Profilbild von chuckipop

chuckipop

Lesejury Star
offline

chuckipop ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit chuckipop über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.08.2020

Die grandiose Geschichte über die Freundschaft eines Panther-Chimären und einer Fürstentochter – unbedingt lesen!

Drachendieb
0

Hinweis: Meine Rezension bezieht sich auf die Taschenbuchausgabe!

„Drachendieb. Das Buch der Bänder Teil 1“ von Raphael Lang ist im Februar 2020 als Taschenbuch mit 298 Seiten beim Verlag Andreas Spang ...

Hinweis: Meine Rezension bezieht sich auf die Taschenbuchausgabe!

„Drachendieb. Das Buch der Bänder Teil 1“ von Raphael Lang ist im Februar 2020 als Taschenbuch mit 298 Seiten beim Verlag Andreas Spang erschienen.

Narugar ist ein 15-jähriger Panther-Chimär und lebt im Käfigwagen eines kleinen Zirkus´, angekettet. Losgemacht wird er nur während der Vorstellungen. Aber Narugar ist zufrieden, er kennt es nicht anders. Und die Mitglieder der Zirkustruppe sind seine Familie. Irgendwann aber gibt es einige Probleme für die Truppe, das Ensemble bricht auseinander, der Zustrom an Zuschauern wird spärlich, Narugar wird immer wieder von einem Kollegen bloßgestellt und drangsaliert und Direktor Sonogun hat große Zukunftssorgen.

Eines Tages besucht der Fürst mit seiner Tochter Kaira den Zirkus. Kaira ist Narugar, der Star des Ensembles, aufgefallen und sie will ihm heimlich das Lesen beibringen. So entsteht eine Freundschaft und der Wunsch, gemeinsam Freiheit zu erlangen, denn auch Kaira ist auf ihre Art gefangen, wenngleich sie nicht in Ketten liegt. Und so beschließen die beiden zu fliehen und in die Hauptstadt zu gehen.

Zwischen den beiden entsteht eine wunderbare, tiefe Freundschaft, die zwischendurch hart auf die Probe gestellt wird und es auch sonst nicht leicht hat.

Raphael Lang hat einen besonders tollen Schreibstil, sehr kreativ und detailliert. So zeichnet er seine Charaktere mit viel Liebe und unglaublich ideenreich, was sie sehr authentisch wirken lässt. Narugat, Kaira und auch ein paar der anderen Protagonisten, die später in der Handlung auftauchen wie Hok, sind mir direkt ans Herz gewachsen.

Die Chimären sind zur Hälfte Mensch, zur Hälfe Tier und damit zwar fiktive Wesen, aber dennoch nah an der Realität. Auch Cencho ist fiktiv, aber es könnte sich durchaus z.B. um eine mittellalterliche Region in unseren Landen handeln J

Man erfährt mittendrin in einem sehr coolen Kapitel, wie das Buch zu seinem Titel kam, und die Handlung ist insgesamt fesselnd, abwechslungsreich und stellenweise äußerst humorvoll.

Mein Fazit: ein Buch, welches mich absolut begeistert hat. Ich warte nun gespannt auf Teil 2 der „Bänder-Trilogie“ !

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.08.2020

Erschreckender Plot über das Aufwachsen in einer Sekte - und das Aufwachen!

After the Fire - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2021
0

"After The Fire" von Will Hill ist im Juli 2020 als Taschenbuch mit 480 Seiten bei dtv erschienen.

Die 17-jährige Moonbeam liegt schwerverletzt im Krankenhaus, nachdem sie eine Brandkatastrophe bei der ...

"After The Fire" von Will Hill ist im Juli 2020 als Taschenbuch mit 480 Seiten bei dtv erschienen.

Die 17-jährige Moonbeam liegt schwerverletzt im Krankenhaus, nachdem sie eine Brandkatastrophe bei der Gotteslegion knapp überlebt hat.

Die Gotteslegion, das ist die Sekte, in der Moonbeam aufgewachsen ist. Das Leitmotto hier lautet: "Der Herr ist freundlich". In der Wüste, abgeschottet von der Außenwelt, leben die Gläubigen, allen voran Oberhaupt Father John, der ein strenges und unerbittlichhes Regiment führt und harte Strafen verhängt, wenn man sich ihm widersetzt.

Aber es ist nicht alles so, wie es zu sein scheint, und schon vor dem großen Feuer, als ihre Mutter aus der Gemeinschaft ausgestoßen wurde, kamen Moonbeam einige Zweifel und es gingen merkwürdige Dinge vor...

Will Hills Schreibstil ist sehr eindringlich. Die Glaubensgemeinschaft, deren Hintergründe und die Geschehnisse werden absolut glaubwürdig und authentisch geschildert und das hat mich von Anfang an gefesselt.

Die Protagonistin Moonbeam und ihre Gefühls- und Gedankenwelt lernt der Leser sehr intensiv kennen, und zwar im DAVOR und DANACH, so die beiden Handlungsstränge.

