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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.06.2020

Überraschende Wendungen, unfassbares Ende

DUNKEL
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Dass der vorliegende Thriller als einer der besten 100 Krimis und Thriller seit 1945 ausgezeichnet wurde, ließ meine Erwartungen auf ein Höchstmaß anwachsen mit nachfolgender, fast zwangsläufiger Enttäuschung. ...


Dass der vorliegende Thriller als einer der besten 100 Krimis und Thriller seit 1945 ausgezeichnet wurde, ließ meine Erwartungen auf ein Höchstmaß anwachsen mit nachfolgender, fast zwangsläufiger Enttäuschung. So absurd kann Werbung wirken: Ohne diese Vorschusslorbeeren und meine dadurch hochgeschraubten Hoffnungen hätte mir das Buch durchaus besser gefallen.

Hulda Hermannsdóttir ist altgediente, erfahrene Kommissarin bei der Polizei in Reykjavik. Ihre Arbeit ist ihr Leben. Von jetzt auf gleich wird ihr jedoch nahegelegt, in den Ruhestand zu gehen. Lediglich einen cold case ihrer Wahl könne sie noch für wenige Tage bearbeiten. Sie stürzt sich in die Ermittlungsarbeit eines Falles, der seinerzeit auffällig schlampig bearbeitet worden war.

Sehr lesefreundlich ist dieses Buch, was zum einen an den kurzen Kapiteln liegt, zum anderen aber auch an der großen Schrift und an der relativ einfachen, klaren Sprache. Mit anderen Worten, dieses Buch ist blitzschnell ausgelesen. Auch lässt die wendungsreiche Geschichte dem Leser keine Verschnaufpause. Um wessen Leben es in Rückblicken ging, verstand ich erst nach einer ganzen Weile, ebenso blieben mir die kursiven Einschübe lange unklar. Das entsetzliche Ende der Geschichte lässt den Leser fassungslos zurück.
Zunehmend mehr erfährt man im Verlauf des Buches über Hulda Hermannsdóttir selbst, über ihre Vorgeschichte, über all das, was sie so hart gegen sich selbst werden ließ. Ihre Einsamkeit ist auf jeder Buchseite deutlich spürbar. Irgendwann wurden mir die langen, sich ständig wiederholenden Selbstreflexionen allerdings zuviel. Und ich hätte mir lebendigere Darstellung der handelnden Personen gewünscht, sie blieben für mich plakative Karikaturen ihrer selbst.
Fazit: Ein blitzschnell zu lesender, wendungsreicher Thriller mit einigen Schwächen, jedoch einem den Atem raubenden, überraschenden Ende.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Sachliche, hoch informative, aber auch etwas anstrengende Lektüre

Florence Nightingale
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Zu meiner Jugendzeit, lang ist’s her, besaß ich eine Florence-Nightingale-Biographie, die in ihrer gefühlsmäßigen Verbrämtheit meinem pubertären Überschwang sehr entgegenkam. Deshalb war ich jetzt, ca. ...


Zu meiner Jugendzeit, lang ist’s her, besaß ich eine Florence-Nightingale-Biographie, die in ihrer gefühlsmäßigen Verbrämtheit meinem pubertären Überschwang sehr entgegenkam. Deshalb war ich jetzt, ca. 55 Jahre später, besonders neugierig auf das vorliegende Buch. Denn ich hatte tatsächlich die Vorstellung eines „Engels“, der sich für die Pflege von Kriegsverletzten restlos aufopferte. Ein oberflächliches Klischee, mit dem Hedwig Herold-Schmidt restlos aufräumt.

Die Autorin ist zu bewundern, wie detailliert-genau, mit welcher Akribie und ausufernden Recherchearbeit sie sich mit Florence Nightingale beschäftigte und deren Persönlichkeit sowohl historisch, politisch, gesellschaftlich als auch psychologisch beleuchtet. Die immense Arbeit, die hinter diesem Buch steckt, ist kaum zu erahnen. So beeindruckend diese Detailgenauigkeit ist, so schwierig wurde mir dadurch auch mitunter das Lesen. Die enorme Fülle der Informationen erschlug mich geradezu, und so las ich lange am Buch, in jeweils kurzen Etappen. Und doch bildete sich in mir zunehmend das Bild einer willensstarken Frau heraus, einer außergewöhnlichen Persönlichkeit, die von Glaubensstärke getragen weder auf ihre eigene angegriffene Gesundheit noch auf gesellschaftliche Normen achtete und sich lediglich dem unterordnete, was sie selbst als richtig und richtig und notwendig erachtete.

