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Veröffentlicht am 26.08.2020

Träume sind (Bier-)Schäume

Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis
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Colina ist Schankmädchen in einer München Wirtsstube und träumt von einem besseren Leben. Sie schafft es mit viel Dreistigkeit und Einfallsreichtum, von dem aus Nürnberg neu zugezogenen Bierbrauer Curt ...

Colina ist Schankmädchen in einer München Wirtsstube und träumt von einem besseren Leben. Sie schafft es mit viel Dreistigkeit und Einfallsreichtum, von dem aus Nürnberg neu zugezogenen Bierbrauer Curt Prank als Gouvernante für dessen Tochter Clara engagiert zu werden.
Prank will sein fränkisches Bier unbedingt auf dem Oktoberfest ausschenken – ein schnell erlassenes Gesetz verhindert das aber. Seine letzte Chance ist Claras Hochzeit mit dem Vorstandsvorsitzenden der größten Münchner Brauerei, der allerdings mehr als doppelt so alt ist wie sie. Clara entzieht sich diesem Vorhaben durch die Flucht und Colina landet wieder da, wo sie nie mehr hinwollte – als Schankmädchen auf dem Oktoberfest …

Oberwachtmeister Lorenz Aulehner ist neu bei der Kriminalabteilung der königlichen Schutzmannschaft in München. Er soll der Nachfolger des jetzigen Leiters werden und ist mit seinen Kollegen für Ruhe und Ordnung auf dem Oktoberfest zuständig, denn hinter den Kulissen kämpfen die Bierbrauer und Wirte mit harten Bandagen und unlauteren Mitteln um die Gäste und Vorherrschaft. Als es im Umfeld der Wiesn zu einigen Todesfällen kommt stellt sich die Frage, ob diese etwas mit den Ausschanklizenzen für das Fest zu tun haben.

„Oktoberfest 1900“ von Petra Grill zeichnet ein sehr authentisches Bild der damaligen Zeit und vermittelt dabei viele historische Fakten. Ich wusste z.B. nicht, dass die Ausschanklizenzen damals noch nicht an die großen Brauereien, sondern an kleine Wirte vergeben wurde, die mit dem dort erwirtschafteten Geld das restliche Jahr überbrücken mussten. Um ordentlich daran mitzuverdienen, kauften die großen Brauereien die Wirte nach und nach auf. „In ein paar Jahren gibt’s in München kein Wirtshaus mehr, das nicht einer Brauerei gehört.“ (S. 302)
Auch die Arbeitsbedingungen der Schankmädchen waren unvorstellbar. Sie schufteten täglich bis zu 18 Stunden und bekamen keinen festen Lohn, sondern nur ihr Trinkgeld. Deshalb verdienten sich was dazu, indem sie mit den männlichen Gästen schliefen.

Colina hat mich sehr beeindruckt. Sie ist zielstrebig, taff und weiß genau, was sie will – einen ordentlichen Lohn und nicht mehr von den Trinkgeldern und der Hurerei abhängig sein. Doch als sie glaubt, es endlich geschafft zu haben, wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt.
Clara ist zu Beginn eine verwöhnte und sehr naive Fabrikantentochter. Aber sie will sich nicht länger dem Willen ihres Vaters unterordnen, sondern sich ihren Ehemann selber suchen. Dass sie für ihr Glück alles riskiert und eine sehr starke, fast schon harte Persönlichkeit wird, hat mich sehr überrascht.
Lorenz Aulehner will alles richtig machen und seinen Chef beeindrucken, kann seine menschliche Seite zum Glück aber nicht ganz abschalten. Als Außenstehender hat er einen unvoreingenommenen Blickwinkel auf den Münchner Klüngel und ist noch niemandem verpflichtet.