Moonbeam ist ein sehr sensibles und aufgeschlossenens Mädchen, und sie hatte bereits vor der Katastrophe gewisse Zweifel im Hinblick auf die Gotteslegionäre , die an ihr nagten, und im Danach hinterfragt sie die Geschehnisse, gewinnt nach und nach eine eigene Sicht auf die Welt und macht eine starke persönliche Entwicklung durch.

Und obwohl das natürlich sehr schwierig ist und ihr ganzes Leben und Glauben auf den Kopf stellt, hat sie doch einen tollen Humor und ist absolut offensiv eingestellt.

Das Leben in der Sekte, die falsche Propaganda, den Fanatismus der "Chefetage" und die Unterdrückung der eigenen Entwicklung und Meinungsbildung hat der Autor wirklich grandios geschildert!

Es ist erschreckend, was man Menschen suggerieren kann, wenn es nur oft und penetrant genug wiederholt und überzeugend herübergebracht wird...

Die Lektüre hat mich stark beschäftigt, zum Nachdenken auch über eigene Motive und Ziel angeregt und vor allem erschreckt und aufgewühlt!

EIn wirklich wichtiges und lesenswertes Buch!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.07.2020

Serienkiller sucht Frau zum Liebhaben - spannend, actionreich und gnadenlos!

Der Behüter: Thriller
0

"Der Behüter" von Catherine Shepherd ist im Juli 2020 als Taschenbuch mit 336 Seiten beim Kafel Verlag erschienen.

Es handelt sich hier um den fünften Teil der Reihe um die Spezialermittlerin Laura Kern, ...

"Der Behüter" von Catherine Shepherd ist im Juli 2020 als Taschenbuch mit 336 Seiten beim Kafel Verlag erschienen.

Es handelt sich hier um den fünften Teil der Reihe um die Spezialermittlerin Laura Kern, der unabhängig von den Vorgängerbänden gelesen werden kann (ich kenne sie auch nicht alle und mir haben keine Infos gefehlt).

Dr. Christine Gebauer findet eine Tote vor den Müllcontainern des Krankenhauses. Diese war einige Zeit zuvor bei ihr in der Notaufnahme gelandet, in der Hektik waren aber die Personalien der Frau nicht aufgenommen woden und dann war sie plötzlich von der Liege verschwunden...

Und das ist leider nicht die einzige Frauenleiche, die auftaucht...

Ein Entführer nimmt Frauen mit einer gewissen Vorgeschichte mit, um sie erstmal aufzupäppeln und zu verwöhnen - das ist schon sehr speziell... ist er auch der Mörder?!

Die Opfer werden stets vor Müllcontainern gefunden und Laura Kern und ihr Kollege Max Hartung bekommen heraus, dass sie teils in einer Schubkarre, teils in einem Rollstuhl dorthin transportiert wurden - das ist ja nicht alltäglich, so dass man eigentlich Zeugen finden müsste - oder?!

Kaum losgelegt, zog mich „Der Behüter“ gleich auf den ersten Seiten absolut in seinen Bann . Catherine Shepherds Schreibstil mag ich total gern, sie teilt die Story in kurze Kapitel ein, die häufig mit einem Cliffhanger enden und dann geht es erstmal mit einem anderen Handlungsstrang weiter. Hier sind die Geschehnisse teils parrallel, teils leicht zeitversetzt, das bringt noch zusätzlich Fahrt in die Geschichte.

Die Spannung wird permanent gehalten, es gibt mehrere Verdächtige und das Ende war - zumindest für mich - definitiv überraschend.

Dieser Thriller hat mich bestens unterhalten und mir top Lesestunden mit maximaler Spannung beschert - kann ich uneingeschränkt und unbedingt empfehlen! :)


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.07.2020

Bewegend und erschütternd - ein totgeschwiegener Teil deutscher Geschichte!

Aussortiert: Kind 351
0

"Aussortiert: Kind 351" von Anne Gebert ist im März 2019 als Taschenbuch mit 148 Seiten bei tredition erschienen.

Anne Gebert hat hier ein Thema aufgegriffen, welches in der deutschen Geschichte nahezu ...

"Aussortiert: Kind 351" von Anne Gebert ist im März 2019 als Taschenbuch mit 148 Seiten bei tredition erschienen.

Anne Gebert hat hier ein Thema aufgegriffen, welches in der deutschen Geschichte nahezu totgeschwiegen wird - die Zustände in katholischen Kinderheimen in den 1960er/70er Jahren...

Das Buch ist in Romanform geschrieben, basiert aber auf einer wahren Geschichte.

Frank wird bereits als ganz kleines Kind in ein katholisches Kinderheim gebracht und verbringt dort unter unvorstellbaren Qualen seine gesamte Kindheit und Jugend.

Allen Widrigkeiten zum Trotz schafft er es als Erwachsener, ein weitgehend normales Leben zu führen, er ist glücklich verheiratet und hat einen Sohn, verwöhnt seine Familie nach Kräften.

