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Veröffentlicht am 03.07.2020

Unnahbare Figuren mit düsterer Vergangenheit

Wozu wir fähig sind
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Alina und Patrick studieren in ihrer Heimatstadt und gelten als Vorzeigepärchen. Zur Clique gehört auch Robin, den die Beiden schon aus der gemeinsamen Schulzeit kennen. Als der geheimnisvolle Alexander ...

Alina und Patrick studieren in ihrer Heimatstadt und gelten als Vorzeigepärchen. Zur Clique gehört auch Robin, den die Beiden schon aus der gemeinsamen Schulzeit kennen. Als der geheimnisvolle Alexander und seine vermeintliche Freundin Leonora in der Stadt auftauchen, bekommt die oberflächliche Idylle die ersten Risse. Schnell sind die Neuankömmlinge in der Gruppe akzeptiert, doch keiner ahnt, welchen Plan sie verfolgen. Außerdem fühlt sich Alina stark zu Alexander hin gezogen, der ihr seltsam vertraut scheint, so dass sie zum ersten Mal ihre Beziehung mit Patrick in Frage stellt.

"Wozu wir fähig sind" von Laila El Omari ist ein sehr spannend geschriebener Jugendthriller, der mich leider nicht so ganz überzeugen konnte. Am Anfang der Geschichte werden die Beteiligten nach und nach vorgestellt, so viele, dass es zunächst schwierig ist, alle einzuordnen. Dennoch konnte ich beim Lesen keiner der beschriebenen Personen emotional wirklich nahe kommen, jede der Figuren ist nur so weit beschrieben, wie es für die Kernhandlung notwendig ist. Etwas mehr Tiefe und Vorgeschichte hätte die jungen Leute für mich plastischer und damit gefühlsmäßig greifbarer gemacht.

Die Handlung selbst ist sehr spannend dargestellt, der Schreibstil hat mir gut gefallen. Inhaltlich hat das Buch tatsächlich mit gebracht, was ich vom Klappentext her erwartet habe. Obwohl ich die ganze Zeit darauf gewartet hatte, einen emotionalen Zugang in die Geschichte hinein zu finden, war ich gefesselt und mochte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Das Werk ist eindeutig keine Wohlfühllektüre, dennoch hat es einen bleibenden Eindruck hinterlassen, gemischt mit einem etwas unguten Gefühl. Ich kann mir ziemlich gut vorstellen, dass das Buch in einigen Schulen zur Pflichtlektüre erhoben wird, um im Unterricht die moralischen Verwicklungen zu diskutieren.

Fazit: Obwohl alle handelnden Figuren recht oberflächlich bleiben, ist das Buch sehr spannend geschrieben. Die Vergangenheit, die nach und nach aufgedeckt wird, ändert die Zukunft aller beteiligten Personen und regt den Leser durchaus auch zum Nachdenken über moralische Abgründe an.

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Veröffentlicht am 25.03.2020

Inselroman mit einigen Ecken und Kanten

Das kleine Eiscafé
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Nach der Trennung von ihrem Freund Angelo, von dem ihr nur seine alte Eismaschine geblieben ist, macht sich Sophie auf den Weg nach Langeoog, um dort den Kiosk ihrer Tante weiter zu führen. Doch schon ...

Nach der Trennung von ihrem Freund Angelo, von dem ihr nur seine alte Eismaschine geblieben ist, macht sich Sophie auf den Weg nach Langeoog, um dort den Kiosk ihrer Tante weiter zu führen. Doch schon auf dem Weg dort hin trifft sie die Brüder Riccardo und Matteo und obwohl sie nach Angelos Untreue allen Italienern abgeschworen hat, fühlt sich Sophie bald zu Riccardo hingezogen. Doch ist der Inselcasanova wirklich der richtige Mann für sie? Und wird es ihr gelingen, den Kiosk wieder aus den roten Zahlen zu bringen, trotz Matteos Eiswagen direkt nebenan?

