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Veröffentlicht am 10.07.2020

Samurai trifft Priester

Samurai
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Der Roman „Der Samurai“ des japanischen Autors Shûsaku Endô erschien erstmals 1980. Endô zählt als Christ zu einer religiösen Minderheit in Japan. Er hat sein Leben lang mit seiner Religion auseinandergesetzt ...

Der Roman „Der Samurai“ des japanischen Autors Shûsaku Endô erschien erstmals 1980. Endô zählt als Christ zu einer religiösen Minderheit in Japan. Er hat sein Leben lang mit seiner Religion auseinandergesetzt und seine Überlegungen zu seinem Glauben immer wieder in seinen Werken thematisiert.
„Der Samurai“ ist ein historischer Roman, der im frühen 17. Jahrhundert spielt. Der japanische Samurai Hasekura Rokuemon und der spanische Franziskanerpriester Velasco werden von der japanischen Regierung nach Nueva España entsendet, um dort transatlantische Handelsbeziehungen einzuleiten. Nachdem Sie dort scheitern, reisen sie weiter nach Spanien und schließlich zum Vatikan, um ihren Auftrag doch noch zu erfüllen…

Der Roman begleitet die zwei Protagonisten auf ihrer gemeinsamen Reise. Dabei wechselt die Erzählperspektive immer wieder zwischen den beiden Figuren, wodurch der Leser einen detaillierten Einblick in die Lebenssituation und Gedanken beider Figuren erhält.
Während Velasco als Priester versucht, die mitreisenden Japaner zum Christentum zu bekehren, lehnt der Samurai dies entschieden ab. Auf seiner Reise lernt er aber immer mehr über die fremde Religion und die westliche Kultur.
Besonders spannend an diesem Roman ist genau dieser Einblick in die Unterschiede der westlichen und japanischen Kultur und Religion sowie mitzuverfolgen, wie sich die beiden Figuren annähern und einander zu verstehen versuchen. Die Figuren sind dabei extrem detailliert beschrieben und entwickeln sich im Laufe des Romans weiter.

Der Roman ist nicht leicht zu lesen, da die Themen vielfältig und anspruchsvoll sind und die ereignisreiche Reise zeitweise sehr lang erscheint. Es lohnt sich dennoch, sich die Zeit für diesen Roman zu nehmen, da man viel über die Geschichte und Kultur Japans und die Geschichte des Christentums lernt, aber auch nach dem Lesen noch darüber nachdenkt, was menschliches und moralisches Handeln bedeutet.

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Veröffentlicht am 10.07.2020

Existiert Gott?

Schweigen
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Der Roman „Schweigen“ des japanischen Autors Endô erschien 1966 und ist sein international bekanntestes Werk. Endô zählt als Christ in Japan zu einer religiösen Minderheit und hat sich sein Leben lang ...

Der Roman „Schweigen“ des japanischen Autors Endô erschien 1966 und ist sein international bekanntestes Werk. Endô zählt als Christ in Japan zu einer religiösen Minderheit und hat sich sein Leben lang mit seiner Religion auseinandergesetzt. Seine Überlegungen zu seinem Glauben und zum Thema Glaubenszweifel hat er immer wieder in seine Werke einfließen lassen.

Schweigen spielt im Japan des 17. Jahrhunderts: Japan schottet sich immer weiter von der westlichen Welt ab. Das Christentum wurde verboten, ebenso wie die Einreise von westlichen Missionaren. Der Protagonist ist der portugiesische Priester Sebastiao Rodrigues, der nach Japan reist, um zum einen seinen ehemaligen Lehrer Ferreira wiederzufinden, der Gerüchten zufolge in Japan vom Glauben abgefallen sein soll, zum anderen, um den „versteckten Christen“ zu helfen, welche heimlich ihren Glauben weiter ausleben.
Der Roman folgt Rodrigues Erlebnissen mit den japanischen Christen, seiner ständigen Flucht vor den japanischen Beamten und bietet einen Einblick in Rodrigues Glauben und seine sich langsam entwickelnden Glaubenszweifel. Begleitet wird er von Gottes Schweigen und der Frage „Gibt es wirklich einen Gott?“
Der Fokus liegt dabei auf Rodrigues Gefühlen und Gedanken, in die der Leser einen unmittelbaren Einblick erhält. Durch Endôs bildliche Sprache kann sich der Leser selbst in die Figur hineinversetzten und mit Rodrigues leiden. Die Figur ist extrem detailliert dargestellt und macht eine starke charakterliche Entwicklung durch, mit der der Leser zu Beginn nicht rechnet.

