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Veröffentlicht am 02.07.2020

Liebe und Tod...im Mai

Mai
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"Mai" ist ein wundervolles Buch mit einem und über ein Gedicht. Es geht um das tschechische Gedicht "Mai" von Karel Hynek Mácha, hier in der gelungenen Übersetzung von Ondřej Cikán. Das Gedicht ist hier ...

"Mai" ist ein wundervolles Buch mit einem und über ein Gedicht. Es geht um das tschechische Gedicht "Mai" von Karel Hynek Mácha, hier in der gelungenen Übersetzung von Ondřej Cikán. Das Gedicht ist hier in beiden Sprachen abgedruckt und es ist ein erklärendes Vorwort zum Dichter selbst und ein umfangreiches Nachwort des Übersetzers enthalten. Ich fand es sehr interessant zu erfahren, wie man Lyrik überhaupt übersetzt, wie schwer es ist, dabei Bedeutung und auch Versmaß und Klang der Worte beizubehalten.
Das Gedicht an sich erzählt eine Liebesgeschichte in der erwachenden Natur, eine Verführung, eine Rache und geht bis zu einer Hinrichtung. Die Worte sind sehr fein und tief berührend, man kann sie immer wieder lesen.
Das Buch ist sehr hochwertig verarbeitet, mit Illustrationen in schwarz-weiß im Innenteil und schönen dicken Seiten. Stabil genug, um es immer wieder zur Hand zu nehmen und durchzublättern. Einzig das Cover hätte etwas mehr Gestaltung vertragen können.

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Veröffentlicht am 01.07.2020

Die Flut der Großen Alten

DER JUDAS-SCHREIN
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Als Fan von H.P.Lovecraft ist "Der Judas-Schrein" von Andreas Gruber schon fast Pflichtlektüre. Wobei dieses Buch von Anfang an so richtig zu fesseln weiß und tief in eine düstere Atmosphäre zu ziehen ...

Als Fan von H.P.Lovecraft ist "Der Judas-Schrein" von Andreas Gruber schon fast Pflichtlektüre. Wobei dieses Buch von Anfang an so richtig zu fesseln weiß und tief in eine düstere Atmosphäre zu ziehen vermag.
Grein am Gebirge ist ein kleiner, abgeschiedener Ort, in dem Alexander Körner seine ersten 14 Lebensjahre verbrachte. Jetzt ist dort ein Verbrechen geschehen und er muss mit seinem Team dorthin, um zu ermitteln. Wohl bei der Sache ist ihm dabei überhaupt nicht, weil er nie wieder dort war und es eigentlich auch nie wieder wollte.
Im Ort selber regnet es ununterbrochen, man kann das allgegenwärtige Grau fast greifen, die Einwohner scheinen alle abweisend und der Fluss steigt langsam aber stetig an. Noch bei der Tatuntersuchung wird der nächste Jugendliche ermordet und der Ort durch das Hochwasser komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Die Ermittler sitzen fest. Es ist eine düstere, bedrückende Atmosphäre.
Die Geschichte selber wird in mehreren Teilen erzählt, einmal aus der Vergangenheit der Bergarbeiter 1937, aus einem Tagebuch des Kirchengehilfen 1864 und der Gegenwart 2003. Auf ganz wunderbare oder besser grauenvolle Weise werden diese Teile miteinander verwoben und treffen sich zu einem fulminanten Finale.
Dieses Buch ist eine gelungene Mischung aus Krimi, Fantasy und Horror, das sehr einfallsreich und spannend geschrieben ist, ich liebe es einfach und freue mich darauf, noch viele Bücher des Autors lesen zu dürfen.

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Veröffentlicht am 28.06.2020

Nicht nur im Wald wachsen Pilze

Pilzgeflüster
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Pilze mag ich sehr und sie faszinieren mich, bisher war ich nur im Wald auf der Suche nach ihnen, mit dem Pilzkorb und auch mal nur mit dem Fotoapparat. Auf die Idee, mir die Pilze in mein eigenes Haus ...

