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Veröffentlicht am 13.07.2020

Einfach super!

Soja nun auch nicht
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Das Cover sticht natürlich sofort ins Auge und auch der Titel gibt schon die Richtung vor, in die es gehen wird. Aber dieser Krimi hat mich so überrascht, wie es nur wenige Bücher schaffen - denn es steckt ...

Das Cover sticht natürlich sofort ins Auge und auch der Titel gibt schon die Richtung vor, in die es gehen wird. Aber dieser Krimi hat mich so überrascht, wie es nur wenige Bücher schaffen - denn es steckt viel mehr drin, als man auf den ersten Blick vermutet.

Gerechnet habe ich mir einem witzigen Lokalkrimi, angesiedelt in Ostfriesland. Und hier wird man auf keinen Fall getäuscht. Denn nicht nur die Küste und das Watt spielt eine Rolle, sondern auch Ökobauer Noah Poppinga und seine Oma haben sofort mein Herz erobert. Ihre norddeutsche Art, die Gewohnheiten und der Dialekt - zu dem es glücklicherweise eine Übersetzung im Anhang gibt - war sehr einnehmend. Auch die Kommissare Lükka Tammling und Roman Sturm konnten mich durch ihre analytische, aber trotzdem menschliche Art, an den Fall heranzugehen, komplett überzeugen. Im krasses Gegensatz dazu steht Clara, die aus der Not heraus auf den Öko-Hof der Poppingas zieht, aber eigentlich eine aufstrebende Influencerin ist. Diese unterschiedlichen Charaktere haben das Buch sehr bereichert und für das ein oder andere Schmunzeln bei mir gesorgt.

Natürlich gibt es auch eine Leiche - sonst wäre es ja kein Krimi. Hier erwartet den Leser eine solide, nachvollziehbare Ermittlungsarbeit, die auch Raum für eigene Spekulationen lässt. Eigentlich dachte ich, dass ich schon auf der richtigen Spur bin, wurde dann aber eines besseren belehrt, da die Autorin einige Überraschungen eingebaut hat. Und so muss es für mich sein.

Viel interessanter war für mich jedoch der ökologische Aspekt, den ich in diesem Buch so nicht erwartet hätte. Immer mehr Menschen verzichten auf Fleisch, vegan zu leben ist zum Lifestyle geworden, regional einzukaufen ist fast schon ein Muss. In ihrem Krimi beleuchtet die Autorin aber auch die negativen Aspekte des Soja-Anbaus und sorgt dafür, dass man sich über seine eigene Ernährung Gedanken macht. Dabei hebt sie nicht den mahnenden Zeigefinger, sondern spricht einfach Aspekte an, über die man nicht unbedingt nachdenkt, wenn man im Supermarkt steht. Das hat auch mich dazu gebracht, einiges zu hinterfragen - und das hätte ich von einem Regionalkrimi nun gar nicht erwartet.

Wegen dieser vielen Aspekte hat mich "Soja nun auch nicht" von Anfang an überzeugt. Es ist auf jeden Fall jetzt schon mein Juli-Highlight. Von mir gibt es deswegen natürlich 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 13.07.2020

Sehr spannend!

The Passengers
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Der Gedanke, sich einfach in ein Auto zu setzen und es bringt mich dahin, wo ich möchte, ist für mich sehr verlockend. Denn mich nervt es total, am Steuer zu sitzen, an roten Ampeln oder im Stau zu stehen. ...

Der Gedanke, sich einfach in ein Auto zu setzen und es bringt mich dahin, wo ich möchte, ist für mich sehr verlockend. Denn mich nervt es total, am Steuer zu sitzen, an roten Ampeln oder im Stau zu stehen. Warum also die Zeit, die man unterwegs ist, nicht für bessere Dinge nutzen? Nachdem ich dieses Buch gelesen habe, bin ich mir aber nicht mehr so sicher, ob man der Technik wirklich vertrauen kann.

John Marrs entführt den Leser in die nahe Zukunft nach England. Dort gibt es kaum noch Fahrzeuge, die von Menschen geführt werden, denn das automatisierte Fahren macht die Straßen sicherer. Trotzdem passieren immer wieder Unfälle, die von einer Sonderkommission untersucht werden. Wer war Schuld - Mensch oder Maschine? Doch an dem Tag, an dem die Handlung des Buches spielt, hat das Komitee ganz andere Probleme.

Direkt zum Einstieg passiert es: Ein Hacker übernimmt die Kontrolle über einige selbstfahrende Autos und droht, diese kollidieren zu lassen. Seine Forderung ist lange unklar, also beginnt ein makaberes Spiel, das über Leben und Tod entscheidet.

