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Veröffentlicht am 02.06.2020

Der erste Fall für die Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt

Die Richterin und die Tote vom Pont du Gard
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„Die Richterin und die Tote vom Pont du Gard“ ist der erste Fall für die französische Untersuchungsrichterin. Schauplatz dieser Erzählung ist Südfrankreich mit seinen bezaubernden Orten und viel historischem ...

„Die Richterin und die Tote vom Pont du Gard“ ist der erste Fall für die französische Untersuchungsrichterin. Schauplatz dieser Erzählung ist Südfrankreich mit seinen bezaubernden Orten und viel historischem Flair. Mathildes Familie lebt in einem alten Chateau auf einem Weingut und dort beginnt auch dieser Krimi.
„ Vor dem Palais de Justice in Nîmes wird auf die Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt nach einem Strafprozess ein Attentat verübt. Mathilde überlebt schwerverletzt und ist sich sicher, dass hinter diesem Anschlag ein Pädophilen-Zirkel steckt, dessen Mitglieder aus den höchsten Kreisen der Gesellschaft stammen. Um sich von ihren Verletzungen zu erholen, zieht sich Mathilde auf das Weingut ihres Großvaters im Languedoc zurück.“ (aus der Inhaltsangabe des Verlages)

Kaum genesen beginnt sie dort mit Ermittlungen, wer die Hintermänner sind. Gemeinsam mit Rachid Bouraada, Commandant der Police judicaire, unterstützt von Leutnant Toulon versuchen sie mehr zu erfahren. Als sie eines Tages ihre Vornamen, Mathilde, Rachid und Felix, hinterfragen stellen sie fest die Gemeinschaft einer leidenschaftlichen Kämpferin, eines Vernünftigen und eines Glücklichen zu sein. So hoffen auf einen gemeinsamen Erfolg.

Ein zweiter Handlungsstrang ist dem Bonner Reiseschriftsteller Martin gewidmet, der das Languedoc auf kulturhistorischen Pfaden bereist und mehr über seine französischen Wurzeln mütterlicherseits herausfinden will.

Eines Tages kreuzen sich die Wege von Mathilde und Martin. Beide empfinden Sympathie für einander, doch bald gerät Martin bei einer Jagd, organisiert von Mathildes Großvater, unter einen schlimmen Verdacht.

Es sind viele interessante Geschichten und ein tiefes Eintauchen in die Vergangenheit, was die Autorin manchmal ein wenig zu überfordern scheint. Martins Familiengeschichte wäre in einem eigenen Buch besser aufgehoben. Hier überlagert sie teilweise die Fälle, die Mathilde und Rachid untersuchen und der Leser wird mit vielen abrupten Szenenwechseln sehr gefordert.

Dennoch ist es ein spannender Krimi mit viel Lokalkolorit und vielen Informationen zu Kultur und Geschichte Südfrankreichs. Manchmal glaubt man den Reiseführer bereits zu lesen, den Martin schreiben will.
Liliane Fontaine hat einen recht spannenenden Krimi mit überraschenden Fakten, authentischen Charakteren und viel savoir-vivre verfasst. Der Schreibstil ist flüssig und unterhaltsam. Dennoch konnte mich das Ende nicht völlig überzeugen.
Trotzdem ist es für alle Frankreich-Freunde ein interessanter Krimi, wenn auch mit leichten Schwächen, den ich aber gern empfehle. Von mir gibt es dafür 4 Sterne.

Das Rezensionsexemplar wurde mir dankenswerter Weise von NetGalley zur Verfügung gestellt und hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.

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Veröffentlicht am 01.05.2020

Ach du dickes Ei!

Inseldrama. Ostfrieslandkrimi
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„Inseldrama“ von Rita Roth ist der 5. Fall der Reihe „Gretje Blom ermittelt“. Im April, zur Osterzeit, weilt Gretje Blom, eine ehemalige Postbotin, wieder auf ihrer Lieblingsinsel Norderney. Hier wohnt ...

