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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.06.2020

Ein wunderbar atmosphärischer Fantasy-Roman mit tollen Protagonisten

Das Lied der Krähen
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Ich bin ja vor allem durch mein Praktikum auf "Das Lied der Krähen" aufmerksam geworden, ansonsten weiß ich nicht, ob dieser Hype nicht vielleicht ein erst einmal an mir vorbeigegangen wäre. Aber so habe ...

Ich bin ja vor allem durch mein Praktikum auf "Das Lied der Krähen" aufmerksam geworden, ansonsten weiß ich nicht, ob dieser Hype nicht vielleicht ein erst einmal an mir vorbeigegangen wäre. Aber so habe ich dann doch ein bisschen nach dem Buch gesucht und vor allem die Pinterest-Pinnwand der Autorin hat mich neugierig gemacht.
Und es war eine großartige Entscheidung, denn "Das Lied der Krähen" hat mich richtig geflasht. Die Geschichte an sich ist schonmal richtig spannungsgeladen. Man kommt direkt im Geschehen an, lernt die wichtigsten Charaktere kennen. Hier wird nicht lange gewartet, bis endlich mal Fahrt aufgenommen wird. Nein, es geht los und immer wieder geschieht etwas Neues, das noch mehr Action hereinbringt. Wobei das Buch nicht nur durch die Action so spannend wird, mir haben besonders die Hintergründe von allem gefallen, wie verstrickt die Story ist, die verschiedenen Motive. Und manche Ereignisse sind zwar ein wenig vorhersehbar, aber vieles dann doch wieder nicht, man wird noch oft genug überrascht. Außerdem auch die Liebesgeschichten, die angedeutet werden. Richtig, angedeutet. Denn man wird von der Lovestory nicht wie in anderen Jugendbüchern wie von einem Brett erschlagen, nein, sie bahnen sich leise an, sind ein bisschen schief und schräg, aber haben mich trotzdem sehr berühren können. Etwas, das ich auch noch nicht oft hatte. Was aber fast am coolsten ist, ist die allgemein düstere Stimmung, die in der Geschichte aufkommt. Das dunkle Cover passt hier sehr gut zum Inhalt, einfach weil er so schonungslos und teilweise brutal ist. Manche Szenen waren ein wenig eklig (na gut, sogar mehr als ein wenig eklig) und oft handeln die Personen einfach so rücksichtslos und unmoralisch, dass es dich richtig stocken lässt. Fand ich einfach nur mega toll, denn so hat das Ganze für mich an Authentizität gewonnen.
Die ganze Welt, in der "Das Lied der Krähen" spielt, fand ich außerdem auch sehr interessant. ich habe zuvor ja noch kein Buch von Leigh Bardugo gelesen, aber sie hat da eine richtig tolle Welt erschaffen. Die unterschiedlichen Länder, jedes anscheinend mit einer anderen Kultur. Die Sprachen, die Traditionen, die Feste, die man mitbekommt. Das ist alles mit so viel Liebe zum Detail ausgedacht, dass ich einfach fasziniert sein musste.