Wie das Ganze aufgebaut ist, war sehr faszinierend und hat mich gefesselt: Wer darf leben, wer soll sterben? Wer hat nicht verdient weiterzuleben, weil er selbst einige Leichen im Keller hat? Man kann das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen, da man fasziniert ist und unbedingt wissen möchte, welches dreckige Geheimnis der Hacker als nächstes ausplaudert.

Auch der Aufbau des Buches hat mir sehr gut gefallen. Die Perspektiven wechseln zwischen den in den Autos gefangenen Passagieren und dem Komitee - und die Welt schaut zu, denn alles wird live im Internet übertragen. Immer wieder wird auch darauf Bezug genommen, wie die Zuschauer von außen denken und sich in den sozialen Netzwerken äußern. Das war sehr erschreckend, weil es genau so sein würde.

Das Ende hat mich dann nochmal überraschen können, auch wenn der Abschluss für meinen Geschmack fast etwas kurz kam. Aber das hat dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan.

Von mir gibt es 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 13.07.2020

Kerners persönlichster Fall

Der Fahrer
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Wer schön Bücher von Andreas Winkelmann gelesen hat, der wird die Hauptperson bereits kennen. Im Mittelpunkt stehen Jens Kerner, der etwas ruppige Ermittler, und Rebecca Oswald, die sich auch durch ihr ...

Wer schön Bücher von Andreas Winkelmann gelesen hat, der wird die Hauptperson bereits kennen. Im Mittelpunkt stehen Jens Kerner, der etwas ruppige Ermittler, und Rebecca Oswald, die sich auch durch ihr Handicap nicht einschränken lässt und keine Angst bei der Verbrecher-Jagd hat.

Die Beiden haben mich durch ihre Art schon in "Das Haus der Mädchen" und "Die Lieferung" begeistern können, deswegen habe ich mich sehr gefreut, ihnen wieder zu begegnen. Da alle drei Teile in sich abgeschlossen sind, muss man die Vorgänger nicht unbedingt kennen. Wer aber gerne die Entwicklung von Ermittlern nachvollziehen möchte, der sollte zuerst die anderen Bücher lesen. Denn "Der Fahrer" ist der persönlichste Fall von Kerner und ich persönlich bin der Meinung, dass man es noch mehr genießen kann, wenn man ihn uns seine Eigenarten schon kennt.

Aber zurück zum eigentlichen Fall: Mir hat sehr gut gefallen, dass nicht nur ein Killer unterwegs ist, sondern dieser auch mit den Sozialen Medien und #Hashtags agiert. Dadurch bekommt die Handlung nochmal eine eigene Dynamik und macht ihn sehr modern. Die Suche nach dem Täter wird dadurch natürlich auch spannender. Er gibt über das Internet einen Countdown bekannt bis das Opfer stirbt - das war wirklich unheimlich spannend, sodass man das Buch nicht aus der Hand legen konnte.

Vielleicht bin ich mittlerweile schon etwas abgebrüht, aber im Vergleich zu anderen Büchern von Andreas Winkelmann war dieser Thriller für mich eher unblutig. Auch wenn einige Menschen sterben, werden die Morde im Buch nicht so drastisch ausgeschlachtet, sodass es auch für Leser mit einem schwächeren Magen geeignet ist.

Begeistert hat mich - mal wieder - wie es der Autor schafft, den Leser auf eine falsche Fährte zu locken. Man denkt, es ist jetzt alles klar - und dann kommt wieder eine Wendung, mit der man nicht gerechnet hat. Auch das Kerner nun persönlich im Mittelpunkt stand und die Ermittlungsmethoden dadurch stellenweise etwas unkonventionell ausfielen, hat mir gut gefallen.

Ich hoffe, dass es bis zum nächsten Kerner/Oswald-Band nicht so lange dauert, denn ich hatte viel Spaß beim Lesen. Von mir gibt es 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 30.06.2020

Sehr spannender Auftakt

Beastmode 1: Es beginnt
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Das Cover des Buches ist einfach der Hammer! Mir gefällt der Metallic-Druck und durch die eher dunkle Gestaltung würde man wahrscheinlich nicht sofort an ein Jugendbuch denken. Was aber noch besser ist: ...

