflair Norderneys kann man in diesem Buch genießen. Ein paar weniger Geschichten rund um die Personen hätten dem Krimi vielleicht etwas mehr Ausdruckskraft verliehen. Aber da sind Geschmäcker ja unterschiedlich, ich mag es lieber etwas kürzer und damit brisanter als zu ausführlich.

Eine gewisse Grundspannung wird durch die zahlreichen Todesfälle erzeugt, alle Fälle stehen scheinbar ohne erkennbaren Zusammenhang, auch Motive sind lange Zeit nicht ersichtlich. Ein bestimmter Tatvorgang hat mich allerdings auf einen Täter aufmerksam gemacht, am Ende klären sich alle Fälle logisch auf und das Miträtseln hat sich gelohnt.


Dieser unterhaltende Krimi dreht sich rund um einige Affären und steht sich durch die vielen Geschichten ein wenig selbst im Weg. 3,5 Sterne vergebe ich hier, denn etwas mehr spannende Momente hätte ich doch gerne erlebt.

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Veröffentlicht am 14.04.2020

Plauderhafte Gedanken über Lebenserfahrungen und Alterungsprozesse

Herbstbunt
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In "Herbstbunt" vertritt Thomas Gottschalk die These: Wer nur alt wird, aber nicht klüger, ist schön blöd. Die Biografie erscheint im Heyne Verlag.

Im Herbst des Lebens denkt man über das Alter nach ...

In "Herbstbunt" vertritt Thomas Gottschalk die These: Wer nur alt wird, aber nicht klüger, ist schön blöd. Die Biografie erscheint im Heyne Verlag.

Im Herbst des Lebens denkt man über das Alter nach und hinterfragt sein Leben im Rückblick. "Wetten Dass" Thomas Gottschalk in diesem Buch einige persönliche Einblicke zulässt?

In diesem Buch erzählt Thomas Gottschalk über seine Wertevorstellungen, erklärt bestimmte Ansichten und zeigt, wie sich sein Verständnis vieler Dinge im Laufe seines Lebens auch gewandelt hat.

Er schreibt genauso wie er redet, im gewohnt lockeren Plauderton, bei dem er über dies und das philosphiert und sich ernsthafte und humorvolle Themen abwechseln. Manchmal schweift er etwas ab von seinem Erzählten, findet dann aber doch noch die Biege, um den roten Faden des Kapitels weiter zu spinnen. Diese Kapitel tragen passenderweise Songtitel, die gut zum jeweiligen beschriebenen Inhalt passen. Songs wie Stayin `Alive, My Generation, Father and son, When i´m sixty-four, Fire oder Everlasting love lassen nicht nur musikalische Erinnerungen beim Leser aufkommen, sie passen wirklich sehr gut zu bestimmten Phasen in Gottschalks Leben.

Von Notlügen in der Schule, über Kindererzeihung, Sport und Fitness und Hausbrand, kommt er auf die wichtigste Hürde in seinem Leben zu sprechen, die Trennung nach langjähriger Ehe von seiner Frau Thea. Dieses einschneidende Ereignis kommt erst in einem der letzten Kapitel zur Sprache.

"Wenn plötzlich ein Einhorn aus dem Zauberwald tritt, schön, milde, zahm? Und dann schüttelt es die Mähne und wird zur feurigen Geliebten... Zitat Seite 240

Diese Formulierung mag ja märchenhaft anmuten, zu einem gestandenen Mann um die 70 scheint es aber weniger zu passen. Man merkt, wie der Sinnes- und Gefühlswandel auch Männer verändern kann. Ob das nun zum Guten ist oder nicht, mag dahingestellt sein. Er rät seinen Leserinnen (die Leserschaft wird überwiegend weiblich sein) noch: "Wenn sie am Ufer ein Einhorn sehen sollten, ... schwimmen sie an Land, retten sie sich, bevor der große Ozean der Gleichgültigkeit sie verschluckt."

Diese Bemerkungen erinnern mich an Fantasy-Lektüre und trüben etwas meine bisherige gute Meinung über einige recht interessante Kapitel des Buches und über den erfolgreichen Show-Master.

Doch am Ende kommt noch einmal der humorvolle Schalk des Gottschalks hervor, nachlassendes Hörvermögenden und Sehschärfe beschreibt er so: "Ein grauer Star war ich selber, haben wollte ich keinen."


Diese Biografie unterhält, amüsiert und lässt doch den privaten Gottschalk etwas vermissen. Hier war aber garantiert kein Ghostwriter am Werk, es ist der Ur-Ton von Thomas Gottschalk, wie man ihn gewohnterweise von seinen Moderationen her kennt.

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Veröffentlicht am 09.04.2020

Leichte Krimilektüre für den Strandkorb

Leuchtturm, Lachs und Leiche
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Ihr nächster Arbeitsauftrag führt die Journalistin Amadea König auf die schöne Nordseeinsel Norderney, sehr zur Freude von Amadea, denn Arbeiten auf der Insel ist auch ein wenig Urlaubsfeeling. Doch dann ...

Ihr nächster Arbeitsauftrag führt die Journalistin Amadea König auf die schöne Nordseeinsel Norderney, sehr zur Freude von Amadea, denn Arbeiten auf der Insel ist auch ein wenig Urlaubsfeeling. Doch dann verschwindet ihr Interviewpartner plötzlich spurlos und es gibt eine Leiche am Strand. Auf einmal steckt Amadea mitten in einer Mordermittlung und auch in Gefahr.


Dies ist der zweite Fall für die Journalistin Amadea König aus der Feder von Helen Kampen, wieder spielt das Setting auf Norderney und man kann das Nordseefeeling erneut sehr genießen.

Vom lockeren und teilweise auch sehr witzigen Schreibstil wird man sofort eingefangen, der Spannungsbogen zieht sich bis zum Ende durch die Handlung, doch der Krimi lebt mehr von den Charakteren und deren Erlebnissen. Allerdings bringt sich Amadea bei ihren Nachforschungen doch in Gefahr. Interessanterweise kommen Probleme zur Sprache, die Urlaubsinseln in der heutigen Zeit immer mehr zu spüren bekommen.


Die Haupt-Charaktere Amadea König und der kauzige Kommissar Alexander de Vries liefern sich einen regelrechten Ermittlerstreit, beide ermitteln parallel zueinander und es ist ein Spaß zu erleben, wie sie an ihre Fakten gelangen. Irgendwie ist Amadea dem Kommissar immer etwas voraus.

Mir haben die beschriebenen Schauplätze gut gefallen, man kommt sofort in Urlaubsstimmung und lässt sich von der Krimihandlung gut unterhalten.


Ein schöner Urlaubskrimi für den Strandkorb oder für Urlaubsfeeling für zu Hause.

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