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Veröffentlicht am 11.07.2020

Tote im Kommunionkleid

Schwestern im Tod
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Es ist fünfundzwanzig Jahre her, dass Kommissar Martin Servaz bei seinem ersten Fall mit Krimi-Autor Erik Lang zu tun bekam. Damals wurden zwei junge Frauen ermordet aufgefunden. Sie hatten Kommunionkleider ...

Es ist fünfundzwanzig Jahre her, dass Kommissar Martin Servaz bei seinem ersten Fall mit Krimi-Autor Erik Lang zu tun bekam. Damals wurden zwei junge Frauen ermordet aufgefunden. Sie hatten Kommunionkleider an und waren an Baumstämme gefesselt, ganz nach einem Buch von Lang. Doch ihm konnte nichts nachgewiesen werden und der Fall wurde zu den Akten gelegt, als ein Kommilitone der Toten Selbstmord beging und im Abschiedsbrief die Morde gestanden hat. Doch nun steht Servaz wieder vor einer Toten im Kommunionkleid. Sie liegt zwischen giftigen Schlangen und es handelt sich um Langs Ehefrau.
Obwohl dies bereits der fünfte Band der Reihe mit Kommissar Martin Servaz ist, ist dies mein erstes Buch des Autors Bernard Minier. Das Buch lässt sich auch lesen, ohne die anderen Bücher zu kennen.
Der Schreibstil ist gut zu lesen und recht nüchtern.
Martin Servaz kann nicht glauben, dass zwei ähnlich gelagerte Fälle Zufall sind. Schon vor Jahren hatte man Lang im Visier, und auch jetzt steht er im Focus der Ermittlungen. Doch um den aktuellen Fall lösen zu können, muss Servaz sich die alte Geschichte wieder vornehmen, denn er ist überzeugt, dass damals etwas übersehen wurde.
Ich finde Martin Servaz ganz sympathisch, ganz im Gegensatz zu Erik Lang. Doch Lang ist die spannendere Figur.
Die Geschichte ist durchaus spannend, aber mir fehlte für einen Thriller ein Stück weit der Thrill. Außerdem nimmt der alte Fall doch ziemlich viel Raum ein.
Mir hat dieser Psychothriller gut gefallen.

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Veröffentlicht am 11.07.2020

Spannender Normandie-Krimi

Sturmwand
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Rémy Marchand und seine Frau Audile finden am Strand der Insel Chausey eine Flaschenpost. Darin ist eine Liste mit fünf Namen. An erster Stelle steht Rémys eigener Name. Kurz darauf stirbt Rémy während ...

Rémy Marchand und seine Frau Audile finden am Strand der Insel Chausey eine Flaschenpost. Darin ist eine Liste mit fünf Namen. An erster Stelle steht Rémys eigener Name. Kurz darauf stirbt Rémy während der Überfahrt zum Festland. Nicolas Guerlain, der Personenschützer der französischen Regierung, soll die Männer auf der Liste ausfindig machen. Es wird gefährlich für ihn, denn sein Name steht auch auf der Liste.
Diese Geschichte startet mit einem Monolog und es finden sich weitere im Buch, die mich ziemlich verwirrt haben. Ansonsten lässt sich dieser Normandie-Krimi sehr gut lesen. Die Gegend mit der rauen Natur ist sehr atmosphärisch beschrieben
Obwohl dies schon der fünfte Band mit dem Personenschützer Nicolas Guerlain ist, durfte ich ihn zum ersten Mal begleiten. Es wäre sicherlich vorteilhaft, alle Bücher der Serie in der richtigen Reihenfolge zu lesen, um die Entwicklung des Protagonisten nachvollziehen zu können, auch wenn immer wieder auf Vergangenes zurückgegriffen wird.
Die Charaktere sind gut und vielschichtig gezeichnet. Nicolas gefällt mir als Ermittler gut. Er ist etwas eigenwillig und ein Draufgänger, der viel wegstecken kann. Dies ist ein persönlicher Fall für ihn und es gibt einige Probleme, mit denen er es zu tun hat. Seine Beziehung zu Julie droht zu zerbrechen, in der Oper gibt es ein Attentat auf den Staatspräsidenten und dann weiß er nicht, warum sein Name auf der Liste steht. Neben ihm ermittelt auch noch die Polizei, die sich aber nicht besonders professionell anstellt.
Die Handlung ist komplex und temporeich. Ich tappte genauso wie die Ermittler sehr lange im Dunkeln. So blieb es bis zum überraschenden Ende spannend.