Pilze mag ich sehr und sie faszinieren mich, bisher war ich nur im Wald auf der Suche nach ihnen, mit dem Pilzkorb und auch mal nur mit dem Fotoapparat. Auf die Idee, mir die Pilze in mein eigenes Haus und meinen Garten zu holen, bin ich noch nicht gekommen. Das Buch "Pilzgeflüster" von Magdalena Wurth & Moritz Wildenauer bringt einem genau dieses Wissen nahe.
In Wort und Bild wird hier auf das Wachstum und die Lebensräume der Pilze eingegangen. Es werden verschiedene Standorte, die man ihnen schaffen kann, erklärt und auch die Substrate vorgestellt, auf denen man sie zu Hause züchten kann. Interessant sind hier verschiedene Baumstämme, Strohballen, Holzpellets und sogar Kaffeesatz.
Verschiedene Wege der Pilzzucht mit zu schaffenden Bedingungen werden ausführlich erklärt. Das geschieht auf sehr lockere und leicht verständliche Weise, unterlegt mit zahlreichen Fotos, Grafiken und auch Tabellen.
Pilzsorten sind hier so einige vertreten, wie Champignons, Shiitake, Seitlinge und noch viele andere Arten. Um einen guten Einstieg zu finden, werden auch Anfänger-Sets mit Kulturen vorgestellt und Wege zur Materialbeschaffung aufgezeigt.
Abgerundet wird das Ganze noch durch einige leckere Pilzrezepte. Ich denke mit diesem Buch kann man den Grundstein zu einem neuen Hobby legen, dass viel Freude macht und auch Erträge bringt. Sehr zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 31.05.2020

Nie wieder Beute sein

Das wirkliche Leben
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Ein unglaubliches Romandebüt ist der Autorin Adeline Dieudonné hier mit “Das wirkliche Leben” gelungen.
Erzählt wird vom Familienleben aus der Sicht der älteren Tochter im Rückblick. Als die Geschichte ...

Ein unglaubliches Romandebüt ist der Autorin Adeline Dieudonné hier mit “Das wirkliche Leben” gelungen.
Erzählt wird vom Familienleben aus der Sicht der älteren Tochter im Rückblick. Als die Geschichte beginnt ist sie 10 Jahre alt, hat einen jüngeren Bruder, den sie sehr liebt, einen Vater, der trinkt und jagen geht und eine Mutter, die so anteilslos ist, dass sie als Amöbe bezeichnet wird.
Alles spielt in einer unscheinbaren Reihenhaussiedlung, die den perfekten Rahmen für das Geschehen bildet.
Die beiden Kinder erleben einen Vorfall, der ihr Leben von einer Minute zur anderen prägt und ändert. Komplett und unwiderruflich. Das Mädchen muss stark um ihr Glück, ja um ihr Leben kämpfen und vor allen Dingen auch um ihren Bruder. Das geschieht auf sehr vielfältige Weise.
In dem Buch geht es um Gewalt, um Brutalität, um das Erwachsenwerden und auch um Träume, grosse und kleine. Es ist mit klaren, erschütternden Worten geschrieben und brennt sich ins Gedächtnis ein. Trotz all der Gewalt und Tristesse gibt es am Ende doch Hoffnung.
Für mich ist es ein großartiges Buch über das Leben in all seinen Facetten.

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Veröffentlicht am 25.05.2020

Verlieren

Dankbarkeiten
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Delphine de Vigan hat hier mit “Dankbarkeiten” ein kleines Meisterwerk geschaffen.
Im Mittelpunkt steht Michka, eine ältere Dame, die langsam ihre Selbstständigkeit verliert und ins Heim zieht. Sie ist ...

Delphine de Vigan hat hier mit “Dankbarkeiten” ein kleines Meisterwerk geschaffen.
Im Mittelpunkt steht Michka, eine ältere Dame, die langsam ihre Selbstständigkeit verliert und ins Heim zieht. Sie ist kinderlos, hat aber Marie, eine junge Frau, mit der sie schon lange befreundet ist.
Die Geschichte ihres zunehmendes Verlustes, sie verliert erst ihre Worte, dann sich selbst, wird abwechselnd erzählt. Erzählt von ihr selbst, hauptsächlich in Alpträumen ohne Wortverlust, erzählt von Marie, die Michka viel zu verdanken hat und erzählt von Jerome, dem Logopäden, der die alte Dame schnell in sein Herz schließt.
Michka hat in ihrem Leben noch eine Schuld offen und möchte sich bedanken bei den Menschen, die sie als Kind vor der Deportation bewahrten, Menschen, von denen sie nur den Vornamen kennt. Michka teilt dem Leser mit, wie wichtig es ist, Danke zu sagen und sich auszusprechen.
Sehr rührend liest man von Seite zu Seite mehr den Verlust ihrer Wörter, aber nie ihrer Würde. Die Art der Autorin ist sehr feinfühlig, sehr emotional, es tut fast weh, ihre Worte zu lesen und der alten Damen dabei zuzusehen, ihre Freiheit zu verlieren. Hier ist ein sehr gutes Buch über Verlust, Gefühle, Altwerden und Sterben entstanden.
“Man glaubt immer, man hätte noch genug Zeit, die Dinge zu sagen, und dann ist es plötzlich zu spät.”

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