"Das kleine Eiscafé" ist das erste Buch, das ich von Fenna Janssen gelesen habe und leider konnte es mich nicht wirklich überzeugen. Obwohl der Schreibstil angenehm war und die Geschichte als locker-leichte Sommerlektüre taugt, hat mich die Protagonistin genervt. Sophie ist 37 Jahre alt, zeigt aber die Reife eines Teenagers und steht sich permanent selbst im Weg.

Und der Klappentext ist irreführend, Sophie ist Bäckerin und sie stellt keine Eiskreationen her, es sind ihre Backwaren, die Anklang finden. Dabei hat sie nur einmal probeweise gebacken, dabei zwar festgestellt, dass sich ihr Gebäck reißend verkauft, dann aber weiterhin abgepackte Fertigwaren angeboten, die keiner wollte. Klingt unlogisch? Fand ich auch, Sophie jammert die halbe Zeit rum, dass der Kiosk schlecht läuft, kann sich aber lange nicht aufraffen, selbst zu backen, was ihr vielleicht zu Erfolg verhelfen könnte.

Das Ende konnte mich dann nicht mehr mit der Geschichte aussöhnen, obwohl sich alles noch einmal wendet, konnte mich die Autorin mit ihrem Roman nicht begeistern. Dazu kommen regelmäßige Wiederholungen, in fast jedem Kapitel wurde ein Satz eingeschoben, der zusammen fasst, was vorher geschehen war. Da ich das vorherige Geschehen erst vor wenigen Minuten gelesen hatte, schien mir das ziemlich überflüssig, fast als ob das Buch darauf ausgelegt ist, dass man nur alle paar Monate mal ein Kapitel liest.

Fazit: Der Inselroman, der mit Nordseeatmosphäre lockt, hält leider nicht, was der Klappentext verspricht. Trotz der sommerlich leichten Geschichte und des angenehm flüssigen Schreibstils bin ich weder mit der Protagonistin noch mit der Handlung wirklich warm geworden.

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Veröffentlicht am 29.01.2020

Romantik und Drama mit etwas Klischee

180 Seconds - Und meine Welt ist deine
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Allison ist von klein auf von einer Pflegefamilie zur anderen geschoben worden, erst mit sechzehn Jahren wurde sie von Simon adoptiert. Doch trotz Simons liebevoller Bemühungen hält Allison die hohe Mauer ...

Allison ist von klein auf von einer Pflegefamilie zur anderen geschoben worden, erst mit sechzehn Jahren wurde sie von Simon adoptiert. Doch trotz Simons liebevoller Bemühungen hält Allison die hohe Mauer um ihre Gefühle aufrecht, auch im dritten Studienjahr am College ist sie eine Einzelgängerin und blockt alle sozialen Kontakte ab. Bis sie eines Tages unvermittelt in ein soziales Experiment gerät und dem Social-Media-Star Esben drei Minuten lang ununterbrochen in die Augen sieht - keiner der beiden rechnet mit dem Gefühlsansturm, der sie daraufhin überwältigt. Doch können die beiden so verschiedenen Menschen einen Weg zueinander finden und eine dauerhafte Beziehung aufbauen?

"180 Seconds - Und meine Welt ist deine" ist das erste Buch, das ich von der Autorin Jessica Park gelesen habe und trotz ihres wirklich schönen Schreibstils konnte mich die Geschichte nicht ganz überzeugen. Die Protagonistin Allison habe ich von Anfang an gemocht, sicher ist sie sehr verschlossen und unsozial, doch bei ihrer Vorgeschichte finde ich dieses Verhalten völlig normal. Esben hingegen schien mir fast zu gut um wahr zu sein, ich will jetzt nicht behaupten, dass es keine solch netten Männer gäbe, aber die dargestellte Perfektion war derartig glatt und klischeehaft, das es mir schon unglaubwürdig vorkam. Allisons Adoptivvater Simon war glaubhaft toll, die Entwicklung von der Vater-Tochter-Beziehung hat mir sehr gefallen.