Die sachlich-informative Schreibweise der Autorin ist als Informationsübermittlung großartig, aber dennoch hätte ich mir ab und zu etwas mehr „Farbe“ gewünscht, um nicht nur Wissen, sondern auch ein gewisses Gefühl für den Menschen Florence Nightingale entwickeln zu können. Insofern bleibt für mein Empfinden Hedwig Herold-Schmidt hinter ihrem eigenen Anspruch etwas zurück. Denn die eigentliche „Frau hinter der Legende“ blieb mir trotz allen Wissensgewinns irgendwie weiterhin verborgen.

Fazit: Eine sachliche, fundierte und hoch informative Biographie über Florence Nightingale, sowohl kritisch als auch würdigend. Allerdings leider etwas anstrengend zu lesen.

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Veröffentlicht am 19.04.2020

Die opulente Familiensaga geht weiter

Gut Greifenau - Goldsturm
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Ob es daran liegt, dass ich nur Band 1 gelesen hatte, bevor ich nun aus Zeitgründen direkt mit Band 4 weiterlas? Die Faszination, die ich bei Band 1 gespürt hatte, fiel bei Band 4 leider etwas geringer ...


Ob es daran liegt, dass ich nur Band 1 gelesen hatte, bevor ich nun aus Zeitgründen direkt mit Band 4 weiterlas? Die Faszination, die ich bei Band 1 gespürt hatte, fiel bei Band 4 leider etwas geringer aus. Mag sein, weil mir der direkte Anschluss fehlte, mag aber auch sein, dass die Erzählung in Band 4 generell so etwas vor sich hin plätschert und sich dabei sehr in Details verliert.

Für den Inhalt zitierte ich wegen der Fülle vieler einzelner Geschehnisse sinngemäß den Verlag: Pommern, Ende des 1. Weltkrieges, 1919-1923. Konstantin und Rebecca kämpfen mit den Folgen, die Misswirtschaft und Krieg auf dem Gut hinterlassen haben. Ungewiss ist, wie es mit Gut Greifenau weitergehen soll, solange Konstantin keinen Erben hat. Katharina dagegen lebt in Luxus und träumt weiterhin vergeblich vom Medizin-Studium. Auch bei den Dienstboten gibt es trotz größerer Freiheiten wenig persönliches Glück zu berichten. Die Zeit der der Inflation, die sogenannten goldenen Zwanziger, die nicht nur golden waren, überschattet alles. Und wohin man bei der Familie Auwitz-Aarhayn auf Gut Greifenau auch schaut, überall stösst man auf Konflikte, auf Auseinandersetzungen und Böswilligkeiten.

Ich mag den Schreibstil von Hanna Caspian sehr. Am ehesten finde ich das Adjektiv „sorgfältig“ stimmig für ihre Erzählweise. Doch nicht nur das, der Erzählstil ist auch der geschilderten Zeit angepasst, dabei detailgenau und anschaulich. Bereits nach wenigen Seiten versinkt man in der gräflichen Welt, leidet mit, diskutiert mit. Szene für Szene entsteht im Kopfkino. Die Autorin erzählt fesselnd, farbig, mit historisch umfangreich recherchierten Details. Auch wenn die Protagonisten mehrheitlich nicht unbedingt Sympathieträger sind – das Buch hat durchaus Suchtfaktor und ist Lesefutter für viele Stunden. Aber hier in Band 4 war ich sehr viel weniger diesem Suchtfaktor erlegen als in Band 1. Ich las und las, fühlte mich durchaus gut unterhalten, aber am Ende blieb außer einem Cliffhanger, der zu Band 5 verlocken will, nichts übrig. Das Kopfkino erlischt mit der letzten Seite und so gut wie nichts bleibt zurück, keine Gefühle, keine Bilder, keine einzelnen Begebnisse. Vielleicht lag es an mir.



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Veröffentlicht am 16.04.2020

Sylt und der ewige Kampf zwischen Herz und Verstand

Die Strandvilla
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Eine schöne Unterhaltung ist dieses Buch! Genau die richtige Mischung an Leichtigkeit und Ernst, an Atmosphäre und fesselnder Handlung. Die passende Lektüre zur Entspannung.

Kurz vor Ausbruch des 1. ...


Eine schöne Unterhaltung ist dieses Buch! Genau die richtige Mischung an Leichtigkeit und Ernst, an Atmosphäre und fesselnder Handlung. Die passende Lektüre zur Entspannung.

Kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges begleiten wir die junge Witwe Moiken Jacobsen auf ihrer Suche nach neuem Lebensglück. Nach Zeiten eines Lebens in größter Kargheit begegnet sie dem Hotelier Theodor von Lengenfeldt, Besitzer der „Strandvilla“, dem besten und modernsten Hotel auf der Insel Sylt. Theodor verliebt sich in Moiken und hält um ihre Hand an. Aber da ist auch noch der Strand-Fotograf Boy Lassen, eine alte Liebe aus Jugendtagen.

