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Veröffentlicht am 05.07.2020

Katzige Leute

Cat Person
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In zwölf Geschichten erzählt die Autorin vom Leben in der heutigen Zeit (vor Corona und vielleicht auch nach Corona). Ohne ins Detail zu gehen, um Überraschungen nicht vorweg zu nehmen, die Stories haben ...

In zwölf Geschichten erzählt die Autorin vom Leben in der heutigen Zeit (vor Corona und vielleicht auch nach Corona). Ohne ins Detail zu gehen, um Überraschungen nicht vorweg zu nehmen, die Stories haben meist einen Twist, mit dem der Leser einen Spiegel vorgehalten bekommt. Will man so sein, sind die Leute tatsächlich so? Manchmal glaubt man es kaum, manchmal ist man etwas angeekelt, manchmal bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Die Erzählungen sind ganz schön fies, aber auch ganz schön fesselnd. Sie lösen etwas aus. Die Autorin hat den Ton getroffen. Man will sich abgrenzen und weiß doch, es ist nicht immer so, aber es ist was dran. Und so sind die beschriebenen Menschen und ihre Erlebnisse schräg und eckig. Damit sind sie unterhaltsam und gleichzeitig mit Widerhaken versehen.

Als Hörbuch genossen, bekommen die Erzählungen noch einen besonderen Reiz. Denn um ihren eine Sprache zu geben, wurden unterschiedliche Sprecher gewählt, die gut zu den Stories passen. Mit dieser besonderen Note empfiehlt sich dieses Buch auch denen, die den Kurzgeschichten sonst nicht so offen gegenüber stehen.

Veröffentlicht am 03.07.2020

Strandburg

An der Mordseeküste
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Loretta Luchs und ihre Gang haben es geschafft, endlich Urlaub an der Nordsee. Kleinere Staus können sie nicht stoppen. Isoldes Freundin, die Fotografin Maria, hat zur Eröffnung ihrer Fotoausstellung geladen. ...

Loretta Luchs und ihre Gang haben es geschafft, endlich Urlaub an der Nordsee. Kleinere Staus können sie nicht stoppen. Isoldes Freundin, die Fotografin Maria, hat zur Eröffnung ihrer Fotoausstellung geladen. Was ein glamouröser Auftakt des Urlaubs werden soll, gerät allerdings zu einem mittelschweren Desaster. Diana bandelt mit einem an, der sich als Ekelpaket entpuppt. Und genau dieser ist am nächsten Morgen als tote Deko an der Strandburg der Gang zu bewundern. Kein Wunder, dass Frank, der sich am vorigen Abend mit dem Ekel angelegt hatte, unter Verdacht gerät. Und wieder ein Fall für Loretta Luchs und ihre Freunde.

Bereits zum dritten Mal erleben Loretta und ihre Freunde ein Abenteuer, von dem andere nur in der Zeitung lesen. In erster Linie wollten sie entspannen, die Küstenlandschaft genießen und ein paar Ausflüge in die nähere Umgebung machen. Doch nach der verunglückten Vernissage wird aus der Entspannung eine aufregende Verbrecherjagd. Die Polizei macht es sich zunächst einmal leicht. Wenn es in Frank einen so leicht auffindbaren Verdächtigen gibt, dann nehmen sie den doch. Dass kann Loretta natürlich nicht zulassen und ausgehen von dem vorherigen Abend versucht sie, die Ereignisse zu rekonstruieren.

Dieser Kriminalroman bietet wie seine Vorgänger eher leichte Lektüre mit sympathischen Protagonisten. Das Setting dieses Bandes eignet sich schon aufgrund des Settings auch hervorragend für den eigenen Urlaub. Bequem im Strandkorb kann man in die Handlung sinken und Loretta die Daumen halten, dass sie herausfindet, was in der Tatnacht geschah. Auch wenn der Urlaub dabei in den Hintergrund tritt, kommt die liebevolle Beschreibung von Land und Leuten nicht zu kurz. Nur die Sprachprobleme zwischen Ruhrpott und Platt lassen sich nicht immer ganz leicht auflösen. Aber auch das bildet für Loretta kein großes Hindernis. Dieser Krimi bereitet unterhaltsame Urlaubslesestunden, aus denen man am Ende genauso ungerne zurückgekehrt, wie Loretta den Heimweg antritt. So ein Urlaub ist doch immer viel zu schnell vorbei.

