Leider mehr erhofft
Royal BlueIch habe mich wahnsinnig auf das Buch gefreut, da ich aus dem amerikanischen Raum viel gutes über die Geschichte gehört habe und für mehr LGBT-Liebesromane plädiere. Allerdings hat mir meine hohe Erwartungshaltung ...
Ich habe mich wahnsinnig auf das Buch gefreut, da ich aus dem amerikanischen Raum viel gutes über die Geschichte gehört habe und für mehr LGBT-Liebesromane plädiere. Allerdings hat mir meine hohe Erwartungshaltung auch das Leseerlebnis etwas kaputt gemacht.
Die Geschichte wird aus Alex‘ Sicht erzählt, der als Sohn der ersten Präsidentin mit mexikanischen Wurzeln selbst eine politische Karriere anstrebt und neben seiner Schwester June Trendsetter der Jugend ist. Sein Leben in der Weltöffentlichkeit meistert er gut – nur mit dem englischen Kronprinzen Henry verbindet ihn eine innige Feindschaft, die größtenteils auf Missverständnisse beruht. Als sich die beiden (zunächst unfreiwillig) besser kennenlernen und ihre Liebe füreinander entdecken, wird Alex‘ Leben erst richtig kompliziert – seine Mutter befindet sich im Wahlkampf für die Wiederwahl, Henrys Familie setzt alles daran, das Bild der perfekten Königsfamilie zu vermitteln, was eine Beziehung mit Henry schier unmöglich macht, und das Eingeständnis, nicht so hetero zu sein, wie gedacht.
Casey McQuiston siedelt ihre Geschichte in einer alternativen Realität an, in der 2016 nicht Donald Trump die Wahl zum amerikanischen Präsidenten gewonnen hat, sondern eine demokratische Politikerin aus Texas mit mexikanischen Wurzeln. Auch das britische Königshaus ist anders aufgebaut, wenngleich es natürlich Parallelen zur Realität gibt. Nichtsdestotrotz sollte man sich diesen Punkt stets vor Augen halten, wenn man „Royal Blue“ liest – die Geschichte ist ebenso fiktiv, wie die Hintergründe, sprich nichts von dem, was beschrieben wird ist real belegbar. Wer darauf wert legt, wird mit „Royal Blue“ keine Freude haben, denn egal wie authentisch die Beschreibungen wirken, sie sind es mit Sicherheit nicht. Ansonsten ist die Geschichte solide aufgebaut, streckenweise jedoch etwas langatmig – es hätte nicht geschadet, den Roman noch einmal um etliche Seiten zu kürzen, ohne das wirklich handlungsrelevante Punkte weggefallen wären. So ermüden die vielen politischen Hintergründe mit der Zeit (auch wenn sie nicht uninteressant sind und viele Probleme innerhalb der amerikanischen Politik andeuten), während die Geschichte von Henry und Alex nicht voranschreitet. Zudem weiß man recht schnell, worauf das Ganze hinausläuft.
Mit dem Schreibstil konnte ich mich leider nicht anfreunden kann den Grund nicht genau beschreiben, ich habe 3 Sätze gelesen und wusste schon nicht mehr worum es ging. Die vielen politischen Gespräche und Themen innerhalb der Dialoge weckten mein Interesse kaum. Lediglich wenn es um Alex und Henry ging, konnte ich gefallen an der Geschichte finden, während dessen war ein ganz besonderer Tiefgang in den Erzählungen spürbar, auch wurden von beiden Emotionen und Gedankengänge wunderschön dargestellt. Sobald andere Charaktere mit einflossen wurde es mir wieder zu unruhig. Obwohl das Pärchen alles in allem süß zusammen war , wenn sie mal miteinander redeten oder schrieben, anstatt nur körperlich miteinander involviert zu sein, konnte mich die Liebesgeschichte leider nicht packen. Alles in allem ist eine süße Geschichte mit Potenzial, aber leider nicht das, was ich mir erhofft hatte.
Fazit: Letztendlich gebe ich dem Buch leider nur 3 von 5 Sternen – der Schreibstil war gut und flüssig, die Charaktere waren für mich aber eher mau. Alex mochte ich am Anfang wegen seines Humors und seiner Ehrlichkeit sehr, auch seine Schwester gefiel mir von ihrer Art her. Doch dann gab es da noch den widersprüchlichen Henry, seinen absolut nervtötenden Bruder, Alex Mutter und das Überwachungspersonal der beiden Liebenden – all diese Charaktere konnten mich nicht für sich gewinnen – sei es durch ihre Worte oder Taten.