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Veröffentlicht am 13.08.2020

Tapfere Clara!

Das Geheimnis von Shadowbrook
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Beeindruckendes Buch. Eine junge Frau die eigentlich ihre ganze Kindheit im Haus ihrer Eltern verbracht hat wegen ihrer seltenen Behinderung, nimmt nach dem Tod der Mutter eine interessante und gut bezahlte ...

Beeindruckendes Buch. Eine junge Frau die eigentlich ihre ganze Kindheit im Haus ihrer Eltern verbracht hat wegen ihrer seltenen Behinderung, nimmt nach dem Tod der Mutter eine interessante und gut bezahlte Stelle an: sie soll ein Glashaus mit exotischen Pflanzen einrichten. In dem Gutshaus, das zum Glashaus gehört, soll es spuken, eine böse Frau hat da früher gelebt und nun, nach ihrem Tod, geistert sie anscheinend immer noch herum. Aber Clara, unsere kleine, tapfere und kluge Heldin mit der Glasknochenkrankheit ist nicht so leicht zu überzeugen. Lange zweifelt sie, ob dem auch wirklich so sei. Auch hat sie so ihre Bedenken, ob die Verstorbene wirklich derart böse und lasterhaft ungehemmt war, oder ob da nicht andere Interessen im Spiel sind. Letztlich lässt sie sich überzeugen, denn alle im Haus, der Hausbesitzer, die Wirtschafterin, die Hausmädchen, alle sind fest überzeugt, im Haus geht ein Geist rum, schmeißt die Bilder von den Wänden, bringt alle Blumen zum Verwelken, geht nächtens durch die Flure, dringt in die Zimmer ein, beschädigt und rüttelt an Türen. Es dauert lange, bis Clara dahinterkommt, was da gespielt wird, wer ihr Arbeitgeber ist, was für eine Bewandtnis es mit dem Geisterjäger hat, weshalb die Haushälterin das Haus verlässt. Das ist alles sehr spannend und dramatisch geschrieben, wie in einem echten Gothik Novel.
Was das Buch aber so interessant macht, ist wie Clara mit ihrer Behinderung umgeht. Wir schreiben immerhin das Jahr 1914, im Sommer vor Ausbruch des ersten Weltkrieges. Die medizinischen Kenntnisse über diesen seltenen Gendeffekt waren fast null, es ist ein Wunder, dass Clara überhaupt ihre Kindheit überlebt hat. Clara wurde daheim von ihrer Mutter Charlotte unterrichtet, weil draußen viel zu viele Gefahren für das Kind drohten. Aber auch daheim war sie nicht sicher. Heftig Niesen, mit dem Zeh gegen ein Möbelstück stoßen, mal kurz ans Treppengelände stoßen, Bewegungen die wir für uns gar nicht mehr wahrnehmen, endeten für Clara in Knochen- und Rippenbrüche. Trotzdem gelang es ihr immer wieder, sich aufzuraffen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Das war ihre Kindheit. Ohne andere soziale Kontakte als Mutter, Stiefvater, Dienstboten. Auch Claras Herkunft ist rätselhaft. Und klärt sich später restlos auf.
Clara, die junge, zarte zerbrechliche Clara ist zäh und hartnäckig und gibt nicht auf, bis nicht alle Geheimnisse von Shadowbrook restlos aufgedeckt sind. Ihre Glasknochenkrankheit ist für sie eher ein Ansporn denn ein Hindernis ihr Elternhaus zu verlassen, die Welt zu erkunden, neue Menschen zu erkunden. Zuerst in Kew Gardens, danach in Shadowbrook. Während des ersten Weltkrieges verwandelt sie Shadowbrook in ein Sanatorium für Kriegsverletzte. Sie, die so schwer gezeichnete bringt das richtige Verständnis für die vom Krieg gezeichneten Menschen, hilft ihnen sich aufzurichten, das Leben zu meistern.

Ich finde Clara ist ein richtiger Held. Ohne Superkräfte, ohne Gewalt, macht sie die Welt ein Stückchen besser. Geduldig, in kleinen Schritten aber sehr präsent. Tapfere Klara!

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Veröffentlicht am 13.08.2020

Gefährliche Vernetzung

China Strike
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Die Grundidee des Buches was mit den Mitteln der modernen Technik und elektronischen Vernetzung alles möglich ist, klingt sehr plausibel und durchführbar. Und das ruft Gänsehaut hervor.
In einer modernen ...

