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Veröffentlicht am 16.10.2020

Für junge Querdenker

Escape Room Adventskalender. Die drei unheimlichen Geschenke
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Das neue Buch von Eva Eich „ESCAPE ROOM Adventskalender – Die drei unheimlichen Geschenke“ ist nicht das erste dieser Art der Autorin. Der vorliegende Escape-Krimi ist für Kinder konzipiert und enthält ...

Das neue Buch von Eva Eich „ESCAPE ROOM Adventskalender – Die drei unheimlichen Geschenke“ ist nicht das erste dieser Art der Autorin. Der vorliegende Escape-Krimi ist für Kinder konzipiert und enthält Seiten zum Aufschneiden. Das Buch erscheint in einem handlichen A5-Querformat und beim Darüberstreichen über das Cover sind haptische Elemente spürbar.

Inhaltlich geht es darum die beiden Kinder, Toni und Luka, jeden Tag im Dezember bis zum Heiligen Abend bei ihrer abenteuerlichen Reise zu begleiten. Auf den vorderen Seiten gibt es eine Erklärung, die anhand von Text und Bild-Rätsel-Kombination die Funktionsweise dieses Escape-Krimis veranschaulicht. Beim Weiterblättern werden großflächige und teilweise doppelseitige Bilder aufgeschlagen. Zwischen diesen bebilderten Seiten befinden sich die zu Beginn miteinander verbundenen Seiten zum Aufschneiden. Nach der Seite, welche die Funktion erläutert und dem ersten großen Bild, taucht am rechten Rand ein roter Streifen auf, der einen Hinweistext („Auf ins Abenteuer! Öffne diese Seite.“) enthält.

Die Seiten zum Aufschneiden beinhalten den erzählenden Text, der die Story der beiden Kids vorantreibt. Im Geschriebenen werden Situationen geschildert, welche als Ausgangssituation für die folgenden Rätselfragen dienen. Sobald die Lösung gefunden ist geht es ans Suchen. Jede Lösung ist mit einem kleinen Bild versehen, das einen Ausschnitt von einem der großflächigen Bilder im gesamten Buch außerhalb der aufschneidbaren Seiten zeigt. Ob die Lösung die richtige war kann schnell überprüft werden. Am unteren Rand innerhalb der aufzuschneidenden Seite befindet sich ein Dezembertag („1. Dezember“, „6. Dezember“, „23. Dezember“ und so weiter). Dieser kann auch vor dem Aufschneiden eingesehen werden, falls Unsicherheit bezüglich der Lösung besteht.

Die Rätsel beinhalten einfache Rechenaufgaben, Suchbilder, Sätze von unten / rechts nach oben / links lesen oder so etwas wie gleich Muster erkennen und dürften für Kinder ab ungefähr 8 Jahren lösbar sein. Einige Textpassagen sind etwas länger. Abhängig vom jeweiligen Kind könnte ich mir vorstellen, dass die Hilfe eines Erwachsenen angebracht ist. Aber auch Erwachsene können gemeinem mit dem Kind ihren Spaß an den Aufgaben haben, die einen minimalen Aufwand an Querdenken erfordern.

Der Stil des Buchs ist kindgerecht, aber dennoch leicht düster. Ich mag die Ideen der Autorin sehr gerne. In einfachen Sätzen und Dialogen zwischen Toni und Luka treibt sie die Geschichte voran und lässt die beiden in unterschiedliche Situationen stolpern, sodass sich neue Rätselalternativen auftun. Die Rätsel sind einfach gehalten, aber anspruchsvoll. Mit etwas Aufmerksamkeit ist die Lösung aber nicht fern und im Zweifelsfall kann sie wie oben geschildert überprüft werden. Die Erklärseite finde noch verbesserungswürdig. Die Erläuterung des Rätsel-Prinzips sollte an erster Stelle stehen und der einleitende Text möglicherweise kürzer und prägnanter.

Mein Fazit: Dieser Adventskalender ist meiner Meinung eine großartige Alternative zum Schokoladenkalender. Es schult das Denken und die Fantasie.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.04.2019

„50 Shades of Braun“

Mein Vaterland! Warum ich ein Neonazi war
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„Mein Vaterland! – Warum ich ein Neonazi war“ von Christian E. Weißgerber ist eine ehrliche Erklärung, ein ehrlicher Versuch des Autors Verständnis in die Welt zu bringen. Herr Weißgeber tut sich anfangs ...

„Mein Vaterland! – Warum ich ein Neonazi war“ von Christian E. Weißgerber ist eine ehrliche Erklärung, ein ehrlicher Versuch des Autors Verständnis in die Welt zu bringen. Herr Weißgeber tut sich anfangs etwas schwer, dennoch erklärt er, dass es bei diesem Werk nicht um eine Entschuldigung geht. Vielmehr möchte er aufzeigen, dass es für ihn eine Entscheidung war den politischen Weg der Radikalisierung zu gehen. Im Laufe der Zeit bekam er diverse Denkanstöße und veränderte seine Denkgewohnheiten – aus diesem Grund ist das vorliegende Buch von ihm geschrieben worden und im orell füssli Verlag erschienen.

Eisenach in Thüringen. Im Jahre 1989 geboren, wuchs der Ich-Erzähler, der in den meisten Fällen namenlos auftritt (wir wissen ja alle wie er heißt), ohne Mutter, aber mit Schwester und verständnisloser Vaterfigur gut. Gespickt mit hohen Absolutionsansprüchen lernt der junge Christian von seinem Vater, dass sich die Menschen einfach durchschauen ließen. Man könne sich die Welt selbst erklären und vertraut dabei am besten nur auf sein eigenes Urteil, denn durch das erhabene Gedankengut wüsste man es ja sowieso besser als die anderen. Eine lieblose Erziehungsmethode versetzte die beiden Kinder eher in den Zustand der Resignation und Ehrfurcht, später in Unverständnis und Hass – zumindest im Falle des Autors. Über dem Verbleib der Schwester ist im weiteren Verlauf des Buches nichts weiter bekannt. Auch im weiteren Bekannten- und Freundeskreis lernt Christian radikale Meinungen, Gedanken der Absolution (Wie sich ein Mann zu verhalten hat. Reines Blut und ein gewisses Geburtsrecht, welches auch etwas über den natürlich angestammten Ort eines Volkes aussagt und vieles mehr.) und eine Treue verpflichtende Kameradschaft kennen, die ihm Gefühle von Halt, Einfluss und Mitbestimmung bringen.

Es liegt also auf der Hand, das eine Prägung im Leben des Autors stattfand, die ihn dazu bewog gewisse Entscheidungen zu treffen und einen Weg einzuschlagen, der ihn als extrovertierten Typen an eine Stelle brachte, an der er lautstark mitmischen wollte. Er lernte unterschiedliche Jugendgruppierungen der Skinhead- und Naziszene kennen, bemerkte Unterschiede in deren Ausprägung und Handlungsweise und entschied sich ebenfalls für ein Standing unter ihnen. Er wollte etwas bewegen. Er wollte seine innere Glaubenshaltung vertreten und kramte nun selbst in der Kiste des Absolutionsdenkens. Frei nach dem Motto, ich habe es so erdacht, es muss so sein und nicht anders.

Herr Weißgerber vermittelte mir mit dem Buch einen Überblick über die „50 Shades of Braun“. Auch die Naziszene machte einen optischen, sowie ideellen Wandel durch, passte sich an die Anforderungen der heutigen Zeit an, um neue Argumente und Überzeugungsmuster zu finden und wurzelt tiefer, als ich bisher immer dachte. Da gibt es zum Beispiel nicht nur die bekannten „Skinheads“, sondern auch sogenannte „Kraken“, „Öko-Nazis“ oder die „Autonomen Nationalisten“ (zu denen sich Christian eine Zeit lang zugehörig fühlt), um nur einige zu nennen. Jede Gruppe zeichnet sich durch wesentliche Merkmale aus und vertritt eigene Erklärungen für ihr „Überlegensein, der nicht an diesem Ort geborenen Mitmenschen“ und anderer politisch motivierter Themen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: „Auf der Suche nach verlorener Zärtlichkeit“ bildet der junge Christian eine autoritäre Persönlichkeit aus, um seine Wut zu kontrollieren und sich Gehör zu verschaffen. Er lernt die Naziszene kennen, erkennt Übereinstimmungen in dessen Gedankengut mit seinem eigenen und arbeitete sich zu einem vaterlandstreuen Aktivisten hoch. Je mehr Wissen sich in ihm vereint, desto mehr lässt Zweifel wachsen in ihm. So einfach ist das jedoch alles nicht. Bis er seinen Standpunkt wirklich hinterfragt vergehen noch einige Jahre...