Die Autorin erzählt die Geschichte abwechselnd aus Colinas und Aulehners Perspektive und lässt auch berühmte Persönlichkeiten wie König Otto von Bayern oder Fanny zu Reventlow auftreten. Sie schreibt sehr detailverliebt und lässt Hintergrundinformationen zur wirtschaftlichen und politischen Situation, den Frauenrechten, Arbeits- und Lebensbedingungen ihrer Protagonisten einfließen. Leider waren mir diese Schilderungen manchmal etwas zu ausführlich und sorgten in der an sich recht spannenden Handlung für ein paar kleine Längen. Davon abgesehen hat mich das Buch aber sehr gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 17.08.2020

Das Modell und die Fotografin

Die Bilder der Frauen
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1942: Jessica May ist Fotomodell in New York, ziert die Titelseiten der Vogue, schreibt aber auch selbst Artikel und macht Fotos. Als ihr Freund ein Foto von ihr für die Werbung von Damenhygiene verkauft, ...

1942: Jessica May ist Fotomodell in New York, ziert die Titelseiten der Vogue, schreibt aber auch selbst Artikel und macht Fotos. Als ihr Freund ein Foto von ihr für die Werbung von Damenhygiene verkauft, enden ihre Karriere und ihre Beziehung abrupt. Jessica sieht das als Chance, sich endlich einen Namen als Kriegsfotojournalistin zu machen und überredet ihre Chefin, sie für die Vogue nach Europa zu schicken. Ihre Voraussetzungen für den Job, sind gut, da ihre Eltern Paläobotaniker und mit ihr auf der ganzen Welt unterwegs waren. Sie braucht keinen Luxus zum Leben, spricht fließend Französisch, Italienisch, etwas Deutsch. Zusammen mit anderen Journalistinnen wird sie der Armee unterstellt und bekommt den Rang eines Captains, darf aber immer nur dann arbeiten, wenn sie auch einen Marschbefehl bekommt. Also besteht ihre Zeit in Europa lange nur aus Warten …

Natasha Lester erzählt in ihrem neuen Buch „Die Bilder der Frauen“ von zu Unrecht vergessenen Heldinnen des 2. Weltkrieges – weiblichen Journalistinnen. Von Frauen wie Lee Miller (Jessicas historischem Vorbild) und Martha Gellhorn, der Ehefrau von Ernest Hemingway, die genau wie ihre männlichen Kollegen oft an vorderster Front und mitten im Kriegsgeschehen waren, aber trotzdem nicht ernst genommen, (sexuell) belästigt und bei der Arbeit behindert wurden. Sie lässt den Leser an deren Kampf um Anerkennung und Gleichberechtigung teilhaben. Ich fand es erschreckend, dass selbst Ernest Hemingway seiner Frau den Beruf bzw. den Erfolg nicht gegönnt hat. „Bist du Kriegskorrespondentin oder die Frau in meinem Bett?“ (S. 95)

Der Krieg wird sehr direkt, bewegend, aufwühlend und intensiv aus weiblicher Sicht beschrieben. Jessica und Martha sollen eigentlich nur die weiblichen Army-Mitglieder wie z.B. Krankenschwestern interviewen und fotografieren, finden ihre Inspirationen aber überall, haben die Kamera stets griffbereit und berichten neben dem aktuellen Geschehen auch von den kleinen Freuden oder Glückbringern der Soldaten, von geretteten Kindern, die in Lazaretten aufgezogen werden. Und obwohl sie ihren Job wirklich gut machen, berühmte Bilder schießen und Millionen Menschen erreichen, werden sie nicht immer wieder respektlos behandelt und auf ihr Geschlecht reduziert. „Ich dachte, sie sehen mich inzwischen als eine der Ihren. Aber inzwischen glaube ich, dass wird nie passieren. Ich bin in erster Linie eine Frau, und alles andere ist bestenfalls zweitrangig.“ (S. 224)
Natasha Lester lässt das Grauen des Krieges lebendig werden, schreibt über die Befreiung der KZ’s und wie die Soldaten nicht glauben konnten, was sie da sehen. Sie lässt Jessica aber auch über die Vergewaltigungen der Französinnen durch die amerikanischen Soldaten recherchieren und wie diese versucht, dem entgegenzuwirken.
Auch die zarte Liebesgeschichte zwischen Jessica und Major Dan Hallworth hat sich harmonisch in die Handlung eingefügt und mir gut gefallen.

