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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.04.2018

Emotional

Herzenswut
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Sich in den Freund der Mutter zu verlieben? Geht gar nicht, findet Sinas beste Freundin. Aber warum? Schließlich gibt es doch eindeutige Signale...

Sina lebt mit ihrer Mutter alleine. Die beiden verstehen ...

Sich in den Freund der Mutter zu verlieben? Geht gar nicht, findet Sinas beste Freundin. Aber warum? Schließlich gibt es doch eindeutige Signale...

Sina lebt mit ihrer Mutter alleine. Die beiden verstehen sich gut und haben eine tolle Beziehung. Dann eröffnet die Mutter ihr, dass sie jemanden kennengelernt hat: Jörg. Sina freut sich für ihre Mutter und ist nach dem ersten Treffen auch total begeistert von ihm – Jörg hat alles, was ein guter Vater haben muss. Während dieser nun versucht, eine Vater-Beziehung zu Sina aufzubauen, verrennt diese sich in ihren Gefühlen. Jede Berührung wird herbeigesehnt, fast schon provoziert, und alles, was Jörg sagt oder tut einer Analyse unterzogen. Nach der Hochzeit ihrer Mutter und Jörg steht für Sina fest: Er ist die Liebe ihres Lebens – für immer! Schliesslich hat er ihre Mutter geheiratet, um Sina nahe zu sein. Doch als Sina merkt, dass ihre Liebe zu Jörg nicht erwiedert wird, schlagen ihre Gefühle in puren Hass um, und Sina versucht alles, um diesen Menschen aus ihrem Leben zu verbannen. Die Mutter-Tochter-Beziehung leidet in dieser Zeit stark und wird plötzlich auf eine noch härtere Probe gestellt.

Das Buch ist für ein Jugendbuch sehr emotional geschrieben. Der Autorin gelingt es unheimlich gut, Sinas Gefühle und ihr durchlebtes Wechselbad zu beschreiben. Die aufkeimende Liebe zu Jörg, die in Hass und Ablehnung umschlägt und die Beziehung zu ihrer Mutter aufs schlimmste beeinflusst. Ebenso wird der Fokus auf die beiden Hauptfiguren Jörg und Sina gelegt, indem kaum andere Figuren namentlich erwähnt werden. Man kann sich gut in Sina reinversetzen und fühlt mit ihr mit.

Veröffentlicht am 11.04.2018

Die Bibel aus anderen Perspektiven

Frau Kain regt sich auf
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Muss die biblische Geschichte langweilig sein? Nein, muss sie nicht.

Mit viel Humor werden hier in Kurzgeschichten die bekanntesten Geschichten aus der Bibel aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Die ...

Muss die biblische Geschichte langweilig sein? Nein, muss sie nicht.

Mit viel Humor werden hier in Kurzgeschichten die bekanntesten Geschichten aus der Bibel aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Die Geschichten werden nicht abgewandelt, bleiben also an der biblischen Vorlage, werden allerdings aus Perspektiven von geschildert, aus denen man es selbst nicht gesehen hätte. Die Geschichten sind chronologisch geordnet, wie in der Bibel. Im Alten Testament bekommt man unter anderem Geschichten von Noah und Abraham erzählt, und im Neuen Testament sind wir bei der Geburt Jesu dabei.

Obwohl der Schreibstil eher sachlich gehalten ist, bleiben die Emotionen hier nicht auf der Strecke. Der Schreibstil ist sehr bilderreich, und man wird von Anfang an mit den Geschichten warm. Auch wenn man nicht bibelfest ist, weiß man doch, um welche Geschichte es sich handelt. Man kann die Erzählungen der Reihe nach lesen oder durcheinander, es gibt zwar einen roten Faden, aber zwingend ist dieser nicht.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, und ich finde, es ist nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder geeignet, um sie an die Bibel heranzuführen.

Veröffentlicht am 16.08.2017

Berührend

Fabian. In memoriam
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Wie weit kann Mobbing gehen? Oder Hass? Kann Freundschaft jemandem das Leben retten?

Fabians Leben scheint in einer Sackgasse angekommen zu sein. In der Schule ist er ein Außenseiter, wird gemobbt, selbst ...

Wie weit kann Mobbing gehen? Oder Hass? Kann Freundschaft jemandem das Leben retten?

Fabians Leben scheint in einer Sackgasse angekommen zu sein. In der Schule ist er ein Außenseiter, wird gemobbt, selbst die Lehrer mögen den Jugendlichen nicht. Von seiner Familie erfährt er pure Ablehnung, seine Eltern ziehen ganz offensichtlich seine jüngere Schwester vor und lassen ihn das auch spüren. Dann kommt Marc in die Klasse, und er versucht, sich mit Fabian anzufreunden. Marc kann nicht nachvollziehen, dass Fabian sich ausgrenzen lässt und nicht versucht dagegen anzugehen. Fabian hingegen würde sich gerne mit Marc anfreunden, kann ihm jedoch nicht vertrauen.

Die Geschichte wirkt sehr authentisch, und durch die Alters- und Gesichtslosigkeit der Figuren werden alle Altersklassen angesprochen. Hier wurde auch bewusst darauf verzichtet, zu viele Personen in die Story einzubeziehen, um den Fokus wirklich auf Fabian zu lassen. So hat keiner der Mitschüler einen Namen, sogar Fabians Schwester bleibt namenslos.

In einigen Kapiteln wechselt die Perspektive von Fabian auf Marc. Man erfährt hier einiges über ihn, jedoch nichts, was für die Story nicht wichtig wäre.

