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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Christa Bernuth entführt in die abartigsten Ecken der Menschheit

Das Falsche in mir
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Lukas Salfeld, Familienvater, hütet ein schreckliches Geheimnis. Er hat als Jugendlicher seine Freundin Marion umgebracht, hat dafür eine Gefängnisstrafe verbüßt und hofft nun, ein normales Leben führen ...

Lukas Salfeld, Familienvater, hütet ein schreckliches Geheimnis. Er hat als Jugendlicher seine Freundin Marion umgebracht, hat dafür eine Gefängnisstrafe verbüßt und hofft nun, ein normales Leben führen zu können. Doch er merkt, dass sie sein Trieb nur schwer kontrollieren lässt. Bald darauf verschwinden Mädchen, die eine nicht zu übersehende Ähnlichkeit mit Marion haben – und tauchen verstümmelt wieder auf. Doch Lukas erinnert sich nicht daran, was er nachts getan hat…

Der Thriller ist hauptsächlich aus der Perspektive von Lukas geschrieben, was ihn allein dadurch anders macht. Man erlebt mit, wie sich Lukas auf die Suche nach dem wahren Mörder macht, da er selbst unter Verdacht steht. Außerdem erfährt man nach und nach, was damals mit Marion passiert ist. Doch ist er es diesmal wirklich nicht gewesen, der die Mädchen geschnitten hat? Der Leser weiß die meiste Zeit nicht, was genau vor sich geht. Das macht das Buch sehr spannend. Und als man glaubt, es zu wissen, kommt es doch anders. Hier gelingt es Christa Bernuth gerade so, die Geschichte doch nicht auf die ausgelutschte Thriller-Schiene abrutschen zu lassen, sondern eine interessante Wendung einzufügen. Schon ein bisschen unrealistisch, aber das Gesamtbild ist auf jeden Fall gelungen.

Dadurch, dass man nicht nur die Geschichte von Lukas, sondern auch von der Ermittlerin Sina Rastegar und ihrer Freundin erfährt, ist ‚Das Falsche in mir‘ sicherlich nichts für schwache Gemüter. Durch die Mischung aus Tagebuch, Rückblenden und dem nüchternen Erzählstil wirkt alles so real, als würde man daneben stehen.

Der Titel ist passend gewählt, die Nadeln auf dem Cover eher weniger, dafür ist das Heruntertropfen der Titelfarbe umso treffender.

‚Das Falsche in mir‘ ist ein sehr gelungener, spannender und nervenaufreibender Thriller, der mich sehr überzeugt hat. Er wird sicherlich nicht der letzte sein, den ich von dieser Autorin gelesen habe.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wie erwartet großartig

Koma
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Das sympathische Ermittlerteam der Osloer Polizei tappt bei der Suche nach dem grauenhaften Polizistenmörder im Dunkeln. Immer wieder tauchen neue Opfer auf, an Schauplätzen ehemaliger Verbrechen, die ...

Das sympathische Ermittlerteam der Osloer Polizei tappt bei der Suche nach dem grauenhaften Polizistenmörder im Dunkeln. Immer wieder tauchen neue Opfer auf, an Schauplätzen ehemaliger Verbrechen, die Opfer jeweils ein Ermittler aus dem damaligen Team. Ein mysteriöser Patient liegt im Koma und nicht alle spielen mit offenen Karten. Und natürlich ist auch Harry Hole wieder dabei. Der Leser ist immer mittendrin: Mal erlebt er das Verbrechen mit, mal kommt er als Nichtsahnender an den Schauplatz und immer tappt er im Dunkeln.

„Koma“ war das erste Buch, was ich von Jo Nesbø gelesen habe. Er ließ mich immer wieder geschockt den Atem anhalten – nur um kurz danach wieder mehr oder weniger erleichtert auszuatmen… Es wurden immer wieder unerwartete Wendungen eingebaut, die der Leser nicht kommen sieht, an denen er sich aber auch nicht lange aufhalten kann, denn da steht schon wieder die nächste Überraschung an. Und immer wenn man denkt, nun weiß man, was passiert ist, stellt es sich doch als komplett anders heraus.

Die Aufmerksamkeit des Erzählstils lag weniger auf dem blutigen Tathergang, sondern eher auf dem schockierendem „Resultat“ (was die Taten nicht weniger schockierend macht), ich fühlte mich in einem gelungenen Mix aus Krimi und Thriller.

Die vielen Handlungsstränge waren teils verwirrend, nachdem man sich aber „eingelesen“ hatte, fiel das Folgen deutlich leichter. Da ich bisher keine Bücher von Nesbø gelesen habe, fehlt mir die Vergleichbarkeit, trotzdem muss ich sagen, dass „Koma“ wirklich spannend und sicherlich nicht mein letzter Harry Hole war.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Champagnerträume

Die Champagnerkönigin
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Die verwöhnte Fabrikantentochter Isabelle heiratet gegen den Willen ihrer Eltern den attraktiven Radrennfahrer Leon Feiniger. Sie lebt nun mit ihm in einem kleinen Dorf in dem Haus seiner Eltern, doch ...

