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Veröffentlicht am 11.09.2020

Packend und warmherzig

Kalmann
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Dieser Roman hat etwas Besonderes.
Man ist sofort drinnen in Kalmanns Welt und freut sich auf die all die kommenden Seiten.
Kalmann geht auf Haifischjagd und ist der selbsternannte Sheriff von Raufahöfn.
Ein ...

Dieser Roman hat etwas Besonderes.
Man ist sofort drinnen in Kalmanns Welt und freut sich auf die all die kommenden Seiten.
Kalmann geht auf Haifischjagd und ist der selbsternannte Sheriff von Raufahöfn.
Ein waschechter Isländer mit einem amerikanischen Vater der im Dorf mit Cowboyhut und Revolver herumläuft.
Er macht sich seinen Reim auf alles, was im Dorf so vor sich geht und er erzählt uns seine Geschichte.

Eine recht spannungsgeladene Geschichte aus der Sicht eines nicht so klugen Menschen der an Forrest Gump
erinnert. Ein Antiheld, der so liebenswürdig ehrlich ist, das man sich fragt was ist eigentlich normal?
Wunderbar geschrieben und die Gedankengänge und Empfindungen von Kalmann sind teilweise so berührend gutgläubig.
Und er hat sein Motto: kein Grund zur Sorge, Sheriff von Raufarhöfn bekommt das schon hin.
Man empfindet Sympathie für diesen jungen Mann, der eigentlich nur anerkannt und geliebt werden will.
Nimmt Anteil daran wie Kalmann unbedingt helfen will und sich doch dabei sehr oft total verhaspelt.
Nur, wenn er Gammelhai zubereitet ist er ganz in seinem Element. Am Ende wächst er über sich hinaus und zeigt was in ihm steckt.


So ganz nebenbei bekommt man noch einen sehr schönen Blick auf Island. Über die Natur und die Lebensbedingungen.
Über die Menschen dort und wie es sich so Lebt.
Die teilweise skurrilen Personen und die humorvollen oft lebensklugen Passagen machen diesen Roman zu einem Leseerlebnis.
Es ist nicht nur ein packendes Buch, sondern auch ein sehr warmherziges.
Ein bisschen zum Nachdenken und manches Mal auch zum Lachen.

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Veröffentlicht am 14.08.2020

Glaube, Liebe, Hoffnung

Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück
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Es war so schön, solange es anhielt.

Dieses wunderbare Buch beschreibt das außergewöhnliche Leben der Marguerite (Peggy) Guggenheim.

Erzählt wird in drei Abschnitten. Die Handlung spannt sich von 1937 ...

Es war so schön, solange es anhielt.

Dieses wunderbare Buch beschreibt das außergewöhnliche Leben der Marguerite (Peggy) Guggenheim.

Erzählt wird in drei Abschnitten. Die Handlung spannt sich von 1937 bis 1942.

Peggy hatte zwei großen Leidenschaften. Kunst und Männer. Das wird so wunderbar beschrieben. Wie Peggy allen Widerständen zum Trotz sich ihren Traum erfüllt.

Man spürt förmlich die Kraft, die Peggy ausstrahlt. Ihre Leidenschaft, ihren Willen sich gegen eine Männerwelt und sogar auch gegen die eigene Familie zu behaupten. Der unbedingte Wille zur Unabhängigkeit und der Auffassung, dass Kunst für jeden da war und nicht nur für einen kleinen abgeschlossenen Kunstzirkel.

Die Leidenschaft zur Kunst und die Anfänge ihrer Sammlerleidenschaft ist so mitreißend beschrieben. Ihre ganze Persönlichkeit wird greifbar. Mit ihrem Geld tut sie auch viel Gutes. Viele Freunde werden von ihr monatlich finanziell unterstützt. Auch in schlechten Zeiten denkt sie ganz zuletzt an sich. Durch ihre finanziellen Zuwendungen gelingt zahlreichen Künstlern die Flucht aus Europa.

Die Charaktere dieser Zeit werden brillant zum Leben erweckt. Das Lebensgefühl der 1930 Jahre kommt auch so wunderbar auf die Seiten. Die Ortsbeschreibungen lassen eine längst vergangene Zeit wieder auferstehen und laden in eine Reise in die Vergangenheit ein.

Ein sehr gut recherchiertes Buch über eine kämpferische und starke Frau die ihren Weg gegangen ist.

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Veröffentlicht am 24.07.2020

Die Suche nach der Wahrheit

Zwei fremde Leben
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Dieser Roman spielt in der ehemaligen DDR und zeigt auf sehr realistische und vor allem spannende Art wie es dort damals zugegangen sein kann.

Zwangsadoption in der DDR ist ein Thema das noch nicht richtig ...

Dieser Roman spielt in der ehemaligen DDR und zeigt auf sehr realistische und vor allem spannende Art wie es dort damals zugegangen sein kann.

Zwangsadoption in der DDR ist ein Thema das noch nicht richtig aufgearbeitet wurde.