Daneben gibt es noch einen zweiten Handlungsstrang, der 2004 in Frankreich spielt. Arthandlerin D‘Arcy soll für ihre Galerie die Fotos des berühmten „Photographer“ nach Sydney holen. Niemand weiß, wer sich hinter dem Pseudonym versteckt, aber D‘Arcy kommt dem Geheimnis bald auf die Spur und damit auch der Vergangenheit ihrer eigenen Familie. Dieser Teil der Geschichte war ebenfalls sehr spannend und überraschend, allerdings war mir die darin enthaltene Liebesgeschichte etwas zu flach und für die Handlung nicht wirklich notwendig.

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Veröffentlicht am 05.08.2020

„Bitte, nennen Sie mich Grace.“

Miss Kelly und der Zauber von Monaco
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1955 dreht sich in Cannes alles um das Film-Festival. Die Journalisten jagen Promis wie z.B. Grace Kelly für das perfekte Foto. Auch James Henderson soll im Auftrag seines Redakteurs Bilder von ihr liefern ...

1955 dreht sich in Cannes alles um das Film-Festival. Die Journalisten jagen Promis wie z.B. Grace Kelly für das perfekte Foto. Auch James Henderson soll im Auftrag seines Redakteurs Bilder von ihr liefern und verfolgt sie dafür bis in die kleine Parfümerie von Sophie Duval. Diese versteckt Grace im Hinterzimmer, woraus sich eine lebenslange Freundschaft der beiden Frauen entwickelt und ein Flirt zwischen James und Sophie. Aber haben sie auch eine gemeinsame Zukunft?

James ist ein Getriebener, der seine Erlebnisse als Soldat im 2. WK nicht vergessen kann. Er ist geschieden und Vater einer kleinen Tochter, darf sie aber nur selten sehen. Obwohl er lieber Landschaftsaufnahmen machen würde, hält er sich mit den Fotos von Berühmtheiten über Wasser.

Auch Sophie hat es nicht leicht. Ihr Vater war Parfümeur und hat sie bis zu seinem frühen Tod selbst ausgebildet. Er ist ihr großes Vorbild, sie eifert ihm in allem nach und träumt davon, einen neuen Duft zu entwickeln. Ausgerechnet Grace Kelly und James inspirieren sie zu einer ganzen Serie.
Sophie ist mit dem millionenschweren Lebemann Lucien liiert, der sie lieber heute als morgen als Ehefrau an seiner Seite sehen würde. Ihr Bestreben, eine neue Duftlinie zu entwickeln und damit die Schulden des Unternehmens zu tilgen, belächelt er nur.
Außerdem muss sie sich um ihre spiel- und alkoholsüchtige Mutter kümmern, die auf den Verkauf des Unternehmens drängt.

„Miss Kelly und der Zauber von Monaco“ erzählt die nicht unkomplizierte Liebesgeschichte von Sophie und James abwechselnd aus ihrer beider Sicht. Zeitungsartikel über Grace Kelly lockern die Handlung auf und zeichnen ein prächtiges Bild der zukünftigen Fürstin. Man erfährt alles über ihre Roben, das Kennenlernen und die Hochzeit mit Fürst Rainier inkl. der aufwendigen Vorbereitungen. Aber ist sie nur der Rahmen bzw. das Bindeglied zwischen Sophie und James und nicht die Hauptperson, wie ich nach dem Lesen des Klappentextes gedacht hatte.

Die Autorinnen schildern ihre Protagonisten sehr lebendig und lassen den Leser auch an deren Innenleben teilhaben. Ich konnte mir auch die feudale Kulisse der Côte d'Azur, die rauschenden Feste und das Leben der Schönen und Reichen zur damaligen Zeit sehr gut vorstellen und wäre gern dabei gewesen. Sie gestatten aber auch einen Blick hinter die Kulissen – wie aufreibend die Berichterstattung der Presse zur Hochzeit war. Die Journalisten mussten um jedes Foto oder Interview kämpfen, es kam zu regelrechten Schlachten unter ihnen und mit der Polizei. Auch Grace konnte sich kaum noch frei bewegen, wurde auf Schritt und Tritt beobachtet.

Mein Fazit: Eine schöne Kombination aus Liebesgeschichte und biografisch angehauchtem Roman mit interessanten Details über die Arbeit eines Parfumeurs, Grace Kelly und die Pressearbeit bzgl. ihrer Hochzeit.

