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Veröffentlicht am 03.07.2020

Spannender Abschluss

Paradise Valley: Die Entscheidung
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„...Pass auf das Amulett auf. Mädchen. Mit den Leuten hinten in Valley Paradise ist nicht zu spaßen. Aber du bist eine Yawani. Dir wird nichts geschehen, wenn du wachsam bist...“

Im Gästehaus in Paradise ...

„...Pass auf das Amulett auf. Mädchen. Mit den Leuten hinten in Valley Paradise ist nicht zu spaßen. Aber du bist eine Yawani. Dir wird nichts geschehen, wenn du wachsam bist...“

Im Gästehaus in Paradise Valley wacht Lena aus einem Alptraum auf. Ein Junge wollte ihr das Amulett stehlen. Sie erinnert sich an die Worte des uralten Indianers, die ich im Eingangszitat wiedergegeben habe. Dann sieht sie einen Schatten am Fenster. Als sie sich aufrichtet, verschwindet dieser.
Der Autor hat erneut eine spannende Geschichte geschrieben. Sie schließt zeitnah an Teil 2 an.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Das liegt auch daran, dass er im Stile eines Drehbuch geschrieben ist: kurze Sätze, oft untereinander stehend, auf das Wesentliche reduziert, manchmal zugespitzt auf ein Wort, gekonnt pointiert.

„...Nur einer ist noch da.
Er kreist oben am Himmel.
Der Geier.
Er kreist.
Krächst.
Kreist...“

Mit diesen Worten gibt Harrison seine Eindrücke wieder, als er nach seinem Unfall das erste Mal aufwacht. Er hat den Weg ins Valley nicht gefunden.
Die anderen Jugendlichen sind im Valley gefangen. Schnell lernen sie die Schattenseiten dieser Welt kennen. Dazu gehört die permanente Beobachtung oder der Arbeitszwang. Essen ist karg. Dann gelingt Tom bei der Arbeit im Wald ein Blick ins nächste Tal. Ein Unbekannter weist ihn darauf hin:

„...Wer im Valley nicht spurt oder die falschen Fragen stellt, kommt da rüber. Und die Kranken und Sterbenden ebenfalls...“

White, der Chef des Ganzen, kennt nur ein Ziel. Er will das Amulett – um jeden Preis. Allerdings bleibt mir der Mann bis zum Schluss ein Rätsel. Ist es wirklich nur Gier, was ihm zu dem gemacht hat, was er ist? Hatte er das alles vom Anfang an so geplant? Und dann scheint er sogar ab und an weise Gedanken zu haben:

„...Die größte Entfernung auf der Welt ist nicht von hier nach dort. Sondern die Entfernung in einem Menschen von seinem Verstand zu seinem Herzen. Nur wenn er die überwindet, lernt er, wie ein Adler zu segeln und die Unermesslichkeit der Welt zu erkennen...“

Wie aber vereinbart sich das mit seinem Handeln? Er gehört zu der Spezis, die Wasser predigt und Wein trinkt.
Wird es den Jugendlichen gelingen, das Tal zu verlassen? Werden sie die Geheimnisse entschlüsseln?
Zu den Kernpunkten des Buches gehört für mich das Gespräch zwischen Lena und Tom. Hier geht es um Vergeben und Verzeihen. Lena hat immer noch Probleme damit, das Verhalten ihrer Mutter zu verstehen, die einst die Familie verlassen hat und hier ins Tal gegangen ist.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es erzählt eine spannende Geschichte und belegt, das wahrer Glauben und Fanatismus zwei völlig verschiedene Dinge sind. An der einen oder anderen Stelle hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Einen Punkt dafür habe ich in der Rezension explizit angesprochen.

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Veröffentlicht am 27.06.2020

Schöner historischer Roman für Kinder

Roman Quest - Flucht aus Rom
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„...Die Soldaten des Kaisers kamen um Mitternacht. Juba hörte, wie jemand an die Haustür hämmerte, irgendwo weit weg, während seine Mutter ihn wachrüttelte...“

Wir schreiben das Jahr 94 nach Christus. ...