In diesem Roman wird ein Baby kurz nach der Geburt für Tod erklärt. Der Albtraum jeder Mutter. Ihre Zweifel, Ängste und die Hoffnung nach Aufklärung. Das alles wird sehr real und auf gespenstische Art und Weise erzählt. Der Alltag, das Leben im grauen Dresden. Vor allem auch das Leben mit der Stasi.Alles wirkt so Echt und das Entsetzen wird nahezu greifbar. Der Spannungsbogen ist sehr gekonnt gesetzt. Das liegt auch an den verschiedenen Erzählsträngen. Dadurch wird diese Geschichte sehr lebendig. Die Charaktere und der Aufbau sind sehr überzeugend und authentisch. Der Autor schafft es aus jeden der Charaktere das Geheimnisvolle und auch Befremdliche klar herauszustellen. Keiner von Ihnen kommt besonders sympathisch rüber und sie bleiben einem die ganze Zeit über fremd. Das Misstrauen, die Umstände, die Verzweiflung und der unbedingte Wille der Aufklärung sind sehr gekonnt in Szene gesetzt. Wem kann man trauen und wem nicht? Ist es Realität oder doch nur Einbildung? Die Schreibweise ist wunderbar fließend und mitreißend. Man kann dieses Buch kaum aus der Hand legen. Ein Buch, das dem Leser eine Gänsehaut verschafft und in die menschlichen Abgründe zieht. Düster und geheimnisvoll. Ein Lesehighlight!

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Veröffentlicht am 22.07.2020

Der Geist der Villa Rosen

Das Gartenzimmer
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Ein Landhaus im Grunewald. Wunderbar gelegen und voller Geschichten.
Erbaut von Max Taubert im Auftrag der Familie Rosen.
Bis in die Nachkriegszeit kann die jüdische Familie Rosen das Haus halten.
Dann ...

Ein Landhaus im Grunewald. Wunderbar gelegen und voller Geschichten.
Erbaut von Max Taubert im Auftrag der Familie Rosen.
Bis in die Nachkriegszeit kann die jüdische Familie Rosen das Haus halten.
Dann steht es sehr lange leer bis es in den Neunziger Jahren neu entdeckt wird.
Die Familie Lekebusch erweckt es zu neuem Leben.
Doch mit der Zeit tritt die Vergangenheit immer mehr in den Vordergrund.
Es kommen Dinge zutage mit denen Niemand gerechnet hat.


Das Gartenzimmer ist mehr als eine Geschichte vom Schicksal eines Hauses.
Es geht hier um Kunst, Moral, Politik und vor allem um das persönliche Glück.
Das alles wird in verschiedenen Erzählsträngen wieder gegeben.
In jedem Kapitel wechseln die Jahre und es stehen andere Charaktere im Mittelpunkt.
Das gibt dem Buch eine gewisse lebendigkeit und macht es dadurch auch etwas spannend.
Es ist die Geschichte vom Architekten Max Taubert der sich mit diesem Haus
einen Traum erfüllt. Die Geschichte einer jüdischen Familie, der Rosens.
Die sich später mit den Nationalsozialisten auseinandersetzen müssen.
Dann kommen die Lekebuschs die dieses Haus wieder entdecken.
Den Charme des neoklassizistischen Landhauses mit einer aufwendigen Restaurierung
wieder herstellen. Der alte Geist wird wieder geweckt aber sie stellen schnell
fest, dass die Schatten der Vergangenheit sehr lang sind.
Wunderbar kann man eintauchen in diese Zeiten, als wenn man selber in dieses Haus zieht. Man reist durch die Jahrzehnte und denkt, genauso könnte es gewesen
sein. Der Schreibstil ist wunderbar fließend und mitreißend. Die Charaktere wirken sehr realistisch, man kann sich sehr leicht in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen.
Ein wunderbares Buch über ein einzigartiges Haus.
Sensibel und bewegend erzählt.
So schön das man das Haus am liebsten nicht mehr verlassen möchte.
Ein Lesehighlight.

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Veröffentlicht am 08.07.2020

Ein wunderbares Buch

Nebelkinder
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Nebelkinder ist ein Herzensbuch der Autorin und ich kann es nur bestätigen.
Auch für mich ist es ein Herzensbuch. Nebelkinder nennt man die Generation der Kriegsenkel. Die haben eigentlich nichts mehr ...

Nebelkinder ist ein Herzensbuch der Autorin und ich kann es nur bestätigen.
Auch für mich ist es ein Herzensbuch. Nebelkinder nennt man die Generation der Kriegsenkel. Die haben eigentlich nichts mehr mit dem Krieg zu tun und sind dennoch von den Traumata ihrer Großeltern/Elterngeneration mehr oder weniger bewusst geprägt.
In diesem wunderbar geschriebenen Roman begleiten wir die Hauptcharaktere Käthe, Ana und Lilith.
Die Geschichte wird in mehreren Erzählsträngen erzählt und springt immer wieder zurück in die Kriegszeit. Flucht und Vertreibung werden sehr realistisch wiedergegeben. Das ist auch kein Wunder denn Stefanie Gregg verarbeitet hier auch zum Teil ihre eigene Geschichte.
Auch ich bin ein Nebelkind und konnte, obwohl meine Familie aus Ostpreußen fliehen musste, durchaus parallelen festellen. Da alles sehr realistisch wiedergegeben wird, ist es manchmal etwas schwer auszuhalten.
Aber es kommen zum Glück auch sehr viele schöne Erlebnisse zum Vorschein. Die Familie fasst in München Fuß, der Vater kommt aus dem Krieg zurück und langsam kehrt wieder so etwas wie Normalität ein.
Es ist ein sehr berührender Roman. Unprätentiös und lebensnah erzählt, so das es nie rührselig oder kitschig wird.
Die Charaktere und Ihre Entwicklungen sind wunderbar beschrieben und man kann sich sehr gut mit ihnen Identifizieren.
Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm zu lesen.
Hier wird Zeitgeschichte aus Sicht einer Familie spannend und authentisch vermittelt.
Für mich ist das Buch einen Kauf wert, weil es zeigt was eine Vertreibung aus der Heimat wirklich bedeutet.

Ein Buch was lange nachklingt.

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