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Veröffentlicht am 12.06.2020

Mit den Charakteren wurde ich nur teilweise warm und mit Alex konnte ich nicht einen Moment sympathisieren

Ich darf dich nicht lieben
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Jessy und Alex
Den Hauptteil der Geschichte erleben wir mit Jessy und aus ihrer Sichtweise. Sie ist zwar ein junges naives Mädchen, aber wenn ich an mein 20 jähriges Ich zurück denke, war das nicht anders. ...

Jessy und Alex
Den Hauptteil der Geschichte erleben wir mit Jessy und aus ihrer Sichtweise. Sie ist zwar ein junges naives Mädchen, aber wenn ich an mein 20 jähriges Ich zurück denke, war das nicht anders. Deswegen kann ich ihre Handlungen, ihre Emotionen und ihren Zwiespalt noch einigermaßen nachvollziehen. Sie ist eben hoffnungslos verliebt, sie weiß nicht wie sie reagieren soll und kann sich nicht entscheiden. Ihr Herz schmerzt aufgrund der Tatsache, dass Alex für sie Tabu sein sollte und doch ist sie ihm schon verfallen.
Dass ihre Gefühle überkochen und sie ohne Sinn und Verstand handelt – finde ich nachvollziehbar!

Was ich allerdings in keinster Weise nachvollziehen konnte ist wie Alex handelt und wie er sich gibt. Ich habe mir während des Lesens so oft an den Kopf gefasst.
Wir haben hier einen 33 jährigen Mann, der ohne darüber nachzudenken mehrere Menschen verletzt. Okay, das ist der Plot der Geschichte. Aber – dabei benimmt er sich nicht nur wie ein Arsch, er ist auch der größte Jammerlappen vor dem Herrn. Er stellt sich in die Opferrolle, obwohl er derjenige ist, den man mit Steinen beschmeißen sollte.
Ich konnte während des Lesens nicht einen Funken Sympathie für diesen Jungen aufbringen. Denn wie ein Mann hat er sich bis zum Ende nicht benommen.

Während ich dies schreibe kocht die Wut schon wieder in mir hoch. Das ging über frauenfeindliche Witze (die ich nicht lustig fand), bis zu Vorurteilen und Klischees. Denn natürlich ist das Essen von Salat ein Frauending, große Autos können nur Männer fahren, lange Spaziergänge müssen gelobt werden und Gilmore Girls ist natürlich auch nur Frauensache (das kam allerdings von Jessy).

Genauso die Sache mit dem Vorstellungsgespräch. Jessy sucht einen Job bevor ihr Studium losgeht und wie soll es anders sein, stolpert sie Alex in die Arme. Dieser denkt sich, wow, was für eine hübsche junge Frau, die hätte ich gerne öfters um mich. Sie landen bei ihm im Büro, er fragt woher sie kommt und zack, schon liegt der Arbeitsvertrag auf dem Tisch.
Das hat in mir ganz zwiespältige Gefühle hervorgerufen. Wird Hübsch sein als Qualifikation gemessen? Was sollen denn junge Mädchen denken, wenn sie dieses Buch lesen und eine Frau auf ihr Äußeres und auf die – Entschuldigung – Geilheit des Chefs reduziert wird?

Mal davon abgesehen hat Alex in der Mittagspause schon wieder vergessen woher sie kommt. Was soll ich als Leser davon halten?

Die Sache mit der Liebe
Ich habe dieses Knistern zwischen den beiden regelrecht vermisst. Oft hatte ich das Gefühl es handle sich um eine Vater-Tochter-Beziehung, da sie ihn ohne Ende anhimmelt, aber er ihr nichts zutraut und sie immer wieder lobt, wenn sie etwas schafft.
Natürlich war es dann schwer eine erotische Stimmung zu verspüren.

Ich glaube mir fiel es ebenfalls schwer eine Beziehung der beiden wahrzunehmen, weil sie sich kaum unterhalten haben. Gerade am Anfang treffen sie sich, aber wir erleben nicht live was sie sich erzählen, denn meistens Essen sie und reden nicht miteinander. Natürlich kann man jetzt sagen, sie haben sich mehrere Wochen auf der Arbeit kennengelernt, aber wenn du als Leser nicht mit einbezogen wirst, wie willst du da Gefühle verspüren können? Diese müssen sich ja auch mit den Seiten aufbauen und sind nicht plötzlich da.
Zum Beispiel weiß Alex bis zur Mitte des Buches nicht, dass Jessy Vegetariern ist. Ähm, die haben jede Mittagspause miteinander verbracht, zusammen gegessen und geredet und so ein wichtiges Thema wird nicht angeschnitten?

Ganz schlimm finde ich auch, wie schlecht es Jessy zwischendurch geht und Alex immer so tut, als wüsste er nicht warum. Sein dauerndes Gefrage, was denn nicht stimmt und wieso sie sich nicht gut fühle, zeugte von so wenig Empathie, dass sich mir der Magen umdrehte.

Wofür ich mein Lob aussprechen möchte ist die Sache, wie ihre Freunde mit der Liebe zwischen Alex und Jessy umgehen. Denn wo andere sicher nur Vorurteile hätten und es zu Vorwürfen kommen würde, da reagieren Georgie und Ben wirklich klasse. Sie gehen auf Jessy ein, drängen sie nicht und lassen ihr den Raum sich selbst zu öffnen.

Generell finde ich Georgie und Ben als Charaktere toll. Sie bringen Schwung in die Geschichte, retten manche Handlung, hören zu und sind für Jessy da, mehr als Alex es in meinen Augen ist. Sie ziehen manche miese Stimmung aus dem Loch, stehen hinter ihrer Freundin und unterstützen diese.

