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Veröffentlicht am 15.07.2020

Krimi mit ostfriesischem Flair

Eisiger Nebel
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Gleich vorweg: dies ist mein dritter Krimi von Hendrik Berg, ich mag seine Krimis mit dem ostfriesischen Flair, die spannend und auch humorig erzählt werden.

Im neuesten Fall muss Kommissar Theo Krumme, ...

Gleich vorweg: dies ist mein dritter Krimi von Hendrik Berg, ich mag seine Krimis mit dem ostfriesischen Flair, die spannend und auch humorig erzählt werden.

Im neuesten Fall muss Kommissar Theo Krumme, kurz Krumme genannt, mit seiner Kollegin Pat herausfinden, wer der übel zugerichtete Tote im Hafenbecken ist. Was verbirgt eine kleine Gemeinschaft von Nachbarn, bei der sie bei den Nachforschungen stoßen ?

Durch verschiedene Erzählstränge wird auch dem Leser sehr schnell klar, dass der Tote kein unbescholtener Bürger ist, dass mehr dahinter steckt und das diese Sache, die er begonnen hat, noch nicht vorbei ist. Denn er hat noch einen Hintermann, der nun die Sache selbst in die Hand nehmen will. Was, das bleibt lange geheimnisvoll, das macht es spannend, genauso wie der Wettlauf mit der Zeit, den sich die Kriminalpolizei nun unbewusst mit ihm liefert.

Viele bekannte Figuren treten auch in diesem Band wieder auf. Ganz vornweg Hund Watson, der diesmal nicht ganz unbeteiligt an dem Geschehen bleibt, aber auch Harke und die Mannsens sind wieder dabei, wenn auch mit einer kleineren Rolle.

Ich mag diese Verquickung von Fall mit Spannung und Privatleben und persönlichen Belangen des Kommissars, so bleibt dieser greifbar, nahbar und vor allem zutiefst menschlich. Diesmal hat Krumme auch ein paar persönliche Probemchen, denn er trifft sich seit langen mal wieder mit seiner Exfrau Maria.

Das Setting und die Protagonisten sind sehr realistisch und wie beschrieben sehr lebendig dargestellt.

Dieser Band spielt in einer kalten, eisigen und oft nebeligen Jahreszeit, ein einsamer Wolf bescherrt zusätzlich für Aufregung in Ostfriesland .

Von Anfang an spannend, am Ende hin aber auch noch mit einem rasanten Showdown, so dass man bei den letzen 150 Seiten gar nicht mehr aufhören kann zu lesen.

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Veröffentlicht am 15.07.2020

Ein Blick in die Vergangenheit

Ich bleibe hier
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Die Geschichte spielt in Grau, einem kleinen Bergbauerndorf in Südtirol. Der Roman umspannt die 1920er Jahre bis in die 1950er Jahre hinein und handelt von Trina. Trina ist eine fiktive Figur des Autors ...

Die Geschichte spielt in Grau, einem kleinen Bergbauerndorf in Südtirol. Der Roman umspannt die 1920er Jahre bis in die 1950er Jahre hinein und handelt von Trina. Trina ist eine fiktive Figur des Autors Marco Balzano, aber das was sie erlebt, was im Dorf, um das Dorf herum und vor allem mit dem Dorf passiert, das ist aus dem Leben gegriffen.

Graun gehört nach dem Ende des 1. Weltkrieges zu Italien, die Bewohner erleben den Faschismus und den Nationalismus, in der Schule darf nicht mehr Deutsch gesprochen werden, sie erleben Repressalien, den 2. Weltkrieg und am Ende soll auch noch ein Stausee geboren werden. Der Autor hat sich an wahre Begebenheiten, die er durch bibliogrophische Werke und Zeitzeugenberichte zusammengetragen hat, orientiert und hat diesen durch die fikitve Figur Trina Leben und vor allem auch Emotionen eingehaucht.