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Veröffentlicht am 10.07.2020

Erschreckend

Divided States of America
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Nach einem harten und schmutzigen Wahlkampf haben die USA einen neuen Präsidenten. Joseph Johnson ist ein Mann, der polarisiert. Viele hatten das Schlimmste befürchtet, doch sie haben sich geirrt. Es wird ...

Nach einem harten und schmutzigen Wahlkampf haben die USA einen neuen Präsidenten. Joseph Johnson ist ein Mann, der polarisiert. Viele hatten das Schlimmste befürchtet, doch sie haben sich geirrt. Es wird noch schlimmer. Der Präsident sorgt mit einem Dekret dafür, dass der Rassismus wieder stärker wird. Einstellungen, die zuvor verpönt waren, werden nun als politisch korrekt angesehen. Die Bevölkerung ist gespalten, der Präsident überfordert, verschiedene Gruppierungen nutzen die Schwäche für ihre Zwecke. Die Lage eskaliert, Gewalt macht sich breit. Im Land gerät zunehmend alles außer Kontrolle. Dann erschüttert ein Anschlag in Seattle, bei dem Tausende sterben, die Menschen.
„Divided States of America“ ist bereits Ende 2017 erschienen. Es ist erschreckend, wie nahe dieses Buch an der Realität ist, wenn wir die heutige Lage in Amerika betrachten.
Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und fesselnd. Die Story ist spannend und temporeich und wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Es ist interessant, die verschiedenen Menschen mit ihrem individuellen Schicksal zu begleiten.
Der Präsident im Buch heißt Johnson und er ist sicherlich sehr überspitzt dargestellt, doch es gibt wohl niemanden, der nicht gleich ein bestimmtes Bild vor Augen hat.
Es ist beängstigend, wie sich Hass verbreitet und die Spaltung im Land durch Manipulation zunimmt. Allerdings sollten wir beim Lesen nicht nur über den großen Teich blicken, auch bei uns und unseren Nachbarländern gibt es immer mehr Hass und Spaltung.
Ein spannender politischer Thriller

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Veröffentlicht am 07.07.2020

Nur Fiktion?

42 Grad
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Es ist heiß in Europa – sehr heiß. Während sich die einen über den Sonnenschein freuen, sehen andere die Gefahren, die damit verbunden sind. Der Hydrologe Julius Denner und die IT-Spezialistin Elsa Forsberg ...

Es ist heiß in Europa – sehr heiß. Während sich die einen über den Sonnenschein freuen, sehen andere die Gefahren, die damit verbunden sind. Der Hydrologe Julius Denner und die IT-Spezialistin Elsa Forsberg warnen vor den Gefahren, doch niemand nimmt sie ernst. Doch dann wird das Wasser knapp, Flüsse trocknen aus und Waldbrände geraten außer Kontrolle. Während die Politik reichlich kopflos versucht die Krise zu meistern, bricht in der Bevölkerung das Chaos aus, denn nicht alle Informationen werden auch veröffentlicht. Julius und Elsa versuchen die drohende Katastrophe aufzuhalten. Doch damit kommen sie Mächten in die Quere, die ihre eigenen Interessen verfolgen und sich von niemandem aufhalten lassen wollen.
In der Realität sorgt der Klimawandel schon für zunehmende Naturkatastrophen. Während manche Länder unter Dürre leiden, werden andere von Unwettern und Überschwemmungen heimgesucht. Waldbrände nehmen zu und sind nicht mehr unter Kontrolle zu bekommen. Das geschilderte Horrorszenario ist also gar nicht einmal so fiktiv. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn es plötzlich keine Wasser mehr gibt.
Der Schreibstil ist nüchtern und distanziert. Es gibt eine ganze Reihe von Handlungssträngen und auch einiges an Fachvokabular, daher sollte man aufmerksam lesen. Immer wieder gibt es zwischendurch auch Zeitungsartikel, Warnhinweise und sonstige Informationen.
Die Geschichten der Betroffenen sind bringen uns die Lage nahe. Aber trotzdem kam ich den Figuren nicht so nahe, wie man es aufgrund der Situation vermuten könnte. Vielleicht lag es an dem emotionslosen Schreibstil.
Trotzdem ist es ein spannender und erschreckender Thriller zu einem aktuellen Thema.