Die Grundidee des Buches was mit den Mitteln der modernen Technik und elektronischen Vernetzung alles möglich ist, klingt sehr plausibel und durchführbar. Und das ruft Gänsehaut hervor.
In einer modernen Welt, in der die Autos alle elektronisch hoch aufgerüstet sind, kann ein einzelner Hacker das Chaos in allen Ländern bewirken. Stell Dir vor, Du fährst Auto, denkst gerade an die Familie oder den Einkauf oder die Arbeit und plötzlich gehorcht Dir das Auto nicht mehr. Weder Gas- noch Bremspedal oder Blinker oder Fensterheber. Es ist, als ob das Auto allein die Führung übernommen hätte, ohne auf autonomes Fahren programmiert zu sein. Und nun fährt es blind weiter, beschleunigt, verursacht einen schrecklichen Unfall. Aber es ist nicht nur das eine Auto, sondern plötzlich alle Autos einer bestimmten Automarke, die in den letzten Monaten neu verkauft wurden. Stellt Euch vor, das wäre der VW-Käfer in den sechziger Jahren. Versteht ihr was ich meine?
Was wäre, wenn dahinter nicht ein einzelner Nerd stecken würde, sondern eine feindliche Regierung? Das ist nicht möglich? Ach, und wer bitte gewann 2016 die US-Wahlen? Donald oder Vladimir? Ein Algorhythmus lässt sich leicht entwickeln, wenn man die richtigen Computergenies an der Hand hat.
Die Schauplätze des Thrillers sind vielfältig und interessant gewählt, die USA, diverse Länder und Städte in Europa, der große Showdown im Finale spielt dann filmreif auf der deutschen liebsten Insel – Malle.
Wer steckt hinter den Attentaten, die so verheerend gewirkt haben? Nun, der Titel sagt es und auch der chinesische Drachen mit dem Löwenkopf auf dem Cover. Doch wohlgemerkt, es ist nicht ein kaiserlicher Drache. Ein imperialer Drache muss fünf Zehen haben. Der Drache mit 4 Zehen ist den Fürsten reserviert, im modernen China wären das dann Minister zum Beispiel.
Aber mehr wird nicht verraten. Spoilern ist unfair. Jeder soll die Chance haben, das Buch selbst zu entdecken und dann über alles Machbare grübeln. Der Fortschritt birgt so manche Gefahr. Und vielleicht ist ein Dacia-Wagen ohne Bordcomputer letztendlich noch die bessere Alternative.
Leute, wo gibt’s noch einen Trabi?

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Veröffentlicht am 08.08.2020

Bedrückend

American Spy
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…Wie weit US-Behörden und Potentaten gehen würden, nur um ihre Ziele durchzudrücken. Seit den Fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts sind immer wieder brutale Fälle der Einmischung in die inneren Angelegenheiten ...