Da kommt eines Tages ein Brief, der sein Leben komplett auf den Kopf stellt: er soll zukünftig finanziell für seine Mutter aufkommen. Für eine Frau, die er nie (seitdem er von ihr getrennt wurde) gesehen hat, die sich nie um ihn gekümmert hat, weder an seinen Geburtstag dachte noch sich irgendwann nach seinem Befinden erkundigte. Dagegen will Frank sich wehren...

Die Autorin zeigt hier an einem konkreten Beispiel auf, was in dieser Zeit in den katholischen Kinderheimen vorging - unvorstellbar furchtbar und unfassbar , was diesen Jungen und so vielen tausenden anderer Kinder passiert ist in dieser Zeit… In diesen Heimen…

Allein schon, dass die Kinder nicht mit ihrem Namen angesprochen, sondern dass Nummern für sie benutzt werden, sagt so viel über diese menschenverachtenden Heime und Betreuer! Außerdem das Anschnallen in den Betten über Nacht, absolut unglaublich… und dann werden die Kinder, die ins Bett gemacht haben, beschimpft, gedemütigt und bestraft.

Aber das sind noch nicht die schlimmsten Dinge, die dort Usus sind. Gefühlskalte Schwestern und Betreuer, die Spaß daran finden, ihre Schutzbefohlenen zu mobben, zu züchtigen und kleinzuhalten. Tagelanges Einsperren in kleinen dunklen Räumen, Vergewaltigungen, die Verabreichung von Beruhigungsmitteln...

So viel Leid und Traurigkeit, da grenzt es an ein Wunder, wenn ein ehemaliges Heimkind imstande ist, ein normales Leben zu führen.

Das Lesen hat mich entsetzt und fassungslos gemacht. Ich hatte zwar bereits Einiges aus den Medien immer mal wieder mitbekommen, aber Anne Gebert bringt das Geschehen hier so emotional berührend und Augenöffnend herüber, dass es mich und vermutlich auch die meisten anderen Leser noch lange beschäftigen wird.

Danke für dieses Buch, es ist wichtig so etwas publik zu machen, auch wenn es in den Heimen mittlerweile sicher ganz anders ausschaut!


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.06.2020

Thriller und Horror in großartiger Kombination - Lovecraft wäre stolz drauf!

DER JUDAS-SCHREIN
0

"Der Judasschrein" von Andreas Gruber ist als hochwertiges Taschenbuch mit 534 Seiten im März 2020 beim Luzifer - Verlag erschienen.

Erstmals erschien das Buch 2005, bei der Neuauflage handelt es sich ...

"Der Judasschrein" von Andreas Gruber ist als hochwertiges Taschenbuch mit 534 Seiten im März 2020 beim Luzifer - Verlag erschienen.

Erstmals erschien das Buch 2005, bei der Neuauflage handelt es sich um eine überarbeitete Version.

Kommissar Alexander Körner muss mit seinem Team nach Grein am See, einem (fiktiven) Ort in einer Talsenke in Österreich, in dem früher hauptsächlich Bergbau betrieben wurde, der inzwischen aber stillgelegt ist. Hier wurde eine grausam ermordete und verstümmelte Mädchenleiche gefunden und die einzige Zeugin steht unter massivem Schock und kann nicht vernommen werden ...

Bei Grein am See handelt es sich um Körners Heimatort. Er war seit 27 Jahren nicht dort, nämlich seit sein Elternhaus verbrannte und seine Eltern gleich mit...Es prasselt vieles auf ihn ein, und die Rechtsmedizinerin, der der Fall zugeteilt wurde, ist ausgerechnet auch noch seine Ex Jana.

Verschrobene Dörfler, eine eingeschworene Gemeinschaft, verschlossen gegenüber Fremden - da wird das Ermitteln nicht einfach.

Bei Beginn der Ermittlungen fällt auf, dass es keine Schaulustigen gab, alle ziehen sich zurück. Und der Bürgermeister blockt total ab...

Dann zieht ein gewaltiges Unwetter auf, das Dorf wird komplett von der Außenwelt abgeschnitten und Körner und sein Team sitzen fest in diesem düsteren Kaff - und es bleibt nicht bei dem einen Mord!

Andreas Gruber lässt zur "normalen" Thrillerhandlung noch 2 Zeitstränge aus der Vergangenheit einließen, und zwar das Tagebuch eines Meßdieners sowie die Erlebnisse verschütteter Grubenarbeiter. Hier wird dem Leser schnell klar, dass in Grein am See etwas ganz und gar nicht mit rechten Dingen zugeht - welches unheimliche Geheimnis verbergen die Bewohner, was geht in Grein vor?

Gruber steigert die Spannung kontinuierlich, und aus anfangs düsteren und unheimlichen Momenten in der beklemmenden Atmosphäre des überfluteten Grein am See entwickeln sich mit der Zeit gruselige und horromäßige Szenarien, die dem Vorbild H.P. Lovecraft in nichts nachstehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere