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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2020

Genau so sollte Fantasy sein!

The Age of Darkness - Feuer über Nasira
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Vor hundert Jahren verschwanden die sieben Propheten – und ließen eine Welt zurück, die sich nach und nach entzweit. In dieser dunklen Zeit des Chaos, der Angst und Unsicherheit, werden die Wege von fünf ...

Vor hundert Jahren verschwanden die sieben Propheten – und ließen eine Welt zurück, die sich nach und nach entzweit. In dieser dunklen Zeit des Chaos, der Angst und Unsicherheit, werden die Wege von fünf Menschen zusammengeführt, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Und einer von ihnen hat die Macht, die Welt zu retten – oder sie zu zerstören.
Seichte Fantasy, die nett und einfach zu lesen ist, aber keine großartige Spannung auslöst und bei genauerem Nachdenken sogar eine fast löchrige Storyline hat, hatte ich in letzter Zeit genug. Umso mehr habe ich mich nach einem Buch gesehnt, das endlich wieder mehr bietet als den bloßen, oft sogar vorhersehbaren Plot. Ich wollte eine Handlung, die ich nicht nur hinnehme, sondern die mich beim Lesen mit Haut und Haaren verschlingt und am Ort des Geschehens zwischen den Seiten auszusetzen scheint. Mit „The Age of Darkness“ habe ich genau das gefunden.
Ich weiß nicht, wann ich zuletzt ein Buch gelesen habe, das in solch einer Form genau das verkörpert, was ich an Fantasy liebe. Die Komplexität dieses Werks ist kaum in Worte zu fassen. Sie erschafft ein dreidimensionales Bild, das so weit zu gehen scheint, dass man sich darin verirren und verlieren könnte. Ich zumindest habe genau das beim Lesen getan – und habe jede Sekunde dieser Reise geliebt. Denn auch wenn „The Age of Darkness“ einem roten Faden folgt, spinnt sich darum ein Netz aus Details, das alles viel wahrhaftiger und beeindruckender gestaltet, der Geschichte eine Form von Endlosigkeit verleiht, die mich immer wieder hat staunen lassen.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich liebe es, wenn ich mich in eine Welt fallen lassen kann und das Gefühl bekomme, mehr als das zu erleben, was zwangsläufig für den Plot erzählt werden muss. So sind die Personen in diesem Buch für mich nicht nur Hülle und Seele gewesen, sondern hatten wirklich Geschichte und Charakter. Genauso wie der Aufbau von Welt und Gesellschaft verlangen sie, dass man jedes ihrer farbenfrohen Details wahrnimmt. Für mich absolut perfekt – aber ich glaube leider, dass es viele abschreckt. Die finale Action startet erst im letzten Drittel des Buchs, doch dafür bekommt man vorher so viel geboten, dass die Spannung auf einer anderen Ebene erbaut wird und dort wunderbar funktioniert. Zumindest, wenn man sich darauf einlässt. Wer Lust auf eine Geschichte hat, die den Leser nicht leichtfertig, sondern berauscht durch die Seiten wandern lässt, mit all ihrer Substanz Geist und Fantasie fordert sowie fördert, der ist hier richtig. Der wird in „The Age of Darkness“ genau das finden, was auch ich darin gefunden habe: Ein Highlight, dessen zweiten Teil ich kaum erwarten kann. 5 Sterne für ein Buch, das genau so ist, wie Fantasy für mich zu sein hat, bei dem ich aber die Gefahr sehe, dass es vor allem Fans leichterer und jüngerer Romantasy nicht ansprechen könnte.

Veröffentlicht am 26.09.2020

Ein absolutes Highlight!

Vortex – Das Mädchen, das die Zeit durchbrach
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Frühjahr 2021. FRÜHJAHR. ZWEITAUSENDEINUNDZWANZIG. Das… ist noch eine halbe Ewigkeit. Zumindest, wenn ich mir vor Augen führe, dass ich so lange warten muss, bis der finale „Vortex“-Band erscheint. Nachdem ...