Schreibstil
Ich muss sagen, dass ich ziemlich schnell durch die 500 Seiten durchgekommen bin, obwohl ich meine Probleme mit Alex hatte und ziemlich genervt von seinem Handeln war.
Der Schreibstil ist einfach und lässt sich schnell lesen.
Zwischendurch kommen Tagebucheinträge, die mir zu kindlich gestaltet waren und auch nicht viel Aussagekraft geboten haben. Außerdem gibt es immer wieder Chatverläufe aus denen ich nicht ganz schlau geworden bin, was sie zur Handlung beitragen.

Ich finde den Aspekt des Geheimnisses und die Vergangenheit von Alex wirklich gut, nur die Umsetzung hat mich leider nicht überzeugt. Es rechtfertigt außerdem nicht, wie Alex sich benimmt, egal was für ein schweres Schicksal ihn ereilt hat.

Fazit: Was für eine lange Rezension! Eine Geschichte mit viel Potenzial, die für mich leider daneben ging. Mit den Charakteren wurde ich nur teilweise warm und mit Alex konnte ich nicht einen Moment sympathisieren. Das Knistern fehlte mir auch gänzlich, da Jessy und Alex eher wie in einer Vater-Tochter-Beziehung steckten. Einzig und allein die Nebencharaktere Georgie und Ben konnten die Handlung etwas retten.

Info: Auf unserem Blog habe ich noch mehr Punkte aufgeführt, auch mit Spoilern!

Veröffentlicht am 20.02.2019

Eine schöne Liebesgeschichte, der es leider an Tiefe für die Thematik fehlte!

Hold You Close
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Die Handlung fängt mit einem spannenden Einblick an, der viel verspricht. Doch schon danach kommt die Ernüchterung: es plätschert vor sich hin. Es passiert auf den ersten Seiten nicht viel und wenn doch, ...

Die Handlung fängt mit einem spannenden Einblick an, der viel verspricht. Doch schon danach kommt die Ernüchterung: es plätschert vor sich hin. Es passiert auf den ersten Seiten nicht viel und wenn doch, dann sehr ausführlich beschrieben. Ich bin ein Freund der aktiven Handlung und der abwechslungsreichen Dialoge. Wenn aber nur Geschehnisse beschrieben werden und nicht aktiv in einem Dialog besprochen werden, wird es nach einiger Zeit zu trocken und statisch.

Daher hatte ich auch Probleme mit dem Schreibstil. Es fühlte sich nicht flüssig an. Ich habe mich immer gefühlt, als wäre ich gar nicht dabei, sondern würde nur durch ein Fenster zuschauen. Leider zogen auch vulgäre Ausdrücke durch das Buch.
Als das erste Mal eine spannende Situation eintrat, war ich so perplex aufgrund ihrer Abstrusität. Sie hat sich mir vorne und hinten nicht erschlossen, selbst als sie aufgeklärt wurde.

Jaxon und Lucy wollen ihre Beziehung neu aufleben lassen und suchen nach einer Verbindung zueinander. Ein schöner Gedanke, wenn nicht jahrelange Pause dazwischen lägen, er aber trotzdem so tut, als würde er mitbestimmen können. Er hat unendlich viel Wut in sich angestaut, die er gerne an ihr auslässt.

Lucy wirkt immer so verloren und kämpft mir ihren Problemen, den Panikattacken und Ängsten. Und ich frage mich: Wo ist ihre Therapie? Wieso wird nicht tiefgründiger auf sie eingegangen?
Gerade nachdem sie mehrere Flashbacks hat und sich endlich an vieles zurück erinnern kann. Da wäre der Ansatz gewesen mehr zu tun! Aber das einzige Gespräch mit einer Therapeutin, das im Buch vorkommt geht über zwei Seiten und war in meinen Augen auch nicht ausgereift. Es passiert in die Richtung nichts. Und das hätte ich so wichtig gefunden!
Auch der Gedanke, dass sie endlich zu ihrem Bruder zurückfindet ist unheimlich schön, wird aber kaum behandelt. Als er ihr dann noch ein verschollenes Familienmitglied präsentiert, auf das ebenfalls kaum eingegangen wird, war ich noch trauriger.

Man sieht: das Buch behandelt schwierige Themen. Missbrauch, Vergewaltigung, Gewalt, Schläge, Wut, Alkohol und Verdrängung. Der Ansatz ist definitiv da und auch die Charaktere weisen die Anzeichen dafür auf. Sie haben Ecken und Kanten, dadurch ergeben sich viele Möglichkeiten. Gerade deshalb finde ich es so schade, dass nur an der Oberfläche gekratzt wurde.
Ich hatte das Gefühl alles dreht sich nur um diese Blase in der sie mit Julian gefangen ist und all die Zwischensequenzen, die Probleme und die anderen Charaktere, bleiben außen vor. Schade!

Das Buch hat mich definit unterhalten, das möchte ich an dieser Stelle betonen. Die Liebesgeschichte für sich alleine war süß, zart und so zerbrechlich! Aber: wenn solch schwierige Themen angesprochen und behandelt werden, dann wünsche ich mir auch, dass darauf eingegangen wird.

Fazit: Die Geschichte beginnt polternd und mit viel Potenzial, plätschert aber im Verlauf vor sich hin. Die Charaktere haben zwar Ecken und Kanten, aber außer Lucy und Julian bleiben sie weitestgehend blass. Die Liebesgeschichte zwischen den Beiden war eine schöne und zarte und hat mich gut unterhalten. Leider wurde mir die Schwere der Thematik nicht tiefgründig genug dargelegt. So kann ich nur sagen, dass mich das Buch leider nicht überzeugt hat.