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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.08.2020

Überraschend großartig

Jamaica Inn
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Unheimlich atmosphärisch, durchaus überraschend in der Auflösung und mit einer grandios taffen Protagonistin - durch und durch ein Lesegenuss!


Seit "Herz aus Glas" steht Rebecca auf meiner Leseliste ...

Unheimlich atmosphärisch, durchaus überraschend in der Auflösung und mit einer grandios taffen Protagonistin - durch und durch ein Lesegenuss!


Seit "Herz aus Glas" steht Rebecca auf meiner Leseliste - durch die LovelyBooks-Klassikerleserunde bin ich zufällig über dieses Buch selbiger Autorin gestolpert und konnte Cover und Klappentext einfach nicht widerstehen!

Glücklicherweise! Denn nun weiß ich nicht nur sicher, dass ich Rebecca unbedingt lesen möchte, sondern hatte ausgesprochene Lesefreude an diesem Buch. Während meine Hoffnungen auf Abenteuer auf hoher See schnell enttäuscht wurden, vermochte mich die Autorin dennoch an die sumpfige Landschaft rund um das Jamaica Inn zu fesseln.

Zum einen lag das an ihrem atmosphärischen Schreibstil, der mich Klammheit und Kälte spüren ließ, nervöse Schauer über den Rücken trieb und Teil der Geschichte werden ließ. Letztlich war von Anfang an klar, was das schreckliche Geheimnis des Ortes und seiner Bewohnenden ist und doch bröckelte der Spannungsbogen an keiner Stelle und konnte das Ende in einigen Punkten überraschen. Die Handlung geht langsam voran - willkommen im Zeitalter der Kutschen und versiegelten Briefe... Normalerweise empfinde ich beschreibungsreiche, aktionsarme Erzählungen als zäh - hier war das jedoch nicht der Fall; so war ich in die Geschichte versunken!

Zum anderen konnte mich Daphne du Mauriers Hauptprotagonistin Mary begeistern, sodass mir selbst eine Wanderung durch das Moor mit ihr Lesefreude bereitete. Mary ist Landkind und durch Schicksalsschläge schon früh eigenständig geworden, Kind ihrer Zeit und geistig dieser doch um Längen voraus und vor allem mit Neugier, Courage, Witz und Intellekt gesegnet. Ich feiere sie dafür, wie unerschrocken sie für ihre Unabhängigkeit ringt, sich dem Ehefrauendasein widersetzt und von einem selbstbestimmten Dasein träumt.

Zudem ist Mary ausgesprochen reflektiert, was ihre gesellschaftliche Position und Optionen als Frau angehen; weigert sich aber, sich den Regeln und Erwartungen ihrer Zeit widerstandslos zu beugen.

Hervorragend ist der Autorin zudem die zarte und zugleich kraftvolle Liebesgeschichte gelungen, die sich nur langsam entspinnt, seitens Mary bitterlichst bekämpft wird und vor allem auf Augenhöhe stattfindet.

Erwähnenswert finde ich an der Stelle, dass die Autorin wohl zeitlebens ihre lesbischen Gefühle unterdrückte und diese - kodiert - auch in manchen ihrer Werke thematisiert hat.

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Veröffentlicht am 23.07.2020

Wärmste Empfehlung ♥

Hallo, Teckel Tom!
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Unglaublich niedlich illustriertes Kinderbuch, dem es grandios gelingt, Diversität im Hintergrund der eigentlichen Dackel-Geschichte darzustellen, zu feiern und normalisieren.


Heute möchte ich euch ein ...

Unglaublich niedlich illustriertes Kinderbuch, dem es grandios gelingt, Diversität im Hintergrund der eigentlichen Dackel-Geschichte darzustellen, zu feiern und normalisieren.