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Veröffentlicht am 21.07.2020

Zeitenwende

Das Brauhaus an der Isar: Im Sturm der Zeit
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München 1919: Nachdem ihr Bruder kurz nach dem Krieg an der Grippe gestorben ist, soll Clara das Brauhaus Bruckner von ihren Eltern Melchior und Antonia übernehmen. Aber Clara kann den Schmerz über den ...

München 1919: Nachdem ihr Bruder kurz nach dem Krieg an der Grippe gestorben ist, soll Clara das Brauhaus Bruckner von ihren Eltern Melchior und Antonia übernehmen. Aber Clara kann den Schmerz über den Verlust ihres Bruders nicht überwinden, außerdem gehört sie einer Strömung an, die ein Leben mit Freikörperkultur und Sport und ohne Alkohol- und Fleischkonsum führen will. Trotzdem ordnet sie sich dem Willen ihrer Eltern unter und lässt sich in das Brauwesen einarbeiten, studiert sogar Chemie und drückt dem Familienunternehmen ihren eigenen Stempel auf – sie braut alkoholfreies Malzbier und lässt mit Wasser verdünnten Saft ausschenken, um mit den Männern auch deren Familien ins Gasthaus zu locken.

Clara ist eine starke Persönlichkeit mit Herz, Verstand und Schnauze. Sie muss sich den Respekt ihrer Angestellten und das Vertrauen ihrer Eltern erst verdienen. Zum einen, weil sie „nur“ eine Frau ist, und zum anderen, weil die Arbeiter Angst haben, dass sie die Produktion komplett auf alkoholfreies Bier umstellt und deswegen Leute entlassen wird. Doch deswegen einfach einen passenden Mann zu heiraten und ihm die Firma zu übergeben, ist für Clara keine Option. „Die Welt stand ihr offen. Und ihre Aufgabe war es nicht, den richtigen Mann zu finden. Sondern die Frau zu sein, die sie sein wollte.“ (S. 196)
Ihre Freundin Magdalena hingegen wählt diesen Weg. Sie muss nach dem Tod des Vaters die Malzfabrik der Familie leiten und wünscht sich einen starken Partner an ihrer Seite. Dass ihre Wahl dabei auf Alfred fällt, der mit Hitler sympathisiert, passt Clara gar nicht. Kann sie die Freundin vor ihm retten?

Außerdem fühlt sie sich zu zwei Männern hingezogen. Der Journalist René hat im Krieg Furchtbares erlebt. Er sucht ständig die Gefahr und den Nervenkitzel als Beweis dafür, dass er noch lebt. „Bei ihm habe ich das Gefühl zu leben, als wäre nie Krieg gewesen. Er hat so eine Leichtigkeit, ganz gleich, was um ihn herum geschieht.“ (S. 160) Aber ist er auch ein Mann fürs Leben?
Dann ist da noch der undurchsichtige Ferdinand Schwabinger. Ein Mann mit Ambitionen, von dem niemand weiß, wie er zu seinem Geld gekommen ist. Er will mit aller Macht die Monarchie zurück, hat Interesse am Brucknerbräu und könnte Clara die Welt zu Füßen legen ...

Der zweite Teil der Münchner Brauhaus Saga von Julia Freidank dreht sich vor allem um Clara und ihr Leben in einer Zeit, die ständig im Wandel scheint und sehr unruhig und gefährlich ist. „Der Krieg ist vorbei, aber es schwelt in der Stadt. Ein Funke genügt und alles brennt wieder lichterloh.“ (S. 59) Die Räterepublik versucht nach der Absetzung des Königs den Freistaat Bayern als sozialistischen Staat zu etablieren, es kommt zu Straßenkämpfen zwischen der Reichswehr und der „Roten Armee“. Die Reparationszahlungen lösen eine Hyperinflation aus, dazu kommen Arbeiteraufstände, Kreise, die die Monarchie wieder einführen wollen, und Hitler, der immer mehr Anhänger um sich schart. Außerdem wollen die Brauer unbedingt das Oktoberfest wiederbeleben, brauchen aber einen Schirmherrn oder Sponsoren.

