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Veröffentlicht am 25.07.2020

Warum in die Ferne schweifen

HOLIDAY Reisebuch: Wo Deutschland am schönsten ist
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Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah. Wieder einmal habe ich mir einen Reiseführer für unsere Heimat vorgenommen, und das war eine gute Idee. Deutschland kann nämlich selbst mit wunderschönen ...

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah. Wieder einmal habe ich mir einen Reiseführer für unsere Heimat vorgenommen, und das war eine gute Idee. Deutschland kann nämlich selbst mit wunderschönen Ecken punkten, und so schön Italien, Frankreich, Spanien oder gar die Fernziele sein mögen, wir drücken mit jedem Flug unserer Erde einen ökologischen Fußabdruck auf, den wir nie wieder gutmachen können. Also, warum dann nicht einmal erst das eigene Land kennenlernen?

Dieses Buch hilft dabei. Es ist unterteilt in die einzelnen Bundesländer, und da wiederum in einzelne Gegenden/Städte. Was mich an der ganzen Aufteilung ein wenig gestört hat, waren die etwas durcheinander gestalteten Tipps und Ausflugsziele. So werden zum Beispiel erst ein Theater oder ähnliches in Stuttgart vorgestellt, dann geht's weiter zu irgendwas in Heidelberg, dann wieder ein Museum in Stuttgart. Was soll das? Warum kann man nicht erst alle interessanten Sachen in einer Stadt vorstellen, dann zur nächsten übergehen? Ähnlich läuft es mit den Restauranttipps, wo mir ziemlich gegen den Strich ging, dass mit extrem wenigen Ausnahmen immer die äußerst fleischlastigen erwähnt wurden. Noch mal der Verweis auf den ökologischen Fußabdruck - gerade im Urlaub könnte man doch mal was anderes probieren. Mir wäre es auch lieber gewesen, wenn es mehr Bilder/Fotos von den unbekannten Sehenswürdigkeiten gegeben hätte. Dass man nicht alles in einem Buch unterbringen kann, ist klar, aber zum gefühlten Millionsten Mal Neuschwanstein zu sehen, ist auch nicht der Bringer.

Trotz der relativ vielen Kritik kann man aus dem Buch wirklich viel für zukünftige Urlaube mitnehmen, daher noch wacklige 3,5 Punkte.

Veröffentlicht am 24.07.2020

Auf nach Norden!

Die Hure und der Söldner
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Die ungleiche Gemeinschaft aus dem alten Söldner Brocken, Schmalhans und Bimsbirne hat sich auf gewisse Weise zusammengerauft. Oder doch nicht? Als Raffael und Wieland in Drachenbein, der Stadt der großen ...

Die ungleiche Gemeinschaft aus dem alten Söldner Brocken, Schmalhans und Bimsbirne hat sich auf gewisse Weise zusammengerauft. Oder doch nicht? Als Raffael und Wieland in Drachenbein, der Stadt der großen Bibliothek in Not geraten und im Käfig aufgehängt werden, sieht es so aus, als würde der Alte sie dort hängen lassen - im wahrsten Sinne des Wortes. Doch sie haben etwas herausgefunden, es gibt einen Gelehrten, der die alte Schrift auf Karte und Schwert lesen kann. Doch im Käfig aufgehängt zu werden, ist nicht das einzige Hindernis auf dem Weg und dass noch eine Hure zu ihnen stößt macht die Reise nicht etwa einfacher. Und dann ist da noch der geheimnisvolle "Schatten", der sich ihnen an die Fersen heftet und immer näher kommt.

Wie üblich ist das ein Sam-Feuerbach-Buch, das perfekt von Robert Frank gelesen wird. Und das ist auch notwendig, einen so guten Sprecher zu haben, denn im Vergleich zum Totengräbersohn fällt die Reihe hier um einiges ab. Es ist nicht so, dass Feuerbach der Wortwitz verloren geht oder die Leute nicht skurril genug sind, nur ist die Geschichte an sich nicht von derselben Qualität, weil sie an und für sich nicht so viel hergibt. So wird es zwischendurch nicht gerade langweilig, aber es passiert irgendwie immer dasselbe. Von daher werde ich mir zwar gern noch den dritten Teil anhören und hoffen, dass die Geschichte damit ihr Ende findet. Sie ist gut, aber von einem Feuerbach-Buch erwarte ich mittlerweile einfach mehr.

Veröffentlicht am 15.07.2020

Dunkelheit und Schattenjack

Immernacht
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Lara Fox ist eine dreizehnjährige Waise, die als Tosher, als Kanalsammlerin ihr Leben fristet. Das Einzige, was sie noch von ihrer Mutter besitzt, an die sie sich nicht erinnern kann, ist ein seltsames ...

