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Veröffentlicht am 13.07.2020

Langatmig bis zum gelungenen Finale

Clans of London, Band 2: Schicksalsmagie
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"Sicher", antwortete Henri, ohne zu zögern. "Aber das können wir leider nicht einfach so ausprobieren. Um einen Loa anzurufen, braucht man einen guten Grund. Sie sind temperamentvoll und zum Teil nachtragend ...

"Sicher", antwortete Henri, ohne zu zögern. "Aber das können wir leider nicht einfach so ausprobieren. Um einen Loa anzurufen, braucht man einen guten Grund. Sie sind temperamentvoll und zum Teil nachtragend und mögen es gar nicht, grundlos gestört zu werden. Außerdem bist du noch nicht so weit. "

Lange habe ich auf die Fortsetzung der "Clans of London" gewartet deren erster Band mich total begeistert hat. Meine Erwartungen waren also dementsprechend hoch und konnten leider nicht gehalten werden.

Was mich total irritiert hat, war die Langatmigkeit, das kannte ich aus Hexentochter ja mal gar nicht. Gleich zu Beginn flüchtet Caroline mit Henri und Tianna. Sie verstecken sich vor den Clans und sollen Caro mit ihrer Magie vertraut machen. Doch was sich spannend und interessant anhört, lässt nicht wirklich etwas folgen, außer, dass Besagte sich immer beschwert, sie würden ihr nichts beibringen und sich selber ständig von einem Ort zum Anderen teleportiert. Die Handlung tritt hier elendig lang auf der Stelle.

Etwas überrascht war ich auch über die Charakterentwlcklung von Caroline. Sie ist mir in ihrer Überheblichkeit nicht mehr so wirklich sympathisch und auch das Wiederaufleben der Dreiecksgeschichte hat mich leicht genervt und hätte meiner Meinung nach auch nicht sein müssen. Das Hin- und Her war eigentlich mit Band 1 beendet und machte hier wenig Sinn.

Zum Ende hin nimmt die Geschichte dann noch einmal richtig Fahrt auf und das Finale überzeugt mit Ideen, die dem ersten Teil wieder ebenbürtig sind.

Fazit: "Clans of London" ist eine Dilogie, die mit "Hexentochter" unheimlich stark beginnt, in "Schicksalsmagie" leider ziemlich durchhängt und sich erst zum Finale hin wieder fängt.

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Veröffentlicht am 08.06.2020

schlichter Krimi mit unkonventionellem Ende

DUNKEL
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* "Machen sie sich keine Sorgen. Ich werde ihr Geständnis in meinem Bericht nicht erwähnen. Ich kann natürlich nicht vorhersagen, wie mit dem Fall verfahren wird, sobald ich aufgehört habe, aber soweit ...

* "Machen sie sich keine Sorgen. Ich werde ihr Geständnis in meinem Bericht nicht erwähnen. Ich kann natürlich nicht vorhersagen, wie mit dem Fall verfahren wird, sobald ich aufgehört habe, aber soweit es mich persönlich betrifft, haben sie nichts Relevantes gesagt, als ich sie befragt habe." *

Ich war sehr neugierig auf diesen hochgelobten und auch wirklich interessant erscheinenden isländischen Thriller. Das Cover zog mich in seinen Bann, genauso wie der Klappentext und die Leseprobe. Doch nach einem sehr gelungenen Einstieg folgte recht bald die Ernüchterung in sehr ruhigem, spannungsarmen Fahrwasser.

Aber von vorn: Hulda Hermannsdottir ist eine Einzelgängerin - nicht die schnellste Ermittlerin, aber eine hartnäckige und so ist sie wie vor den Kopf geschlagen, als man sie in den Vorruhestand schickt. Ihr bleiben grade noch 2 Wochen in denen sie sich mit einem Cold Case beschäftigen darf. Sofort kommt ihr der Tod einer jungen Russin in den Kopf, den ein Kollege als Selbstmord abgeschlossen hat. Hulda will sich dem Fall annehmen und der Toten Gerechtigkeit widerfahren lassen.

Dazu muss ich gleich eins loswerden, Hulda mag zwar eine hartnäckige Ermittlerin sein, dafür aber wohl auch die mit den dicksten Tomaten auf den Augen und der längsten Leitung. Und das leider auch in ihrem Privatleben - was sie nicht grade sympathisch macht. Mich hat wirklich gewundert, dass man sie nicht schon längst an den Schreibtisch verbannt hat. Aber nun ja....