Die verwöhnte Fabrikantentochter Isabelle heiratet gegen den Willen ihrer Eltern den attraktiven Radrennfahrer Leon Feiniger. Sie lebt nun mit ihm in einem kleinen Dorf in dem Haus seiner Eltern, doch so hat sich Isabelle ihr Leben nicht vorgestellt. Als Leon ein Weingut in der Champagne erbt, kann sie ihr Glück kaum fassen. Sie schwelgt in Tagträumen von ihrem neuen, reichen Leben voller Glück, Geld und Champagner. Doch auf ihrem kleinen Weingut hat Isabelle zu kämpfen: die Gebäude sind reparaturbedürftig, die Vorräte gehen zur Neige, die reiche Henriette will sich das Gut Feiniger unter den Nagel reißen und natürlich mangelt es an Geld und Arbeitern. Isabelle und Leon erfahren, dass der Feiniger-Champagner nicht den Geschmack der Europäer trifft. Und als Leon bei einem Radunfall stirbt, steht Isabelle vor dem Abgrund. Doch Isabelle bekommt Hilfe – nicht nur aus ihrer Nachbarschaft, sondern auch von ihren Jugendfreundinnen Clara und Josefine aus Berlin und zwei sehr charmanten Herren…

Der Titel ist für den Roman äußert treffend gewählt, das Cover liebevoll und malerisch gestaltet. In der Frau, die in einem verspielten Kleid in die Ferne der Champagnerberge schaut, kann man Isabelle wiedererkennen.
Durch den angenehmen Schreibstil verfliegen die 500 Seiten sehr schnell, der Leser kann bei den Höhen und Tiefen mitfiebern. Dadurch entwickelt sich eine subtile Spannung, die sich bis zum Ende hält, wodurch es mir kaum möglich war, das Buch zur Seite zu legen. Alle Charaktere sind harmonisch ausgefeilt, viele von ihnen erleben ihre persönliche Entwicklung im Laufe des Buches. Was vielleicht an einigen Stellen kitschig und überspitzt wirkt, stört keineswegs, sondern lässt mich noch weiter träumen.
Die Bildchen, die im ganzen Roman verstreut sind, ließen mich immer wieder innehalten und sorgten dafür, dass ich mich noch besser in die Champagne hineinversetzen konnte.
Besonders berührt hat mich ein Zitat von Seite 455: „Alles wird gut. Wir nehmen einfach jeden Tag, wie er kommt, einverstanden? Wir machen guten Champagner, wir lachen, und wir weinen. Wir leben. Wir lieben.“ All das erlebte ich in diesem zauberhaften Roman als Leser mit und gab mir einen kleinen Denkanstoß.
Es war nicht nötig, den ersten Teil zu lesen, da mir der Roman jedoch so gut gefallen hat, werde ich dies noch nachholen. Und auch auf den nächsten Teil der Jahrhundertwind-Trilogie bin ich gespannt!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Tiefgründige Unterhaltung

Das Leuchten des Fieberbaums
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Nachdem ihr Vater gestorben ist, ist die junge Frances Irvine nicht nur eine Waise, sondern komplett mittellos. Nun steht sie vor der Wahl, entweder ihrer ungeliebten Tante als Hausmädchen zu dienen und ...