Heute möchte ich euch ein ganz und gar bezauberndes (Kinder-)Buch vorstellen und ans Herz legen ♥

Und zwar die Geschichte von Teckel Tom und wie er zu Sophie kam - unfassbar niedlich illustriert und liebevoll erzählt, ist dieses Buch Lesefreude und Regalzierde! Ich bin ausgesprochener Dackelfan, denke aber, dass die Niedlichkeit der Zeichnungen von Noëlle Smit Kindern wie Erwachsenen Herzchen in die Augen zaubern sollten :)

Besonders gelungen ist zudem, wie die beiden Papas von Sophie zwar erwähnt werden; diese Diversität jedoch unaufgeregt als die Normalität gezeigt wird, die sie sein (dürfen) sollte. Ich finde es großartig, wenn Kinder durch Bücher und andere Medien nicht immer nur das weiße Bilderbuchfamilienkonzept vorgestellt bekommen, sondern schon ganz früh lernen, dass es kein "richtig" und "falsch" gibt, wie und in welchen Konstellationen Menschen sich lieben und zusammenleben, oder auch nicht.

Definitiv braucht es auch Bücher, die explizit über die Stigmata, Diskriminierungen und Ängste von Menschen sprechen, denen die Existenzberechtigung abgesprochen wird oder die als "abnormal" diffamiert werden. Darüber hinaus sind jedoch auch solche Geschichten nötig, die Sichtbarkeit und Representation schaffen, ohne sie explizit zu thematisieren. Dazu ist dieses Buch ein hervorragender Beitrag.

Übrigens: Autorin, Illustratorin und Übersetzerinnen dieses Buches sind alles Frauen :)

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Veröffentlicht am 23.07.2020

Eine Geschichte, auf die man sich einlassen (können) muss

Das sternenlose Meer
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Verworren und verwirrend, bizarr und bezaubernd - ich bin dieser Liebeserklärung an das Geschichtenerzählen erlegen!


Angesichts der begeisterten Stimmen zu Nachtzirkus konnte ich bei diesem Titel und ...

Verworren und verwirrend, bizarr und bezaubernd - ich bin dieser Liebeserklärung an das Geschichtenerzählen erlegen!


Angesichts der begeisterten Stimmen zu Nachtzirkus konnte ich bei diesem Titel und Klappentext einfach nicht widerstehen - und wusste zugleich nicht, worauf ich mich einlassen würde. Weiß es bis jetzt nicht! Denn dieses Buch ist Prosa und Poesie, Täuschung und Wunder, Märchen und Fabel; und Rätsel. Es geht um Bücher und die Kraft von Worten und den Zauber von Fantasie. Auch wenn das Buch einen roten Faden aufweist - die Erlebnisse von Zachary - ist es vielmehr eine lose und zugleich verwobene Erzählung aus vielen einzelnen Geschichtsfragmenten ohne festen Anfang und Ende.

Durch den bezaubernden Schreibstil gelang es mir von Anfang an, mir auf dieses verworrene und verwirrende Buch einzulassen, die zarte Liebesgeschichte zwischen Zachary und dem geheimnisvollen Geschichtenerzähler zu genießen und die Schönheit in der Langsamkeit der Handlung zu erkennen.

Diese Geschichte ist eine Liebeserklärung an der Welt der Worte und Bücher; denn Geschichten sind immer nur Ausschnitte, nur Teilwahrheiten und letztlich nur durch uns, die Leserschaft, lebendig und bedeutungsvoll. Ich habe definitiv nicht alle Zusammenhänge erkannt, alle Rätsel gelöst, alle offenen Fragen mir beantworten können - und das hat mich dennoch nicht gestört! Dieses Buch muss unvollständig sein und für jede*n Lesenden von eigener Bedeutung.
Für mich ist das Buch wie ein gewaltiger Strom - dagegen anzupaddeln, krampfhaft nach Sinn und Unsinn, Logik und allen Zusammenhängen zu suchen, ist anstrengend bis ergebnislos. Sich der verschachtelten Erzählung einfach hinzugeben, ohne Erwartungen, was als nächstes kommen mag und immer bereit, vermeintlich Wahres wieder aufzugeben, ist dagegen ein wahrer Lesegenuss ♥

Das sternenlose Meer gehört hiermit zu den Büchern, die ich nicht uneingeschränkt empfehlen kann und doch möchte; konnte es mich doch betören. Dennoch glaube ich, dass es nicht jedem Lesegeschmack gefällt und nicht jeder Lesestimmung entspricht. Definitiv werde ich nun bald den Nachtzirkus vom SuB befreien und bin voller Vorfreude und Neugier.

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Veröffentlicht am 01.06.2020

What if the sword chose a queen?

Cursed - Die Auserwählte
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BAMM, was für eine komplette Überraschung und in allen Punkten grandios gelungene Arthussagen-Adaption, durch dessen Seiten ich nur so geflogen bin und dessen Fortsetzung ich entgegenfiebere!


Alles an ...

BAMM, was für eine komplette Überraschung und in allen Punkten grandios gelungene Arthussagen-Adaption, durch dessen Seiten ich nur so geflogen bin und dessen Fortsetzung ich entgegenfiebere!


Alles an diesem Buch - Verlagssparte, Covergestaltung, Titel und Netflixwerbung - ließen mich kalt und schienen mir "Lies mich nicht" zu sagen - und doch habe ich der Geschichte im Rahmen der #NetgalleyDEChallenge eine Chance gegeben...
Und wow! WOW! Ich LIEBE einfach alles an diesem Buch...

DIE GRUNDIDEE: What if the sword chose a queen - muss ich dazu noch mehr sagen?! Yes, please! Das offene Ende und das Dankwort lassen eine Fortsetzung mehr als wahrscheinlich erscheinen - welche ich kaum erwarten kann, denn nun sind alle Figuren der Arthuslegende im Spiel... Die Herrin vom See, Arthur, Merlin, Morgan, Lanzelot, Percival, der grüne Ritter... ich habe mich nebenbei mit den Legenden beschäftigt, da ich bis auf die Namen wenig wusste und liebe es, wie Thomas Wheeler sich sowohl an Überliefertes hält und zugleich ganz viel Freiraum schafft und kreativ interpretiert.

DIE PROTAGONISTIN: Bekannterweise bin ich ein großer Fan von Kick-ass Protagonistinnen und während Nimue alle Eigenschaften einer solchen starken und unabhängigen Frau aufweist, ist sie zugleich keine 0815-Heroine, die wie Katniss mit ihrem Schicksal hadert und über ihre Entscheidungen lamentiert. Nimue handelt - schnell, entschlossen und aufopfernd. Ja, sie zweifelt, ja sie trifft falsche Entscheidungen, ja sie verhält sich nicht immer moralisch unantastbar - aber weder für das Lüften ihrer Familiengeheimnisse, noch für die Liebesgeschichte oder politische Entscheidungen lässt sie sich in alle Zwischenspiele verwickeln - sie küsst den Mann, den sie will und fordert jeden und jede heraus, der sich ihr in den Weg stellt. BAMM!

DAS TEMPO: Eng mit der Protagonistin verbunden ist die Dichte der Erzählung - ein Kampf reiht sich an die nächste Schlacht, und auch wenn Raum für Überlegungen und Zweifel bleibt, ist kein Kapitel ohne Aktion. Verrat und doppeltes Spiel, verschiedenste Akteure unterschiedlichster Interessen - Nimues England ist gewaltgebeutelt und konfliktzerrissen, und das schlägt sich in Tempo und Atmosphäre nieder!



Und auch der "Rest" - Schreibstil, Setting und Atmosphäre, Nebenfiguren und Verschmelzung der verschiedenen Erzählstränge fügen sich wunderbar zusammen, geben der Geschichte Tiefe und machen das Buch zu einer wahren Lesefreude! Mit am meisten begeistert hat mich, wie der Autor es vermag, die Geschichte zugleich unkompliziert zu erzählen; keine unnötigen Missverständnisse, Dramen, langwierigen Erkenntnisprozesse, und seine Erzählung zugleich nicht an Komplexität, Vielschichtigkeit und Authentizität mangeln zu lassen. Keine Szene war redundant oder unnötig und dennoch war das Buch nicht sachlich-nüchtern oder abgehackt.