Der Schreibstil der Autorin tat dann sein Übriges, um mich vom Buch zu überzeugen. Die Beschreibungen sind in Maßen und sinnvoll, sodass man sich alles vorstellen kann, es aber nicht langatmig wird. Die Geschichte lässt sich super lesen, schön flüssig, selbst wenn die Welt eher an die Zeit der Industrialisierung erinnert und damit auch die Sprache des Romans. Die Dialoge sind einfach herrlich, man hört hier förmlich die Gruppendynamik heraus zwischen den sechs Außenseitern. Es wundert mich wirklich fast ein bisschen, dass mir der Schreibstil so gut gefällt, weil in dritter Perspektive und Vergangenheitsform geschrieben wird, eigentlich genau die Kombination, die ich am wenigsten mag. Aber hier schaffte es die Autorin komischerweise trotzdem, dass ich unglaublich gut in die Story reingefunden und richtig mitgefiebert habe. Am Ende war ich richtig geschafft. Das einzige, was mir manchmal aufgefallen ist, war die nicht ganz so günstige Übersetzung, das hörte sich an ein paar Stellen holprig an.
Dadurch, dass die Geschichte von fünf Charakteren erzählt wird, dachte ich eigentlich nicht, dass man so gut mit ihnen allen mitfühlen kann. Ich dachte, es würde mich eher nerven, weil ich ein oder zwei Favoriten haben würde. Doch dann kam es gar nicht so. Zwar habe ich in Kaz und Inej Lieblingscharaktere gefunden, aber die beiden führen auch nur ganz knapp an, auch Nina, Jesper, Matthias und Wylan haben sich in mein Herz geschlichen. Die Sechs sind aber auch alle so herrlich unterschiedlich und haben so offensichtliche Schwächen, die nicht affektiert wirken, sondern einfach schön realistisch. Kaz, der Meisterdieb, der mit seinen genialen Plänen schon einige knifflige Aufträge ausgeführt hat. Aus Sicht der anderen wirkt er immer unnahbar, distanziert, aber wenn er erzählt, erfährt man seine Hintergründe und das macht seine jetzigen Handlungen nachvollziehbar. Inej, die "das Phantom" genannt wird, weil sie eine so herausragende Spionin ist, dazu noch erstklassige Mörderin, die aber eigentlich ein großes Herz hat. Nina mit ihrem so selbstsicheren Auftreten und den wirklich spannenden Fähigkeiten. Ich fand es jedes Mal wieder cool, wenn sie ihre Entherzer-Kraft eingesetzt hat, selbst wenn der Anlass eher ein langweiligerer war. Und trotzdem hat auch sie ihre verletzliche Seite, hadert mit Entscheidungen. Jesper, zu dem seine Pistolen genauso gehören wie seine Gliedmaßen und der anscheinend immer in Bewegung sein muss. Der die Gruppe mit Nina zusammen auflockert, aus todernsten Stimmungen herauslockt. Matthias, dessen Ansichten am Anfang auf jeden Fall etwas gewöhnungsbedürftig waren, der aber auch immer seine Gründe hatte und mich letztendlich von sich überzeugen konnte. Und Wylan, der in dieser skrupellosen Gruppe sehr jung und naiv wirkt und den ich gerade deswegen sehr mochte.
Sie alle machen so tolle Entwicklungen durch und müssen dauernd schwere Entscheidungen treffen. Besonders das Hadern der einzelnen Figuren mit der Moral war unfassbar spannend.
Ich habe das Buch vor allem zum Ende hin kaum noch aus den Händen legen können, weil es mich richtig gefesselt hat. Und nach dem fiesen Cliffhanger gibt es nur noch zu sagen: Ich will weiterlesen! Ach ja, und dass ich es jedem empfehle.