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Veröffentlicht am 06.07.2020

Frauenerwartungen und die Erwartungen an Frauen

Mädelsabend
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Die 88-jährige Ruth van Rennings ist nach einem Sturz mit ihrem Mann Walter in ein Seniorenheim gezogen. Hier blüht sie auf, denn sie findet Gleichgesinnte und genießt die Gesellschaft von anderen und ...

Die 88-jährige Ruth van Rennings ist nach einem Sturz mit ihrem Mann Walter in ein Seniorenheim gezogen. Hier blüht sie auf, denn sie findet Gleichgesinnte und genießt die Gesellschaft von anderen und die Aktivitäten. Das passt aber Walter gar nicht, denn bisher hat Ruth nach Walters Vorstellungen alles im gemeinsamen Leben organisiert. Ihre Enkelin Sara steht auch vor einer schwierigen Entscheidung. Ihr wird ein zweijähriges Forschungsprojekt in England angeboten. Aber sie hat einen Partner und einen kleinen Sohn. Wie soll sie Familie und Beruf unter einen Hut bringen?
In „Mädelsabend“ geschieht nicht so viel und dennoch hat mich diese Geschichte gepackt. Ich komme selbst vom Niederrhein und fühlte mich gleich heimisch. Geboren bin ich Anfang der Fünfziger, daher kam mir vieles aus den vergangenen Zeiten recht bekannt vor. Der Schreibstil von Anne Gesthuysen ist leicht und flüssig zu lesen und die Charaktere lebendig dargestellt.
Es sind viele Jahre, die Sarah und ihre Großmutter Ruth trennen. Vieles hat sich in der Zwischenzeit verändert, aber immer noch sind es die Frauen, die die Hauptverantwortung für die Familien tragen und dabei oft ihre berufliche Karriere aus dem Auge verlieren. Was wird aus ihren Wünschen und Träumen?
Ruth hat geheiratet und sich dem Mann untergeordnet, wie es zu der Zeit üblich war. Selbst wenn eine junge Frau eine Ausbildung gemacht hatte, benötigte sie die Erlaubnis ihres Mannes, um arbeiten zu gehen. Selbstverständlich kehrte sie zurück an den heimischen Herd, wenn die Kinder kamen, und kümmerte sich fortan um das Wohl der Familie. Die Entscheidungen traf der Ehemann und ihre Meinung war nicht unbedingt gefragt. Sara hat studiert und ist Ärztin. Aber auch die emanzipierte junge Frau, die ihren Beruf hat, gerät wieder in die alte Falle. Darf eine Frau ihre eigenen Entscheidungen nach ihren Vorstellungen treffen? Oder ist es wieder sie, die für die Familie zurückstecken soll? Was hat sich in den Jahren, die zwischen Ruth und Sara liegen, wirklich verändert?
Eine Beziehung ist ein Geben und Nehmen – es sollte aber ein Gleichgewicht da sein.
Auch wenn ich mir das Ende ein wenig anders gewünscht habe, so ist es doch schlüssig.
Mir hat dieser nachdenklich machende Roman gut gefallen.

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