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Veröffentlicht am 01.06.2020

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen

Requiem für einen Freund
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Wie es der Zufall will, richtig? Aber war es wirklich Zufall, dass ausgerechnet Joachim Vernau für eine Betriebsprüfung ausgewählt wurde? Vernau, der doch eigentlich ein kleines Licht in der Steuerszene ...

Wie es der Zufall will, richtig? Aber war es wirklich Zufall, dass ausgerechnet Joachim Vernau für eine Betriebsprüfung ausgewählt wurde? Vernau, der doch eigentlich ein kleines Licht in der Steuerszene ist und der seine Buchführung immer akribisch erledigt … wenn da nicht die Jahre mit Marie-Louise mit reinspielen würden. Spätestens als er den armen Herrn Fischer, korrekter Betriebsprüfer seines Zeichens, tot in seinem Büro vorfindet, weiß er, dass es hier um mehr gehen muss … um viel mehr! Die Spur führt unter anderem zu seinem Freund Sebastian Marquardt und bevor Vernau es sich versieht, steckt er mittendrin in einem Korruptionsskandal, der sich gewaschen hat …

Obwohl die Autorin Elisabeth Herrmann in dieser Buchreihe vier Jahre Pause eingelegt hatte, war ich sofort wieder mitten drin im Geschehen. Dank der tollen Verfilmungen mit einem meiner Lieblingsschauspieler Jan-Josef Liefers hatte ich alles wieder vor Augen … Berlin, Joachim Vernau, Marie-Louise, die Mutter, Hüthchen und natürlich die Dreier WG von Mutter, Frau Huth und dem Musiker. Ich konnte mir Vernau bestens vorstellen, wie er an der angekündigten Betriebsprüfung zu verzweifeln drohte, bedeutete es doch, wieder mit Marie-Louise zusammen arbeiten zu müssen – oder zu dürfen? Doch viel Zeit bleibt ihm nicht zum Nachdenken, denn schon reißt ihn die Autorin wieder in äußerst prekäre, ja sogar lebensbedrohliche Situationen, denen es zu entkommen heißt. Hört sich soweit spannend an und war es auch. Die Seiten blätterten sich quasi wie von selbst um. Aber irgendwie fehlte eine Klitzekleinigkeit zum fünften Stern … egal, ich habe diesen sechsten Fall rund um Vernau und Co. mal wieder in vollen Zügen genossen und freue mich schon auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 29.05.2020

Mir fehlen die Worte ...

Die Hölle war der Preis
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Inhaltlich ist dem Klappentext wenig hinzuzufügen, er deckt die Handlung an sich ab. Was sich aber wirklich in diesem schrecklichen Gefängnis abspielt wird einem erst bewusst, wenn man die Geschichte auch ...

Inhaltlich ist dem Klappentext wenig hinzuzufügen, er deckt die Handlung an sich ab. Was sich aber wirklich in diesem schrecklichen Gefängnis abspielt wird einem erst bewusst, wenn man die Geschichte auch selbst hört, quasi aus dem Mund von Peasy, die in ihrem jungen Leben wirklich unfassbare Dinge ertragen musste. Mit welcher Grausamkeit Menschen andere Menschen unterjochen, die eigentlich nichts anderes verbrochen haben, als sich Freiheit zu wünschen, kann man mit Worten nicht beschreiben. Da tun sich wirklich menschliche Abgründe auf.
Der Tatsachenroman war – wie ich es inzwischen von Frau Lind kenne - eindringlich, aber auch einfühlsam geschrieben. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen. Warum ziehe ich trotzdem ein kleines Sternchen ab? Unheimlich gestört hat mich der aufgesetzte sächsische Dialekt. Das hat mir echt manche Hörpassage ein wenig vermiest. Schade fand ich zudem, dass beim Hörbuch das Nachwort fehlte. Das habe ich mir dann im Netz zusammengesucht und in meiner Hörrunde geteilt. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, alles in allem bin ich tief beeindruckt.

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Veröffentlicht am 29.05.2020

Wer steht hier in der Schuld?

Vergib uns unsere Schuld
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Wow, das ging nun aber flott. Nach einer nahezu schlaflosen Nacht habe ich dieses Buch nach nur knappen zwei Tagen erstaunt, erschüttert und berührt zugeklappt. In diesem auf wahren Tatsachen beruhenden ...

Wow, das ging nun aber flott. Nach einer nahezu schlaflosen Nacht habe ich dieses Buch nach nur knappen zwei Tagen erstaunt, erschüttert und berührt zugeklappt. In diesem auf wahren Tatsachen beruhenden Roman treffen strammer DDR Sozialismus und strenger katholischer Glaube in einer Weise aufeinander, die einem den Atem verschlägt. Die Protagonistin Carina Kramer lebt bis vor Kurzem ein für DDR Verhältnisse privilegiertes Leben. Nicht ganz freiwillig, denn ihr Mann Wilhelm – ein strenger Parteigenosse, der 16 Jahre älter ist als sie – erweist sich besonders in den letzten, krankheitsbehafteten Jahren seines Lebens, als fordernder Tyrann gegenüber Frau und Kindern. Fast scheint es eine Erleichterung, von dieser Last befreit zu sein. Als sie bei der Beerdigung schließlich auf ihre im Westen lebende Schwiegermutter trifft, spricht ihr diese Mut zu und wünscht ihr, dass sie sich wieder verlieben und ihr Leben endlich genießen soll. Doch wie hätte sie ahnen können, dass die Liebe bald wie ein Bombeneinschlag in ihr Leben eintreten sollte? Tragischerweise ist auch diese Beziehung nicht von Glück und Harmonie geprägt. Während Carina und Raphael einander bald hoffnungsvoll verfallen scheinen, hat die katholische Kirche alles andere als ihre Glückseligkeit im Sinn, die Beziehung scheint zum Scheitern verurteilt, bevor sie wirklich begonnen hat …

Hera Lind zeigt mit diesem Roman ein unheimliches Einfühlungsvermögen in die Gefühlwelt der Familien Kramer und von Ahrenberg obwohl sie diese während der Entstehung des Romans noch nicht von Angesicht zu Angesicht kennen lernen durfte. Geschickt verknüpft sie die oft tragischen Geschehnisse zu einer homogenen Geschichte, die den Leser sprachlos werden lässt. Wieder einmal darf man Einblick nehmen in die Machenschaften sowohl der Kirche als auch des ehemaligen DDR Regimes, die Abgründe öffnen, die Menschen verachtender kaum sein können.

