Platzhalter für Profilbild

nonostar

Lesejury Star
offline

nonostar ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit nonostar über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.03.2021

ziemlich langweilig

Sommer der Träumer
0

Als ihre Mutter stirbt, sind Erica und ihr Bruder Bobby allein mit dem jähzornigen und gewalttätigen Vater. Da kommt der Brief einer alten Freundin der Mutter gerade recht, die von einem Haus auf der griechischen ...

Als ihre Mutter stirbt, sind Erica und ihr Bruder Bobby allein mit dem jähzornigen und gewalttätigen Vater. Da kommt der Brief einer alten Freundin der Mutter gerade recht, die von einem Haus auf der griechischen Insel Hydra erzählt und sie einlädt den Sommer dort zu verbringen. Zusammen mit ihrem Freund Jimmy, ihrem Bruder Bobby und noch einigen anderen Freunden reist sie also in den Süden und findet sich plötzlich in einer großen Gemeinschaft von Künstlern wieder.

Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut, versprechen Klappentext und die ersten Kapitel doch ein Gefühl von Freiheit und sommerlicher Leichtigkeit gepaart mit der nötigen Tiefe. Tja leider entpuppte sich das ganze dann recht schnell als relativ langweilige Erzählung über ein paar Künstler und deren Beziehungsprobleme.

Polly Samson schreibt durchaus flüssig und das Buch lässt sich an wenigen Tagen lesen. Nur leider ist die Handlung furchtbar zähflüssig und mit Erica gibt es noch dazu eine nervige Protagonistin. Ich wurde mit ihr leider überhaupt nicht warm. Sie ist ziemlich naiv und weltfremd und schafft es überhaupt nicht irgendwelche Emotionen in mir zu wecken. Auch die anderen Figuren wurden dadurch ziemlich flach und für mich uninteressant. Ich habe nichts gegen Bücher mit wenig Handlung aber hier plätschert alles nur so vor sich hin und man fragt sich insgeheim, wann sie denn nun bitte alle endlich wieder nach Hause fahren.

Von der Künstlergemeinschaft spürt man beim Lesen auch nur wenig, es geht viel mehr darum, wer da nun was mit wem verbotenerweise oder auch nixht verboten etwas hat, wer über wen in seinem Buch herzieht und zwischendurch versucht Erica noch sehr gezwungen etwas über ihre Mutter herauszufinden.

Am Ende kann ich das ganze nun leider nur als leicht zu lesender aber dabei ziemlich langweiliger sommerlicher Klatsch und Tratsch. Und noch eine Frage zum Schluss: Wer nennt seine Schwestern denn bitte Puppe?

Veröffentlicht am 02.12.2020

Ich hatte mir mehr erhofft

Die zitternde Welt
0

Wilhelm ist am Bau der Bagdadbahn beteiligt, er hat sich heimlich aus Wien davon gestohlen nach Anatolien und ist ziemlich überrascht, als seine zurückgelassene Freundin plötzlich vor der Tür steht - hochschwanger. ...

Wilhelm ist am Bau der Bagdadbahn beteiligt, er hat sich heimlich aus Wien davon gestohlen nach Anatolien und ist ziemlich überrascht, als seine zurückgelassene Freundin plötzlich vor der Tür steht - hochschwanger. Damit beginnt die Familiengeschichte von Maria und Wilhelm, die beiden geben sich als Ehepaar aus und leben ein gutes Leben in Anatolien. Maria geniest das Freisein, das sie nun zum ersten Mal erfahren darf. Abseits vom beengten Heim ihrer Eltern blüht sie auf und weiß sich durchzusetzen, sie lässt sich nicht mehr einengen, weder von ihrem Mann noch von sonst jemandem. Doch es kommt wie es kommen muss, das Leben kann nicht immer so gut bleiben, die beiden müssen Anatolien verlassen, ihre Kinder, in Anatolien geboren, können nur unter falschem Namen ausreisen, die Familie verliert ihren Zusammenhalt und die einzelnen Familienmitglieder müssen ins Ungewisse reisen.

Ich muss gestehen, ich hatte hier etwas ganz anderes erwartet. Tanja Paar hat durchaus eine angenehme Art zu schreiben und v.a. die historischen Begebenheiten und Schauplätze rund um den Bau der Bagdadbahn und das Leben in Anatolien fand ich richtig interessant! Paar schildert dem leser hier ein Leben, das ganz anders ist, als unseres und sie lässt Orte voller Farben entstehen. Leider konnten mich jedoch die Figuren überhaupt nicht berühren. Die Geschichte wird oftmals sehr verworren erzählt, immer wieder gibt es große Zeitsprünge, wo ich mir mehr Tiefe gewünscht hätte. Abseits vom historisch interessanten passiert auch leider nicht allzu viel interessantes in diesem Buch. Der Leser begleitet die einzelnen Familienmitglieder auf ihrem Weg aber auch hier fehlt es mir irgendwie an Tiefe, ihre Schicksale waren mir selbst am Ende noch ziemlich egal. Auch von den Nebencharakteren sticht keiner so wirklich hervor. Interessante Ansätze, aus denen man etwas hätte machen können, werden oft nicht weiter verfolgt, was ich ziemlich schade fand.

Am Ende hätte ich es wahrscheinlich besser gefunden, wenn sich die Autorin vielleicht auf einen Aspekt konzentriert hätte, das leben in Anatolien und Maria als vorausschauende Frau oder das Leben der Kinder und ihre Erlebnisse während des 1. Weltkriegs bzw. danach. Dieses Buch findet sicherlich seine Liebhaber, meins war es leider nicht.

Veröffentlicht am 25.06.2020

hat mich sehr enttäuscht und wütend gemacht

Das wirkliche Leben
0

Ein kleines Mädchen lebt mit ihrem kleinen Bruder Gilles, einer stillen Mutter und dem gewalttätigen Vater in einer Reihenhaussiedlung. Die Erzählerin und ihr Bruder sind Zeuge einer Explosion, bei der ...

Ein kleines Mädchen lebt mit ihrem kleinen Bruder Gilles, einer stillen Mutter und dem gewalttätigen Vater in einer Reihenhaussiedlung. Die Erzählerin und ihr Bruder sind Zeuge einer Explosion, bei der der Eisverkäufer stirbt und danach ändert sich die Welt. Gilles wird immer verschlossener aber auch gehässig und brutal, er zieht sich in die Welt seines Vaters zurück, während das Mädchen sich mit Hilfe eines Lehrers der Physik zuwendet, damit sie irgendwann die Zeit zurück drehen und ihren Bruder zurück in das unschuldige Kind verwandeln kann, das er vor dem Unfall war.

Schon zu Beginn hat mich die sehr naive Erzählstimme nur wenig begeistert. Ich habe normalerweise nichts gegen kindliche Stimmen, aber hier hat es mich einfach nur aufgeregt. Auch die Figur der mittelmäßigen Schülerin, die aber eigentlich nur unterfordert ist in der Schule und dann mühelos komplizierteste physikalische Probleme versteht, hat für mich nicht ganz gepasst. Das was Adeline Dieudonné hier schildert ist sicherlich furchtbar und es gibt zahlreiche Familien in denen es wirklich so zugeht. Allerdings war mir die Sprache hier oft zu reißerisch und plakativ, das braucht es meiner Meinung nach nicht bei so einem Buch. Noch dazu konnte mir die Erzählstimme des Mädchens nur sehr wenig Emotionen entlocken.

Auch finde ich die Figuren nicht sehr gut herausgearbeitet und viele handeln unverantwortlich. Gerade bei solchen Themen, wie sie hier angesprochen werden, sollte das Buch auch etwas vermitteln finde ich, was es hier nicht tut, bzw. es wird das falsche vermittelt. Da wären die Bekannte, die das Mädchen in ihrer fixen Idee der Zeitreise bestärkt und sie dann bei mangelnder Hilfe enttäuscht - gib den Kindern eine Ablenkung, dann wird das schon? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie nicht wusste, wie es zu Hause bei der Familie aussieht. Der Typ, der sie als Babysitterin engagiert, sie schamlos ausnutzt und dann am Ende ihr die Schuld gibt - auch hier nicht gerade ein Musterbeispiel an sozialer Kompetenz, das war tatsächlich die Sache, die mich am meisten berührt und sehr wütend gemacht hat. Und schließlich das Ende - hat mich furchtbar wütend gemacht mit dem, was es dem Leser vermittelt.

Für mich ist "Das wirkliche Leben" ein Buch mit einem wichtigen Thema, das viel zu oft totgeschwiegen wird, das aber in seiner Umsetzung leider gnadenlos scheitert.

Veröffentlicht am 02.04.2020

Wie schafft man es bloß, an einem solchen Ort zu leben?