„...Die Soldaten des Kaisers kamen um Mitternacht. Juba hörte, wie jemand an die Haustür hämmerte, irgendwo weit weg, während seine Mutter ihn wachrüttelte...“

Wir schreiben das Jahr 94 nach Christus. Unter Kaiser Domitian sind Denunzierungen wohlhabender Römer an der Tagesordnung. Der Kaiser braucht Geld. Nun trifft es auch Juba und seine Familie. Obwohl er nur der zweitgeborene Sohn ist, übergibt ihm die Mutter die Verantwortung für die Geschwister. Wenn sie überleben wollen, müssen sie nach Britannien fliehen. Dort lebt ein Onkel.
Die Autoren haben ein abwechslungsreiches und gut recherchiertes Kinderbuch geschrieben.
Die Sprache lässt sich angenehm lesen. Sie ist für die Zielgruppe angemessen. Nachdem sich die Kinder versteckt haben, kehrt Juba noch einmal ins Elternhaus zurück. Er will die Hausgötter der Familie holen und nachsehen, ob die Edelsteine noch an ihren Platz sind. Doch was er im Hause sieht, wird seine Entscheidungen in der Zukunft stark beeinflussen. Er weiß nun, dass er auf sich allein gestellt ist.
Sehr anschaulich wird beschrieben, welche Gefahren schon bis zum Schiff auf sie warten. Nur mit einem Trick gelangen sie an Bord, denn die Häscher stehen erneut bereit. Sie haben im Haus nicht gefunden, was sie gesucht haben.
Privilegiert aufgewachsen fällt es vor allem Juba schwer, sich unterzuordnen. Die ersten Folgen bekommt er auf dem Schiff zu spüren.

„...Mehr als sein Rücken schmerzte das Wissen, das er seinen Sklaven einst dasselbe angetan hat...“

Für Ursula, seine Schwester, wird die Fahrt zum Abenteuer. Als Mädchen durfte sie bisher nichts. Doch sie ist mutig und aufgeweckt und klettert sofort in die Masten.
Anfangs kam ihnen das Verhalten des Eigners des Bootes als Schikane vor. Doch er verfolgte eine wichtiges Ziel. Das wird ihnen kurz vor der Ankunft erklärt:

„...Ihr seid an harte Kost gewöhnt, an harte Arbeit und daran, auf einem harten Deck zu schlafen. Ihr habt kräftige Armmuskeln entwickelt, mit denen ihr auf die Bäume klettern könnt, und kräftige Beinmuskeln zum Davonlaufen...“

Auch in London sind sie vor den Abgesandten des Kaisers nicht sicher. Sie müssen manch Abenteuer überstehen, bevor sie das Haus des Onkels erreichen. Die Landschaft, durch die sie wandern oder fahren, wird sehr bildhaft beschrieben. Gleichzeitig erfahre ich eine Menge über die Lebensverhältnisse zur damaligen Zeit.
Eingebunden ist ein bitteres Thema: Sklavenhandel mit Kindern. Das wird Juba und seine Geschwister vor eine wichtige Entscheidung stellen.
Zwei Karten und die Erklärung der lateinischen Begriffe ergänzen das Buch.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es führt Kinder anschaulich in eine längst vergangene Epoche.

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Veröffentlicht am 23.06.2020

In den Wirren des Krieges

Durch die Flammen
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„...Unabhängigkeit kommt nicht von außen, sondern ist in dir drin oder eben nicht. Ich war niemals abhängiger als in meiner sogenannten Unabhängigkeit...“

Wir schreiben das Jahr 1631. Der Kaufmannssohn ...

„...Unabhängigkeit kommt nicht von außen, sondern ist in dir drin oder eben nicht. Ich war niemals abhängiger als in meiner sogenannten Unabhängigkeit...“

Wir schreiben das Jahr 1631. Der Kaufmannssohn Lukas befindet sich in Pappenheims Lager und hofft, beim Sturm auf Magdeburg dabei zu sein. Kurz vorher aber wird er als Kurier zu Herzogin Anna Sophia von Braunschweig – Wolfenbüttel geschickt. Doch Adam von Barenberg verhindert das, und lässt ihn vor Magdeburg an seiner Seite kämpfen. Nach dem Sieg allerdings müssen sich nun beide zur Herzogin begeben..
Die Autorin hat erneut einen spannenden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Die Geschichte schließt zeitnah an den ersten Teil an.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Mir gefällt, dass die Autorin zwar die Grausamkeiten des Krieges anklingen lässt, mich aber mit blutigen Einzelheiten verschont. Vor dem Kampf konstatiert Barenberg.