Erst später im Lauf der Geschichte zeigte sich, dass auch Esbens Leben nicht so glatt verlaufen ist, wie es Allison (und auch mir) anfangs vorkam. Auch im Umgang mit den sozialen Medien legte der zauberhafte Esben eine erstaunliche Naivität an den Tag - und fiel dann aus allen Wolken, als seine Schwester nicht mehr alle bösen Kommentare von ihm fern hielt. Allisons emotionaler Wandel - von totaler Abschottung zur eigenen tollen Social-Media-Präsenz - hat das Klischee noch weiter befeuert und wirkte ebenfalls unglaubwürdig auf mich.

Die traurige Wendung im späteren Verlauf der Geschichte hat sehr auf die Tränendrüse gedrückt. Nicht dass es mich kalt gelassen hätte, im Gegenteil, ich habe stellenweise bitterlich geweint, dennoch fand ich es übertrieben, auch die Hilfe, die den Protagonisten von guten Menschen über die sozialen Netzwerke zuteil wird, war mir zu dramatisch dargestellt. Von Cover und Klappentext hatte ich eine wunderbare zarte Liebesgeschichte erwartet, die durchaus enthalten war, aber in so viel Drama und Klischee verpackt wurde, dass es für mich einfach nicht stimmig war. Etwas weniger Social-Media-Heldentum und etwas mehr Zeit zur Entfaltung der Gefühle und Alisons Weg aus ihrem Schneckenhaus heraus hätten die Geschichte für mein Empfinden runder gemacht.

Fazit: Die von Cover und Klappentext versprochene Liebesgeschichte war durchaus enthalten und der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen. Doch dramatische Wendungen und enthaltene Klischees haben das Lesevergnügen etwas getrübt.

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Veröffentlicht am 13.01.2020

Origineller Erzählstil, doch stellenweise langatmig

Die Brautprinzessin
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Erst als der Stalljunge Westley den Hof verlassen will, entdeckt das Mädchen Butterblume ihre Liebe für ihn. Doch um ihr ein gutes Leben bieten zu können, geht Westley dennoch fort um sein Glück zu machen ...

Erst als der Stalljunge Westley den Hof verlassen will, entdeckt das Mädchen Butterblume ihre Liebe für ihn. Doch um ihr ein gutes Leben bieten zu können, geht Westley dennoch fort um sein Glück zu machen und Butterblume hört später, dass er bei einem Piratenangriff getötet wurde. Da sich ihre Schönheit bereits herumgesprochen hat, kommt eines Tages Prinz Humperdinck, der dem Königreich einen Thronerben verschaffen muss, und befiehlt Butterblume, ihn zu heiraten. Um für den Prinzen standesgemäß zu sein, wird das Mädchen geschult und zur Prinzessin ernannt, doch bevor es zur Hochzeit kommt, wird Butterblume entführt.....

"Die Brautprinzessin" von William Goldman erzählt eine "Geschichte in der Geschichte". In der Rahmenerzählung schreibt der Autor, dass sein Vater ihm das Buch mit Butterblumes Abenteuern einst vorgelesen habe, als er in seiner Kindheit sehr krank war. Dabei stellt er dar, dass der Roman von einem fiktiven Schriftsteller namens Simon Morgenstern verfasst worden sei, erst Jahre später habe Wiliam Goldmann bemerkt, dass sein Vater die angeblich langweiligen Stellen aus Morgensterns Fassung weg gelassen hätte. Um die Geschichte für den eigenen Sohn spannender zu gestalten, habe Goldmann die "Originalgeschichte" Morgensterns gekürzt und neu veröffentlicht.