Veröffentlicht am 02.07.2020

Internat so genannt

Staub zu Staub
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Siem Coburg hat den Tod seiner Freundin gegen Ende des zweiten Weltkriegs nie verwunden. Als der alte Bauer Tammens in bittet nachzuforschen, wieso dessen Enkel gestorben ist, macht er sich nur widerwillig ...

Siem Coburg hat den Tod seiner Freundin gegen Ende des zweiten Weltkriegs nie verwunden. Als der alte Bauer Tammens in bittet nachzuforschen, wieso dessen Enkel gestorben ist, macht er sich nur widerwillig auf den Weg zu dem Heim für geistig behinderte Jungen. Das Heim wird Internat genannt und von katholischen Mönchen geleitet. Sie geben Siem, der sich als Journalist getarnt hat, zunächst bereitwillig Auskunft. Doch bald merken sie an seinen bohrenden Fragen, dass mehr hinter seinen Nachforschungen steckt. Und bald kommt das Gesetz des Schweigens zum Tragen. Auch im Dorf sind viele von den Mönchen abhängig, so dass Siem immer mehr auf Schweigen trifft.

Schon der erste Weltkrieg war an Grausamkeit kaum zu überbieten, doch im zweiten musste man erleben, dass es immer noch eine Steigerung geben kann. Siem Coburg, der im niederländischen Widerstand gekämpft hatte, war ebenso von seinen Erlebnissen geprägt, wie Bruder Felix, der im ersten Weltkrieg ein Tagebuch schrieb, und dann zu den Mönchen kam. Doch wie kann es sein, dass in dem Internat, in dem für das Wohl der eingeschränkten Jungen gesorgt werden sollte, eines der Jugendlichen plötzlich zu Tode kam. Schnell hegt Coburg einen Verdacht. Doch kann er auch nachweisen, was geschehen ist. Denn nur dann wird die Polizei eingreifen.

Die Erfahrungen, die man aus Kriegen mitbringt, sind meist negativ und häufig prägend. Grausamkeiten und Verluste lassen die Menschen nicht mehr los. Da besteht kaum Offenheit für anderes und es ist nur der Dankbarkeit Coburgs Tammens gegenüber zu verdanken, dass er dem Tod des Jungen nachgeht. Ein klassischer Kriminalroman ist das nicht. Vielmehr geht es zum großen Teil auch um die unbewältigten Kriegererlebnisse und das Verhalten der verschworenen Mönchsgemeinschaft, in der sich unterschiedlichste Charaktere zusammengefunden haben. Dieses macht die Lektüre nicht ganz leicht. So düster wie das Umschlagbild, so düster ist letztlich auch der Inhalt des Romans. So manches Mal liest man ungläubig erschrocken. Schnell setzt ein ein Prozess des Nachdenkens ein, über die Gräueltaten, von denen man gelesen hat. Das Buch ist zwar anders als erwartet, doch so bald lässt es einen nicht mehr los.

Veröffentlicht am 28.06.2020

Texas Ranger

Bluebird, Bluebird
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Einer der wenigen schwarzen Texas Ranger ist Darren Matthews. Sein Beruf ist ihm eine Berufung, dennoch arbeitet er eigentlich nicht direkt in seiner Heimat. Eigentlich ist er gerade wegen einer anderen ...

Einer der wenigen schwarzen Texas Ranger ist Darren Matthews. Sein Beruf ist ihm eine Berufung, dennoch arbeitet er eigentlich nicht direkt in seiner Heimat. Eigentlich ist er gerade wegen einer anderen Sache vom Dienst suspendiert, macht er sich auf Geheiß eines weiteren Beamten auf den Weg nach Lark. Ein kleiner Ort in der Nähe, in dem kurz nacheinander zunächst ein toter Schwarzer und dann eine tote Weiße aufgefunden worden sind. Wäre es andersherum gewesen, wäre es beinahe normal. Aber so? Matthews will den Fall unbedingt lösen und sei es nur, um seinen eigenen Job zu retten.