Der Roman ist wie ein Lebensbericht, eine lange Rede oder ein langer Brief, den die Protagonistin an ihre Tochter richtet, in dem sie berichtet, was in ihrem Leben sich alles ereignet hat, was sie erlebt, erdulden und wo sie sich widersetzen konnte.

Trina ist eine ruhige Hauptperson, sie erinnert mich an bisschen an meine Großmütter, die aus dem selben Jahrzehnt stammen. Trina zeigt dennoch viele Gefühle, sie erlebt in ihrem Leben sehr viel dramatisches, aber sie hat auch Mut und vor allem einen Überlebenswillen, der sie durchhalten und vor allem auch aushalten lässt. Balzano ist es gelungen, dies hier in einem ruhigen Stil zu erzählen, ohne dass es zu melodramatisch oder überzogen wird. Es lässt diese Zeiten in diesem Buch wieder aufleben, so dass man sich hinein versetzt fühlt und man mitfühlen und mitleiden kann. Es ist eine harte Zeit, die dem Leser einiges zum Nachdenken gibt, gerad wenn man weiß, dass diese Zeit noch gar nicht allzu lange her ist.

Heute ragt der Kirchturm von Graun aus dem Reschensee und ist ein beliebtes Fotomotiv. Dieser Roman erzählt die Geschichte, die sich dahinter verbirgt und die nicht in Vergessenheit geraten sollte.

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Veröffentlicht am 12.07.2020

Ein Roman fürs Herz

Dort, wo die Feuer brennen
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Ein Roman, den ich jedem gerne ans Herz legen möchte. Er ist bewegend, fesselnd, spannend, emotional, romantisch und tiefgründig.

Soledad, kurz Sol genannt, lebt in Berlin und ist eigentlich glücklich. ...

Ein Roman, den ich jedem gerne ans Herz legen möchte. Er ist bewegend, fesselnd, spannend, emotional, romantisch und tiefgründig.

Soledad, kurz Sol genannt, lebt in Berlin und ist eigentlich glücklich. Eigentlich. Beruflich steht sie vor einem Karrieresprung, ihr Freund hat ihr vor einigen Monaten einen Heiratsantrag gemacht und auch ihre jahrelange Pechsträhne scheint endlich vorbei zu sein. Doch Sol läuft nur vor ihrer tragischen Vergangenheit weg, sie betäubt ihre Gefühle, sie verdrängt zu viel. Als auch in Berlin alles anfängt aus dem Ruder zu laufen, muss sie sich endlich dem stellen, vor dem sie bisher so erfolgreich davongelaufen ist: ihrer Vergangenheit. Nach vielen Jahren der Abkehr reist sie zurück in ihr Heimatdorf in Spanien und dort holt sie ihre Vergangenheit sie schneller ein als ihr lieb ist.

Die Autorin Astrid Topfner, von der ich bereits „ Wenn Schmetterlinge fliegen lernen“ sehr gerne gelesen habe, hat mich diesmal ziemlich geflasht mit diesem Roman. Es liegt nicht nur an ihrem unheimlich fesselnden Erzählstil, sondern an dieser ganz besonderen Geschichte. Man fühlt beim Lesen mit Sol und man leidet bei jedem falschen Schritt, den sie tut, mit ihr. Als Leser taucht man in diese Geschichte, die von mehreren Zeitebenen aus erzählt wird, ein und kann das Buch kaum aus der Hand legen. Die Autorin kann bildgewaltig und fesselnd erzählen. Zudem hat diese Geschichte so viel Tiefe !

Bei den Nebenfiguren bleibt es lange spannend. Wer ist auf welcher Seite? Wie hat der oder die eine mit dem anderen zu tun. Was ist das Geheimnis aus der Vergangenheit. Wer hat Schuld, wer hat keine Schuld auf sich geladen. Alle, niemand? Eines ist von Anfang an klar, es geht um verletzte Seelen, um Trauer, um tragische Ereignisse, die sich erst nach und nach herauskristallisieren.