Nachdem ihr Vater gestorben ist, ist die junge Frances Irvine nicht nur eine Waise, sondern komplett mittellos. Nun steht sie vor der Wahl, entweder ihrer ungeliebten Tante als Hausmädchen zu dienen und in England zu bleiben oder ihren ungeliebten Cousin Edwin Matthews zu heiraten, der als Doktor in Südafrika arbeitet, was ihr als geringeres Übel erscheint. Auf der langen Überfahrt nach Kapstadt verliebt sie sich jedoch in den charmanten William Westbrook, welcher in Afrika in den illegalen Diamantenhandel verstrickt ist. Zwar gewöhnt sie sich langsam an das simple Leben mit Edwin, doch William geht ihr nicht aus dem Kopf, schon gar nicht als Edwin scheinbar rücksichtslos seine Interessen durchzusetzten versucht. So kommt es, dass Frances gezwungen ist, eine folgenschwere Entscheidung zu treffen. Jetzt erkennt sie, dass ihre Welt nicht die ist, die sie zu sein schien.
Das Cover des Buches ist mit einem Guckloch versehen, durch das man ein Zebra in der Steppe sieht, dessen Bedeutung sich im Laufe des Buches offenbart. Die Idee ist sehr kreativ und toll umgesetzt, allerdings war ich immer für einen kurzen Moment verwirrt, als sich meine Finger beim Lesen zu diesem ungewohnten Cover verirrten. Die Frauenfigur, die vor dem weiten Horizont Afrikas steht, ist ziemlich treffend gestaltet.
Die Figur Frances ist sympathisch und in ihrer Naivität sehr liebenswert. Durch ihre vielen Rückschläge fühlt man sich in ihr Schicksal ein und leidet mit. Trotzdem ist sie an einigen Stellen zu naiv und stellt sich selbst unter ein schlechtes Licht. Sie scheint von den Männern zu sehr abhängig zu sein, allerdings passt dies trotzdem ins Bild der verwöhnten Engländerin, die in das primitive Leben Afrikas gezwungen worden ist. Es werden viele Klischees bedient, doch auch dies ist passend, da der Roman im 19. Jahrhundert spielt.
Die Reise auf dem Schiff nahm einen großen Teil in Anspruch, was zwar aufgrund der Länge der Überfahrt nachvollziehbar ist und sich dort auch bewegende Ereignisse abspielen, war aber zeitweise etwas langatmig. Der Fieberbaum, welcher im Titel erwähnt wird, spielt eher eine nebensächliche Rolle, hat aber eine eindeutige symbolische Bedeutung. Schön und bewegend fand ich auch die Beziehung von Frances und ihrem Zebra.
Im Laufe der Geschichte kommt es zu einigen unerwarteten Wendungen, die die Spannung aufbauen. Auch das Ende ist nicht das typische "Happy End", was man von so einer Geschichte erwartet. Ansonsten ist der Roman auf den ersten Blick eine leichte Lektüre, die allerdings einiges Material zum Verdauen liefert und mich zum Einen unterhalten, zum Anderen sehr bewegt hat.

Veröffentlicht am 28.09.2017

Erfrischender Wind für Thrillerfans

Die Bestimmung des Bösen
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Am Rhein werden die Leichen von zwei vermissten Frauen gefunden – grotesk drapiert und mit Wunden, die ihren schmerzhaften Tod erahnen lassen. Kommissarin Alexis Hall nimmt die Ermittlungen auf. Kriminalbiologin ...

Am Rhein werden die Leichen von zwei vermissten Frauen gefunden – grotesk drapiert und mit Wunden, die ihren schmerzhaften Tod erahnen lassen. Kommissarin Alexis Hall nimmt die Ermittlungen auf. Kriminalbiologin und Freundin Karen Hellstern untersucht mithilfe von Maden und Käfern, die sie an Leichen und Tatort findet, Todeszeitpunkt und Tathergang. Als ein ihr allzu bekanntes Detail an den Leichen hinzukommt, sieht Alexis sich mit ihrer Vergangenheit und dem Tod ihrer Eltern konfrontiert.

Das Cover ist leider wie bei vielen Thrillern eher nichtssagend, dafür passt aber der Titel umso besser, dessen Thematik sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch zieht. Der gewählte Handlungsort passt auch super zur Geschichte, da es sich mal nicht um einen typischen Großstadt- oder Provinzthriller handelt.

Der Autorin gelingt es wirklich gut, Spannung aufzubauen und die Handlungsstränge zusammen zu führen, bis auf das Einbringen eines Protagonisten, das für mich viel zu plötzlich und holprig kam, auf das ich aber aus Spoiler-Gründen nicht näher eingehen werde. Die Mordfälle sind wirklich grauenhaft und das Motiv des Täters gut durchdacht. Einige der Szenen sind mehr als gelungen beschrieben, besonders die Rückblicke, in diesen gefällt mir der Schreibstil besonders gut. An einer Stelle wurde mir der biologisch-wissenschaftliche Input fast zu viel, diesen konnte ich dann aber problemlos überfliegen. Die Auflösung ist überraschend und dennoch schlüssig, daher absolut gelungen.

Ich fand es jedoch schade, dass einige der Protagonisten (z.B. Oliver) so sehr im Hintergrund geblieben sind. Man hat kaum etwas über ihre Geschichte und ihre Beziehungen erfahren, außer in einem oder zwei Nebensätzen. Ein bisschen mehr Information zu ihnen wäre schön gewesen und hätte die Geschichte lebendiger gemacht. Das Einbringen der Biologin als eine der Hauptcharaktere empfinde ich als angenehm erfrischend; es verleiht dem Thriller seinen eigenen Stil. Wer allerdings eine große Abneigung gegen Krabbeltiere hat, sollte das Buch möglicherweise mit Insektenspray bewaffnet lesen. Auch Kommissarin Alexis wirkt trotz ihrer üblen Vergangenheit noch menschlich und nicht wie einer der Überflieger-Ermittler. Ich hoffe trotzdem, dass der zweite Band bei allen Charakteren noch mehr in die Tiefe geht, denn hundertprozentig mitfühlen konnte ich nicht.

Insgesamt ein Thriller mit überraschendem Ende, der frischen Wind für Thriller-Fans und Potenzial für weitere Bände mit sich bringt.