Auch heutzutage ist es wohl nicht alltäglich, in Texas einen farbigen Ranger zu finden. Eigentlich wollte Darren Matthews den Bundesstaat verlassen. Er begann Jura zu studieren. Doch dann zog es ihn doch ins Feld, wo er die Ungerechtigkeit direkt bekämpfen wollte. Seine Mutter hat er erst spät kennengelernt und seine Mentoren haben seine Entscheidung nicht so ganz verstanden, aber doch gebilligt. Doch nun geht es um alles, sein Job steht auf dem Spiel und der neue Fall ist wirklich verzwickt. Nicht ungewöhnlich im amerikanischen Süden stehen sich Schwarz und Weiß unversöhnlich gegenüber und sind doch irgendwie durch ihre Vergangenheit verbunden.

In dieses Buch taucht man nach und nach immer tiefer ein. Fragt man sich zunächst, was sind das denn für welche, erfährt man bald, sie sind ganz anders. Auch wenn der Süden der USA von Rassismus geprägt ist und dieses Buch in diesem Rahmen seinen Anfang nimmt, hat bald schon einen vielschichtigeren Kriminalroman, in dem durchaus nicht alles so ist, wie man zunächst denkt. Und Darren Matthews ist ein akribischer und hartnäckiger Ermittler, der manchmal trotz seiner Polizeimarke von den Bewohnern des Ortes nicht sehr respektvoll behandelt wird. Hautnah bekommt er mitunter mit, wie es ist, wenn man wegen seiner Hautfarbe diskriminiert wird. Doch obwohl er so manchen Stein in den Weg gelegt bekommt, er lässt nicht locker. Und damit fesselt er die, die ihm beim Ermitteln über die Schulter schauen. Es ist eine Geschichte des Rassismus, aber auch der Familienbande. Ein Überraschungserfolg, der eine Leseempfehlung verdient.

Veröffentlicht am 22.06.2020

Solo-Sie

Tote Hand
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Der Lintinger, ein Kumpel vom Kreuthner, hat bei einem Unfall seine rechte Hand eingebüßt. Und der Kreuthner will eben dieser Hand ein ehrenvolles Begräbnis verschaffen. Doch als er bei einer Kapelle das ...

Der Lintinger, ein Kumpel vom Kreuthner, hat bei einem Unfall seine rechte Hand eingebüßt. Und der Kreuthner will eben dieser Hand ein ehrenvolles Begräbnis verschaffen. Doch als er bei einer Kapelle das Handgrab ausheben will, stellt er fest, dass der Platz bereits belegt ist. Schnell wird die KTU herbei gerufen und ganz unerwartet haben sie einen ungeklärten Todesfall. Ein Mann, der nicht vermisst wird. Die Identifikation der Leiche ist nicht einfach, denn offensichtlich war der Leichnam schon länger unter der Erde. Allerdings fällt bald auf, dass ungefähr zum Todeszeitpunkt ein Fahrzeug gestohlen und verunfallt wurde.

Es ist bereits der achte gemeinsame Fall von Kreuthner und Wallner. Und auch Opa Manfred wandelt mal wieder abseits aller ausgetretenen Pfade. Das soll ihm mit 88 Jahren erstmal einer nachmachen. In dem Leichenfund zu ermitteln, erweist sich als nicht so einfach. Der Tote, nachdem man herausgefunden hat, wer es war, scheint nicht sehr beliebt gewesen zu sein und etliche Personen haben einen Grund, ihm Übles zu wollen. Doch muss es der Tod sein? Natürlich stellt sich auch die Frage, wieso niemand ihn als vermisst gemeldet hat. War seine Frau etwa froh, ihn los zu sein.?

Auf sein kauzige Art macht Kreuthner seine Arbeit auf sehr eigene Weise manchmal am Rande des Gesetzes, aber doch irgendwie gut. Als Leser kann man sich freuen ihn und seinen Kripo-Leiter Wallner zu haben. Ihre Fälle stehen immer für gute Unterhaltung. Auch wenn hier die grobe Richtung von vornherein klar ist, bleibt man neugierig und gespannt, denn die Aufbereitung des Falles ist spannend und abwechslungsreich. Freude macht auch die schriftliche Begegnung mit Opa Manfred, der sich trotz seines Alters wacker durchs Leben schlägt und wahrscheinlich einiges dazu beiträgt, dass sein Enkel Wallner nicht nur an seine Fälle denkt. Zu dieser Reihe kehrt man in jedem Fall gerne wieder.