…Wie weit US-Behörden und Potentaten gehen würden, nur um ihre Ziele durchzudrücken. Seit den Fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts sind immer wieder brutale Fälle der Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder oder direkte Invasionsversuche bekannt geworden. Manchmal war das Unterfangen zum Scheitern verurteilt, siehe die Schweinebucht in Cuba, aber leider waren die US-Bestrebungen von Erfolg gekrönt: Der subversive Eingriff in Chile um den rechtmäßig gewählten Präsidenten Salvador Allende zu stürzen und General Pinochet an die Spitze zu bringen hat anschließend in Chile eine nie dagewesene Diktatur ausgelöst. Oder das Debakel um General Manuel Noriega in Panama. Zuerst baute ihn die CIA auf, verhalfen ihm zur Macht nur um dann Jahre später festzustellen, dass über Panama unter Noriega die größten und häufigsten Drogenimporte in die USA getätigt wurden. Sowas nenne ich Eigentor. Oder sprechen wir von der Rolle die US-Außenminister Henry Kissinger in der Etablierung der Macht und den Menschenrechtsverletzungen der Junta in Argentinien gespielt hat.
Aber diese Einmischungen, Destabilisierungen und im Geheimen unterstützten Putsche geschahen nicht nur in Süd- und Mittelamerika. Jedes Mal, wenn in Afrika ein Bürgerkrieg ausbrach, ein Präsident seines Amtes enthoben wurde, ein Regierungswechsel anstand, hatte die eine oder andere US-Behörde seine schmutzige Hand im Spiel. So auch im ehemaligen Obervolta, das heutige Burkina Faso.
Wilkinsons Roman dreht sich um den Putsch gegen Thomas Sankara, dem amtierenden Präsidenten von Burkina Faso. Gleich nach seiner Machtergreifung hat er ein beispielloses, in Afrika noch nie dagewesenes Programm initiiert, um den allgemeinen Lebensstandard des Landes zu heben. Seine Politik richtete sich gegen den Hunger und die Korruption. So wurden die Luxuslimousinen der Regierungsmitglieder verkauft und der Renault 5 zum offiziellen Staatsfahrzeug erklärt. Impfungen gegen Polio, Meningitis und Masern wurden durchgeführt, Analphabetismus bekämpft und, vor allem, die Rolle der Frau gestärkt. Die pharaonische Beschneidung der Frau wurde verboten, in seiner Regierung waren so viele Frauen vertreten, wie in keinem anderen afrikanischen Land, sogar ein Teil der Nationalgarde bestand aus Frauen. Polygamie wurde nun offiziell verurteilt, Verhütung propagiert.
Sankara bekämpfte durch Wiederaufforstung die fortschreitende Desertifikation seines Landes als Teil des Projektes „Afrikas Grüne Mauer im AHWL: Thomas Sankara weigerte sich, die ausländischen Staatsschulden seines Landes an die reichen Länder des Westens zurück zu zahlen. Spätestens jetzt kam die CIA auf den Plan. Seine Maßnahmen und Projekte ließen ihn zu sehr zur Lichtgestalt werden, also wurden heimlich Hetzkampagnen und andere Maßnahmen ergriffen, um Thomas Sankara in ein schlechtes Licht zu setzen, ihn zu diskreditieren. Unter anderem sollte eine junge afroamerikanische Frau auf ihn angesetzt werden, in einer geheimen Liebesbeziehung, die mittels Fotos publik gemacht werden sollte und anschließend seine Ermordung legitimieren sollte. Doch im Buch versucht die Spionin die Seiten zu wechseln, Sankara zu warnen. Doch es ist zu spät. Sie kann den Lauf der Geschichte nicht mehr aufhalten, auch wenn ihre Beziehung zum Präsidenten nicht mehr publik wird. Thomas Sankara wird getötet, Blaise Compaore sein Freund und Weggefährte wird zu Verräter an Sankara und der gemeinsamen Sache und folgt ihm im Amt. Im Roman wird nun nicht mehr die Geschichte von Burkina Faso verfolgt, sondern der Werdegang der jungen Frau. Als eines Nachts einen Anschlag i ihrem Haus auf sie ausgeübt wird, den sie jedoch vereiteln kann, flieht sie mit ihren beiden Söhnen, Zwillinge aus der kurzzeitigen Verbindung mit Thomas Sankara, nach Martinique zu ihrer Mutter. Sie weiß genau, wer hinter dem Anschlag steckt, auch wenn sie der Polizei gegenüber vorgibt nicht zu wissen.
Für die junge Frau ist klar, solange der Drahtzieher, der hinter dem Anschlag steckt, noch lebt, werden sie und vor allem ihre Söhne nie in Sicherheit leben können. Der Roman hat ein offenes Ende. Sie bricht auf nach Afrika, um alte Rechnungen zu schließen. Ob sie lebend zurückkehren wird, ist ungewiss, aber das ist sie ihren Söhnen schuldig.
Einfacher Stil, teilweise schon fast an einen Bericht erinnernd, werden die Ereignisse von Oktober 1987 geschildert, ihr Werdegang beim FBI und der CIA, ihr Entschluss für die Sicherheit ihrer Kinder zu kämpfen. Die Sprache gewinnt an Eindringlichkeit und Spannung während ihrer Flucht aus Burkina Faso, die sehr dramatisch verläuft.
Lauren Wilkinson bringt hier ein dunkles Kapitel US-amerikanischer und afrikanischer Geschichte zur Sprache, zeigt unschöne Verwicklungen auf aber auch die Schwierigkeiten die afroamerikanische Frauen noch in den Achtziger Jahren in den USA hatten, beruflich voran zu kommen.
Schönes Buch, ich bin froh es gelesen zu haben.

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Veröffentlicht am 16.07.2020

King of Cool

#CrashTag
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Ich habe den Zugang zu diesem Thriller schwer gefunden. Zu viele zu kurze Szenen die noch keinen Zusammenhang erkennen lassen. Aber wenn diese Bilder dann zusammenfinden, dann wird es ein hochinteressanter ...