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Veröffentlicht am 07.06.2020

Mein liebster Teil der Reihe!

Die Tribute von Panem 2. Gefährliche Liebe
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Die Panem-Reihe gehört zu einer meiner liebsten Buchreihen, die ich immer wieder lesen könnte. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass ich absolut begeistert von dem Buch bin , vor allem da der zweite ...

Die Panem-Reihe gehört zu einer meiner liebsten Buchreihen, die ich immer wieder lesen könnte. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass ich absolut begeistert von dem Buch bin , vor allem da der zweite Teil mein Liebling ist.
Fangen wir mal mit der Handlung an. Die knüpft nicht direkt an die Geschehnisse des ersten Bandes an, sondern findet erst etwa ein halbes Jahr danach statt, zur Tour der Sieger, auf die Katniss und Peeta geschickt werden. Ich habe schon manchmal gehört oder gelesen, dass jemand den zweiten Teil teilweise langgezogen fand, aber auch wenn "Die Tribute von Panem - Gefährliche Liebe" nicht immer viel Action enthält, ist es doch spannend. Hier geht es auch ums Überleben, aber nicht dieses Arena-Überleben, bei dem man sich bis auf den Tod mit anderen Tributen bekämpft. Nein, hier ist es anders. Katniss wird direkt am Anfang mehr oder weniger direkt von Präsident Snow höchstpersönlich bedroht, das ganze Land ist in Aufruhr, nach ihrem rebellischen Akt während der letzten Spiele und jetzt steht nicht nur ihr eigenes Überleben auf dem Spiel, sondern auch das ihrer Familie, ihrer Freunde. Und mitzuerleben, wie Katniss darauf reagiert, ist mindestens genauso spannend, wie die alljährlichen Hungerspiele. Es steht hier nicht mehr das "einfache" nackte Überleben im Zentrum, die Dimensionen werden größer. Der englische Titel "Catching Fire" passt da meiner Meinung nach perfekt. Und außerdem gibt es später ja auch wieder Arena- Spannung. Zwar nimmt die nicht so viel Platz ein wie im ersten Band, ist dafür aber noch krasser, blutiger, heftiger, actiongeladener.
Eine Sache, die ich in dem Teil auch besonders mag, ist die Liebesgeschichte. Sie steht zwar nicht so im Vordergrund wie bei anderen Jugendbüchern (ähem, Twilight), läuft stattdessen nur nebenher, ist aber dafür umso schöner. Gut, das unvermeidliche Liebesdreieck wird hier ausgebaut, aber es ist nicht so nervig und stressig. Ich mag es einfach, wie die Liebesgeschichte mit in die Handlung eingeflochten wird.
Was ebenfalls genauso fesselnd ist wie in Band 1, ist der Schreibstil. Die Dystopie lässt sich einfach super runterlesen durch die Art, wie Suzanne Collins sie geschrieben hat. Egal, ob es die Beschreibungen sind, die Dialoge oder Kampfszenen, die Autorin hat genau die richtige Art getroffen zu schreiben, dass ich einfach nur an den Seiten hänge - und das sogar bei mir, die ich das Buch schon wirklich viele Male durchgelesen habe! Sie beschreibt die Situationen so toll und bringt dabei nicht nur das Ernsthafte super rüber, sondern erzählt auch mit leichtem Humor, mit sarkastischen Anmerkungen á la Katniss Everdeen.
Und das ist noch ein Grund, weshalb ich das Buch so mag, die Protagonistin. Denn Katniss ist auch hier nicht zum Gutmenschen geworden, der alles richtig macht. Sie trifft weiterhin falsche Entscheidungen, ist egoistisch. Aber kümmert sich eben auch sehr um das Wohlergehen der Menschen, die sie liebt. Man merkt ihr aber auch an, wie sie sich verändert, wie sie langsam begreift, was sie da eigentlich losgetreten hat. Doch auch hierauf reagiert sie nicht so ideal, wie es vielleicht andere Teenie-Protagonisten tun, sondern eher verwirrt, ablehnend. Und genau weil sie sich quasi selbst treu bleibt, ist Katniss mir immer noch unfassbar sympathisch.
Genau wie die meisten anderen Charaktere. Die Figuren, die hier eine bedeutendere Rolle spielen, sind schonmal viel mehr als im ersten Teil. Besonders wichtig sind natürlich Peeta und Gale. Und da haben wir schon das erste Gegensatzpaar, wobei ich beide auf ihre Weise sympathisch finde (ich aber Peeta natürlich viel lieber mag 😉). Peeta ist von allen Charakteren im Buch wohl der beste Mensch, aber selbst er ist nicht perfekt, hat Charakterzüge, die gegen ihn sprechen. Und Gale mag ich zwar nicht besonders, aber er ist mutig und hat auf jeden Fall auch seine guten Seiten. Eine weitere wichtige Person ist Prim, Katniss' Schwester, um die sich in Teil 1 vieles dreht, die man da jedoch nicht so oft trifft. Hier ist das anders, denn dadurch, dass man viel Zeit quasi in Distrikt 12 verbringt, lernt man die kleine Prim kennen und sie stiehlt sich den Platz im Herzen einfach. Genau wie Haymitch, der mit seiner einzigartigen Art einfach zu Panem dazugehört. Wer jedoch zu meinen Lieblingen aufgestiegen ist, ist eine Figur, die man erst in diesem Band kennenlernt – Finnick Odair, ein Gewinnertribut aus den früheren Spielen. Er ist einfach genial (ich meine schon allein wie er Katniss Zucker anbietet ist herrlich) und doch kann man ihn nicht so einfach in eine Schublade packen.
Geheimnisse, Rebellionen, Liebe, Spannung – in "Die Tribute von Panem - Gefährliche Liebe" ist das alles dabei und das ist einer der Gründe, weshalb ich einfach begeistert bin von dem Buch. Der Jugendroman konnte mich schon ein ums andere Mal, immer wieder, fesseln wegen seines Schreibstils und den Charakteren, die nicht so 0815 sind, wie man es aus anderen Büchern des Genres kennt. Ich kann wirklich nur eine absolute Leseempfehlung aussprechen!