Ich habe nun ein klareres Bild vor Augen, was den Nationalsozialismus dieser Zeit wachsen lässt und welche Ideen dahinter stecken. Vieles bezieht sich auch auf mythologische Inhalte, Musikbands preisen die Stärken des Werwolfes und huldigen ihre Überlegenheit, Absolutionsdenken greift ein Konstrukt von Zusammenhalt und Gänze auf und das Wissen, man wäre genau richtig – hier, an diesem Ort – gibt einem das Gefühl richtig zu sein, etwas Wahres zu tun.

Einige Gruppen verleugnen die antisemitistischen Handlungen der Vergangenheit.

Aus meiner Sicht geht es hier um verängstigte Kinder, die sich ungerecht behandelt fühlen und deren Blick auf die Welt sie für alles verschließt, was ihnen Linderung und Heilung bringen kann. Sie haben sich dafür entschieden, es nicht zu sehen. Manchmal fiel es mir aufgrund der vielen politischen Begriffe und der Ausdrucksweise schwer das Gelesene sofort gänzlich zu begreifen. Das Buch ist meiner Meinung nach nicht dick (256 Seiten), trotzdem habe ich recht lange gebracht, um alles zu erfassen. Das ein oder andere Mal habe ich Stellen mehrfach gelesen, um den Gehalt dessen (hoffentlich) richtig zu begreifen.

Ich bin dennoch sehr begeistert von dem Buch, da es mir Verständnis gebracht hat. Diese Erde benötigt Verständnis. Von allen Seiten für alle Seiten.

Vielen Dank für deinen Mut und deine Ehrlichkeit, Christian E. Weißgerber. Auf viele der beschriebenen Taten bist du vielleicht nicht mehr stolz. Aber ich denke, du kannst stolz auf dich sein, dass du in der Lage bist, deine Gedanken zu hinterfragen und nach Harmonie und Verständnis zu streben. Du bist über dich hinausgewachsen! Ich ziehe meinen Hut!

Veröffentlicht am 29.03.2019

Ein Wegweiser für vergrabene Päckchen

Der emotionale Rucksack
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Vivian Dittmar hat ein wertvolles Buch zu den Thema "Emotionen und wie wir mit ihnen umgehen können" geschrieben. In "Der emotionale Rucksack - Wie wir mit ungesunden Gefühlen aufräumen" beschäftigt sich ...

Vivian Dittmar hat ein wertvolles Buch zu den Thema "Emotionen und wie wir mit ihnen umgehen können" geschrieben. In "Der emotionale Rucksack - Wie wir mit ungesunden Gefühlen aufräumen" beschäftigt sich die Autorin vor allem mit den schwierigen und/oder verdrängten Gefühlen aus der Vergangenheit.

Jeder kennt das.
Im Leben gibt es immer wieder Situationen, an denen wir scheinbar scheitern, die uns reagieren lassen, wie wir vielleicht üblicherweise nicht reagieren würden.
Jeder Mensch war schon einmal mit einer Situation überfordert, für die er keine Lösung sah oder die ihm ganz schlicht und einfach zu viel wurde.
In solchen Momenten kann es schnell passieren, dass die gefühlten Gefühle keinen Raum bekommen, um sich auszubreiten und einfach gefühlt zu werden. Dann wandern diese Gefühle als Päckchen verschnürt nach einer schönen und umfangreich beschriebenen Metapher von Vivian Dittmar in den emotionalen Rucksack. Dort bleiben sie eine Weile. Manchmal bleiben sie auch länger, aber ab und zu bleiben sie auch dort und werden größer.

Verschiedene Auslöser ermöglichen es, das Päckchen an die Oberfläche quellen und erneut gefühlt werden wollen. Die Erfahrung möchte gemacht werden. Ohne das wir Menschen es direkt beeinflussen können. Dann hängt es von uns ab, ob wir uns dem Päckchen zuwenden, es fühlen, den damit zusammenhängenden Schmerz verkraften und daran wachsen. Oder ob wir uns ablenken, davor verschließen und es zurück in den Rucksack zu den anderen Päckchen stopfen.

Einige sehr gute Beispiele der Autorin, die zum Teil auch persönlicher Natur waren, halfen mir, den Sachverhalt besser zu verinnerlichen und zu verstehen, wie sie das Geschriebene genau meint. Und meiner Meinung nach sind diese Beispiele essenziell wichtig um das Thema greifbar und allen Lesenden zugänglich machen zu können.

Darum an dieser Stelle mein einziger negativer Kritikpunkt.
Ich wünsche mir viele weitere Beispiele. Mehr Situationen, die unterschiedliche Situationen darstellen, in denen echte Menschen über ihre emotionalen Überladungen sprechen und verdeutlichen, wie sie damit umgegangen sind. Ob sie gefühlt haben oder es verdrängt haben. Ob sie es besser machen möchten oder wie sie im Idealfall, wenn sie mit Abstand daran denken, vorgegangen wären.

