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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.04.2019

Debütroman - mit 45 Jahren Verspätung auch auf deutsch!

Der Sprengmeister
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Vorab - mich hat der Begriff „Mankells erster Roman“ zunächst ziemlich irritiert; selbst wenn man Roman und Krimi unterscheidet, bleibt doch zB der Sandmaler. Gleich auf der ersten Seite wurde dies aber ...

Vorab - mich hat der Begriff „Mankells erster Roman“ zunächst ziemlich irritiert; selbst wenn man Roman und Krimi unterscheidet, bleibt doch zB der Sandmaler. Gleich auf der ersten Seite wurde dies aber geklärt: der Sprengmeister wurde bereits 1973 geschrieben und ist somit tatsächlich das erste Buch von Mankell, das aber erst 45 Jahre später ins Deutsche übersetzt wurde.
In diesem Erstlingswerk zeigt Mankell, was er kann und warum er danach zu solch einem erfolgreichen Autor geworden ist. Allerdings in einem anderen Schreibstil, als man es von den späteren Werken gewohnt ist. Es wird viel in den Zeiten zwischen 1911 und 1969 gesprungen; der Stil wechselt zwischen wiedergegebenen Wortwechseln, allein stehenden Sätzen mit Erinnerungen und Passagen, in denen der Erzähler Ausschnitte aus dem Leben von Oskar Johansson nacherzählt.
Mich persönlich hat dies zunächst nicht so angesprochen, da ich eher eine chronologisch aufgebaute, in ihrem Spannungsbogen gut nachvollziehbare und entsprechend fesselnde Geschichte erwartet hatte... aber dies hier ist anders. Es bleibt der Eindruck, dass Mankell gleich in seinem ersten Werk zeigen wollte, was er alles beherrscht : eine Figur erschaffen, die auf der einen Seite so durchschnittlich scheint, aber auf der anderen sehr besonders ist; und dem Leser immer wieder auf vielfältige Arten Informationen geben, die die Geschichte am Ende dann vollständig machen.
Sehr anders als Wallander, also bitte die Erwartungen anpassen...

Veröffentlicht am 26.04.2019

1968 in Berlin - Krimi, Politik, Zeitgeschehen

Die Tote im Wannsee
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Der Krimi um die brutale Ermordung einer jungen Frau spielt 1968 in Berlin - der geteilten Stadt, während der studentischen Unruhen, bei denen Benno Ohnesorg gerötet wurde, West und Ost einander bespitzeln ...

Der Krimi um die brutale Ermordung einer jungen Frau spielt 1968 in Berlin - der geteilten Stadt, während der studentischen Unruhen, bei denen Benno Ohnesorg gerötet wurde, West und Ost einander bespitzeln und das Nazi-Gedankengut noch immer nicht aus allen Köpfen entfernt ist, sondern sogar im Gegenteil einige dieser Gesinnung wieder an die Macht kamen. Diese gesellschaftlichen Einflüsse werden alle mit in die Erzählung aufgenommen, so dass der eigentliche Krimi manchmal in den Hintergrund tritt - es werden viele Namen genannt wie Schily, aber auch Reinhard Mey oder Heino, die einem etwas sagen. Auch bei den geographischen Informationen über Berlin wird so ins Detail gegangen und immer wieder Straßennamen genannt - wobei ich hiermit nicht so sehr viel anfangen konnte. Wem die Abkürzungen wie SDS und ähnliches nichts sagen (ich selbst als Kind der 1980er habe das nicht miterlebt, aber auch noch nicht in der Schule behandelt), findet am Ende des Buches ein Glossar.

Für mich ein gelungenes Buch, dem man nicht anmerkt, dass verschiedene Autoren daran mitgewirkt haben - es liest sich sehr flüssig. Den Zeitsprung ins Jahr 1968 fand ich trotz oder wegen der Detailtiefe etwas schwierig - wahrscheinlich fehlten mir hier Vorkenntnisse, mit denen es besser verständlich wäre; während ich gehofft hatte, einen Teil dieses fehlenden Wissens über dieses Buch zu erschließen. Dennoch sehr zu empfehlen!

Veröffentlicht am 26.04.2019

Intensiv, leider kurz

Loyalitäten
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Loyalität- laut Klappentext geht es in dem Buch über die Freundschaft zwischen den 12-jährigen Jungen Théo und Mathis, aber im Verlauf werden auch noch weitere Beziehungen beleuchtet ; die zwischen Ehefrau ...