„...Magdeburg einzunehmen wird kein Kinderspiel, und wir sind nicht die Ersten, die das angehen. Aber nach einem halben Jahr ist die Stadt reif für die Erstürmung...“

Und nach einem halben Jahr Hunger und Kälte vor der Stadt sind die Söldner nach dem Sieg nicht mehr zu halten. Beute machen ist das einzige Ziel. Wer stört, wird getötet. Lukas hilft einer junge Frau und ihren zwei Begleiterinnen sicher aus der Stadt. Später wird die junge Frau feststellen:

„...Einige Tropfen Menschlichkeit löschen das grausame Feuer des Krieges leider nicht aus...“

Speziell Adam von Barenberg ist kriegsmüde. Er möchte sich auf den Handel von Waffen verlegen und Lukas daran beteiligen. Gut wird dargelegt, wie sich Suhl zur Waffenschmiede entwickelt hat. Genau wie die Söldner immer dann die Seite wechseln, wenn der derzeitige Befehlshaber nicht mehr zahlen kann, beliefern die Waffenhersteller gekonnt beide Seiten.
Doch Waffenhandel in Zeiten, wo nicht nur die Kriegsparteien, sondern auch all die, denen der Krieg alles genommen hat, auf Beute aus sind, ist kein einfaches Geschäft. Immer wieder bringt sich Lukas in Gefahr. Letztendlich rettet es ihm einmal sogar das Leben, dass er sich gegenüber den Schweden auf die Herzogin beruft. Die hat es geschafft, sich aus dem Krieg herauszuhalten und von beiden Seiten toleriert zu werden.
Allerdings verlangt der schwedische König, verbandelt mit der Herzogin, dass Lukas mit Alicia von Herford für seine Freilassung verheiratet wird. Immerhin wurde er mittlerweile in den Adelsstand erhoben. Weder er noch die junge Frau sind von dem Engagement begeistert. Dabei ahnt Lukas nicht einmal, dass man ihm am Hofe der Herzogin nach dem Leben trachtet.
Das Eingangszitat stammt von Lukas. Der denkt zunehmend über sein weiteres Leben nach und zeigt sich stolz auf seine Herkunft.

„...Hansekaufleute gehen mit erhobenen Haupt durchs Leben und kennen ihren Wert...“

Eine Personenliste und in inhaltsreiches Nachwort rundet die Geschichte ab.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Durch Einbeziehung vieler historischer Personen enthält die Geschichte ihre Authentizität.

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Veröffentlicht am 16.06.2020

Wassermanns Abstieg trotz Aufstieg

Wassermann
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„...Deshalb ist es besser, man presst die Lippen zusammen, damit man nichts sagt. Wer nichts sagt, sündigt nicht in Worten, die Gedanken sieht man ja nicht...“

Er nennt sich Wassermann, weil er 20 Jahre ...

„...Deshalb ist es besser, man presst die Lippen zusammen, damit man nichts sagt. Wer nichts sagt, sündigt nicht in Worten, die Gedanken sieht man ja nicht...“

Er nennt sich Wassermann, weil er 20 Jahre als Ingenieur in Afrika und Lateinamerika gearbeitet hat. Er hat unter anderen Trinkwasseranlagen gebaut. Jetzt wird er zurück nach Deutschland gerufen und soll seine Gedanken in etwa einhundert Worten formulieren. Dazu fordert ihn die Psychologin Isabella auf.
Der Autor hat ein sprachlich ausgereiftes Buch geschrieben. Eigentlich sind es zwei Geschichten. Am Anfang legt Wassermann seine Gedanken dar. Danach wird er als Vertreter des BND nach Brasilien beordert.
Im ersten Teil, aus dem auch das obige Zitat stammt, wird in Wassermanns Aufzeichnungen deutlich, was er getan hat und was er denkt. Dabei hangelt er sich von einem Wort zum anderen. Es ist ein gekonntes Spiel mit Worten. Manche haben philosophische Tiefe.

„...Die Uhr, sagt man, misst die Zeit. Aber was macht sie, wenn sie stehen bleibt? Dann steht sie und die Zeit geht weiter. […] Wenn die Uhr geht, vergeht die Zeit im Tick – Tack. Wenn sie nicht geht, geht die Zeit an der Uhr vorbei...“

Gesellschaftskritik in jedweder Form wird geschickt verschleiert.