Ich freue mich auf weitere Erlebnisse mit der Autorin, wer Hera Lind nur von ihren ganz frühen Romanen kennt, wird sie nicht wiedererkennen und vielleicht – wie ich – begeistert sein.

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Veröffentlicht am 26.05.2020

Ungesunde Liebe ...

Das Leuchten jenes Sommers
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Bevor ich dieses Buch zur Hand nahm hatte ich gerade ein Buch beendet – von einer anderen Autorin – das in einem eher nüchternen Schreibstil gehalten wurde. Ich war deshalb gleich von Anfang an wie in ...

Bevor ich dieses Buch zur Hand nahm hatte ich gerade ein Buch beendet – von einer anderen Autorin – das in einem eher nüchternen Schreibstil gehalten wurde. Ich war deshalb gleich von Anfang an wie in den Bann gezogen von der Emotionsfülle, die dieser Roman bereithält. Genau so geht für mich Geschichten schreiben!

Im Hier und Jetzt scheint Chloe alles zu haben, was man sich nur wünschen kann. Sie hat einen charismatischen Arzt zum Mann, lebt in einem wunderschönen Haus, ist schwanger, nur eins hat sie nicht … die Freiheit, das alles zu genießen. Ihr Mann scheint sie liebevoll zu umsorgen, doch er hält sich seine junge Frau im goldenen Käfig. Es wäre so einfach sich dem hinzugeben, doch Chloe will mehr. Sie will wieder fotografieren und sich vor allem wieder um ihren kranken Bruder kümmern dürfen …

Im Dort und Damals lernen wir Maddy kennen, den jüngeren Part eines verwaisten Schwesterduos, das schon so manchen Schicksalsschlag hinnehmen musste. Und genau diese Maddy, in ihrem Erwachsenenleben Verfasserin vieler geliebter Kinderbücher, soll Chloe auf Film festhalten. Auf Umwegen kommen sich die Beiden schließlich näher, entdecken so manche Gemeinsamkeit, haben aber auch harte Proben zu bestehen …

Die Autorin Nikola Scott, die mich schon mit ihrem Debütroman „Zeit der Schwalben“ begeistern konnte, hat mich auch mit diesem ihrem Zweitwerk überzeugt. Auf spannende Weise zeigt sie dem Leser, dass Liebe viele Gesichter haben kann, die durchaus nicht immer positiv sind. Im Gegenteil oft artet sie in Besessenheit und Kontrollsucht aus, und wie viele Verbrechen sind schon im Namen der Liebe geschehen?

Ich gebe diesem Buch viereinhalb von fünf Sternen und bin gespannt auf weitere Werke aus der Feder von Nikola Scott.

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Veröffentlicht am 25.05.2020

Detektivsarbeit vom Feinsten ...

Schwanenlied
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Oh wie schade, nun ist sie zu Ende, die Reihe um Katrin Sandmann und Manfred Kabritzky. Doch dieser letzte Teil hat es nochmal so richtig in sich.

Sie muss ihn schon ganz schön anpieksen, ihren Manfred, ...

Oh wie schade, nun ist sie zu Ende, die Reihe um Katrin Sandmann und Manfred Kabritzky. Doch dieser letzte Teil hat es nochmal so richtig in sich.

Sie muss ihn schon ganz schön anpieksen, ihren Manfred, der den Hof eines Onkels in der Eifel geerbt hat, denn eigentlich hat Manfred mit seiner Familie und somit auch mit seiner Vergangenheit mehr oder weniger gebrochen. Doch so einfach gibt sich die neugierige Katrin nicht geschlagen. Widerwillig stimmt ihr Lebensgefährte dann also zu, sich diesen alten Hof mal anzuschauen. Schnell ist Katrin Feuer und Flamme, der Weg in die alte Heimat wird angetreten und dann gibt es kein Halten für sie mehr. Durch einen dummen Zufall entdecken die Beiden eine geheime Kammer und machen darin eine schreckliche Entdeckung. Die Geschichte führt Katrin, Manfred und somit auch den Leser zurück bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und so manche Leiche wäre wohl besser im Keller geblieben …

Ich hatte diesen recht kurzen Krimi im Nu ausgelesen, denn die Seiten blätterten sich fast wie von selbst um. Die Geschichte entfaltete sich ganz wunderbar vor mir obwohl ich zugeben muss, dass es sich manchmal fast ein wenig wie „Emil und die Detektive“ las. Das ist nicht negativ gemeint, denn die Spannung war ja da, aber ob eine kleine Fotografin wirklich so einen Einfluss auf die Polizei und ihre Aufklärungsarbeit auswirken kann? Nichtsdestotrotz hat mir auch dieser fünfte und letzte Teil wieder sehr gut gefallen und ich empfehle diese Reihe – möglichst in der richtigen Reihenfolge – allen Krimifans, die sie noch nicht kennen.

Ach ja, der Bezug zum Titel „Schwanenlied“ wird erst ganz zum Schluss erklärt und war für mich ein kleines Sahnehäubchen …

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