Loyalität- laut Klappentext geht es in dem Buch über die Freundschaft zwischen den 12-jährigen Jungen Théo und Mathis, aber im Verlauf werden auch noch weitere Beziehungen beleuchtet ; die zwischen Ehefrau und Ehemann sowie Vater und Sohn. Über diesen Aspekt der Beziehungen habe ich nie bewusst nachgedacht, werde es jetzt aber tun. So klingt das Buch, das sehr bewegend und eindringlich geschrieben ist, bei mir noch nach - gelesen war es leider sehr schnell, da die Kapitel, die abwechselnd aus der Sicht der vier Hauptpersonen geschildert sind, eher kurz sind. So konnten mir die Hauptpersonen, die in dem kurzen Verlauf gut charakterisiert wurden, auch gar nicht zu sehr ans Herz wachsen. Das Ende kam mit einem schlüssigen Ereignis, aber eben doch zu früh und plötzlich .

Veröffentlicht am 06.07.2020

„Loslassen bedeutet nicht, jemanden zu vergessen“

Denn Geister vergessen nie
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Von der Autorin Jessica Koch kenne ich bereits „Dem Horizont so nah“; den ersten Teil der Danny-Trilogie - entsprechend erwartete ich auch in diesem Buch starke Gefühle in ganzer Bandbreite! Und diese ...

Von der Autorin Jessica Koch kenne ich bereits „Dem Horizont so nah“; den ersten Teil der Danny-Trilogie - entsprechend erwartete ich auch in diesem Buch starke Gefühle in ganzer Bandbreite! Und diese Erwartungen wurden erfüllt - von Trauer und Verzweiflung über Wut bis hin zu Hoffnung und natürlich Liebe... was allerdings anders war: während die Danny-Trilogie wohl auf einer wahren Geschichte beruhen soll, geht die Grundidee dieses Buches noch weiter ins Unglaubliche und es wird mystisch... spirituelle Heilung und übersinnliche Wahrnehmung werden thematisiert - wer sich darauf einlassen kann und will, wird an der bewegenden Geschichte sicher gefallen finden! Die Protagonisten haben alle ein ordentliches Päckchen seelischen Ballast geladen, so dass man sich manchmal kaum abmaßen will, sich in diese Abgründe hineinversetzen zu können- aber der Einzig das Ende empfand ich als etwas sehr überladen - einige Seiten mehr hätte man meiner Meinung nach füllen können. Dass es der 2. Teil zu „Wenn das Meer leuchtet“ ist, ist mir übrigens erst mit dem Nachwort klar geworden 😉 stört also nicht, das Buch nicht zu kennen - die Andeutungen um die Vergangenheit von Marie und ihren Bruder Collin könnten ebensogut einen nachfolgenden Band füllen statt einen vorhergehenden.

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Veröffentlicht am 19.04.2020

Wo bleibt das positive Pink des Himmels?

Milchmann
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Mich hat das Cover mit dem knalligen Sonnenuntergang, der vor allem pink wirkt, sehr angesprochen - das sieht so wunderbar positiv und nach guter Laune aus.
Der Start in das Buch dann - der totale Gegensatz. ...

Mich hat das Cover mit dem knalligen Sonnenuntergang, der vor allem pink wirkt, sehr angesprochen - das sieht so wunderbar positiv und nach guter Laune aus.
Der Start in das Buch dann - der totale Gegensatz. Die 18-jährige Ich-Erzählerin bleibt ebenso namenslos wie so ziemlich alle Personen in diesem Buch - und das über die komplette Länge der 450 Seiten! Auch der konkrete Handlungsort wird nicht genannt - es muss in Nord-Irland sein und der Konflikt innerhalb der Bevölkerung ist im Text allgegenwärtig. Der Schreibstil zeichnet sich durch lange; oft sehr lange Sätze aus - man wird mitgenommen in das Gedankenkarussell der Erzählerin. Und diese Gedanken sind selten positiv... der Humor, der an einigen Stellen dennoch durchblitzt, ist sehr trocken bis schwarz...
Von den Entwicklungen in der Geschichte will ich nichts vorwegnehmen - nur einige Themen verraten: Bespitzelung, Belästigung, physische und psychische Gewalt sowie die schwierige (vergebliche?) Suche nach der Partnerschaft für‘s Leben...
empfehlen kann ich das Buch allen, die eine literarische Herausforderung gern annehmen wollen und ein ganz besonderes Leseerlebnis suchen. Wer sich allein vom Cover verleiten lässt oder normalerweise nur wenige Seiten am Stück liest bzw öfter tagelang pausiert, wird hiermit sicher ein Problem haben...

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