Eine fast perfekte Welt
0

Eine fast perfekte Welt erzählt die Familiengeschichte von Ester und ihrer Tochter Felicita. Beide sind sehr unterschiedlich, wo es Ester nirgends gut genug ist, findet Felicita überall das Positive.

Leider ...

Eine fast perfekte Welt erzählt die Familiengeschichte von Ester und ihrer Tochter Felicita. Beide sind sehr unterschiedlich, wo es Ester nirgends gut genug ist, findet Felicita überall das Positive.

Leider war die Geschichte ziemlich langweilig und das Schicksal der Personen war mir recht egal. Sie ziehen von einem Ort zum nächsten, weil Ester überall etwas auszusetzen hat und es woanders immer schöner zu sein scheint. Mann und Tochter folgen ihr brav, da Ester sich ja immer so um sie kümmert und bemüht. Irgendwann wird Felicita älter, verliebt sich, ihre Liebe wird jedoch nicht erwiedert. Sie bekommt ein Kind und dann geht es immer so hin und her. Das alles wird furchtbar uninteressant geschildert. Die Geschichte lässt sich zwar durch die kurzen Kapitel und den flüssigen Schreibstil gut lesen aber das war's auch schon.

Ich konnte dem Buch leider nichts abgewinnen und war trotz der wenigen Seiten froh, als es endlich zu Ende war.

Veröffentlicht am 13.01.2020

aktuelle Handlung, die jedoch leider zu brutal ist

Die Arena: Grausame Spiele
0

In London leben die Menschen in zwei Klassen getrennt: auf der einen Seite gibt es die Pures, die reinrassigen und gebürtigen Engländer, auf der anderen seite stehen die Dregs, Einwanderer, Menschen mit ...

In London leben die Menschen in zwei Klassen getrennt: auf der einen Seite gibt es die Pures, die reinrassigen und gebürtigen Engländer, auf der anderen seite stehen die Dregs, Einwanderer, Menschen mit der "falschen" Religion/Hautfarbe/Abstammung. Die einen leben in Reichtum und Luxus, die anderen in Armut, abgegrenzt von der Zivilisation, als Abschaum verbannt in die Slums. Die Kinder werden ihren Familien entrissen um im "Zirkus" zur Erheiterung der Pures lebensgefährliche Kunststücke aufzuführen, je blutrünstiger, desto besser. In dieser Kulisse treffen sich die eigensinnige Dreg Hoshiko und Ben, der Sohn der Ministerin, die hauptverantwortlich für die Verfolgung der Dregs ist.

Die Geschichte zeigt beängstigende Parallelen zur Vergangenheit und könnte aktueller nicht sein. Alle Andersartigen werden verfolgt, gefoltert, ermordet, ausgegrenzt und verabscheut. Sie werden als dumm und gefährlich dargestellt, Schuld an Gewalt und allem was schief läuft in der Gesellschaft. Baker beschreibt diese Welt sehr eindrücklich, beim Leser kommt ein ungutes Gefühl auf. Was mich jedoch überrascht und auch oft gestört hat, ist die Brutalität mit der Baker alles schildert. Ich bin was Bücher angeht nicht sonderlich zimperlich, es darf auch gerne mal blutig werden. Doch hier musste ich das Buch so manches Mal zuklappen, da es mir zu arg wurde. Der Zirkusdirektor ist unglaublich grausam und jede Gewalttat wird brutal geschildert, was meiner Ansicht nach nicht nötig gewesen wäre - die hoffnungslose und gewaltsame Grundstimmung wäre auch anders deutlich geworden.

Die Figuren fand ich alle ganz gut, auch wenn Ben mit seiner Naivität manchmal etwas genervt hatte. Er handelt unüberlegt und bringt andere in Gefahr ohne sich dessen bewusst zu sein und bereut dann später sein Handeln. Die "Artisten" des Zirkus haben mich von den Figuren am meisten überzeugt, ihre Bindung zueinander und auch ihr Charakter wurden gut dargestellt. Die restlichen Charaktere blieben ein klein wenig oberflächlich, sie waren oftmals nur definiert über ihren hass und die Grausamkeiten gegenüber den Dregs. Auch die Liebesgeschichte am Ende kam mir etwas zu plötzlich, das mag jedoch Geschmackssache sein. Mir persönlich war es ein klein wenig zu unrealistisch, betrachtet man die im restlichen Buch dargestellten Charaktereigenschaften der Figuren.

Allen in allem eine Geschichte, die durchaus viel Aktualität und Potential besitzt, die jedoch durch unnötige Grausamkeiten leider an Gehalt verliert.