Der Autor erzählt seine Geschichte(n) auf 3 Zeitebenen: Hulda in der Gegenwart, mit einem irgendwie recht eindimensionalen Charakter, dann, in recht kurzen Zwischenkapiteln, eine unverheiratete junge Mutter kurz nach dem 2. Weltkrieg und im dritten Handlungsstrang erzählt eine Frau von einem Ausflug mit einem ihr fast unbekannten Mann.

Was sich nach einem spannenden Aufbau anhört täuscht; denn man kann sich denken, wer die junge Mutter mit Kind und die Frau auf dem Ausflug sind. Schade, denn grade das hätte Potential gehabt. So bleibt es nicht nur auf weiten Strecken spannungsarm, sondern auch recht flach in der Auflösung, obwohl der Autor alles versucht, um falsche Fährten zu legen. Da habe ich definitiv mehr Raffinesse erwartet. Und das reißt auch der unkonventionelle Schluss nicht raus, bei dem ich einmal mehr dachte: Mensch Hulda, wie blind bist du eigentlich?

Ein Krimi? Hm, naja, ein bisschen, aber eher noch der Seelenspiegel einer alternden Ermittlerin - was ich normalerweise total interessant finde. Doch dafür hätte es deutlich mehr Tiefe haben müssen, so wirkt alles, was in ihrem Leben passiert, einfach nur aufeinandergetürmt und kann auch nicht in allen Punkten überzeugen. Grade auch die Geschichte rund um ihren Mann und ihre Tochter... es hat mich getroffen und betroffen gemacht, aber das war mir viel zu oberflächlich. Mag sein, dass das alles in den beiden Folgebänden tiefer beleuchtet wird - der Aufbau ist ja schon etwas außergewöhnlich, aber das bringt mir jetzt nichts und ich weiß auch nicht, ob ich den zweiten Teil lesen möchte.

Allerdings hat mir der angenehmer Schreibstil, mit dem er eine unheimlich dichte, düstere und fast schon depressive Atmosphäre und Grundstimmung erzeugt und das durchgehend, sehr gefallen und auch die Landschaftsbeschreibungen rufen Island Kopfkino hervor. .

Fazit: Dunkel ("Dimmer" der Name ihrer Tochter) kann leider nicht halten was er verspricht. Die Idee, das Leben seiner Kommissarin mit ihrem letzten Fall zu beginnen und dann Rückwärts aufzurollen, ist und bleibt interessant und ich bin schon ein wenig neugierig, wie Huldas Leben im zweiten Band verläuft, ob weitere Dinge zutage treten oder die bereits aufgedeckten näher beleuchtet werden.

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Veröffentlicht am 04.06.2020

nette Sommerlektüre mit nervös-nervigem Bauch in der Hauptrolle

Die Liebe fällt nicht weit vom Strand
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* Gut, dass mir noch eingefallen ist, meine Hose wieder zuzumachen. Der Bauch hasst diese Einzwängung und ist auch mit der Gesamtsituation sehr unzufrieden. *
Franziska Jebens kann schreiben und hat einen ...

* Gut, dass mir noch eingefallen ist, meine Hose wieder zuzumachen. Der Bauch hasst diese Einzwängung und ist auch mit der Gesamtsituation sehr unzufrieden. *
Franziska Jebens kann schreiben und hat einen tollen Humor, das hat sie mit ihrem Debut "Kaffee mit Käuzchen" bereits unter Beweis gestellt und deswegen habe ich mich auch sehr auf ihr neustes Werk gefreut.
Erwartet habe ich einen leichten Unterhaltungsroman, mit ein wenig Situationskomik und einer romantischen Liebesgeschichte. Und genau so ging es auch los. Sophie ist ein interessanter, sehr sympathischer Charakter, mit einem nervösen Bauch bzw. Reizdarm, dem Traum von einem eigenen Foodtruck und einem semi-sympathischen Freund namens Tim. Durch Zufall bekommt sie die Chance das Marketing für einen neuen Film zu übernehmen und wird zu den Dreharbeiten nach Dänemark eingeladen. .
Mittlerweile ging mir "Bauch" mit seiner ständigen Mitsprache, sein grunzen, grummeln und knurren und Sophies Kommunikation mit ihm, zunehmend auf die Nerven und auch die sich anbahnende Liebesgeschichte mit dem gutaussehenden Traumhausbesitzer, konnte mich nicht wirklich überzeugen - genauso wenig wie die ihrer Freundin Sascha, im Übrigen.
Was die Autorin vermitteln will wird deutlich und gefällt mir in der Kernaussage ja auch, aber die Umsetzung über den Bauch war mir tatsächlich irgendwann einfach zu viel (und das nicht nur in der Buch- sondern auch in der Hörbuchversion, wo mir so etwas meist weniger ausmacht.)
Es geht um Selbstbewusstsein und Selbstverwirklichung, darum seinen eigenen Weg zu finden und den Mut zu haben ihn auch zu gehen - etwas überdreht und realitätsfern und mit ganz viel omnipräsenter Bauchkommunikation. Wen das nicht stört, der bekommt eine kurzweilige, unterhaltsam-leichte Sommerlektüre.