Durch die Erzählart der Rahmengeschichte, in der William Goldman sich selbst darstellt und dabei auch seine (fiktive, wie ich später erfuhr) Familie mit einbezieht, war ich zunächst geneigt, diesen Teil als Tatsache zu empfinden und habe sogar bei Google nach Simon Morgenstern gesucht. Diese ungewöhnliche Erzählweise macht das Buch auf jeden Fall originell, doch im späteren Verlauf der Handlung haben sich die "erklärenden" Rahmentexte arg in die Länge gezogen. Die Kerngeschichte um Butterblume, Westley und Prinz Humperdinck fand ich durchaus spannend und habe sie gern gelesen, dabei war ich dann von dem abrupten Ende überrascht und ein wenig enttäuscht, zumal es noch weit vor dem Ende des Buches kam. Die restlichen Seiten füllt Goldmann mit langatmigen Erzählungen von angeblichen Rechtsstreitigkeiten mit Morgensterns Erben und kurzen, nicht zusammenhängenden Geschichten über die Figuren aus der Kerngeschichte. Diesen Teil des Buches hätte der Autor für mich auch weg lassen können, der Rahmen war langweilig und die kurzen Kerngeschichten waren aus dem Zusammenhang gerissen und haben mich eher irritiert als unterhalten.

Fazit. Die durchaus spannenden Geschichte der Brautprinzessin war in einen leicht langweiligen Rahmen eingebettet, der letzte Teil des Buches schien mir willkürlich angefügt und war wenig unterhaltsam.

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Veröffentlicht am 08.01.2020

Wichtiges Thema in Romanform umgesetzt

Dr. Rodolfo, Anwalt der Tiere, verklagt den Menschen
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Dr. Rodolfo ist ein Kater, der das Buch mit der Geschichte seiner Mutter beginnt. Als Weihnachtsgeschenk wurde sie als junges Kätzchen von unüberlegten Menschen angeschafft, die nicht bedacht hatten, was ...

Dr. Rodolfo ist ein Kater, der das Buch mit der Geschichte seiner Mutter beginnt. Als Weihnachtsgeschenk wurde sie als junges Kätzchen von unüberlegten Menschen angeschafft, die nicht bedacht hatten, was es bedeutet ein Tier zu halten. Kurze Zeit später wurde die junge Katze ausgesetzt und bekam zeitig ihre Jungen, die in der Wildnis geboren wurden. Rodolfo hat dann Jura studiert und vertritt in seiner Kanzlei, unterstützt von seiner Assistentin, der Katze Mimi, Tiere, die zu ihm kommen und ihr Leid über die Behandlung, die ihnen durch die Menschen widerfährt, zu klagen. Dr. Rodolfo hört sich in jedem Kapitel die Geschichte des jeweiligen Tieres an und erstellt eine Klageschrift gegen die Menschheit. Zwischen den Kapiteln gibt es philosophische Gedanken der Katze Mimi in Form von Gedichten.

In "Dr. Rodolfo, Anwalt der Tiere, verklagt den Menschen" macht der Autor Jürgen Zwilling darauf aufmerksam, was Tieren heutzutage von Menschen angetan wird. Das Thema ist sehr wichtig und die Form der Geschichte ist geeignet, Leser zu erreichen, die sich nicht mit reinen Sachbüchern auseinander setzten wollen. Leider fehlen dabei sachlich fundierte Quellen, der Hinweis auf allgemeine Informationsseiten im Internet wie z.B. Wikipedia genügt dafür nicht. Durch das immer gleich geschriebenen Ende der jeweiligen Kapitel wurde die Geschichte etwas eintönig und es fanden sich auch einige Fehler im Buch, die das Lesevergnügen geschmälert haben.

Doch trotz dieser Schwächen empfehle ich jedem, das Buch zu lesen. Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, sollte Vieles bereits wissen, was Dr. Rodolfo in seiner Praxis zugetragen wird, aber leider denken wir Menschen noch nicht genug darüber nach, was Tiere oft erleiden müssen. Jürgen Zwilling macht auf dieses gedankenlose Verhalten aufmerksam um ein Umdenken zu erreichen, dafür verdient seine Geschichte Aufmerksamkeit und Respekt.

Fazit: Das Thema ist zu wichtig um die Augen davor zu verschließen, auch wenn einige Fehler und häufige Wiederholungen das Lesevergnügen etwas schmälern.

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