Profilbild von walli007

walli007

Lesejury Star
offline

walli007 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit walli007 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2020

Job erledigt

Ein letzter Drink
0

Die Partnerschaft der Detektive Patrick Kenzie und Angie Gennaro ist eine rein berufliche. Da passt Angies Mann Phil schon auf. Phil, der einmal der tollste Typ der Gegend war, ist inzwischen ziemlich ...

Die Partnerschaft der Detektive Patrick Kenzie und Angie Gennaro ist eine rein berufliche. Da passt Angies Mann Phil schon auf. Phil, der einmal der tollste Typ der Gegend war, ist inzwischen ziemlich heruntergekommen. Arbeitslosigkeit und unbezahlte Rechnungen fordern ihren Tribut. Wieso das hauptsächlich Angie zu spüren bekommt und sich das auch seit Jahren gefallen lässt, entzieht sich Patricks Verständnis. Ihr neuer Auftrag wirkt dagegen regelrecht einfach. Eine Putzfrau des Senators Brian Paulson soll ein paar Unterlagen des Politikers gestohlen haben. Diese müssen unbedingt wiederbeschafft werden, doch niemand weiß, wohin die Putzfrau verschwunden ist.

Ein lukrativer Auftrag für Kenzie und Gennaro. Doch zunächst gilt es, die verschwundene Jenna zu finden. Bald schon fragen sich die beiden Detektive, zwischen denen es doch mehr knistert als sie zugeben wollen, weshalb diese geheimnisvollen Papiere so wichtig sind, dass die Auftraggeber bereit sind, einen ordentlichen Bonus zu zahlen. Was Patrick und Angie herausfinden, erweist sich als brisanter als sie je vermutet hätten. Schon bald ist nicht nur Jennas Leben in Gefahr, sondern auch das der Detektive. Jeder, der zu viel weiß, könnte bald schon tot sein.

Bei ihrem ersten Auftritt, die erste Ausgabe des Buches erschien 1994, überzeugen Kenzie und Gennaro als gewiefte Ermittler. In Kenntnis wie der Hase in Boston läuft, sind sie ihren Gegnern manchmal ein paar Schritte voraus. Doch welchem perfiden Verbrechen sie hier auf die Spur kommen, können sie nicht ahnen. Die Spur aus der Vergangenheit offenbart ein Verbrechen, dass schlimmer kaum sein kann. Mit ihren flapsigen Wortgefechten wirkt das Detektivduo sympathisch und nicht so abgehoben. Wenn ihnen die Projektile um die Ohren fliegen, kommen die Beiden einen mitunter unkaputtbar vor. Doch was Angie in ihrer Ehe zu ertragen hat, kann auch beim Lesen fast zur Bürde werden. Man möchte wahrlich nicht mit ihr tauschen. Die Brisanz des Falles entwickelt sich nach und nach und ebenso nach und nach ist man immer mehr an das Buch gefesselt.

Ein spannender erster Teil einer empfehlenswerten Reihe, die nach dem ersten Erscheinen nunmehr neu übersetzt wurde.

Veröffentlicht am 26.07.2020

Teilzeitbulle

Alter Hund, neue Tricks
0

1992: Ein paar Tage im Monat muss Detective Inspector Sean Duffy auf der Wache erscheinen, damit er in ungefähr zwei Jahren seine volle Pension einstreichen kann. Mit seiner Lebensgefährtin Beth und der ...

1992: Ein paar Tage im Monat muss Detective Inspector Sean Duffy auf der Wache erscheinen, damit er in ungefähr zwei Jahren seine volle Pension einstreichen kann. Mit seiner Lebensgefährtin Beth und der gemeinsamen Tochter verbringt er die anderen Tage in Schottland, wo von den Troubles nicht viel zu spüren ist. Nun hat es aber einen Toten gegeben und die anderen Kommissare sind aus verschiedenen Gründen nicht verfügbar. Obwohl Sean eigentlich zu seiner Familie will, gibt er dem sanften Druck seines Chefs nach. Es sieht nach einer einfachen Sache aus und den Ruhm für eine schnelle Aufklärung will Duffy keinem anderen Revier gönnen.

Die Zeiten ändern sich. Das hat auch Sean Duffy bei seinem achten Auftritt inzwischen festgestellt. Nicht umsonst genießt er den Frieden im nicht ganz fernen Schottland. Doch immer noch schaut er jedes Mal, wenn er ins Auto steigt, ob nicht doch eine Bombe darunter befestigt ist. Aber auch die Straßen in Nordirland verändern sich mit dem Auftreten des politischen Teils des IRA. Aber dieser Tote bereitet Duffy und seinen Kollegen mehr Schwierigkeiten als erwartet. Und vielleicht muss oder will Duffy doch auf seine alten Fähigkeiten zurückgreifen, um den Fall zu knacken.

Die Sean Duffy Reihe des Autors ist immer sehr lesenswert, wobei es nicht notwendig ist, jeden Band zu kennen. Bei der Lektüre denkt man sich, diese Zeiten können die Menschen doch nicht zurückhaben wollen. Katholiken gegen Protestanten, Nordirland gegen die Republik Irland. Gemeinsam sollte es doch besser gelingen. Doch leicht ist es nie, sich von alten Gewissheiten zu verabschieden. Der belesene und musikbegeisterte Duffy hat mal wieder einen Knochen, in dem er sich verbeißen kann. Man bekommt den Eindruck, dass das Leben in Schottland doch etwas zu ruhig ist. Doch je näher Duffy an die Hintergründe kommt, desto größer wird die Gefahr. Und je mehr man als Leser begreift, in welche Richtung es geht, desto mehr ist man gefesselt. Die politische Lage der frühen 1990er ist so geschickt eingeflochten, dass der Roman gleichzeitig lehrreich und spannend ist. Ein kluger Krimi, aus einer Reihe, die nicht enttäuscht.

Veröffentlicht am 24.07.2020

Wolfsgericht

Verlorenes Vernègues
0

Es ist Winter in der Provence. Captaine Roger Blanc hätte nicht geglaubt, dass es so kalt werden kann. Es ist jederzeit mit Schnee zu rechnen. Nachdem es jetzt über ein halbes Jahr her ist, dass er in ...

Es ist Winter in der Provence. Captaine Roger Blanc hätte nicht geglaubt, dass es so kalt werden kann. Es ist jederzeit mit Schnee zu rechnen. Nachdem es jetzt über ein halbes Jahr her ist, dass er in die Provence versetzt wurde, ist es sein erster Winter hier. Die Tage sind ruhig. Doch eines Abends kommt die Nachricht, dass Wölfe mehrere Schafe gerissen haben sollen. Obwohl eigentlich nicht zuständig, übernehmen Blanc und Tonon den Fall. Es wird sich wohl nur um eine kurze Ermittlung handeln, schließlich sind noch nie Wölfe in der Gegend gesichtet worden. Am Ort des Geschehens stellt sich die Sache doch recht unheimlich dar.

In seinem sechsten Fall bekommt es Capitaine Roger Blanc mit einer Urangst der Menschen zu tun, der Angst vor dem Wolf. Die Menschen in der Umgebung meinen, dass die Wölfe zu viele Tiere töteten. Wie lange mag es dauern bis sie einmal einen Menschen erwischen? Doch die Tiere stehen unter Naturschutz und die ortsansässige Försterin versucht, die Bewohner des Ortes zur Vernunft zu bringen. Denen jedoch reicht die Entschädigung nicht, die sie für die toten Schafe erhalten. Der Wolf muss getötet werden, bevor er schlimmeres anrichtet. Und so gestaltet sich der vermeintlich einfache Fall doch schwieriger. Es gilt nicht nur, aufzuklären, wie der Wolf ins Tal kam, nein, es müssen auch die Menschen davon abgehalten werden, erst richtiges Unheil anzurichten.

So ein gut durchdachter und dabei doch leicht zu lesender Krimi ist gerade das Richtige für einige laue Sommerabende. Da stört es auch nicht, dass die Handlung im Winter angesiedelt ist. Vielleicht erhöht ein kühles Getränk noch die Urlaubsstimmung, in die einen das Buch versetzt. Besonders in diesem Jahr, wo es mit dem echten Urlaub nicht so weit her ist, bietet dieser Roman eine schöne Ablenkung. Das Wiederauftauchen der Wölfe ist ein spannendes Thema, dass nicht nur in Frankreich immer häufiger auf der Tagesordnung steht. Interessant, wie unterschiedlich die Menschen damit umgehen. Vom Aberglauben bis zur Vernunft ist alles dabei. Das Setting zwischen alten Häuserruinen trägt ein Übriges dazu bei, einem einen Schauer über den Rücken zu jagen. Und das nur, um im nächsten Moment erstaunt zu sein, wer sich nächtens alles so im dunklen Wald herumtreibt. Alles in allem ein packender Krimi, der gekonnt aus dem Alltag entführt.

Veröffentlicht am 21.07.2020

Plötzlich Italien

Belmonte
0

Gerade hat Simona, die Garten- und Landschaftsbau studiert hat, ihren Job verloren und sie fragt sich, wie sie ihr Leben weiterführen möchte. Ihre Großmutter Franca ist ihr in allen Lebenslagen eine Stütze. ...

Gerade hat Simona, die Garten- und Landschaftsbau studiert hat, ihren Job verloren und sie fragt sich, wie sie ihr Leben weiterführen möchte. Ihre Großmutter Franca ist ihr in allen Lebenslagen eine Stütze. Doch nun verstirbt sie plötzlich und kann Simona nicht mehr helfen. Eigentlich. Überraschend vererbt Franca ihrer Enkelin ein Haus in Belmonte. Von diesem Haus hat Simona nicht einmal etwas gewusst. Natürlich wusste sie, dass Franca aus Italien stammte, aber sie glaubte, ihre Großmutter habe keinen großen Bezug mehr dorthin. Eigentlich will Simona das Haus verkaufen, aber zumindest ansehen will sie es sich. Und vielleicht die unbekannte Familie entdecken.

Es geht nicht nur um Simona. Francas ungewöhnliche Vergangenheit spielt eine wichtige Rolle und auch die ihrer Mutter. Überhaupt Mütter und Töchter. Was bringt sie dazu so oder so zu handeln. Manchmal neigt die Welt und auch die Verwandtschaft dazu, vorschnell zu urteilen. Hinter irgendwelchen lapidaren Worten können sich wahre Schicksale verbergen. Und um die Kinder zu schonen, wird häufig das Wichtige verschwiegen. Was wird Simona herausfinden? Wird Francas Wunsch in Erfüllung gehen?

Der Autorin ist hier ein wirklich herzerwärmender Familienroman gelungen. Ausgehend vom zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart erzählt sie die Geschichte von Simonas Familie. Dabei sind die Frauen, von denen erzählt wird, durchweg sympathisch. Sie alle haben einiges durchgemacht und sind sich dabei treu geblieben. Starke Frauen, die etwas wagen, die zu träumen wagen. Nicht immer ist ihnen das Glück hold, doch sie versuchen immer das Beste daraus zu machen. Die italienische Gabe zur Improvisation kommt ihnen dabei zugute. Auch wenn der Roman einige etwas sehr beschreibende Passagen enthält, fesselt diese spannende Familiengeschichte. Die unbekannten Seiten der Vorfahren zu entdecken, ist nicht nur für Simona spannend, sondern auch für den Leser. Auch im wahren Leben kann man sagen, kennt man die Eltern, kennt man auch sich selbst besser. Angekündigt ist dieser Roman als erster Teil einer Reihe und gerade weil Simonas Geschichte auserzählt wirkt, ist man neugierig wie die Autorin an den nächsten Teil herangehen wird.

Veröffentlicht am 17.07.2020

Elternzeit

Todestreue (Ein Martin-Bauer-Krimi 3)
0

Der Polizeiseelsorger Martin Bauer ist nun schon eine Weile in Elternzeit. Es gefällt ihm ganz gut, für Frau und Tochter da zu sein. Doch als seine Frau Sarah ihn für eine jugendliche Freundin um Hilfe ...

Der Polizeiseelsorger Martin Bauer ist nun schon eine Weile in Elternzeit. Es gefällt ihm ganz gut, für Frau und Tochter da zu sein. Doch als seine Frau Sarah ihn für eine jugendliche Freundin um Hilfe bittet, sagt er natürlich nicht nein. Dass er damit wieder näher an seine Arbeit herankommt, ahnt Bauer in dem Moment nicht. Er möchte der jungen Yildiz einfach nur helfen, ihren Freund Leon Berger von einem Motorradclub loszueisen. Nur kurze Zeit später wird die Leiche einer jungen Frau auf einem Schrottplatz gefunden und Leon Berger ist der Mordverdächtige. Etwas passt an der Geschichte nicht, Yildiz ist sicher, dass ihr Freund kein Mörder sein kann.

Auch in seinem dritten Fall kann der Polizeiseelsorger Martin Bauer es nicht lassen, zu ermitteln. Obwohl er in der Elternzeit logischerweise nicht in die Polizeiarbeit eingebunden ist, kommt er als Unterstützung seines Vertreters mit dem Fall in Verbindung. Und er glaubt Yildiz, die von der Unschuld Leons überzeugt ist. Leon Berger, der vaterlos immer nach Halt gesucht hat und glaubte, dies im Motorradclub zu finden, ist Bauer gegenüber allerdings ausgesprochen misstrauisch. Er ist alles andere als überzeugt, dass es sinnvoll wäre sich zu stellen. Da haut er lieber erstmal ab.

Martin Bauer und die Kommissarin Verena Dohr sind wirklich ein gutes Gespann. Zwar sind sie nicht immer einer Meinung, aber sie funktionieren als Team. Da kann man die Elternzeit schon mal außer Acht lassen. In diesem neuen spannenden Fall können sie dennoch eben wegen der Elternzeit nicht so eng zusammenarbeiten. Und Bauers Dickkopf ist hinlänglich bekannt, wenn er den Eindruck hat, er wird gebraucht, dann setzt er sich schon mal über Anweisungen, sich rauszuhalten, hinweg. In diesem Fall um einen Motorradclub und sein neuestes Mitglied erlebt man einige Überraschungen und es wird deutlich, dass es mit einer Wildwestromantik nicht allzu weit her ist. Die Sache kann gefährlich werden. Vielleicht kommt die Sache etwas langsam in Gang, aber dennoch entfaltet sich ein packendes und interessantes Geschehen. Polizeiseelsorger Martin Bauer versteht es, seine Leser zu fesseln.