Gefühle möchten gefühlt werden. Ich fühle etwas, wenn ich dazu Anhaltspunkte bekomme. Eine Geschichte, eine Situation oder eine Bildbeschreibung, die ich mir vorstellen kann. Um das Thema ganz zu verstehen, ist es natürlich wichtig, seine eigenen Gefühle zu beobachten. Für das pure Verständnis möchte ich jedoch zuerst eine Beobachterposition einnehmen.

Vivian Dittmar unterscheidet Gefühle und Emotionen, gibt uns eine Zusammenfassung, was es für sie bedeutet, einen emotionalen Rucksack zu haben. Sie beschreibt Wege, wie wir ihn öffnen können, um für uns zu wachsen und um für unsere Mitmenschen da zu sein.

Letztendlich geht es nicht darum den Rucksack zu leeren, was vermutlich auch eher unrealistisch ist. Ein selbstbestimmtes Leben, aus dem wir die schönsten und stärksten Erfahrungen schöpfen können, ermöglichen uns unsere Gefühle und Emotionen. Und so wie wir es heute mit der Hygiene halten um sauber und gesund zu sein und zu bleiben (man denke an das schmutzige Mittelalter, indem Krankheiten schnell eine ganze Menge Menschen dahin raffen konnten), ist auch oder vor allem eine emotionale Hygiene zukunftsweisend.

Wir wollen glücklich sein. Wir wollen Problemlöser sein, gute Vorbilder für unsere Kinder und Freunde und wir wollen Liebe erfahren und schenken. Unser emotionaler Rucksack kann uns dabei helfen zu großer Weisheit zu gelangen.

Das Thema in diesem Buch ist meiner Meinung nach eines der wichtigsten Themen unserer Zeit. Danke für dein Engagement, Vivian Dittmar!

Veröffentlicht am 29.03.2019

Ein Porträt von Rache in den 30ern

Die Farben des Feuers
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Madeleine Péricourt ist Alleinerbin eines berühmten Bankiers am Vorabend des Zweiten Weltkrieges im Frankreich der 20er und 30er Jahre. Der Roman von Pierre Lemaitre beginnt in tristen Grautönen. Die Beerdigung ...

Madeleine Péricourt ist Alleinerbin eines berühmten Bankiers am Vorabend des Zweiten Weltkrieges im Frankreich der 20er und 30er Jahre. Der Roman von Pierre Lemaitre beginnt in tristen Grautönen. Die Beerdigung von Marcel Péricourt im Jahr 1927 bringt einige Wendungen mit sich. Neid, Habgier und Anerkennung ziehen sich durch die Reihen der Zurückgelassenen und das auf eine ganz dezente, sehr höffliche Weise. Mehrere Schlüsselfiguren des Romans bekommen einen ersten Auftritt und der Autor versteht es, wie kein Zweiter, diese in Szene zu setzen, um ihnen so ein charakteristisches Auftreten zu verleihen. Da wäre zum einen Madeleines Sohn Paul, der sich aus dem Fenster stürzt, oder der politisch engagierte Bruder des Verstorbenen und seine Frau mit den hässlichen Töchtern. Aber auch das Haus- bzw. Kindermädchen, der Hauslehrer oder auch ein Angestellter der Péricourt Bank rücken ins Licht des Geschehens…

Beim Lesen fühlte ich mich in eine andere Zeit versetzt. Lemaitre schaffte es mir ein glaubwürdiges und zugleich tragisches Bild vor Augen zu führen. Das Cover des Buchs passt wunderbar zu meiner beschriebenen Vorstellung des Inhalts. Auf eine ernüchternde und ebenfalls „blumige“ Weise beschreibt er mit sehr gesitteten Sätzen eine Geschichte voller Habgier, Verrat und nicht zuletzt gut ausgearbeiteter Rache. Das Thema Rache ist eine Sache, die mir aus persönlichen Gründen nicht sonderlich zusagt, dennoch überraschte mich die nach Authentizität klingende Geschichte mit vielen kleinen detailverliebten Augenblicken.