Frühjahr 2021. FRÜHJAHR. ZWEITAUSENDEINUNDZWANZIG. Das… ist noch eine halbe Ewigkeit. Zumindest, wenn ich mir vor Augen führe, dass ich so lange warten muss, bis der finale „Vortex“-Band erscheint. Nachdem mich der Auftakt der Trilogie Anfang des Jahres bereits begeistert hatte, freute ich mich wahnsinnig auf den zweiten Teil – ohne mir aber zu erlauben, wirklich darauf zu hoffen, dass der Folgeband mit dem unheimlich starken Start der Reihe mithalten könnte. Schließlich erscheinen mir die Sandwich-Teile einer Trilogie meist schwächer als Auftakt und Finale. Und ich muss ehrlich gestehen: Mithalten konnte der zweite „Vortex“-Teil mit dem ersten nicht, nein. Er… hat ihn übertroffen.
Ich weiß gar nicht, was ich zu diesem Buch sagen soll, außer eines: „Vortex – Das Mädchen, das die Zeit durchbrach“ gehört zu meinen absoluten Jahreshighlights 2020. Das Setting, das Anna Benning für diesen Teil erschaffen hat, war erneut unglaublich und hat mich mehrmals kopfschüttelnd vor den Seiten sitzen lassen. Die fantastische Darstellung sämtlicher Orte, der Aufbau des Plots, das Zusammenspiel der Charaktere… Und diese Wendungen, Gott, diese Wendungen! Ich habe ein Abenteuer erlebt, wie ich es mir niemals erträumt hätte. Und ich habe jede einzelne Seite, jeden einzelnen Buchstaben geliebt. Wann ich mich zuletzt so stark in einer Geschichte verloren habe, kann ich nicht sagen. Genauso wenig wie ich euch sagen kann, wann mir ein Ende zuletzt so sehr den Boden unter den Füßen weggezogen hat.
„Vortex“ ist ein Muss für jeden Fantasyfreund, jeden Träumer, jeden Liebhaber von dystopischen Elementen und ausgeklügelten Handlungssträngen. Ich möchte hier nicht viel zur Handlung sagen, weil selbst die kleinsten Punkte in diesem Werk zu einem großen Ganzen gehören, das man in Summe erleben sollte. Also tut mir – und irgendwie auch euch selbst – den Gefallen und lest diese Bücher. Lest sie, liebt sie, verehrt sie… In meinen Augen wäre nichts davon übertrieben.

Veröffentlicht am 15.09.2020

Das hätte Potenzial zur Pflichtlektüre

Bald sind wir wieder zu Hause
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Während es auf meinem Blog sonst nur so vor Fantasy wimmelt, wird es heute ziemlich real. Und sehr ernst. Gerade aus diesem Grund fiel es mir auch unheimlich schwer, zu „Bald sind wir wieder zu Hause“ ...

Während es auf meinem Blog sonst nur so vor Fantasy wimmelt, wird es heute ziemlich real. Und sehr ernst. Gerade aus diesem Grund fiel es mir auch unheimlich schwer, zu „Bald sind wir wieder zu Hause“ ein Bild zu machen. Schlussendlich habe ich mir aber bewusst gemacht, dass nicht jeder Rezensionsbeitrag in seiner Gestaltung Inhalt, Cover oder Stimmung widerspiegeln muss. Manchmal soll vielleicht sogar nicht sein – wie bei diesem Graphic Novel. Denn „Bald sind wir wieder zu Hause“ kann sehr gut für sich alleine stehen. Es umfasst nur knapp 95 Seiten – wobei man das Wörtchen „nur“ in diesem Zusammenhang schleunigst streichen sollte, denn diese 95 Seiten haben es wirklich in sich. Sechs Überlebende des Nazi-Terrors erzählen ihre Geschichten. Es handelt sich um wahre Begebenheiten, die mir als Leserin direkt unter die Haut gegangen sind. Dabei haben sie mich nicht für den Moment schockiert und bedrückt, sondern eher etwas Grundlegendes in mir erschüttert, das noch lange Zeit nachschwingen wird. Mir ist noch einmal bewusst geworden, wie wichtig dieses Thema ist – und dass ich selbst eigentlich viel zu wenig darüber weiß.
„Bald sind wir wieder zu Hause“ ist eine beeindruckende und düstere Sammlung der Geschichten von Tobias, Livia, Selma, Susanna, Emmerich und Elisabeth, welche einem die Begebenheiten zur Zeit des Nationalsozialismus auf eine ganz andere Art und Weise nahbringen, als zumindest ich es bisher gewohnt war. Tatsächlich waren die Seiten mit verhältnismäßig wenig Text versehen, was die Stimmung des Graphic Novels für mich aber nur noch greifbarer gemacht hat. Ich brauchte nicht mehr Text. Das, was dort stand, reichte aus. Vor allem in Kombination mit den Bildern, die nicht zu detailliert sind, aber eben doch detailliert genug.
„Bald sind wir wieder zu Hause“ ist ein Werk, das ich am liebsten als Pflichtlektüre für die gesamte Welt einführen würde, denn es liegt in unserer Verantwortung, nicht zu vergessen.

Veröffentlicht am 21.06.2020

So berührend, emotional, erschreckend und spannend!

Das Gegenteil von Hasen
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Ich erinnere mich gut daran, wie ich im letzten Jahr mein erstes Buch von Anne Freytag gelesen habe: „Mein Leben basiert auf einer wahren Geschichte“. Im Anschluss daran war ich so fassungslos, dass ich ...