„Inseldrama“ von Rita Roth ist der 5. Fall der Reihe „Gretje Blom ermittelt“. Im April, zur Osterzeit, weilt Gretje Blom, eine ehemalige Postbotin, wieder auf ihrer Lieblingsinsel Norderney. Hier wohnt sie mit ihren Freunden fast wie in einer WG in der Pension „Friesenrose“. Sie ist eine Art ostfriesische Miss Marple, die irgendwie immer wieder über Mordfälle stolpert.
Doch in diesem Krimi passiert zunächst etwas Anderes.

Eine alte Dame wird in ihrem Haus überfallen und gefesselt. „Die hinterlassene Drohung lässt keinen Zweifel: Es geht um ihr Grundstück, das einem millionenschweren Bauvorhaben im Wege steht. Gretje Blom nimmt sofort die Ermittlungen auf, um ihre alte Freundin Elske zu unterstützen.“ (aus der Inhaltsangabe des Verlages).

Die Geschichte, die die Autorin munter und flüssig auf ca. 140 Seiten erzählt, hat es in sich. Was aber alles auf der schönen Insel Norderney passiert und welche Rolle der Enkel von Elske spielt, möchte ich nicht verraten. Zur Freude von Gretjes Kumpel Piet müssen die beiden auch auf einer Baustelle recherchieren, wo sie eine folgenschwere Entdeckung machen. Es ist wieder passiert – ein Mord. Das Opfer war eine Verflossene des Enkels. Jetzt ist der Spürsinn von Gretje gefragt, denn als Leser hat man das Gefühl, die Polizei allein kann das Verbrechen nicht aufklären.

Die Autorin hat offensichtlich Freude daran eine Geschichte mit vielen Facetten und Nebenhandlungen zu erfinden, die den Leser schmunzeln lässt und ihm Kurzweil bereitet. Nein, man darf hier nicht alles so ernst nehmen. Das ostfriesische Lokalkolorit stimmt und man fühlt sich gut unterhalten. Gelungen ist ein buntes Kaleidoskop von Inselbewohnern und Verdächtigen, die alle sehr bildhaft und abwechslungsreich beschrieben werden.
Auch ein dramatisches Finale hat sich Rita Roth einfallen lassen, in dem Gretje an ihre physischen und psychischen Grenzen kommt. Aber zum Glück nimmt sie regelmäßig „Fittaminchen“ zu sich und kann sich am Ende ihren neuen Plänen, vielleicht ganz nach Norderney zu ziehen, widmen. Auch dieser, manchmal etwas verwirrende Fall, wird schlüssig gelöst.

Fazit:
Wer einen leichten, lockeren und unterhaltsamen Krimi mit Augenzwinkern lesen möchte, dem kann ich „Inseldrama“ für eine kleine Auszeit vom Alltag empfehlen. Wer echte Krimirecherchen bevorzugt, sollte hier nicht zu viel erwarten. Aus meiner Sicht gibt es eine Leseempfehlung und 4 Sterne.

Mein Dank gehrt an den Klarant-Verlag, der mir kostenlos ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Meine ehrliche Lesermeinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

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Veröffentlicht am 09.04.2020

Nichts ist vergessen ...

Schweigende See
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Zwei Schwestern, die derzeit noch in Wuppertal leben, haben die Möglichkeit nach Sylt zu ziehen, denn Hannah hat von ihrem verstorbenen Lebensgefährten lebenslanges Wohnrecht in seinem Haus an der Südspitze ...

Zwei Schwestern, die derzeit noch in Wuppertal leben, haben die Möglichkeit nach Sylt zu ziehen, denn Hannah hat von ihrem verstorbenen Lebensgefährten lebenslanges Wohnrecht in seinem Haus an der Südspitze der Insel geerbt. Es ist ein wunderschöner September, als sie dort angekommen.

Die letzten schönen Sommertage genießen auch Hauptkommissar John Benthien und seine Kollegin Lilly Velasco – die beiden sind inzwischen ein Paar - auf der Terrasse vom alten Kapitänshaus oben in den Dünen von List. Da klingelt das Handy von John – eine verbrannte Leiche wurde im Gebiet von Hörnum gefunden.