Mindestens genauso begeistert hat mich die Fantasie des Autors; genau wie Nimue war ich sprachlos ob der Vielfalt und Schönheit der Feys; ihre Wildheit und Naturverbundenheit, ihr bizarres Äußeres... hier hat Thomas Wheeler aus dem Vollen der Imagination geschöpft und zugleich geschickt beschrieben.

Okay, ich habe gelungen - ich liebe nicht alles; die Illustrationen Frank Millers gefielen mir ehrlicherweise gar nicht. Zu kantig, zu deformiert und meinen Geschmack einfach unästhetisch. Beim eBook sind sie zudem überflüssig, da viel zu klein und nicht vergrößerbar - aber darüber konnte ich im wahrsten Sinne des Wortes wegsehen und habe den Zeichnungen geringe Aufmerksamkeit geschenkt.

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Veröffentlicht am 02.04.2020

Es lebe die Fantasie!

Die letzte Dichterin
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Phantastisch, fesselnd und einfach wunderbar - eine Liebeserklärung an das Wort, ein Bekenntnis zur Fantasie.


Nachdem mich vor einiger Zeit Die silberne Königin bezaubern konnte, fieberte ich diesem ...

Phantastisch, fesselnd und einfach wunderbar - eine Liebeserklärung an das Wort, ein Bekenntnis zur Fantasie.


Nachdem mich vor einiger Zeit Die silberne Königin bezaubern konnte, fieberte ich diesem neuen Buch von Katharina Seck nicht nur wegen des ansprechenden Klappentextes entgegen.

Und bereits von der ersten Seite an konnten mich die Autorin und die Welt Phantopiens in den Bann schlagen.Was vor allem an der grandiosen Figur der Königin lag - ich liebe solche zwiespältigen Charaktere, die stets das Gute wollen und stets das Böse schaffen.

Katharina Seck hat einen wunderbaren Schreibstil, der zugleich Magie und Zauber vermittelt, mich aber auch durch die Seiten fliegen ließ. Zusätzlich erhöhten Perspektivwechsel und Andeutungen die Spannung.

Gleichzeitig ist die Geschichte von Beschreibungen und Entwicklungen geprägt - erst gegen Ende geht es Schlag auf Schlag, dazwischen bleibt viel Zeit für Reisen und Entdecken, Rätseln und Erkennen. Mich hat dieser ruhige(re) Verlauf der Handlung nicht gestört, da er den Charakteren Raum ließ, um sich und andere wahrzunehmen, zu reifen. Zudem konnte ich so den leisen Zauber der Fantasie, das schwache Pulsieren der Magie besser vernehmen.

Diese Magie ist der Aspekt, der der Autorin nach der genialen Figur der Königin meiner Meinung nach am besten gelungen ist - auch wenn ich selbst weder dichte noch leidenschaftlich Geschichten schreibe, erlag auch ich der Macht der Worte, dem Zauber anmutiger Formulierungen. Ich finde die Darstellung, dass Menschen eben nicht nur aus wirtschaftlich orientiertem Arbeiten bestehen, sondern Musik, Tanz und Dichtung für die Gesundheit der Seele brauchen, wunderbar und treffend. Es lebe die Kunst, es lebe die Fantasie!

(Positiv) überrascht hat mich, dass das Buch ohne eine Liebesgeschichte auskommt - zwischen Minna und Finn entsteht eine wunderbare Freundschaft, aber eben keine Romanze, wie das Klappentext und Genre vermuten lassen. Erahnen lässt sich über die Kapitel hinweg ein anderes Liebesdrama, das jedoch letztlich nicht in happily ever after mündet, sondern mich berührt und aufgewühlt zurückließ.

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