Platzhalter für Profilbild

Buecherhexe

Lesejury Star
offline

Buecherhexe ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Buecherhexe über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.06.2020

Wiedersehen mit Leander Lost

Schwarzer August
0

Ich habe nachgeprüft: 2011 hatte Fuseta unter 2.000 Einwohner. Heute, neun Jahre später, wird der Ort hoffentlich 2.000 Einwohner überschritten haben. Wie kann ein so kleiner Ort so brisante und interessante ...

Ich habe nachgeprüft: 2011 hatte Fuseta unter 2.000 Einwohner. Heute, neun Jahre später, wird der Ort hoffentlich 2.000 Einwohner überschritten haben. Wie kann ein so kleiner Ort so brisante und interessante Kriminalfälle generieren? Und gleich mehrere Kriminalpolizisten in Vollzeit beschäftigen? Nicht dass es mich stören würde, ganz im Gegenteil. Denn die Morde, die in Fuseta geschehen, in Gil Ribeiros Büchern, sind würdig einer großen Metropole.
Oder ist genau eine Kleinstadt wie Fuseta, ein Ort in der jeder jeden kennt, an dem man sich abends vor der Haustür auf der Gasse trifft und sich über Gott und die Welt austauscht, gemeinsam leckere Häppchen und einen guten Wein genießt, geeignet der Schauplatz explodierender Bomben aller Art zu sein? Vielleicht auch will Ribeiro uns verdeutlichen, egal ob die Favelas von Rio, die Slums von Johannesburg, das Diamantenviertel von Amsterdam, die Skyline von Chicago oder solch ein idyllisches Städtchen wie Fuseta, das Böse kann jederzeit zuschlagen. Denn die Gier der Menschen kennt keine Grenzen. Und um Gier geht es in diesem vierten Band von „Lost in Fuseta“. Es ist eine zerstörerische Gier die Natur und Umwelt und Menschen bedroht, der in diesem Buch ein Einzelner versucht Einhalt zu gebieten. Unsere wackere Polizeitruppe von Fuseta, uns nur zu gut aus den Vorgängerromanen vertraut, arbeitet fieberhaft daran, dem Bombenleger das Handwerk zu legen. Und Leander Lost mittendrin. Mittlerweile schätzen ihn seine Kollegen, hören auf ihn, beraten sich mit ihm bei der Lösung des Falls. Das bedeutet, er ist nicht mehr der Außenseiter, er wird nicht nur toleriert, sondern ist voll integriert in der Polizeitruppe und in Fuseta. Durch seine brillante Kombinationsgabe und sein fotografisches Gedächtnis bringt er immer wieder die nötigen Eingaben, um den Fall voran zu treiben.
Dies ist kein gewöhnlicher Krimi. Es kommen keine Menschen um, obwohl kleinere Verletzungen sich nicht vermeiden lassen. Und gegen Ende wird uns der Bombenleger selbst sympathisch, als wir seine Beweggründe kennen- und verstehen lernen.
Die Sprache Ribeiros ist herrlich. Vor allem wenn es um Leander Losts Interpretation der Taten und Aussagen seiner Mitmenschen geht. Oder um die Beschreibung der gemütlichen Abende vor dem Haus der Eltern von Graciana und Soraya, wo die ganze Nachbarschaft zusammen kommt und gemeinsam die Ereignisse des Tages Revue passieren lässt.
Das Titelbild ist ein typisches Fusetakrimi Bild: eine wunderschöne Aufnahme eines Ortes am Meer durch die ein breiter Riss geht in dem Autor und Titel gedruckt sind. Quasi als Warnung, Ferienidylle aber unter Vorbehalt.
Ich gestehe, ich bin definitiv ein Gil Ribeiro Fan geworden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.06.2020

Eva Garcìa Sáenz ist erneut ein Meisterwerk gelungen

Die Herren der Zeit
0

Der Roman spielt in 2 Zeitebenen: einmal zur Wende des 12. Zum 13. Jahrhundert und dann in unserer Zeit. Schauplatz ist jedes Mal Vitoria im Baskenland, Spanien. Beide Ebenen könnten einen je ein eigenes ...