Der 7. Fall ist eine verflixt harte Nuss. Um wen handelt es sich bei dem Toten? Fast alles ist verbrannt was einmal ein Mensch war.
Bald wird eine der Schwestern wird als vermisst gemeldet. Doch die beiden kannten niemanden auf der Insel. Wer hatte ein Motiv?

So stehen dem Team von John Benthien umfangreiche Recherchearbeiten bevor. Die Autorin erzählt eine spannende Geschichte mit vielen unterschiedlichen Handlungssträngen. Lange bleibt es im Dunkeln welche zielführend sind und welche in Sackgassen enden. Die Geschichten, die dazu gehören, werden phantasievoll, farbenreich und fesselnd erzählt.

Lange bleibt die Suche nach einem
Täter erfolglos – nichts passt wirklich lückenlos zusammen. Da geschieht ein weiterer Mord, der aber nicht der letzte bleiben wird.
Es gibt viele Verdächtige und sehr viele Motive. Ehebruch, Schizophrenie, Kunstfälschung, Geldwäsche, organisierte Kriminalität - ein buntes Kaleidoskop von Ermittlungsansätzen fordert viel von den Kriminalisten.

Doch sie ahnen erst spät, wo der Schlüssel zu diesen Fällen zu finden ist. Dabei spielt Nina Ohlandt virtuos mit falschen und richtigen Spuren sowie zeitlichen Dimensionen. Der Autorin ist sehr guter Krimi mit unvorhersehbarer Handlung und überzeugenden Protagonisten gelungen. Die Geschichte ist geschickt auf verschiedenen Ebenen aufgebaut. Bis zum Schluss bleibt der Leser im Unklaren.

Die Auflösung war für mich leider nur bedingt schlüssig. Dennoch ist dieser Krimi unbedingt lesenswert und Unterhaltung auf hohem Niveau. Ich freue mich auf neue Fälle von John Benthien.

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  • Geschichte
Veröffentlicht am 05.03.2020

Mörderische Provence

Die Mirabeau-Morde
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Eine bizarre Mordserie erschüttert Aix-en-Provence. Die Opfer sind rätselhaft inszeniert. Dabei liegen kleine Zettel mit Anmerkungen in provenzalisch.
Stefan Eltjen, der perfekt französisch spricht, wurde ...

Eine bizarre Mordserie erschüttert Aix-en-Provence. Die Opfer sind rätselhaft inszeniert. Dabei liegen kleine Zettel mit Anmerkungen in provenzalisch.
Stefan Eltjen, der perfekt französisch spricht, wurde aus München nach Frankreich gesandt, um seine französischen Kollegen bei der der Aufklärung des Mordes an einer deutschen Studentin zu unterstützen. Plötzlich ist er mitten drin in diesem ungewöhnlichen Kriminalfall, der bald weitere Opfer fordert. Nichts verbindet die getöteten Menschen.

Doch bald wird klar – der Täter hat eine Botschaft. Die Ermittlungen geraten unter Zeitdruck, als man Zeichen und Hinweise für den nächsten Mord erkennt.
Dieser Krimi ist der Auftakt zu einer neuen Reihe von Provence-Krimis um Stefan Eltjen. Dieser Ermittler macht es dem Leser nicht leicht sich mit ihm zu identifizieren. Er fällt im Krimi immer wieder durch Belehrungen und eine gewisse Besserwisserei auf. Wie es zu einer Beziehung mit seiner sympathischen französischen Kollegin Alis kommen konnte, blieb mir ein Rätsel.

Der Autor erzählt eine recht spannende Geschichte, in der auch viel Wissen zu Geschichte und Besonderheiten der Provence vermittelt wird. Häufig trifft sich Eltjen mit seinem französischen Kollegen Dubarry in typisch südfranzösischen Restaurants, was den Krimi mit Lokalkolorit und provenzalischem Flair bereichert. Die Spannung wird erhöht durch Perspektivwechsel, aus denen die Geschichte erzählt wird.