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Veröffentlicht am 26.08.2019

Hat sich direkt in mein Herz geschlichen

Die Spiegelreisende
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In "Die Verlobten des Winters" habe ich nicht direkt einsteigen können, musste ich mich erstmal an alles gewöhnen. An die eigenartigen Charaktere, die Welt, den Schreibstil. Danach habe ich das Buch geliebt, ...

In "Die Verlobten des Winters" habe ich nicht direkt einsteigen können, musste ich mich erstmal an alles gewöhnen. An die eigenartigen Charaktere, die Welt, den Schreibstil. Danach habe ich das Buch geliebt, aber diese Eingewöhnungsphase hat der Geschichte für mich damals ein wenig die Luft rausgenommen.
Das war in dieser Fortsetzung nicht so. Ich war drin, von Anfang an, und ich konnte mich einfach nicht mehr von dieser absolut genialen Story losreißen. Was erstens daran liegt, dass die Handlung voller Spannung ist. Immer passiert etwas und auch gleich zu Beginn wird man direkt in die Geschichte hineingeworfen. Und diese Spannung bricht einfach nicht ab, sie ist immer da, manchmal unterschwellig, manchmal fast schon actionhaft. Und so hat mich das Buch durchgehend fesseln können! Diese Spannung ergibt sich auch durch die vielschichtige Storyline. Denn es passiert zwar viel Verschiedenes, aber vieles hängt auch irgendwie miteinander zusammen. So gibt es noch viele große, offene Fragen, aber genauso viele kleinere Fragen und alles könnte zusammenhängen!
Überhaupt gibt es ja dieses Geheimnis beziehungsweise Mysterium im Hintergrund, das es aufzudecken gilt. Hier bekommt man immer wieder kleine Puzzlestückchen. Erst zum Ende dieses zweiten Bandes der Spiegelreisenden-Saga sieht man ein klein wenig klarer, aber es ist noch lange nicht so, dass ich alle Zusammenhänge verstehe. So vieles bleibt im Dunkeln. Aber das ist auch gut so, denn schließlich gilt es noch zwei weitere Bände zu lesen.
Vor diesem Mysterium um die Archen und Familiengeister spielt sich dann die Haupthandlung ab. Und auch die ist mehr als interessant, denn erst muss Ophelia ihren Platz an Faruks Hof finden und dann das Verschwinden einiger wichtiger Persönlichkeiten aufklären. Mittendrin gibt es dann natürlich auch noch die immer näher rückende Hochzeit mit Thorn und überhaupt Ophelias Beziehung mit ihm. Von der ich ja sowieso ein großer Fan bin, die beiden sind einfach nur herrlich.
Was ich an Christelle Dabos hinsichtlich ihrer Geschichte aber wohl am meisten bewundere, ist ihre Komplexität und Bedachtheit. Wie schon erwähnt hängt vieles zusammen und wird auch schon früh angedeutet. Mal da ein Halbsatz oder dort, immer so, dass man sich später zwar daran erinnern kann, in dem Moment allerdings nicht unbedingt weiter darauf achtet. Und so etwas kann später unfassbar wichtig werden. Dieses subtile Foreshadowing ist wirklich, wirklich bewundernswert!