Dennoch ist es auch ein Buch über Liebe und Romantik, um Familienbande, Hoffnung und das Loslassen. Über das Glück, das zurückkommt, wenn man es zulässt.

Dies alles hat Astrid Töpfner in diese Geschichte hinein gepackt. Sie hat vor allem alles in wunderbare Worte verpackt, die nachdenklich machen und berühren. „Dort, wo die Feuer brennen“ Ist daher nicht nur ein Lesehightligt für mich geworden, sondern auch ein absolutes Jahreshightlight.

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Veröffentlicht am 02.07.2020

Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt

Der Gepäckträger
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Drei Menschen haben ganz verschiedene Pläne, als sie nach ihrem Flug an die Gepäckausgabe gehen, um ihren Koffer zu holen. . Doch sie nehmen den falschen Koffer und zu spät bemerken sie den Fehler.

David ...

Drei Menschen haben ganz verschiedene Pläne, als sie nach ihrem Flug an die Gepäckausgabe gehen, um ihren Koffer zu holen. . Doch sie nehmen den falschen Koffer und zu spät bemerken sie den Fehler.

David ist auf dem Weg zu einem wichtigen beruflichen Meeting und benötigt seine Unterlagen für seinen Vortrag, die sind natürlich im Koffer. Sein Job, aber auch seine Ehe, die seit einiger Zeit gewaltig kriselt, stehen bei ihm auf dem Spiel.

Gillian ist verheiratet, Mutter von drei Söhnen, diesmal allerdings alleine unterwegs auf dem Weg zu ihrer Schwester. Gillian beneidet ihre Schwester seit ihrer Kindheit, beneidet sie um ihr AUssehen und um ihren luxeriösen Lebensstil. Gerade in ihrer Nähe fühlt sie sich besonders wie ein Aschenputtel.

Der junge Michael ist auf dem Weg zu einem Treffen, das ausschlaggebend für ein Sportstipendium ist, aber eigentlich ist sein Traum Künstler zu werden und ein Kunststudium zu beginnen. Doch sein Vater verlangt von ihm einen anderen Berufsweg und er wagt es nicht seine eigenen Ziele zu verfolgen.

Sie alle treffen in einer ganz besonderen Halle einen Gepäckträger, der ihnen zeigt, welchen Ballast sie in ihrem Leben, in "ihrem Gepäck" tagtäglich mit herum schleppen. Jedes Problem, jeder "Fall" is so ganz anders gelagert, doch alles sind Probleme, die alltäglich sind. Die viele von uns betreffen. Die Last, die jeder von ihnen trägt, sorgt dafür, dass sie unglücklich, unzufrieden und reizbar sind. Sie sehen nur das Schlechte in ihrem Leben, sie ergreifen keine oder zu wenig Selbstinitiative um ihr Leben zu verbessern. Der "Gepäckträger" zeigt ihnen in wunderbar beschriebenen Dialogen und Szenen, wie diese drei die Chance auf eine Veränderung bekommen.

Der Roman von David Rawlings ist eine Parabel, die auch dem Leser in vielen Bereichen die Augen öffnen kann. Wem geht es im Leben nicht so, dass es unnötigen Ballast, der einen beschwert, der einem im Weg steht, mit sich herum schleppt.

Rawlings hat es geschafft in knapp 170 Seiten eine sehr vielschichtige und beeindruckende Geschichte zu erzählen, über Chancen und die Erkenntnis seiner eigenen Wünsche und Ziele, über Selbstbewusstsein und das richtige Augenmaß. Hier wird sehr unterhaltsam, nachdenklich machend und vor allem sehr tiefgründig in dieser Erzählung das Leben von drei Menschen (fast) auf den Kopf gestellt.

Eine nicht alltägliche Geschichte, die mir sehr gefallen hat, da sie nachdenklich stimmt und sehr tiefgründig ist.

Im Anhang stellt Rawlings Fragen, gibt Impulse und führt auch damit den Leser dahin, sich und die Menschen in seinem Umfeld aufmerksam(er) zu betrachten.

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Veröffentlicht am 14.06.2020

Zum Ein- und Abtauchen

Über dem Meer tanzt das Licht
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Maria lebt mit ihrem Freund Simon und ihren zwei Töchtern Morlen und Hannah auf Norderney. Sie liebt ihr Café Strandmuschel und das Surfen. Alles läuft perfekt, meint man. Doch dann braucht Simon eine ...

Maria lebt mit ihrem Freund Simon und ihren zwei Töchtern Morlen und Hannah auf Norderney. Sie liebt ihr Café Strandmuschel und das Surfen. Alles läuft perfekt, meint man. Doch dann braucht Simon eine Auszeit und Maria muss sich mit ihrer Vergangenheit beschäftigen, die sie so viele Jahre gekonnt verdrängt hat. Maria findet im Haus ihrer verstorbenen Mutter Tagebücher, die in Briefform an sie verfasst wurden. Nur etappenweise schafft sie es, sich darauf einzulassen. Zudem tauchen noch Toni, mit der sie vor Jahren um die Welt gegondelt ist und Jan, der Vater von Morlen, der seine eigenen Probleme hat, fast gleichzeitig auf Norderney auf. Für Maria wird es nicht leicht, sich endlich mit ihren so lang unterdrückten Gefühlen, aber auch ihren eigenen Wünschen auseinanderzusetzen, denn zeitgleich muss sie sich auch noch mit einer kostspieligen Reparatur des Cafés, und damit auch mit finanziellen und existeziellen Ängsten auseinandersetzen.

Ich habe den ersten Roman von Meike Werkmeister (Sterne sieht man nur im Dunkeln) noch nicht gelesen (was ich unbedingt nun nachholen will). Doch ich habe natürlich die vielen begeisterten (Leser)Stimmen dazu gelesen und war daher sehr neugierig auf ihre Romane. "Über dem Meer tanzt das Licht" ist ein über 400 Seiten Buch, dass ich innerhalb kürzester Zeit regelrecht verschlungen habe. Es ist ein Roman, in dem man eintaucht, abtaucht und erst am Ende wieder (wehmütig) auftaucht. Alle Protagonisten, vor allem voran Maria, sind sehr lebendig und vor allem gefühlvoll beschrieben. Sie wachsen einem mit ihren Problemen und Gedanken, Gefühlen und Sorgen, aber auch mit ihrer Freude, ans Herz.

Maria, die ohne Vater aufwuchs und ihre Mutter im letzten Jahr verloren hat, hat sich innerlich abgekapselt. Gefühle lässt sie nicht groß zu, schon als junge Frau wollte sie nur eins, um die Welt ziehen und sich treiben lassen. Nun, da sie seit einigen Jahren wieder seßhaft geworden ist, kann sie ihre innere Unruhe allerdings immer noch nicht abstellen

Immer wieder passiert irgendetwas im Roman, immer wieder erfährt der Leser häppchenweise neue Details aus Marias Leben, verändert sich irgendetwas und vor allem die Entwicklung, die Maria im Laufe des Romans macht, ist authentisch. So hat man immer eine gewisse Spannung, was passiert als nächstes, wie entscheidet sich Maria, welchen Weg wird sie gehen. Dazu schafft es Meike Werkmeister die Landschaft und das Leben auf Norderney bildhaft zu machen, so dass man beim Lesen regelrechtes Urlaubsfeeling hat und sich am liebsten gleich auf nach Norderney machen möchte.


Fazit:

Der Roman ist abwechslungsreich, nachdenklich stimmend, humorvoll, lebensnah, spannend, unterhaltsam, voller Liebe, fesselnd beschrieben, mit Höhen und Tiefen der Protagonistin, hat tolle Wendungen, ist einfallsreich und stimmungsvoll.


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