Die Themen des Romans sind sehr anspruchsvoll, man lernt zum einen viel über die Geschichte Japans, die Christenverfolgung, aber auch über theologische und ethische Fragen. Schweigen ist ein beeindruckender Roman, der noch lange nach dem Lesen nachdenklich macht!

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Veröffentlicht am 30.06.2020

Märchen über Geschwisterliebe und den Tod

Die Brüder Löwenherz
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In der Geschichte über die Brüder Karl und Jonathan Löwe schrieb Astrid Lindgren als eine der ersten Schriftstellerinnen über das Thema Tod speziell für Kinder.



Der totkranke Karl, der von seinem großen ...

In der Geschichte über die Brüder Karl und Jonathan Löwe schrieb Astrid Lindgren als eine der ersten Schriftstellerinnen über das Thema Tod speziell für Kinder.



Der totkranke Karl, der von seinem großen Bruder liebevoll Krümel genannt wird, erzählt aus seiner Perspektive die GEschehnisse.

Sein großer Bruder Jonathan versucht ihm die Angst vor dem Sterben zu nehmen und erzählt ihm Geschichten über das Land Nangijala, in das man für das nächste Leben nach dem Tod wechselt. Dort wird Krümel gesund sein, spielen können wie ein normaler Junge und viele Abenteuer erleben.

Als es zu einem Hausbrand kommt, rettet Jonathan seinem Bruder das Leben, in dem er mit ihm auf dem Rücken aus dem Fenster springt. An den Folgen des Sturzes stirbt Jonathan, Karl tröstet sich damit ihn bald in Nangijala wiederzusehen, was kurz darauf auch eintrifft.

Die Brüder treffen sich in dem neuen Land im Kirschblütental wieder. Karl genießt sein neues Leben in Gesundheit. Die Beiden heißen jetzt Löwenherz, so nannte eine Lehrerin Jonathan wegen seiner Tapferkeit.

Aus dem Nachbartal droht Gefahr, der Tyrann Tengil will das ganze Land mit Hilfe eines Drachen besetzen. Jonathan schließt sich den Widerstandskämpfern an. Karl bleibt zunächst zurück, folgt ihm dann aber, da er den großen Bruder in Gefahr wähnt.

Die Abenteuer, die die Beiden nun erleben, sind schon heftig, die Ereignisse überschlagen sich. Kämpfe, Ungeheuer und dramatische Wendungen gehen ineinander über. Karl mausert sich in der Geschichte von einem kränklichen, ängstlichen Jungen zu einem mutigen und selbstbewussten Jungen, der bereit ist für Überzeugungen einzustehen und dabei auch über sich selbst hinauswachsen kann.



Das Buch ist sehr spannend und bewegend, damit ist es nicht für zu kleine Leser oder sensiblere Kinder geeignet. Ich habe es als Kind schon geliebt und nun noch einmal gerne gemeinsam mit einer 11-jährigen gelesen, die auch viel Spaß an der Spannung und Dramatik hatte.

Das Thema Tod kommt in dem Buch immer wieder vor, es bleibt bis zum Schluss präsent. Die Frage: „Was kommt nach dem Tod?“ mit einem Wechsel in ein anderes Land, in dem alles besser wird, zu beantworten, mag für Einige banal oder auch verlogen erscheinen, kann für Kinder aber tatsächlich tröstlich oder auch Mut machend sein. Genau weiß es ja niemand was folgt, für Karl hat es funktioniert.

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Veröffentlicht am 30.06.2020

Wie man eine gute Hexe wird

Die kleine Hexe: Jubiläumsausgabe
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Die kleine Hexe möchte unbedingt mit den anderen Hexen auf dem Blocksberg herumfliegen und an der Walpurgisnacht teilnehmen. Als sie sich diese Wünsche heimlich erfüllt, wird sie erwischt und bestraft, ...