Ich habe den Zugang zu diesem Thriller schwer gefunden. Zu viele zu kurze Szenen die noch keinen Zusammenhang erkennen lassen. Aber wenn diese Bilder dann zusammenfinden, dann wird es ein hochinteressanter Thriller mit einem sehr explosiven Bezug zu unserer Zeit und den Themen, die uns derzeit beschäftigen. Autonomes Fahren beinhaltet auch sehr genaue GPS-Daten, also auch Überwachung, künstliche Intelligenz, MIOTY (My Internet of Things) um nur ein paar der heutigen Forschungsgebiete zu nennen, die beim Autonomen Fahren mit involviert sind. Wie gesagt, heute noch in der Forschung, wie wird das sein, in ein paar Jahren, wenn die Forschung dann flächendeckend angewandt wird?
Und einige dieser Themen werden dann im Thriller auch gestreift. Ferngesteuerte Autos oder Hubschrauber, GPS Bestimmung über tausende von Kilometern hinweg, um zwei zu nennen.
Die einzelnen wie abgehackt wirkenden Szenen, die ich eingangs erwähnte, verdichten sich zusehends, die Spannung steigt, die Schauplätze der Handlung verlagern sich mal von der französischen Riviera zu den USA, nach Bangkok und Vietnam. Und immer wieder Frankfurt wo ein Fahrrad fahrender Reporter der Vintage Autos liebt, nicht glauben kann, dass Straßenklassiker wie Lamborghini oder Porsche dermaßen schreckliche Unfälle verursachen können mit tödlichen Ausgang. Und so kommt unser Reporter einer ungeheuerlichen Verschwörung auf die Spur.
Und so bewahrheitet sich wieder einmal der Spruch, dass die besten Erfindungen nur so gut sind, wie die Menschen sind, denen sie in die Hände geraten.
Fritz Graber liebt nicht nur alte Autos, er hat auch eine große Schwäche für Steve McQueen. Seine Bewunderung geht so weit, dass er Zwiegespräche mit dem verstorbenen King of Cool hält. Diese Szenen habe ich besonders geliebt. Ist nämlich das Buch in einem flotten, vorwärts treibenden Spannung geladenen Stil geschrieben, sind diese Szenen lakonisch, ruhig, zurückgenommen, eben so cool wie Steve selber sie gesprochen hätte.

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Veröffentlicht am 03.07.2020

Fettnäpfchen sind was Feines, wenn andere in sie hineinstampfen

Fettnäpfchenführer China
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In diesem Buch werden mögliche Fettnäpfchen beschrieben, in die Europäer treten können, wenn sie China außerhalb der touristischen Pfade besuchen und mit den Chinesen in Verbindung treten.
Als man in ...

In diesem Buch werden mögliche Fettnäpfchen beschrieben, in die Europäer treten können, wenn sie China außerhalb der touristischen Pfade besuchen und mit den Chinesen in Verbindung treten.
Als man in Europa noch quasi auf den Bäumen lebte, blühte die wunderbare Zivilisation Chinas schon auf. Wer auf eine solch alte Kultur und Tradition zurückblickt, hat natürlich auch die entsprechenden Regeln des Zusammenlebens entwickelt. Europäer übertreten oft ungewollt und für Chinesen peinlich bis schmerzhaft diese Regeln. Zum Beispiel gleich beim ersten Kennenlernen einen Menschen umarmen, oder gelbe Tulpen einer Frau schenken – das sind „Todesblumen“, die schenkt man nie und nimmer der Mutter seiner Angebetenen. Gleichermaßen ungehörig ist es eine Visitenkarte, die man von einem Chinesen erhält, achtlos in die Tasche zu stecken. Und bei einer Karaoke Party muss gesungen werden, egal ob die Gläser dabei zerspringen.
Interessant fand ich das Auftreten der sogenannten Nachbarschaftskomitees, die sich in das Privatleben aller einmischen können. Wer ihnen nicht bereitwillig die oft indiskreten Fragen beantwortet, macht sich verdächtig und kann sogar den Behörden gemeldet werden.
Außer den Faux Pas spricht das Buch aber auch ernste Probleme Chinas an: die ein-Kind-Politik und seine demografischen und politischen Folgen, die Versorgung der Bevölkerung, die fehlende soziale Absicherung, die Korruption, Mangel an bezahlbaren Wohnungen, die Landflucht. Dadurch gewinnt das Buch einen ernsten Hintergrund, auch wenn vordergründig viele Anekdoten erzählt werden. So durften z.B. nach der Inbetriebnahme 1969 der ersten U-Bahn in Peking lange Jahre nur die Parteifunktionäre und Staatsbedienstete die U-Bahn benützen. Das gemeine Volk erst 1977.
Fazit: ein unterhaltsames Buch das uns eine fremde Welt näher bringt.

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