Jede Figur scheint mir gut ausgearbeitet und besticht mit eigenen Motiven, Träumen und Wünschen, aber auch mit eigenen Absichten, Schattenseiten und Schwächen. Was nicht zuletzt auf eine absurde Weise Sympathien weckt. Ich denke, die Farben des Feuers sind es sinnbildlich deswegen geworden, da die Hauptfigur Madeleine mit ihrem späteren Rachemotiv von einem grauen und tragischen zu einem durchdachten und unberechenbaren Charakter mutiert – den Blick ausschließlich nach vorne gerichtet. Das Rache jedoch nicht unbedingt die Lösung sein kann, darum geht es hier nicht... Dennoch, Rache ist rot. Rot wie Feuer. So erschuf der Autor also ein Porträt von gelebten Gefühlen und mehr oder weniger tragischen Einzelschicksalen.

Veröffentlicht am 22.06.2020

Roman und Ratgeber in einem

The Modern Break-Up
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Amelia und Freundin Zara machen Urlaub in New York und wollen Typen kennenlernen. In einer Bar treffen sie auf Nick und seinen Freund Jordan. Sie kommen ins Gespräch und präsentieren dem Leser damit eine ...

Amelia und Freundin Zara machen Urlaub in New York und wollen Typen kennenlernen. In einer Bar treffen sie auf Nick und seinen Freund Jordan. Sie kommen ins Gespräch und präsentieren dem Leser damit eine Dating Situation, die der Autor (Daniel Chidiac) von „The Modern Break-Up – Warum Liebe f*cking kompliziert ist“ nicht nur der Unterhaltung wegen geschaffen hat.

In einem Rückblick wird Amelias Situation erklärt. Sie hat eine Trennung hinter sich und leidet noch am Liebeskummer. Nichtsdestotrotz hat sie Freunde und Familie um sich, die ihr Rat und Trost spenden. Ihre Mitbewohnerin Rachel ist mit Paul zusammen. Die beiden führen eine harmonische Beziehung und irgendwie scheint es bei den beiden einfach zu funktionieren. Warum aber scheitern Amelias Beziehungen? Sie hat viel zu geben, dennoch will es mit der Liebe nicht funktionieren. Warum scheinen einige erst interessiert zu sein, wenn sie dann einen Tag später nichts mehr von sich hören lassen?

Dieser und andere Fragen möchte Daniel Chidiac in seinem Roman auf die Schliche kommen. Wechselseitig lässt er Amelia, Nick und andere Charaktere in die Ich-Perspektive switchen und präsentiert so über sie seine Gedanken bezüglich der Dating-Situation unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft. Wer einen typischen Roman mit Wendepunkten, Klimax und Auflösung erwartet, der irrt. Viel mehr befindet sich hinter der Erzählung eine Analyse zum heutigen Umgang miteinander. Insofern versteckt sich hinter diesem Roman eine Art Ratgeber, der es auf verspielte Weise versteht, augenöffnend zu wirken.

Wie ticken Männer? Was wollen Frauen? Wissen Suchende eigentlich was sie wollen? Oder laufen sie eine Idealvorstellung hinterher, ohne zu hinterfragen, was ihnen guttut?
Einige Aspekte aus diesem Buch kenne ich aus meiner Vergangenheit. Vieles davon habe ich ebenfalls auf schmerzvolle Art lernen müssen. Ich glaube, es ist der natürliche Lauf der Dinge und ein Prozess des „Erwachsenwerdens“ erst einmal das zu wollen, was wir bewundern. Und auch wenn (oder gerade weil) das Dating von Heute sich verändert hat, ist es wahrscheinlich für jeden, der bereits eigene Erfahrungen in der Liebe gemacht hat, eine spannende Angelegenheit, die Motive, Wünsche und Ansichten von Männern und Frauen zu verstehen, die natürlich individuell sein können, aber doch ihre ganz eigene Tendenz haben.

Ich denke, der Autor hat sich tiefgreifend damit beschäftigt und ein wundervolles Werk erschaffen, dass einen interessanten Querschnitt vom heutigen Dating veranschaulicht. So manch einer oder eine, wird sich an der ein oder anderen Stelle wiedererkennen und möglicherweise eine Erkenntnis herausziehen. Natürlich geht das Buch nicht auf alle Menschentypen ein und es behandelt auch eher die Herausforderungen, die auftreten oder entstehen, wenn es bereits zum Dating kommt. Zudem glaube ich, dass Analyse-lastige Texte (die mir zusagen) in diesem Buch als Kritikpunkt aufgenommen werden können, da der Romancharakter dadurch zurücktritt.

„The Modern Break-up“ ist ein gut geschriebenes Buch, mit einem allseits beliebten Thema, das ich gerne jeden ans Herzen legen möchte, der auf der Suche nach Liebe ist.

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