Der Krimi fesselt, aber er ist nicht unbedingt mit leichter Hand geschrieben. Mir fiel es manchmal etwas schwer dabei zu bleiben. Ein Pluspunkt ist die schlüssige und absolut überraschende Auflösung der Fälle mit einem hochdramatischen Finale.

Ich bin gespannt auf die neuen Fälle und hoffe, dass Stefan Eltjen mehr an französischer Lebensart gewinnt.
Aus meiner Sicht gibt es eine Leseempfehlung und 4 Sterne, da hier noch Potential vorhanden ist.

Das Rezensionsexemplar wurde mir dankenswerter Weise von NetGalley zur Verfügung gestellt und hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.

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Veröffentlicht am 29.01.2020

Nichts ist vergessen ...

Eisgrab
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Der Thriller „Eisgrab“ von Mads Peder Nordbo ist der zweite Teil der Abenteuer des Journalisten Matthew Cave, der auf Grönland geboren wurde und dort lebt und arbeitet.

Der Autor greift auch in diesem ...

Der Thriller „Eisgrab“ von Mads Peder Nordbo ist der zweite Teil der Abenteuer des Journalisten Matthew Cave, der auf Grönland geboren wurde und dort lebt und arbeitet.

Der Autor greift auch in diesem Band politische Ereignisse auf und integriert sie in eine spannende und zum Teil recht grausame Handlung. Matthews Vater ist ein amerikanischer Biochemiker, der in Rahmen seines Einsatzes in der US-Army auf der Thule Airbase, die 1951 in Grönland errichtet wurde, stationiert war. Hier im Roman versuchte die Army ein Mittel zu entwickeln, das Menschen unempfindlich gegen Kälte machen sollte. Daran war Matthews Vater Tom maßgeblich beteiligt. Doch die Pillen hatten fatale Nebenwirkungen auf die Psyche der Menschen. Das Experiment verlief alles andere als gut. Toms Vater geriet unter Mordverdacht.

Doch all diese Fakten erfährt Matthew erst später, als er sich zusammen mit seiner rätselhaften Begleiterin Turpannaq auf die Suche nach seiner verschwundenen Halbschwester Arnaaq macht. Beide entdecken eine vergessene unterirdische Stadt mit wenigen seltsamen Bewohnern und geraten in schreckliche und grausame Situationen.

Dieser Thriller ist nichts für schwache Nerven. Aber es ist auch eine sehr anspruchsvolle und fordernde Lektüre, da Ereignisse auf verschiedenen Zeitebenen geschildert werden. Gemeinsam ist allen Geschehnissen eine unsägliche Grausamkeit. Der Leser trifft korrupte Beamte aus dem ersten Teil wieder und kann die Rachegedanken Tupaarnaq sehr gut verstehen. Die Ausmaße von Inzest, Missbrauch und Vergewaltigung machen auch in diesem Thriller wieder sprachlos. Es finden sich Spuren, die bis in die heutige Zeit reichen. Dabei geraten Matthew, Tupaarna und Arnnaaq in mehrfach gefährliche Situationen, als die Handlungsstränge der Vergangenheit sich mit der Gegenwart vereinen. Manchmal waren aber für mich auch Situationen verwirrend oder sogar unglaubwürdig, wenn Matthew sich rasant schnell von schwersten Verletzungen erholt. Doch dank überraschender Wendungen bleibt die Spannung bis zum Schluss erhalten. Der Schreibstil liest sich flüssig und beschreibt Situationen präzise und genau.

Fazit:
Mit diesem spannenden Thriller, der grausame Szenen, gesellschaftliche Probleme, die Thematik der Amerikaner auf Grönland und die Natur des hohen Nordens perfekt vereint, ist Mads Peder Nordbo ein von Kälte, Eis und geheimnisvollen Riten der Inuit inspiriertes packendes Buch gelungen. Aus meiner Sicht ist es eine Leseempfehlung und hat 4 Sterne verdient.

Das Rezensionsexemplar wurde mir dankenswerter Weise von NetGalley zur Verfügung gestellt und hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.



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