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Veröffentlicht am 20.05.2020

nette Strandlektüre

Labskaus für Anfänger
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Gar nicht so schlecht, dachte sie nach dem ersten Bissen, griff nach Salz und Pfeffer und streute beides über das Spiegelei. Vielleicht traf das ja auch auf ihr neues Leben zu, und sie wusste es nur noch ...

Gar nicht so schlecht, dachte sie nach dem ersten Bissen, griff nach Salz und Pfeffer und streute beides über das Spiegelei. Vielleicht traf das ja auch auf ihr neues Leben zu, und sie wusste es nur noch nicht?

Nette Strandlektüre, die ihr Potential nicht ganz ausschöpft. Bei den Themen hätte ich gern ab und zu mehr Tiefe gehabt.

Aber von vorn: Kurz nach ihrem 40. Geburtstag läuft für Tilda alles schief, erst verlässt sie ihr Freund, dann kündigt man ihr auch noch die Wohnung und zu guter Letzt beobachtet sie wie beim Sender ein Casting für ihre Position läuft. Mitten in dem Chaos namens Leben erreicht sie ein Brief mit der Aufforderung nach Amrum zu kommen, da ihr Onkel ihr seine Kate vererbt hätte. Doch mit Onkel Hannes hatte Tilda seit ihrer Kindheit keinen Kontakt und ausserdem ist eine Bedingung an die Erbschaft geknüpft.

Cover und Titel versprachen einen locker-leichten Sommerroman und das ist Tina Wolf auch gelungen. Ich fand es toll mit Tilda nach Amrum zu reisen und mit ihr die Hütte und Insel zu entdecken, so dass ich über so manche kleine unrunde Sache hinwegsehen konnte. Denn das alles ist herrlich bildhaft beschrieben und man hat die lütte Friesenkate ganz deutlich vor Augen. Und auch der Schreibstil ist nach den ersten etwas holprigeren Seiten sehr angenehm und hat vor allem einen schönen Humor.

Alles in allem, ein netter Roman für eine entspannte Auszeit.

Ich bin auch niemand, der bei einem Wohlfühlroman nach mehr Tiefe schreit, aber hier habe ich sie das ein oder andere Mal wirklich vermisst. Insbesondere, da die Autorin immer wieder in das Thema hineinsticht und damit Erwartungen weckt, aber darauf nichts folgt. Es geht um Familienstreit, Einsamkeit im Alter, Sterben etc. Da hätte ich sowohl bei Hannes als auch bei Trude sehr gerne mehr erfahren. Das einfach so stehen zu lassen fand ich eher unpassend. Grade die Geschichte mit und rund um Hannes hätte so viel Potential und mich hat wahrscheinlich am Meisten irritiert, dass Tilda nicht alles versucht, ihn wenigstens nach seinem Tod ein wenig kennenzulernen.

Auch die nette Liebesgeschichte bleibt recht oberflächlich. Aber das ist an sich Meckern auf hohem Niveau, denn insgesamt können die Charaktere überzeugen. Nicht nur Tilda, deren Handeln und Überlegungen ich ansonsten authentisch und nachvollziehbar fand, sondern auch das grummelige Insel-Urgestein Nils und die alte Trude haben sich mit ihrer ganz eigenen Art sofort ins Herz geschlichen. Dazu die toll eingefangene Inselatmosphäre, das hat mir dann schon sehr gut gefallen.