Hier ist ein wirklich gutes Werk entstanden, was als Schullektüre zum Thema Mobbing Pflicht werden sollte. In meiner Schulzeit, die bis 2010 ging, war das Thema Mobbing überhaupt nicht präsent. Die Geschichte ist keineswegs überzogen, sondern zeigt, wohin es letzten Endes führen kann. Durch die Fokussierung auf die Protagonisten wirkt die Story sehr bedrückend, man kann sich sehr gut in Fabians Situation versetzen. Die Charaktere wurden mit viel Detail gezeichnet, was eher untypisch für das Buch ist. So ist Fabian ein absoluter Buchliebhaber, seine Bücher werden jedoch niemals beim Titel genannt.

Einzig das Ende fand ich zu schnell, zu rasant. Ein Gespräch mit Marcs Mutter, die sich tatsächlich Sorgen um ihn macht und auch um die Gefahr weiß, die Mobbing mit sich bringt, hat mir gefehlt. Ansonsten eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.08.2017

Eine bewegende Liebesgeschichte

Die Frau des Zeitreisenden
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Die Zeit ist ein wertvolles Gut.

Bei ihrer ersten Begegnung ist Clare sechs, Henry 36. Das war 1977. 1991 treffen die beiden sich wieder, sie ist inzwischen eine junge Frau und 20 Jahre jung, Henry ist ...

Die Zeit ist ein wertvolles Gut.

Bei ihrer ersten Begegnung ist Clare sechs, Henry 36. Das war 1977. 1991 treffen die beiden sich wieder, sie ist inzwischen eine junge Frau und 20 Jahre jung, Henry ist 28. Klingt unglaublich, ist aber eine außergewöhnliche Idee für eine faszinierende Liebesgeschichte.

Henry leidet seit seine Kindheit an einem Gendefekt, dieser ist jedoch unbekannt und deswegen unerforscht. Er kann Zeitreisen, das kann jedoch immer und überall passieren und kann nicht beeinflusst werden.. Henry landet dann nackt in einer unbekannten Zeit, wo er sich meist zuerst neue Klamotten klaut und sich möglichst unauffällig verhält, bis er wieder „zuhause“ ist.

Die Entwicklung der Liebesgeschichte zwischen Clare und Henry ist zwar nicht spannend und fesselnd, aber Audrey Niffenegger hat zwei bezaubernde Charaktere geschaffen, die trotz ihrer Unterschiede sehr gut miteinander harmonieren. Durch die abwechselnde Erzählweise ist die Story nicht nüchtern, sondern liebevoll gestaltet. Die Idee ist sehr gut umgesetzt worden

Gegen Ende zieht sich die Geschichte etwas. Die Spannung, die den Kitsch der Handlung in den Hintergrund gedrängt hat, lässt nach, und man liest einen „stinknormalen“ Liebesroman. Dennoch eine sehr berührende Geschichte, die man durchaus auch öfter lesen kann.

Beim Lesen des Buches wird einem immer bewusst: Zeit ist ein wertvolles Gut, welches man zwar hat, aber nicht (auf)halten kann.

Veröffentlicht am 01.06.2020

Gut erzählt

Der Sommer mit Ellen
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Jakob ist 50, Architekt und steckt gerade mitten in der Scheidung von seiner Exfrau Kirste.n. Da erhält er sehr überraschend einen Anruf seines Onkels Anton mit der Bitte, sofort zu dessen Hof nach Jütland ...

Jakob ist 50, Architekt und steckt gerade mitten in der Scheidung von seiner Exfrau Kirste.n. Da erhält er sehr überraschend einen Anruf seines Onkels Anton mit der Bitte, sofort zu dessen Hof nach Jütland zu kommen. Jakob soll Ellen finden. Die hat Mitte der siebziger Jahre bei Anton und Anders auf dem Hof gelebt. Inzwischen sind die Männer Anfang/Mitte 90 und es ist für Jakob unbegreiflich, warum er für sie nach Ellen suchen soll. Nach einem Streit mit ihrem damaligen Freund ist sie aus der Kommune, in der die beiden lebten, ausgezogen und hat sich bei den Brüdern einquartiert, bis sie spurlos verschwand.

Zu Beginn braucht die Geschichte etwas, bis sie anläuft. Der Leser wird ins kalte Wasser geworfen und muss erst einmal die verschiedenen Personen den Phasen in Jakobs Leben zuordnen. Dann lernt man den Protagonisten in zwei Versionen kennen: sein Teenie-Ich und sein erwachsenes Ich. Der Jakob, der den Sommer mit Ellen verbracht hat, ist anfangs schüchtern und dann heftig in die junge Frau verliebt. Gemeinsam mit seinem Kumpel Sten verbringt er die freie Zeit auf den Wiesen und Feldern. Sten ist anders als Jakob: grob und entschlossen, denjenigen zu finden, der seine Familie zerstört hat.

Der Jakob in der Gegenwart ist resigniert, und je weiter er in der Vergangenheit gräbt, desto mehr spürt er, dass auch ihn eine gewisse Verantwortung für die Ereignisse in diesem Sommer trifft. Und er stellt fest, dass man als Teenager und Jugendlicher nicht immer die besten Entscheidungen trifft. Das hört sich sehr kitschig an, doch die Story ist alles andere als das. Ich konnte die drückende Hitze beim lesen spüren, die flirrenden Farben, wenn die Mittagssonne auf die Felder scheint und den Staub in der Luft sichtbar macht. Auch die Charaktere sind authentisch. Durch die Erzählung auf zwei Zeitebenen nähert man sich Jakobs Erkenntnissen von beiden Seiten, was die Story ab der Hälfte dann sehr spannend macht.

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