Gut, nachdem ich nun eine Lobeshymne auf die Story an sich gesungen habe, komme ich doch auch mal zu Christelle Dabos' Schreibstil. Mit dem ich, wie bereits kurz erwähnt, in Teil 1 nicht direkt warmgeworden bin. Inzwischen hingegen liebe ich ihn regelrecht. Ja, er ist ein wenig beschreibender, als ich das üblicherweise mag, aber diese Beschreibungen empfinde ich inzwischen als unfassbar liebenswert. Man merkt, wie viel Herzblut in den Details steckt. Dadurch wird die Geschichte auch nicht langatmig, sondern eher noch einzigartiger. In diesem Teil ihrer Reihe hat die Autorin für mich auch bewiesen, dass sie sowohl sehr spannungs- als auch gefühlvoll schreiben kann. Und auch der Humor kommt nicht zu kurz, so musste ich einige Male schmunzeln.
Letzteres liegt ganz eindeutig an gewissen Charakteren, nämlich Archibald. Wer hat ihn denn nicht liebgewonnen? Der liebe Herr Botschafter versprüht seinen Charme über die Grenzen des Buches hinweg und auch, wenn ich mir bisweilen noch unsicher bin, ob man ihm eigentlich trauen kann, sorgt er immer für eine gewisse Auflockerung der Szene. Außerdem kann man sich in der Spiegelreisenden-Saga gefühlt sowieso bei niemandem sicher sein, ob ihr oder ihm zu vertrauen ist. Dafür gibt es hier einfach zu viele Hintergedanken und Intrigen. Doch genau dieses Misstrauen in alles und jeden hat mir irgendwie auch gefallen, denn das zeigt, dass auch scheinbar einfacher gestrickte Figuren vielschichtiger sein können.
Vielschichtig sind die Charaktere dieser Reihe sowieso und genau deswegen bin ich auch ein solch großer Fan von ihnen. Na gut, deswegen und wegen ihrer Eigenarten. Manchmal waren die Figuren fast schon überspitzt, aber doch nie drüber, immer noch im Rahmen, vor allem auch wegen der Hintergründe, die man nach und nach erfährt. So hat sich Thorn ja bereits in Teil 1 in mein Herz geschlichen und wollte trotz seiner schroffen Art auch jetzt keinen Platz mehr schaffen. Man merkt ihm an, wie er sich verändert und seine dicke Eisschicht schmilzt Millimeter um Millimeter.
Ophelia ist inzwischen auch zu einer Heldin geworden, die ich nur zu gerne begleite. In "Die Verlobten des Winters" wirkte sie oft noch sehr verhuscht, auch weil sie immer so leise vor sich hin zu nuscheln schien. Und sie vollführt zwar keine Kehrtwende, aber ihre Charakterentwicklung ist doch spürbar. Mir ist jedes Mal regelrecht das Herz aufgegangen, wenn sie wieder für sich selbst einstand, mal jemandem widersprochen hat. Sie wirkt nun viel eigenständiger und selbstbewusster und ist mir so ein großes Stück sympathischer geworden!
Ich kann dieses so genannte Jugendbuch (das meiner Meinung nach unabhängig vom Alter gelesen werden kann) also nur jedem ans Herz legen. Bei mir hat sich die Spiegelreisenden-Saga nun zu einer Lieblingsreihe entwickelt, auf deren nächsten Teil ich nun gespannt warte.

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Veröffentlicht am 22.04.2019

Wird selbst nach wiederholtem Lesen nicht langweilig

Die Tribute von Panem 1
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"Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele" besitze ich nun schon sehr lange. Und ich habe das Buch auch schon etliche Male gelesen. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, die Jugenddystopie ist das ...

"Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele" besitze ich nun schon sehr lange. Und ich habe das Buch auch schon etliche Male gelesen. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, die Jugenddystopie ist das Buch, das mich endgültig zur Buchfanatikerin hat werden lassen, denn nachdem ich es mit 14 (oder 13) gekauft habe, habe ich nicht nur die Geschichte durchgesuchtet und wie ein Junkie auf Nachschub aus Suzanne Collins' Welt Panem gewartet, sondern auch ab da weitere Bücher aus dem Genre fast schon gesammelt. Dabei ist die Panem-Trilogie aber immer mein Liebling unter den Jugenddystopien geblieben, auch wenn es ein paar ernstzunehmende Konkurrenten gab. Und auch noch jetzt, acht Jahre später, hat es einfach Spaß gemacht, in die Geschichte abzutauchen.
Die Handlung ist aber auch einfach toll. Ich glaube, ich brauche jetzt auch nicht mehr viel erklären, um was es geht, da man in den letzten Jahren wohl kaum um die Bücher und besonders die Filme herumgekommen ist, sodass man zumindest grob weiß, um was es in "Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele" geht. Ich liebe die Idee der Autorin ja, sie ist so originell und die Hungerspiele gar nicht mal so abwegig und weit entfernt von der Realität, wie sie auf den ersten Blick vielleicht erscheinen. Die Geschichte vereint so viele Themen in sich: den Kampf ums Überleben, den Kampf gegen eine Vormacht, Liebe und Freundschaft und vor allem Kritik an der Sozialpolitik. Es ist nicht einfach ein Jugendbuch, sondern auch etwas für Erwachsene. Der Roman ist außerdem auch oft gefühlvoll und treibt einem die Tränen in die Augen, in anderen Szenen ist er dann wieder witzig.
Die Geschichte ist dabei auch immer spannend, da sehr viel passiert, es oft überraschende Wendungen gibt. Zwar dauert es ein bisschen, bis die richtigen Spiele losgehen, aber auch davor wird es nie langweilig, weil es so viel zu entdecken gibt in der Welt, die Suzanne Collins erschaffen hat. Besonders hinsichtlich der Hungerspiele erfährt man einiges und die Zeit vor Beginn der Spiele, vor der Arena, ist extrem wichtig, um die Spiele richtig zu verstehen und auch die Charaktere kennenzulernen.
Der Schreibstil der Autorin tut dann sein Übriges, um die Spannung hochzuhalten. Er ist ziemlich einfach und flüssig zu lesen, man kann gar nicht anders, als durch das Buch zu fliegen. Und die eher knappen Sätze passen gut zum Charakter der Protagonistin und die Dialoge kann man sich auch gut bei den doch größtenteils jugendlichen Figuren vorstellen. Was ich auch sehr an der Geschichte mag, ist, dass die Autorin Katniss aus der ersten Perspektive und dem Präsens erzählen lässt. Eine Kombi, die ich persönlich einfach am schönsten zu lesen finde, da man sich hier direkt ins Geschehen hineinversetzt fühlt. Ein weiterer Spannungsfaktor sind die kleinen Cliffhanger am Ende der Kapitel. Es kommt wirklich selten vor, dass ein Kapitel mal "ruhig" endet, immer passiert etwas anderes, das den Leser an das Buch fesselt und so kann es durchaus passieren, dass man das halbe Buch in einem Rutsch liest, weil man nicht aufhören konnte. Und das Ende macht sowieso Lust auf mehr.