Die kleine Hexe möchte unbedingt mit den anderen Hexen auf dem Blocksberg herumfliegen und an der Walpurgisnacht teilnehmen. Als sie sich diese Wünsche heimlich erfüllt, wird sie erwischt und bestraft, in dem ihr Besen verbrannt wird. Sie bekommt ein Jahr Zeit sich als gute Hexe zu entwickeln, dann darf sie offiziell an der Walpurgisnacht teilnehmen.

Die kleine Hexe gibt sich alle Mühe und verbringt viele gute Taten. Dies jedoch ist nicht im Sinne des Hexenrates, denn nur eine böse Hexe ist eine gute Hexe. Dieses Fehlverhalten bringt der kleinen Hexe die nächste Strafe ein. Aber diesmal haben die Hexen die Rechnung ohne die kleine Hexe gemacht, die lässt sich das Urteil nicht so einfach gefallen und geht unbeirrbar ihren eigenen Weg. Dabei steht ihr der sprechende Rabe Abraxas stets zur Seite.



Eine liebenswerte Erzählung für Kinder in der es um Freundschaft, Gut und Böse bzw. Richtig und Falsch geht und der Spaß nicht zu kurz kommt. Die Moral hinter der Geschichte kommt hier nicht mit dem gehobenen Zeigefinger daher, sondern mit einem Augenzwinkern. Tolles zeitloses Buch, super für erste Leseversuche, aber auch toll zum Vorlesen.

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Veröffentlicht am 29.06.2020

vom Bleiben und Vertreiben

Ich bleibe hier
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In seinem Werk „Ich bleibe hier“ stellt Marco Bolzano die bewegte Geschichte des Ortes Graun in Südtirol vor. Das Bild des Kirchturms, der aus dem Wasser ragt, war mir bekannt, seine Geschichte bisher ...

In seinem Werk „Ich bleibe hier“ stellt Marco Bolzano die bewegte Geschichte des Ortes Graun in Südtirol vor. Das Bild des Kirchturms, der aus dem Wasser ragt, war mir bekannt, seine Geschichte bisher nicht.

Südtirol war ein Spielball der Faschisten, mal gehörte es zu Italien, mal zu Deutschland. Egal welche Seite gerade die Macht ausübte, der deutsche Teil der Bevölkerung hatte immer zu leiden.

Der Autor schildert die Geschichte über fiktive Charaktere. Trina ist eine junge deutschsprachige Lehrerin, die nach der abgeschlossenen Ausbildung nicht unterrichten darf, denn das gerade herrschende faschistische Italien hat die Sprache Deutsch verboten. Bis kurz vor den 2.WK wurden die deutschsprachigen Südtiroler unterdrückt, es wurde ihnen nahegelegt auszuwandern, blieben sie, waren sie Menschen zweiter Klasse. Trina aber bleibt, sie unterrichtet in Verstecken. Ihr Mann Erich muss an die Front, sie bleibt allein zurück.

Die Vorzeichen für die Bewohner wandeln sich, als die Nationalsozialisten das Ruder übernehmen. Aber ein neuer Krieg steht bevor, der gemeinsame Sohn meldet sich freiwillig, aber Erich will auf keinen Fall nochmal in den Kampf ziehen und so begeben sie sich auf die Flucht.

Auch nach dem Krieg sind die Zeiten für die abgelegenen Bergdörfer hart. Der Aufschwung lässt auf sich warten. Ein Kraftwerk und ein Staudamm sollen gebaut werden, die Dörfer Graun und Reschen müssen hierzu überflutet werden. Und wieder sollen diese Menschen ihre Heimat aufgeben. Diese Forderung wiederholt sich, aber nun aus anderem Grund.
Die Menschen, die solange um diese Orte gekämpft und nicht aufgegeben haben, versuchen sich gegen das Projekt zu stemmen. Wie immer fehlt es an Unterstützung. Die Zeiten bleiben hart.

Die bewegende Geschichte dieses Ortes erzählt Trina schriftlich für ihre Tochter. Ein schönes interessantes Werk über Südtirol, die deutsch italienische Geschichte, über Hoffnung und Verlust, die Notwendigkeit Stellung zu beziehen und das Urteilen aus der Ferne manchmal sehr viel leichter ist als unter Betroffenheit. Der Autor schafft es auf kurzweilige Weise über diese schwierige Zeit lebendig zu erzählen und setzt der Gegend und den damals heimatlos Gewordenen ein Denkmal.

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