Der Roman spielt in 2 Zeitebenen: einmal zur Wende des 12. Zum 13. Jahrhundert und dann in unserer Zeit. Schauplatz ist jedes Mal Vitoria im Baskenland, Spanien. Beide Ebenen könnten einen je ein eigenes Buch ergeben, ein historischer Roman über zwei Brüder und eine Belagerung der Stadt einerseits und einen Krimi in der jemand Menschen nach mittelalterlichen Methoden tötet. Interessant ist, wie die zwei Ebenen miteinander verwebt sind. Der historische Roman ist soeben in der gegenwärtigen Zeitebene des Buches veröffentlicht worden und es sieht aus, als würde der Mörder die Romanvorlage zum Töten nehmen. Da beide Geschichten in der gleichen Sprache und gleichen Stil geschrieben wurden, ohne historisierend bzw. modern zu wirken und ohne dadurch eine Bruch in den Handlungssträngen durchzuführen, kann man von einem Kapitel zum nächsten weiterlesen, ohne sich erst auf die stilistischen Eigenheiten konzentrieren zu müssen. Das erleichtert das Fortschreiten in der Handlung ungemein. Die Dialoge im Einst und im Jetzt wirken natürlich, die handelnden Personen von damals und heute scheinen sehr real zu sein. Die Lösung der beiden Erzählungen erfolgt erst am Schluss. Als besonderes Schmankerl stellt sich heraus, dass Kraken – nein, das verrate ich nicht, man will ja nicht spoilern. Lest selbst, soviel Zeit muss sein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.05.2020

Die Suche nach dem Glück

Aufgetaut
0

Und wieder ist es David Safier gelungen, ganz unterschiedliche Welten miteinander zu verweben und uns dadurch Dinge unseres Alltags aus einem gänzlich neuen und unerwarteten Blickwinkel sehen zu lassen. ...

Und wieder ist es David Safier gelungen, ganz unterschiedliche Welten miteinander zu verweben und uns dadurch Dinge unseres Alltags aus einem gänzlich neuen und unerwarteten Blickwinkel sehen zu lassen. „Aufgetaut“ ist ein modernes Märchen, in dem nicht der Prinz die Prinzessin aus dem Turm / vom bösen Drachen befreit, sondern hier und jetzt Menschen ihr Glück finden. Die junge Neandertalerin Urga und ihr kleiner Schützling, das Zwergmammut Trö werden durch eine Laune der Klimaerwärmung und Kontinentaldrift aus einem Eisblock lebendig aufgetaut und müssen sich in der neuen Situation zurechtfinden. Ihnen helfend stehen zur Seite Menschen aus der Gegenwart. Natürlich sind auch einige Menschen darunter, die eigene Ziele verfolgen, die nur an den wissenschaftlichen Erkenntnissen interessiert sind, nicht an den zwei lebendigen Wesen. Schön ist es zu sehen, wie es Urgas Helfern gelingt, nach etlichen Verwicklungen und auch brenzligen Situationen, doch noch alles zu einem guten Ende zu bringen. Oberstes Hauptziel wird erreicht: Urga wird glücklich und die Menschen, die ihr beigestanden haben, auch. Das Buch ist ein herzerwärmendes, fröhliches Märchen. Die Sprache ist teilweise humorvoll, teilweise aber auch lyrisch, elegisch fast, ohne je ins Rührselige zu verfallen. (Dafür ist Safier ein viel zu guter und gewiefter Schriftsteller).
Sehr ansprechend fand ich auch die Illustrationen auf der Front- und Rückseite des Buches. Solch ein knuddeliges Mammut hätt‘ ich auch gern!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.05.2020

Wie baut man sein Leben nach einem Supergau auf?

Crimson Lake
0

Diese Frage muss sich Ted Conkaffey stellen. Sein Supergau geschah, als er aus heiterem Himmel beschuldigt wurde, ein junges Mädchen vergewaltigt und halbtot in einem Busch zurück gelassen zu haben. Seine ...