Eine Sache gibt es jedoch, die vielleicht ein bisschen stören könnte und die ich nicht ganz unbedingt gebraucht hätte: die langen Beschreibungen des Essens. Das Essen spielt in Panem und vor allem für Katniss eine ganz besondere Rolle. Sie lebt in Distrikt 12 und muss jagen, um sich und ihrer Familie Nahrung zu beschaffen. Da ist es schon nicht ganz so verwunderlich, dass sie sich oft Gedanken um Essen macht. Im Kapitol gibt es dann diesen Umschwung des eher spärlichen, einfachen Essens hin zu dekadenten Gerichten - die ausführlich beschrieben werden. Es ist schon ganz cool, da man dadurch den Unterschied zwischen dem Kapitol und den Distrikten nochmal direkt vor Augen hat, aber die Beschreibungen sind eben manchmal wirklich lang.
Die Charaktere finde ich so ziemlich alle toll, sie sind von der Autorin unheimlich gut ausgearbeitet. Was wohl am überraschendsten ist, ist, dass ich Katniss, die Protagonistin, richtig sympathisch finde. Sonst passiert es mir oft, dass ich mir mit den Protagonistinnen in Jugendbüchern schwer tue, weil die als so perfekt beschrieben werden, dass selbst die Fehler perfekt wirken. Katniss ist da ganz anders. Sie ist der Typ Einzelgängerin, ist oft ziemlich egoistisch, sehr aufs eigene Überleben bedacht und anderen gegenüber tendenziell misstrauisch, hat also wirklich einiges an Ecken und Kanten. Aber sie ist eben nicht nur so, zum Beispiel ist ihre kleine Schwester Prim das Wichtigste in ihrem Leben und wenn sie an sie denkt, wirkt sie sofort viel sanfter. Auch ihre Fähigkeiten werden nicht übertrieben dargestellt. Ja, sie kann unheimlich gut Bogenschießen und weiß, wie man in der Wildnis überleben kann, aber sie hat auch hier einige Schwächen und garantiert kein Übermensch. Und genau diese Mischung hat sie mir ans Herz wachsen lassen und das viel wirkungsvoller als die perfekten Protagonistinnen aus anderen Jugendromanen.
Auch die anderen Charaktere sind super. Ob Gale, Prim oder Peeta, Haymitch oder Effie, Cinna und sein Vorbereitungsteam, Ceasar Flickerman, die anderen Tribute oder President Snow - sie sind alle so gut ausgearbeitet, dass man sich ein Bild von den Figuren machen kann, sie sich einerseits schnell vorstellen kann, man aber gleichzeitig keine stereotypischen Charaktere vor sich hat.
Ich hatte auf jeden Fall selbst nach dem x-ten Mal Lesen noch unglaublich viel Spaß mit diesem Buch!