Das Cover des Buches ist einfach der Hammer! Mir gefällt der Metallic-Druck und durch die eher dunkle Gestaltung würde man wahrscheinlich nicht sofort an ein Jugendbuch denken. Was aber noch besser ist: Die Cover von den beiden Teilen ergänzen sich, wenn man sie nebeneinander liegt. Das fällt zwar im Regal leider nicht auf, ist aber trotzdem eine schöne Sache.
Das Buch ist in einen Prolog und drei Teile gegliedert. Zu Beginn bekommt man die Jugendlichen, um die sich die Geschichte dreht, kurz kennen. Man weiß also sehr schnell, dass sie über außergewöhnliche Fähigkeiten besitzen, die nicht von dieser Welt sind. Allerdings erkennt man hier noch nicht, wo die eigentliche Bedrohung liegt. Es bleibt also spannend.
Die folgenden drei Teile beinhalten dann die eigentliche Handlung. Den Jugendlichen wird von dem Energiefeld und ihrer Aufgabe erzählt, sie bereiten sich vor und stürzen sich dann in das Abenteuer.
Mir hat dieser chronologische Ablauf mit den passenden Untergliederungen sehr gut gefallen. Man konnte so der Geschichte sehr leicht folgen, es gab keine störenden oder überflüssigen Rückblicke und es hat sich so langsam Spannung aufgebaut.
Ich war einfach nur begeistert, wie Rainer Wekwerth es hier schafft, den Handlungsstrang so aufzubauen, dass man mit offenem Mund dasitzt. Denn es gibt einige Twists, bei denen sich die Zeitebenen zu verschieben scheinen - und trotzdem ist alles so logisch und schlüssig, dass man gar keine andere Möglichkeit hat, als felsenfest davon überzeugt zu sein. Das war super!
Es lag vor allem an der Handlung, dass ich das Buch nicht weggelegt habe und dafür in dieser Nacht sehr wenig Schlaf bekam - aber auch an den Charakteren. Die fünf Jugendlichen sind total unterschiedlich, nicht nur was ihre Fähigkeiten, sondern auch ihre Charaktereigenschaften angeht. Dadurch ergänzen sie sich gut, aber es kommt natürlich auch zu Spannungen. Auch hier hat mich die Authentizität überzeugt: Es gibt Streit und Freundschaft, Egoisten und Teamplayer, Vertrauen und Verrat. Dabei war nichts überspitzt oder unglaubwürdig.
Auch die Sprache ist sehr gelungen. Sie kommt ohne übermäßige Fäkal- oder Jugendsprache aus, ist trotzdem leicht verständlich und flüssig.
Ich habe das Buch wirklich von der ersten Seite an genossen - und warte jetzt sehnsüchtig auf den nächsten Teil. Ob es bei zwei Bänden bleibt? Wir werden sehen. Von mir gibt es 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 18.06.2020

Sehr blutig

Die Zucht
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Gleich vorweg: Dieser Thriller ist genau das - ein Thriller - deshalb sollte man ihn auch wirklich nur lesen, wenn man starke Nerven hat. Denn es geht, wie man es von Andreas Winkelmann kennt, nicht gerade ...

Gleich vorweg: Dieser Thriller ist genau das - ein Thriller - deshalb sollte man ihn auch wirklich nur lesen, wenn man starke Nerven hat. Denn es geht, wie man es von Andreas Winkelmann kennt, nicht gerade gemütlich zu.

Das über 500 Seiten starke Buch ist in mehrere Teile gegliedert und dann nochmals in Kapitel unterteilt. Das fand ich beim Lesen sehr angenehm, obwohl ich es eh kaum aus der Hand legen konnte.

Eigentlich hat man zwei Plots: Zum einen wird ein Junge entführt, zum anderen lernt man einen jungen Mann kennen, der mit seinen Eltern auf einem abgeschiedenen Hof inkl. Hundezucht wohnt, die Lebensbedingungen scheinen aus dem letzten Jahrhundert zu stammen und der Vater dominiert alles. Die beiden Erzählstränge laufen erstmal nebeneinander her, obwohl man als Leser schon ahnt, dass hier irgendein Zusammenhang besteht.

Manchmal ist der Bruch zwischen diesen beiden Handlungen etwas hart - aber dadurch entstehen immer wieder kleine Cliffhanger, sodass man weiter lesen möchte. Und irgendwie auch weiter leiden - denn wie gesagt, dass Buch ist nichts für schwache Nerven und erst recht nichts für schwache Mägen. Man sollte sich auf viel Blut einstellen.

Ich habe selten beim Lesen eines Thrillers so viel Mitleid mit den Protagonisten gehabt wie hier. Allerdings war ich dann auch hin- und hergerissen, denn die Grenzen zwischen Gut und Böse bzw. Schwarz und Weiß verschwimmen hier. Das fand ich richtig gut, da es mal etwas anderes war als man es in eher klassischen Thrillern kennt.

Ich habe das Buch wie gesagt kaum aus der Hand gelegt. Bis zum Ende wird die Spannung hochgehalten, es passieren unerwartete Wendungen und wenn ich ehrlich bin, war ich zum Schluss nur noch sprachlos. Und irgendwie ist das Ende - obwohl in sich abgeschlossen - doch offen. Das hat mich fast zur Verzweiflung gebracht.

Von mir gibt es 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung an alle, die harte, brutale Thriller mögen!

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