Diese Frage muss sich Ted Conkaffey stellen. Sein Supergau geschah, als er aus heiterem Himmel beschuldigt wurde, ein junges Mädchen vergewaltigt und halbtot in einem Busch zurück gelassen zu haben. Seine einzige Schuld: er hat tatsächlich am Tag ihres Verschwindens zwei Worte mit dem Mädchen gesprochen, in einer Bushaltestelle und wurde dabei gesehen. Acht Monate später wird er aus Mangel an Beweisen aus dem Gefängnis entlassen, seine Frau hat sich von ihm scheiden lassen, er darf seine Tochter nie wieder seine Kollegen meiden ihn. Sein Gesicht ist in ganz Australien bekannt, als Kinderschänder und Mörder, obwohl das Mädchen gar nicht tot ist. Aber für die Menschen ist und bleibt er ein Mörder. Nun hat er sich in einen kleinen, Gottverlassenen Ort irgendwo im australischen Outback zurück gezogen. Doch auch hier findet er keine Ruhe. Zwei korrupte Polizisten und die Bürgerwehr machen ihm das Leben schwer. Allein sein Rechtsanwalt hält zu ihm, ist wirklich an seiner Seite, glaubt an seine Unschuld. Er stellt ihm die Verbindung zu Amanda Pharrell her. Sie ist vorbestraft, hat wegen Mord gesessen. Aber das ist schon einige Jahre her, sie taucht nicht mehr so oft in den Medien auf. Amanda Pharrell ist einen Schritt weiter in ihren Versuchen sich ein neues Leben aufzubauen. Sie ist auch nicht weggezogen nach der Haft. Sie hat ein Detektivbüro und bekommt sogar Aufträge. Ihr gegenwärtiger Auftrag lautet: sie soll den vermissten Schriftsteller Jake Scully wiederfinden. Zusammen mit Ted Conkaffey beginnt sie die Ermittlungen. Immer wieder gestört von den korrupten Polizisten, von falschen Fährten die aber im Nachhinein die Mörder des Schriftstellers überführen und sogar noch einen Tod als Mord enttarnen. So nebenbei gelingt es Ted auch die wahren Umstände aufzudecken, die dazu führten, dass Amanda Pharrell Jahre zuvor zur Mörderin wurde.
Spannendes Buch, mit unerwarteten Wendungen an den richtigen Stellen, mit interessanten Gestalten, einige sympathisch, wie die Pathologin Dr. Valerie Gratteur, andere manipulierend und beängstigend, und ich rede nicht nur von den korrupten Polizisten, die immer wieder auftauchen.
Das Coverbild, in blutrot, orange und gelb gehalten, passt zum Titel aber auch zur Krimihandlung.
Ich habe versucht, mich in Ted Conkaffey zu versetzen. Es ist nicht leicht. Wenn ich irgendwo von Kindermisshandlung und sexueller Nötigung, Vergewaltigung und Mord an Kindern höre, bin ich für die Wiedereinführung der Todesstrafe. Ich würde wahrscheinlich bei Mahnwachen der Bürgerwehr mitmachen, allerdings ohne Sachbeschädigung. Dieses Buch aber hat mich innehalten lassen. Was ist, wenn der Beschuldigte die Tat nicht begangen hat? Und ich nun dazu beitrage, das Leben eines unschuldigen Menschen für immer zu zerstören? Ted Conkaffey ist dies alles passiert. Er hat kein Kind vergewaltigt und für tot zurück gelassen. Und wir können uns in ihn versetzen, leiden mit ihm, wünschen ihm, sein Leben in den Griff zu bekommen, irgendwann seinen Namen von diesen grässlichen Beschuldigungen rein waschen zu können.
Von meiner Seite 5 Sterne für Crimson Lake von Candice Fox.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.05.2020

Brutal & spannend

Redemption Point
0

Im zweiten Krimi um Ted Conkaffey kann Privatermittler Ted sich nur mit Unterbrechungen und kurzzeitig um seinen neuen Fall kümmern: zwei junge Leute, Kellner in einer Bar, werden scheinbar Opfer eines ...

Im zweiten Krimi um Ted Conkaffey kann Privatermittler Ted sich nur mit Unterbrechungen und kurzzeitig um seinen neuen Fall kümmern: zwei junge Leute, Kellner in einer Bar, werden scheinbar Opfer eines aus dem Ruder gelaufenen Raubüberfalls. Amanda, Teds Partnerin, hilft der Polizei immer wieder auf die Sprünge, weil sie zusammenhanglose Details in Verbindung setzt und schließlich zum Lösen des brisanten Falles führt. Nichts ist so, wie es scheint, in diesem Fall, der aber nur die eine Hälfte des Buches ausmacht. Der andere Teil ist Ted Conkaffey und seiner Vergangenheit gewidmet. Eines ungeheuren Verbrechens bezichtigt, ein junges Mädchen brutal vergewaltigt und für tot zurück gelassen zu haben, ist er nun in ganz Australien geächtet und vogelfrei. Immer wieder kommt wütender Mob vorbei, bedroht ihn, schlägt Fenster ein, oft wird er selber zusammen geschlagen während die Polizei vor Ort gerne wegschaut. Doch nun wird er vom Vater des Opfers brutal niedergeschlagen, in seinem eigenen Haus. Gleichzeitig wird Ted nach Sidney eingeladen, er soll in einer Fernsehsendung zum ersten Mal öffentlich auftreten. Ted sagt zu, für viel Geld. Gleichzeitig darf er zum ersten Mal nach zwei Jahren seine kleine Tochter sehen, die damals erst ein paar Wochen alt war und keine Erinnerungen an ihren Vater hat. Das Wiedersehen darf nur unter strengen Auflagen stattfinden, im Beisein von Sozialbeamten, Teds Exfrau und deren neuen Freund. Es folgt der Fernsehauftritt, der von Anfang an zeigt, die Moderatorin ist ihm nicht wohl gesinnt und hat vor, ihn vor einem Millionenpublikum vorzuführen. Während der Sendung wird er aus heiterem Himmel eines anderen ungeheuerlichen Verbrechens beschuldigt. Die Kapitel um Ted Conkaffey werden immer wieder unterbrochen von Tagebucheinträgen eines jungen Mannes. Diese Aufzeichnungen werden von Mal zu Mal deutlicher, klarer in den Absichten des Autors, lassen uns Schauer über den Rücken laufen. Die Spannung steigt.
Es findet eine Veranstaltung statt bei der Ted sich wieder Fragen stellt, dieses Mal sind es aber Fragen von Menschen, die an seine Unschuld glauben, die erkennen, dass die Polizei nicht allen Hinweisen nachgegangen ist, dass der wahre Verbrecher noch frei herumläuft und jederzeit erneut zuschlagen kann. Und da begeht der wahre Täter einen Fehler. Schon auf dem Weg zurück zum Flughafen um nach Crimson Lake ins australische Outback zu fliegen, gibt sich Ted Rechenschaft, er hat den wahren Verbrecher vor Augen gehabt.
In beiden Teilen des Romans kommt es zu einem Showdown. Amanda entgeht nur knapp dem Tod während Ted machtlos zusehen muss, wie der wahre Vergewaltiger, der sein Leben zerstört hat, von Gangstern erschossen wird. Eigentlich bekommen wir hier zwei Krimis zum Preis von einem geliefert. Sehr spannend geschrieben, mag man das Buch nicht aus der Hand legen. Und der Leser weiß nicht, welchem Teil der Handlung er den Vorzug geben soll: die Geschichte um Ted oder um Amanda. Dazwischen gibt es immer wieder kleine Lichtblicke, wie Ted sich rührend um seine Gänseschar kümmert oder wie er zu der Hündin Celine kommt. Und wie Celine zu ihrem Namen kommt. Es sind diese Verschnaufpausen, die uns Ted Conkaffey sympathisch, liebenswert machen, die uns sein Schicksal so tragisch erscheinen lassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere