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Veröffentlicht am 20.07.2020

Skandinavische Sommerromanze

Nur noch ein bisschen Glück
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Stella Wallin, fast 30, wird betrogen und verlassen, steht ohne Wohnung und Job da.
Innerhalb von nur einem Tag scheint ihr Leben ruiniert. Kurzerhand fasst sie den Plan, sich in das Haus ihrer verstorbenen ...

Stella Wallin, fast 30, wird betrogen und verlassen, steht ohne Wohnung und Job da.
Innerhalb von nur einem Tag scheint ihr Leben ruiniert. Kurzerhand fasst sie den Plan, sich in das Haus ihrer verstorbenen Großeltern zurückzuziehen. Für einen Großstadtmenschen wie Stella, ist das beschauliche Örtchen Laholm und das abgelegene Häuschen eine Herausforderung. Vielleicht kann sie ja dort wieder zu sich kommen, anschließend die Hütte gewinnbringend verkaufen und in New York als Designstudentin durchstarten. Noch gar nicht richtig angekommen, trifft sie auf Biobauer Thor. Grummeliger aber gutaussehender Nachbar, Vater und Witwer. Er steht ihr aber immer wieder hilfsbereit zur Seite und wer weiß…vielleicht ändert Stella ihre Zukunftspläne noch einmal.

Man findet sich gut in die Geschichte ein und ist schnell in der Story. Der Schreibstil ist leicht und flüssig, genau passend zu der Handlung. Was wiederum auch gleichzeitig das Problem ist. Die Story ist halt leider recht leicht, könnte ruhig etwas mehr Tiefe haben. Sie ist nicht kitschig oder langweilig, aber halt recht seicht. Ein paar mehr ereignisreiche Szenen hätten gut getan. Was hingegen ausreichend vorhanden war, war die Erotik. Vermutet man nicht, wenn man Cover und Klappentext liest. Manchmal war das etwas zu viel des Guten. Davon etwas weniger und mehr andere ereignisvolle Momente wären die bessere Mischung gewesen. Das Ende kommt dann er etwas übereilt. Es scheint so, als ob sie die Autorin vorher in der Leichtigkeit der Erzählung verloren hat und nun noch so vieles in die Geschichte packen will, aber die Seiten dazu kaum reichen.

Stella und Thor sind die Hauptcharaktere in diesem Buch. Die Kapitel legen abwechselnd den Schwerpunkt der Perspektive auf Stelle oder Thor. Thor ist einfach so, wie man sich einen skandinavischen Bauern vorstellt. Stella dagegen ist ein typisches Großstadtmädchen und erfüllt zu Beginn so ziemlich jedes Klischee diesbezüglich. Positiv fand ich die spürbare Entwicklung von Stella, das machte sie immer sympathischer und es war für die Story auch wichtig.

Aber auch die Nebencharaktere haben mir gefallen und passen in die Geschichte, allerdings hätte Beziehung von Stella und den Kindern von Thor hätte etwas mehr Raum finden können.

Sowohl die Charaktere als auch das Setting waren nicht bis ins letzte Detail beschrieben, aber das fand ich recht angenehm. Ausschweifende Schilderungen dieser Art hätten nicht in die Story gepasst. Es war alles authentisch und gab beim Lesen eine idyllische und heimelige Atmosphäre.

Kurzum ein locker, leichter Sommerroman, der trotz Schwachstellen durchaus als idyllische Urlaubslektüre empfohlen werden kann.


Eine Anmerkung außerhalb der Bewertung muss ich noch loswerden:
Die Papierqualität hat mir so gar nicht gefallen. Es fühlt sich sehr dünn an und bietet nicht die angenehme Griffigkeit, die man sonst von Büchern kennt. Ich hoffe nicht, dass das der neue Standard wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.06.2019

Weihnachten einmal anders und kurz

Weihnachten auf der Lindwurmfeste
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Für mich war es das erste Buch / Hörbuch von Walter Moers und folglich fällt es mir etwas schwer, den – für ihn typischen – speziellen Inhalt, kurz zusammen zu fassen, da es hier weder einen wirklichen ...

Für mich war es das erste Buch / Hörbuch von Walter Moers und folglich fällt es mir etwas schwer, den – für ihn typischen – speziellen Inhalt, kurz zusammen zu fassen, da es hier weder einen wirklichen Handlungsstrang noch greifbare Charaktere vorkommen.

Die Lindwürmer Zamoniens feiern Hamoulimepp, ein Mix aus „Hamouli“ und „Mepp“ oder auch „Weihnachtsmann“ und „Knecht Ruprecht“. Der berühmteste Schriftsteller Zamoniens Hildegunst von Mythenmetz bringt in einem Brief an den Buchhaimer Eydeeten Hachmed Ben Kibitzer sehr deutlich seine Abneigung gegenüber dem kuriosen „Fest der Feste“ zum Ausdruck. Er hält offensichtlich nicht viel von den Bräuchen und Traditionen wie feuerloses Feuerwerk, Hamoulimeppwurmzwerge oder auch das Bücher-Räumaus.

Das Cover erinnert durchaus an Weihnachten, lässt aber auch gleich vermuten, dass es ein etwas anderes Weihnachtsfest wird. Das liebevoll gestaltete Booklet zum Hörbuch macht den Einstieg in die Geschichte deutlich leichter und hilft bei der Vorstellung während des Hörens.

Auch wenn es etwas kompliziert scheint, findet man schnell in die Geschichte. Das ist auch notwendig, denn mit der Spielzeit von einer guten Stunde ist das Hörbuch auch schnell wieder vorbei.

Der Sprecher des Hörbuchs, Andreas Fröhlich, erzählt die Geschichte mit einer sehr angenehmen Stimme. Sarkasmus, Ironie und alle anderen Stimmungen bringt er genau richtig rüber.

Viele Themen rund um Weihnachten findet man wieder und liefert einen völlig anderen Blickwinkel auf das Weihnachtsfest.

Insgesamt eine recht amüsante, kurzweilige Unterhaltung aus einer anderen Welt, der man aber durchaus einmal gelauscht haben kann.

Veröffentlicht am 29.06.2019

Kleine weihnachtliche Zeitreise

Das Fest der kleinen Wunder
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Ostpreußen im Herbst/Winter 1925. Die 16-jährige Frederike von Weidenfels verbringt – gemeinsam mit ihren 5 Geschwistern – ihren letzten Winter auf Gut Fennhusen. Nächstes Jahr wird sie auf eine höhere ...

Ostpreußen im Herbst/Winter 1925. Die 16-jährige Frederike von Weidenfels verbringt – gemeinsam mit ihren 5 Geschwistern – ihren letzten Winter auf Gut Fennhusen. Nächstes Jahr wird sie auf eine höhere Töchterschule geschickt, darum möchte sie die Zeit bis dahin genießen und so viele unbeschwerte Stunden wie nur möglich verbringen. Sie genießt es, über die Felder zu reiten und sich die Zeit mit ihren Hobbies zu vertreiben. Großen Kummer bereitet ihr die Stute Caramelle. Sie ist recht widerspenstig und lässt sich nicht mehr reiten. Der Verkauf scheint unvermeidlich und so steht wohl ein trauriges Weihnachtsfest für Frederike bevor. Oder gibt sie doch noch…die kleinen Wunder?

Die Geschichte wird aus der Sicht von Frederike erzählt und kann durchaus als eigenständige Geschichte gelesen werden. Die Trilogie der Ostpreußen-Saga muss man vorher nicht gelesen haben. Frederike ist eine angenehme Protagonistin und weiß in ihren jungen Jahren schon gut, was sie will.

Zu Beginn des Buches ist ein Personenverzeichnis eingebaut. Das liefert prompt einen nützlichen Überblick über die Familienverhältnisse.

Der Schreibstil ist recht angenehm und flüssig zu lesen. Gut gefallen hat mir, dass immer wieder der ostpreußische Dialekt genutzt wird, es aber trotzdem verständlich blieb.

Die Autorin hat die Zeit wischen Erntedank und Weihnachten stimmungsvoll dargestellt. Man bekommt als Leser einen realitätsnahen Eindruck des damaligen Lebens, bekommt einen guten Eindruck des Alltags auf dem Gut und nimmt teil an den Vorbereitungen der Herbst- und Weihnachtszeit.

Die ganze Geschichte ging nicht allzu sehr in die Tiefe, der schmale Band lässt dies auch kaum zu. Daher fehlt es etwas an Spannung und Details.

„Das Fest der kleinen Wunder“ von Ulrike Renk ist eine leichte, besinnliche Geschichte, die man für Zwischendurch durchaus empfehlen kann.

Veröffentlicht am 31.07.2017

Zwei große Gestalten treffen sich…leider nur einmal

Und Marx stand still in Darwins Garten
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England, 1881: Zwei große Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts leben nur wenige Meilen voneinander entfernt. Charles Darwin lebt zurückgezogen in seinem Pfarrhaus in Kent und Karl Marx in einer Mietskaserne ...

England, 1881: Zwei große Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts leben nur wenige Meilen voneinander entfernt. Charles Darwin lebt zurückgezogen in seinem Pfarrhaus in Kent und Karl Marx in einer Mietskaserne mitten in London. Der Roman begleitet die beiden in ihren letzten Jahren geplagt von Krankheiten und den verschiedensten Sorgen. Die Verbindung zwischen ihnen ist ihr gemeinsamer Arzt Dr. Beckett, welcher durchaus eine größere Rolle einnimmt. Und schließlich kommt es auch zu diesem einen Treffen, bei dem sich die „Väter von Evolution und Revolution“ gegenübersitzen ...

Die Autorin Ilona Jerger hat sich in ihrem Debütroman zwei große Gestalten des 19. Jahrhunderts vorgenommen und dabei den Fakt des nahen beieinander Wohnens mit der Fiktion eines Zusammentreffens vermischt. Es ist nicht unbedingt ein einfaches Vorhaben, ausgezeichnet recherchierte wissenschaftliche und historische Fakten mit einer fiktiven Handlung weiter zu spinnen und dabei auch noch unterhaltsam zu sein. 

Von den ersten Seiten war ich durchaus angetan, denn man begleitet Darwin beim Forschen, ist fasziniert von den Regenwurm-Experimenten. Es lässt sich schnell Zugang zu der Person finden und ich hätte erwartet, dass es genauso gut weiter geht. Die Autorin nimmt sich Zeit, die Zwei ausführlich darzustellen wobei Darwin etwas mehr Platz bekommt. Leider kommt dann recht bald der Punkt, wo es sich überwiegend in den Gebrechen und Zipperlein verliert und Einblicke in das Wirken kaum noch Platz findet. Arztbesuche reihen sich aneinander, Dr. Beckett wird fast zum dritten Hauptakteur. Das Gleichgewicht zwischen Lebenswerk und Krankheit geht gänzlich verloren. Schade. Der Grundgedanke bietet eigentlich eine gute Idee.

Zu dem einmaligen Treffen der beiden Großen kommt es dann schon eher zufällig nach gut der Hälfte des Romans. So lange hat man eigentlich darauf gewartet, doch dann war es rückblickend irgendwie unspektakulär. Ich würde mir hier keine nebensächliche Begegnung wünschen, sondern zahlreiche Zusammentreffen mit hitzigen Diskussionen und geistigen Höhenflügen.

Die Autorin schreibt in einem meist flüssigen und gut lesbaren Stil. Es liest sich überwiegend angenehm, aber die Sätze sind oft recht kurz dafür aber klar formuliert. Es ist extrem von Dialogen geprägt und findet nur an wenigen Schauplätzen statt. Eine Grundbetrübtheit, bedingt durch Krankheiten und Unzufriedenheit, zieht sich durch das ganze Buch. Unterhaltung oder tiefe Emotionen sollte man nicht erwarten. Es ist kein Buch, das man nebenbei lesen sollte, denn es erfordert durchaus ein gewisses Maß an Konzentration.

Durchaus habe ich ein Buch erwartet, dass eher die privaten Seiten von Darwin und Marx betrachtet. Allerdings standen mir Krankheiten und Arztbesuche sowie Gespräche um die Kirche zu sehr im Vordergrund. Auch hätte ich mir gewünscht, dass sich die beiden mehr als einmal Treffen und dabei munter fachsimpeln.

Ich empfehle dieses Buch all jenen, die an einer Mischung aus lehrreichen, historischen Fakten von Darwin & Marx kombiniert mit einer halbfiktiven Handlung interessiert sind.

Veröffentlicht am 24.07.2017

humorvoll überspitzter Dorfkrimi

Mordsacker
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Aufgrund eines Zeugenschutzprogrammes musste Klara Himmel nebst Ehemann Paul und Tochter Sophie von der Großstadt in das mecklenburgische Dorf Mordsacker umsiedeln. Ausgestattet mit neuen Identitäten und ...

Aufgrund eines Zeugenschutzprogrammes musste Klara Himmel nebst Ehemann Paul und Tochter Sophie von der Großstadt in das mecklenburgische Dorf Mordsacker umsiedeln. Ausgestattet mit neuen Identitäten und (meist) abgespeckten Varianten ihrer bisherigen Jobs versuchen alle, sich mehr oder weniger gut mit diesem neuen Leben zu arrangieren. Vor allen Dingen die Hauptakteurin Klara tut sich schwer mit ihrem ungewollten Hausfrauendasein und der Langenweile in der Provinz. Als ihr Mann, neuerdings Dorfpolizist, zum toten Schweinebauer gerufen aber dann plötzlich erkrankt, ist das DIE Chance. Klara glaubt nämlich nicht, dass es sich um einen tragischen Unfall handelt. Wird Klara erfolgreich ermitteln oder bringt sie sich und ihre Familie in nicht geahnte Gefahr...?


Die Autorin hat einen leichten, angenehmen Schreibstil. Die bildhafte Beschreibung der Orte und dörflichen Eigenheiten ist ihr gut gelungen. Typische Dorfklischees werden humorvoll aufs Korn genommen. Auch die Charaktere sind detailliert und authentisch gestaltet.

Der Einstieg in die Geschichte ist mir recht leicht gefallen, allerdings habe ich mich dann doch recht schwer mit dem Buch getan.

Mit der Protagonistin Klara bin ich leider so gar nicht warm geworden. Ihre phasenweise Überheblichkeit gegenüber anderen war nicht so schön und auch mit ihrem Verhalten und den Entscheidungen habe ich mich schwer getan.

Der Handlung an sich konnte man aber gut folgen, auch wenn es stellenweise schon arg überspitzt oder auch unstimmig war. Schon alleine Wortspiele wie das Lieblingsschwein der Tochter „Schnitzel“ zu benennen oder den Bestatter „Grube“ zu nennen fand ich eher etwas platt als witzig.

Absolut positiv ist hervorzuheben, dass die Spannung bis zum Ende des Buches erhalten bleibt. Einige Verdächtige werden von Klara nach und nach ermittelt, aber bis zum Schluss war nicht wirklich zu erahnen, wie der Fall sich auflösen wird.

Alles in allem empfand ich das Buch als nette Lektüre zwischendurch, aber es konnte mich nicht vollständig überzeugen. Aber wer überspitzte Landkrimis mag, der ist hier goldrichtig.