Ich erinnere mich gut daran, wie ich im letzten Jahr mein erstes Buch von Anne Freytag gelesen habe: „Mein Leben basiert auf einer wahren Geschichte“. Im Anschluss daran war ich so fassungslos, dass ich kaum dazu in der Lage war, eine Rezension zu schreiben. Ich hatte nicht gewusst, worauf ich mich mit einem Buch von der Autorin einlasse. Dieses Mal war ich vorbereitet. Und ich dachte, dass mir das dabei helfen würde, meine Gedanken am Ende von „Das Gegenteil von Hasen“ zusammenzufassen. Falsch gedacht.
Wie vor einem Jahr sitze ich erneut fassungslos vor meinem Laptop. In meinen Augen gibt es auch für dieses Buch von Anne Freytag schlichtweg keine passenden Worte – zumindest nicht in meinem Kopf. Vielleicht, weil die Autorin sie selbst alle aufgebraucht hat. In diesem Buch sind die gewählten Wörter so viel mehr als die Hülle einer Erzählung. Sie SIND die Erzählung, machen die Geschichte lebendig, lassen sie direkt in den Kopf und das Herz des Lesers fließen. Anne Freytags Schreibstil ist außergewöhnlich. Ich kann prinzipiell verstehen, dass ihre Geschichten nicht für jeden etwas sind – doch gleichzeitig protestiert bei diesem Gedanken jede begeisterte Zelle in mir. „Das Gegenteil von Hasen“ ist emotional, vielschichtig und entwaffnend ehrlich. Es hält sich weder an Regeln noch an Klischees, kleidet eine zwar nicht mehr gänzlich neue Idee in ein umso beeindruckenderes, mitreißendes Gewand. Wer glaubt, dass Jugendbücher leichte Kost sind und eigentlich immer dasselbe beinhalten, hat bisher nur nicht zu den richtigen gegriffen. „Das Gegenteil von Hasen“ ist ein Paradebeispiel.
Die Geschichte hat mich gefesselt – von Anfang bis Ende. Die Figuren sind nicht lose auf die Seite geworfen, sondern mit unzähligen Schichten und Facetten fein säuberlich auf das Papier gewebt. Hier fühlt man sich weniger als außenstehender Leser, sondern mehr wie jemand, der all die Geschehnisse hautnah und mittendrin erlebt. Absichtlich habe ich nicht viel zum Inhalt dieses Buches gesagt – denn das, was man zwischen diesen Seiten erlebt, geht weit über ein kurzes Anreißen der oberflächlichen Thematik hinaus. Lest es, genießt es, lasst euch fallen. Klare Empfehlung.

Veröffentlicht am 07.06.2020

Dieses Buch MUSS gelesen werden.

Sprache und Sein
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„Eine Frau mit Kopftuch, die an einer Schule putzt, führe zu keiner Grundsatz-Debatte. Eine Frau mit Kopftuch, die an einer Schule unterrichten möchte, werde hingegen als ein Problem empfunden.“ – Kübra ...

„Eine Frau mit Kopftuch, die an einer Schule putzt, führe zu keiner Grundsatz-Debatte. Eine Frau mit Kopftuch, die an einer Schule unterrichten möchte, werde hingegen als ein Problem empfunden.“ – Kübra Gümüşay gemäß El-Mafaalani in „Sprache und Sein“
Als ich dieses Buch zur Hand genommen habe, hatte ich Erwartungen, für deren Höhe ich nicht einmal den genauen Grund kannte. Andere Rezensionen, die dafür die Verantwortung hätten tragen können, hatte ich nicht gelesen. Da war nur dieses Gefühl, dass dieses Buch irgendetwas in mir auslösen würde. Und ich wurde nicht enttäuscht. Im Gegenteil.
Wer heutzutage mit offenen Augen durch die Welt geht, kommt nicht umhin, die durch Diskriminierung entstehenden Missstände zu bemerken – selbst, wenn man davon, wie in meinem Fall, glücklicherweise nicht direkt betroffen zu sein scheint. Doch das Werk von Kübra Gümüşay gab mir einen neuen Blickwinkel und machte deutlich, was eigentlich jedem klar sein sollte: Diskriminierung geht uns alle an. Wir alle gehören zu dem dunklen Spinnennetz, dass sich manchmal deutlicher, manchmal weniger deutlich durch die Gesellschaft zieht. Wir sind es, die im Bezug darauf jeden Tag Entscheidungen treffen – es aber vielleicht nicht einmal bemerken. Kübra Gümüşay hat sich mit ihrem Werk geradewegs in mein Herz geschrieben, hat Hebel in Bewegung gesetzt, Gedanken und Gefühle angestoßen, von denen ich im Nachhinein beinahe enttäuscht bin, dass ich sie nicht schon zuvor hatte. Mir wurde bewiesen, dass auch offene Augen blinde Flecken tragen können. Aber jetzt habe ich das Gefühl, ein Stück weit klarer zu sehen. Und ich wünschte wirklich, ich könne dieses neue Sehvermögen auch jedem anderen mit auf den Weg geben. Jeder Mensch, mit dem ich mich in den letzten Tagen unterhalten habe, durfte bereits von diesem Buch erfahren. Die Botschaften, die auf diesen Seiten zu finden sind, sollten nicht nur gelesen werden: Sie MÜSSEN gelesen werden. Dieses Buch lehrt einen so viel… Toleranz und Akzeptanz, Nächstenliebe, Verständnis, Bewusstsein und Offenheit. Und ich hoffe, dass ein paar von euch sich ebenfalls zwischen diese Seiten wagen, um zu hören, was Kübra Gümüşay zu sagen hat.