„...War etwas dran, an dem Gerede von der germanischen Seele? Die ist noch älter als die Deutschen, die es erst seit Bismarck so richtig gibt, aber das auch nur ohne die Österreicher, die bis heute nicht zugeben, dass sie Deutsche sind, aber das lassen wir mal...“

Im zweiten Teil treffe ich dann auf einen zerrissenen Menschen. Man hat ihm seine Arbeit genommen. Der neue Job befriedigt ihn nicht. Er kann damit nichts anfangen. Ab und an erhält er einen Auftrag, der scheinbar wenig Sinn macht. Dafür muss er gegen die Langeweile kämpfen. In Gedanken ist er häufig bei Isabella. Doch was will sie wirklich von ihm?
Als Leser bekomme ich allerdings einen Einblick in die Lebensverhältnisse in Brasilien. Sehr bildhaft werden die Orte beschrieben. Wassermann wurde mit der neuen Aufgabe ins kalte Wasser geschmissen. Das geht schon damit los, das er nicht weiß, welchen Beruf er gegenüber der Vermieterin angeben soll. Immer mehr spitzt sich für ihn die Frage zu:

„...Wer war ich eigentlich wirklich? Noch nie hatte ich mir diese Frage gestellt….“

Ohne das er weiß, warum, steigt er in der Hierarchie auf. Dabei führt ihn sein Weg auch nach Kolumbien. Jede Tätigkeit ist besser, als das lange Nichtstun, das Zeit zum Grübeln lässt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, wie ein Mensch zerbrechen kann, den man aus dem gewohnten Leben reißt.

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Veröffentlicht am 15.06.2020

Rasanter Krimi

Endstation Berlin
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„...Die Berliner Staatsanwaltschaft ist chronisch unterbesetzt und beschäftigt sich nur noch mit absoluten Notfällen. Der Tod eines Obdachlosen zählt nicht dazu...“

Polizeihauptkommissarin Helene Eberle ...

„...Die Berliner Staatsanwaltschaft ist chronisch unterbesetzt und beschäftigt sich nur noch mit absoluten Notfällen. Der Tod eines Obdachlosen zählt nicht dazu...“

Polizeihauptkommissarin Helene Eberle fährt mit ihrer 4jährigen Tochter Klarissa nach Berlin, um dort ihre neue Stelle anzutreten. Wohnen wird sie erst einmal bei ihrer Mutter, die früher ebenfalls bei der Polizei gearbeitet hat. Helene lässt ihren alkoholkranken Mann zurück, der jegliche Hilfe ihrerseits abgelehnt hat.
In Berlin erwartet Helene sofort ihr erster Fall. Wladimir Perenov, ein Obdachloser, wurde am Ostbahnhof erstochen.
Der Autor hat einen rasanten und fesselnden Krimi geschrieben. Was wie ein einfacher Fall aussieht, entwickelt sich schnell zu einer Katastrophe. Hinzu kommt, dass Helene Mann die Trennung nicht akzeptiert. Er sucht sich einen Anwalt und tischt dem ein Märchen auf. Wie sehr er vorgeführt wurde, begreift der Anwalt, als das Mädchen beim Anblick des Vaters sagt:

„...Bist du heute der nette Papa oder der, der nicht richtig sprechen und laufen kann?...2

Dass das Jugendamt sofort auf die Wünsche des Vaters und seines Anwalts eingegangen ist, ohne sich Informationen über die Mutter und das Familienleben zuvor zu beschaffen, ist für mich ein Unding.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er unterstützt das flotte Tempo der Handlung. Das bewirken außerdem die kurzen Kapitel mit den schnell wechselnden Geschehen, die jeweils mit Ort und Uhrzeit beginnen.
Helene bringt sich sofort in die Ermittlungen ein. Das wird nicht von allen honoriert, denn das Klima im Team wirkt auf mich wenig positiv.
Als Zeugen für den Mord wird eine Gruppe Jugendlicher gesucht. Die wollten ein feuchtfröhliches Wochenende in Berlin verleben und ahnen nicht, dass sie selbst in Lebensgefahr sind.
Es gibt eine Kleinigkeit, die mich stört. Das ist die Unprofessionalität des SEK. Hier hätte ich mir ein wesentlich schnelleres Handeln gewünscht.
Das Buch gíbt auch ein wenig Einblick in die Problemviertel von Berlin. Bei der 15jährigen Sophia klingt das so:

„...Hier lernte man sich durchzubeißen. Wer nicht beißen konnte, wurde gefressen...“

Auch ihr Leben hat diese eine Nacht zerstört.
Eingebettet in die Geschichte ist die Vergangenheit von Paul, der sich im Team um Helene kümmert. Das ist nicht einfach, denn die geht gern eigene Wege und nimmt auch vor der Presse kein Blatt vor den Mund.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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