Julie Freidank lässt eine interessante Zeit lebendig werden, in der es zumindest kurz so aussah, als wären Frauen genau so viel wert wie Männer. Durch die vielen Gefallenen oder als Invaliden Heimgekommenen sorgen oft die Frauen für den Unterhalt der Familien. Sie können studieren, die Frisuren und Röcke werden kürzer und man heiratet nicht gleich, nur weil man sich liebt, muss dann aber auch mit dem Gerede der Leute leben. Doch schon bald wollen die Kirche und die Nazis Frauen wieder auf ihren angestammten Platz verweisen – ins traute Heim mit einer Schaar Kinder um sich, sich ihrem Mann komplett unterordnend.

„Das Brauhaus an der Isar – Im Sturm der Zeit“ ist wieder sehr spannend, aber zum Teil etwas langatmig. Ich hätte mir an einigen Stellen etwas weniger Politik und dafür mehr Clara gewünscht.

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Veröffentlicht am 08.07.2020

Die T-U-F-Methode

Prost, auf die Wirtin
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„Immer wenn es am ungünstigsten ist …“ (S. 9) denkt Kommissar Constantin Tischler, als er am Sonntagmorgen zu einem Mord gerufen wird. Dabei ist er gerade erst nach Brunngries gezogen, lebt noch aus Umzugskartons ...

„Immer wenn es am ungünstigsten ist …“ (S. 9) denkt Kommissar Constantin Tischler, als er am Sonntagmorgen zu einem Mord gerufen wird. Dabei ist er gerade erst nach Brunngries gezogen, lebt noch aus Umzugskartons und sein Dienst beginnt eigentlich erst am Montag, aber darauf hat der Mörder leider keine Rücksicht genommen.

Doch zum Fall. Franziska, die Wirtin des Dorfes, liegt erschossen im Wald und da ihr Mann ein Säufer, extrem eifersüchtig, aufbrausend, gewalttätig und ein Waffennarr ist, gilt er als Hauptverdächtiger. Leider kann Tischler ihm die Tat nicht nachweisen. Ist der Wirt besonders geschickt vorgegangen oder war es jemand anderes?!

„Prost auf die Wirtin“ ist der Auftakt einer humorvollen Krimireihe von Friedrich Kalpenstein. Kommissar Constantin Tischler ist Anfang 30 und hat sich aus München in die Chiemgauer Alpen versetzen lassen, weil man auf dem Land schneller Karriere machen kann und er seine Jugend auf einem Internat in der Nähe verbracht hat. Daher kennt er auch die Gegend und Bewohner noch etwas. Er ist Single, sehr auf seinen Oldtimer, einen Jaguar E-Type 1969, und seine Hightech-Kaffeemaschine fixiert.
Zu Tischlers Mitarbeitern gehört der übereifrige Polizeiobermeister Fink. Fink ist ungefähr gleichalt, immer etwas übereifrig, mit einem Faible für Trachtenjanker und bespricht leider alles mit seiner Mutter – auch aktuelle Ermittlungsstände. Er wird von den Kollegen gemobbt, auch Tischler muss ihn sich erst „zurechtstoßen“. (In dem Zusammenhang fand ich es übrigens sehr witzig, dass Tischler für das kollegiale DU ist, beim Anschnauzen aber siezt.) Doch nicht nur Fink, auch Sachbearbeiterin Luise Brandt treibt Tischler durch ihre eigenmächtigen Aktionen an den Rand der Verzweiflung. Überhaupt scheinen in Brunngries immer alles über alles Bescheid zu wissen und jeden zu kennen – wie das auf dem Dorf eben so ist.

Man merkt dem Krimi an, dass Friedrich Kalpenstein ein großer Fan der Eberhofer-Reihe von Rita Falk ist – schon wegen der Kneipe und dem Metzger mit seinen Leberkäs-Semmeln als Ortsmittelpunkt. Aber für mich hätte es noch etwas mehr Spannung und bayrischer Lokalkolorit sein können und dafür etwas weniger Privatleben des Ermittlers.

Ach ja, wenn ihr wissen wollt, was die T-U-F-Methode ist, müsst ihr das Buch schon selbst lesen .

Mein Fazit: Ein schöner Urlaubskrimi und ambitionierter Auftakt einer neuen Reihe mit etwas Luft nach oben.

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