Wen es also nicht stört, wenn ernste Themen aufkommen, aber nicht weiter groß Beachtung erhalten, für den ist "Labskaus für Anfänger" eine wunderbare Sommerlektüre und auch mich hat der Roman trotz der Kritikpunkte kurzweilig unterhalten. Trotzdem muss ich sagen, dass ich grade diese Themen in sogenannten Wohlfühlromanen schon tiefgründiger gelesen habe. Ich denke, ein paar Seiten mehr hätten dem Buch ganz gut getan.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

deutsch/deutsche Geschichte - sehr politisch unterkühlt

Margos Töchter
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* "Ich habe Post von der Stasiunterlagenbehörde bekommen. Sie haben was über Leonore gefunden. Ich muss nach Berlin." *
Ein Stück dunkelster deutscher Geschichte ~ interessant, aber sehr distanziert.
Cora ...

* "Ich habe Post von der Stasiunterlagenbehörde bekommen. Sie haben was über Leonore gefunden. Ich muss nach Berlin." *
Ein Stück dunkelster deutscher Geschichte ~ interessant, aber sehr distanziert.
Cora Stephan widmet sich in ihrem neuen Roman der Nachkriegsgeneration, den Kindern der 60iger Jahre. Leonore, die in Norddeutschland aufwächst und Clara, eine aufrechte Genossin aus dem Osten. Leonore ist eine Außenseiterin und gerät auf der Suche nach sich selbst, immer wieder in politisch engagierte Kreise. Für Clara, die sie in einem DDR Camp kennengelernt hat, wird sie rasch uninteressant, für ihre Zwecke nicht zu gebrauchen. Doch Jahre später kommt es zu einer erneuten schicksalshaften Begegnung...
Ich hatte zu Beginn so meine Probleme mit "Margos Töchter", denn mir waren tatsächlich sämtliche Personen unsympathisch und ich habe bis zum Schluss zu niemandem einen wirklichen Bezug aufbauen können. Dazu kam dann auch noch ein sehr distanzierter, unterkühlter Schreibstil, an den ich mich erst gewöhnen musste.
Der Roman ist in 3 Teile gegliedert. Im Ersten geht es hauptsächlich um Leonore; Ihre Jugend, die Suche nach sich selbst, das ganze politische Umfeld, bis hin zu ihrer Mutterrolle. Ich muss sagen, der politische Aspekt war mir hier zu viel, es wurde gefühlt nichts ausgelassen - bis hin zum Personalien-Klau durch Mitglieder der RAF. Dadurch wurde es oft zäh und langatmig, es drehte sich alles nur um Politik, ging aber dann auch nicht dementsprechend in die Tiefe. Das gleiche gilt für Clara im 2. Teil. Sie ist eine unheimlich emotionslose Person, die handelt wie befohlen, ohne jemals zu hinterfragen. Auch hier wieder eine rein politische Ebene und wenig andere Gedanken oder Background.
Die Geschichte ist spannend und auch interessant, keine Frage, aber am besten hat sie mir in den Momenten gefallen, wo es ein klein wenig auf die persönlichere Ebene ging, rund um Jana, ihre Mutter usw. Wäre der Roman eher aus dieser Perspektive und weniger aus der arg politischen geschrieben worden, er hätte mich wahrscheinlich sehr viel mehr berührt - so blieb eine unüberbrückbare Distanz zum ganzen Geschehen. .
Wobei ich auch sagen muss, dass der Clou am Ende für mich schon vorher die einzig logische Erklärung war, ohne dass ich den ersten Band "Ab heute heiße ich Margo" kannte und trotzdem oder vielleicht deswegen, blieben für mich ein paar Ungereimtheiten. Was ich zudem recht ungewöhnlich fand, die Männer spielen kaum eine Rolle und agieren eher unter ferner liefen. Auch das ließ kleinere Fragen zurück, da man ihre Ansicht nicht kennt..
Fazit: Es geht um Familiengeheimnisse, Stasivergangenheiten, um politische Ambitionen und die Frage, ob man immer den richtigen Weg gegangen ist. Ein bewegendes und interessantes Thema, das für mich etwas zu distanziert und politisch erzählt wurde. Dadurch fehlte der emotionale Bezug zu den Charakteren.

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