Zugegeben, diese Kurz-Inhaltsangabe klingt nach einer sehr trivialen Geschichte. Das ist sie vielleicht sogar irgendwie, aber die Stärke des Romans liegt ganz klar sowohl im Erzählstil als auch an den Protagonisten und an Sylt zu einer Zeit, in der die Insel noch einen ganz eigenen Charme hatte. Dass es Sina Beerwald gut beherrscht, historisches Ambiente mit allgemein menschlichem Sehnen und Trachten zu verbinden, hat sie bereits in mehreren historischen Romanen bewiesen. Ich empfehle, im vorliegenden Buch als erstes das Nachwort zu lesen. Ich fand es sehr beeindruckend zu erfahren, wie die Autorin historische Realität und romanhafte Fiktion zusammengefügt hat. Mit der Witwe Moiken und ihrer halbwüchsigen Tochter Emma hat sie fiktive Personen zum Leben erweckt, die nicht unbedingt sofort die Sympathie des Lesers gewinnen. Moiken ist ein spröder Mensch, hart zu sich selbst, aber auch zu anderen, einerseits in den Konventionen der Zeit gefangen, andererseits aber unangepasst-freiheitlich denkend ihre Ziele verfolgend. Sie zeigt beeindruckende Stärke und Beharrlichkeit im Kampf um Selbstbestimmung in einer Zeit, in der allein der Mann das Sagen hatte. Sina Beerwald erzählt eindrücklich, detailreich, atmosphärisch dicht, immer fesselnd und unterhaltsam. Gewissermaßen mit Sand unter den Füßen und Wind im Haar erlebt der Leser den ewigen Widerstreit zwischen Herz und Verstand, zwischen Tradition und Moderne, zwischen Zuversicht und Hoffnungslosigkeit.

„Die Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt“ heißt es im Nachwort. Wie schön!

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Veröffentlicht am 15.04.2020

Essen als Quell von Heilung und Weisheit?

Ayurvedische Wohlfühlküche
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Misstrauisch bin ich immer gegenüber Heilsversprechungen, deren Grundlage persönlich-individuelle Erfahrungen sind. So berichtet die Autorin im vorliegenden Buch von ihrer langjährigen Suche nach Heilung ...


Misstrauisch bin ich immer gegenüber Heilsversprechungen, deren Grundlage persönlich-individuelle Erfahrungen sind. So berichtet die Autorin im vorliegenden Buch von ihrer langjährigen Suche nach Heilung und innerer Weiterentwicklung, die sie schließlich zu Ayurveda führte. Als Ergebnis lädt sie den Leser ein, verschiedene Lektionen ihrer persönlichen Reise zu teilen, um Zugang zu den heilenden Eigenschaften von Lebensmitteln zu finden und darüber hinaus „Essen zum Quell von Weisheit“ werden zu lassen. Nun ja…

Das Buch enthält alles, um sich einen schnellen Überblick über Ayurveda zu verschaffen und sich selbst – sehr oberflächlich allerdings – einzuordnen als luftigen, feurigen oder erdigen Typ mit jeweils sehr unterschiedlicher Verdauung, worauf wiederum die Auswahl hilfreicher Lebensmittel basiert. Es gilt, sich geschmacksintensiv zu ernähren, wobei jede Mahlzeit die sechs traditionellen Geschmacksrichtungen aufweisen sollte: „Geschmack unseres Lebens“. Als Essenz jenseits aller persönlichen und exotischen Denkweisen bleibt für mich die altbekannte Wahrheit übrig, auf den Körper zu hören und ihn mit dem zu versorgen, was er wirklich braucht.

Der große Rezeptteil folgt den Jahreszeiten und ist durchaus interessant zu lesen. Denn abgesehen von allen Grundinformationen wie Zeitbedarf, Zutaten und Zubereitung gibt die Autorin auf unterhaltsame Weise Wissenswertes zum Rezept oder zu möglichen Varianten bekannt, außerdem findet man jeweils Hinweise, wie das Rezept für luftige oder erdige Verdauung zu ergänzen wäre. Leider sind nicht alle Rezepte mit Fotos versehen, denn erst die Fotos lassen eine Ahnung davon aufkommen, womit ich meinen Körper versorgen soll. Aber braucht er wirklich eine Suppe aus Moringa-Stängel oder einen Pfannkuchen mit Mung Dal? Oder getrocknete Curryblätter? Und wo soll man diese Zutaten überhaupt kaufen können? Wen wundert es, dass im Anhang Lieferanten für Ayurveda-Produkte aufgelistet sind.

Fazit: Das Buch ist gut gemacht und enthält eine Fülle von Informationen. Für Leser, die sich mit der ayurvedischen Ernährung befassen wollen, ist dieses Buch eine reiche Quelle an Hintergrundwissen und Ernährungsanregungen. Mein Körper allerdings wollte keines der Rezepte ausprobieren, ließ er mich wissen…


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