Veröffentlicht am 02.02.2019

Kein Schund, wie der Titel andeuten möchte

Schund und Sühne
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Von Anna Basener hatte ich zuvor bereits gehört – natürlich, wie auch nicht –, hatte ihren vorherigen Roman jedoch nicht gelesen. Hier habe ich mich eigentlich nur auf die Leseprobe eingelassen, weil sich ...

Von Anna Basener hatte ich zuvor bereits gehört – natürlich, wie auch nicht –, hatte ihren vorherigen Roman jedoch nicht gelesen. Hier habe ich mich eigentlich nur auf die Leseprobe eingelassen, weil sich die Beschreibung so skurril anhörte, aber danach war es um mich geschehen. Nicht unbedingt aufgrund der Story, denn bei der war ich mir eine recht lange Zeit nicht sicher, wo sie eigentlich hin will, doch wegen allem anderen.
In dem Roman geht es ganz grob um das fiktive Schloss Rosenbrunn und seine Bewohner. Hier lebt die Familie Schell von Ohlen, ein altes, deutsches Adelsgeschlecht, das noch ziemlich konservativ eingestellt ist. In deren Alltag treten Kat, eine Groschenromanautorin und Stipendiatin auf Rosenbrunn, sowie Moritz, ein Rosenzüchter, der nicht ganz d'accord ist mit den Methoden, die in der Rosenzüchtung eingesetzt werden. Joa, das ist auch schon das Grundgerüst des Buches.
In der Geschichte werden die Beziehungen der Personen untereinander behandelt, das Adelsgeschlecht allgemein, Werte im Allgemeinen, ein bisschen Liebe und dabei noch das ein oder andere wichtige Thema wie Umweltschutz. Alles mit einer guten Prise Humor. Besonders die Vermischung des Fiktiven mit der Realität hat mir echt gut gefallen. Referenzen auf wirklich existierende Adelsgeschlechter oder auch einfach Ähnlichkeiten mit ihnen (wie zum Beispiel die einer gewissen Gräfin) haben dem Buch nochmal das gewisse Etwas verliehen.
Wie schon gesagt war mir nicht ganz so klar, wo die Geschichte hinlaufen wird, ein roter Faden war nicht unbedingt von Anfang an da, aber das fand ich nicht mal so schlimm. Denn Anna Baseners Schreibstil ist so herrlich skurril, ich hätte locker noch weitere 100 Seiten mit den Charakteren lesen können. Das ist auch ein kleiner Kritikpunkt von mir, denn mir war das Buch einen Ticken zu kurz, dadurch manche Dinge nicht so ausführlich, wie ich sie gerne gehabt hätte. Doch an sich hat jeder Teil der Geschichte ein passendes Ende gefunden und es gibt eigentlich nichts, was nicht einigermaßen zufriedenstellend aufgelöst worden wäre.
Wie bereits erwähnt bin ich nun erklärter Fan vom Stil der Autorin. Ich habe keine Ahnung, wie das in "Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte" war, aber hier liest sich die Geschichte einfach unglaublich. Auf den ersten paar Seiten musste ich mich noch ein wenig eingewöhnen. Nicht nur, weil viele Perspektiven vertreten sind (fast alle in dritter Form, nur die von Kat in der ersten), sondern auch wegen der direkten, manchmal etwas knappen Art und Weise des Schreibens. Doch genau das hat später dazu geführt, dass ich den Roman hätte verschlingen können. In diesem herrlichen Stil werden Fakten dargelegt, Gedanken widergespiegelt und auch mal nebenbei wichtige gesellschaftliche Themen angeschnitten, immer mit diesem Sarkasmus, sodass sich skurrile Situationen ergeben. Mehr als ein Mal musste ich schmunzeln.
Ganz fasziniert bin ich außerdem noch von den Charakteren der Geschichte. Am Anfang kamen sie mir noch vor wie eine halbe Armada, aber wenn ich es mir recht überlege, sind es eigentlich gar nicht so viele. Die Wichtigsten sind Kat, die Autorin, Moritz, der Rosenzüchter, Seph, die Prinzessin von Rosenbrunn und ihr kleiner Bruder und gleichzeitig Erbe des Schlosses, Valu. Außerdem noch eine relativ große Rolle spielen Follie und Fredi, Sephs und Valus Eltern, sowie Gratzi, Follies Schwester. Faszinierend allein war schon, wie gut man alle diese Figuren kennenlernte, wie Anna Basener es schaffte, auf doch so wenigen Seiten so dreidimensionale Persönlichkeiten zu erschaffen. Wie facettenreich diese Persönlichkeiten sind, hat mich dann aber umgehauen. Ehrlich, die genannten Figuren haben im Verlauf der Geschichte jeder sowohl sympathische als auch nicht ganz so sympathische Seiten von sich gezeigt und auch wenn ich sie wegen letzterer gerne ab und an man geschüttelt hätte, ist genau das auch etwas, für das ich die Autorin bewundere: Der Mut, Charaktere nicht perfekt erscheinen zu lassen. Für mich haben die Charaktere somit einiges an Authentizität gewonnen!
Ihr sehr schon, ich bin begeistert von diesem Roman, der sich Unterhaltungs- beziehungsweise humorvoller Roman nennen möchte, aber doch so viel mehr ist. Nämlich auch mal ernste Themen aufgreifen kann, wenn auch mit ironischem Unterton. Wer so etwas mag, nicht immer nur konventionelle Geschichten lesen möchte und sich vielleicht noch für Adelsgeschlechter in der heutigen Zeit interessiert, dem kann ich "Schund und Sühne" wirklich nur empfehlen.

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