Lara Fox ist eine dreizehnjährige Waise, die als Tosher, als Kanalsammlerin ihr Leben fristet. Das Einzige, was sie noch von ihrer Mutter besitzt, an die sie sich nicht erinnern kann, ist ein seltsames Medaillon. Sie lebt in einer Welt, in der ein König herrscht mit Hilfe der bösen Mrs Hesters und ihrer Armee von Weißen Magiern. Magie selbst ist für das normale Volk verboten und das gilt auch für die Hexen auf der anderen Seite des Meeres. Als Lara eines Tages in den Abwässern der Kanäle ein seltsames Kästchen mit einem mechanischen Vogel findet, gerät sie in die Aufmerksamkeit von Schattenjack, einem bösartigen Gesellen, der nur den Befehlen von Mrs. Hesters gehorcht. Doch nicht nur dadurch ändert sich Laras Leben und sie gerät in einen Strudel von Ereignissen, die vor allem eines sind: lebensgefährdend.

Ich bin ein bisschen hin- und hergerissen bei dem Buch. Erwartet habe ich eine Lektüre mit viel Magie und eher kindgerecht/junge Jugendliche vom Klappentext her. Man bekommt auch tatsächlich eine originelle Art von Magie, die besonders Westernliebhabern passen dürfte, auch die Geschichte wirkt keinesfalls ausgelutscht. Was mich jedoch wirklich schnell gestört hat - weil eben nicht erwartet - war die Grausamkeit und Brutalität, die oftmals vorherrschte. Da werden Kehlen aufgeschlitzt, Leute für tot liegengelassen, nachdem man ihnen ein Messer in den Bauch gerammt hat, Augen ausgestochen, Menschen sterben fleißig an allen Ecken und Enden. Das war mir ehrlich gesagt way too much, schließlich wurde hier nicht das neue Panem vorgestellt. Von daher gibt's trotz interessanter Grundidee und sympathischer Protagonisten Abzüge: 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 10.06.2020

Explosiv

Schwarzer August
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In einem Olivenhain explodiert eine Bank (die mit schnödem Mammon, nicht die zum Hinsetzen). Es gibt keine Verletzten oder Toten, die Explosion passierte an einem Sonntag. Wenig später erwischt es die ...

In einem Olivenhain explodiert eine Bank (die mit schnödem Mammon, nicht die zum Hinsetzen). Es gibt keine Verletzten oder Toten, die Explosion passierte an einem Sonntag. Wenig später erwischt es die Trawler einer japanischen Firma. Wiederum gibt es keine Toten und Verletzten. Die Truppe um Graciana inklusive Lost erkennt schnell, dass da jemand ein Statement setzt - ein Idealist, der Forderungen hat, aber auch ein Gewissen. Doch als auf seine Forderungen nicht eingegangen wird, nimmt er auch Verletzungen in Kauf und ab da wird es hochgefährlich, zumal der Täter alle Schritte im Voraus zu berechnen weiß.

Lost in Fuseta ist eine meiner Lieblingskrimireihen. Es gibt immer interessante Fälle, dazu der kleine exotische Teil der Algarve und nicht zuletzt Lost selbst, der als Asperger oft genug der exotischen Landschaft den Rang abläuft. Aber in diesem Buch fehlte etwas. Ihm fehlte das Abgerundete, das alle Vorgänger auszeichnete, die Zusammenarbeit all der erwähnten Dinge. Hier schien es manchmal, als würden die Fragmente nur zusammengefügt und um ehrlich zu sein, war es mir auch zu viel Beziehungskasperei. Die freundschaftlichen und familiären Beziehungen untereinander sind das, was diese Bücher besonders machen, aber wenn jetzt hier jeder eine eigene und dazu relativ präsente Liebesgeschichte bekommt, wird's öde und driftet in 08/15-Krimi ab. Ein bisschen zu perfekt ist mir auch Soraia, die Freundin von Lost, die mit untrüglicher Sicherheit jeden Aspekt seines Aspergerdaseins versteht und geradezu rührend findet. Bei so viel Weichspülharmonie wird mir ganz anders. Okay, das klingt insgesamt nach viel Unzufriedenheit, aber trotzdem hebt sich dieses Buch noch immer aus der Menge ab. Es hat ein wichtiges politisches Thema, das mit dem Täter sympathisieren lässt, und Lost ist eben einfach Lost. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 07.06.2020

Immun gegen Magie

Das Flüstern der Magie
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Die neunzehnjährige Fallon lebt in Edinburgh, wo sie der Tradition ihrer Familie gemäß ein Archiv führt, in dem magische Artefakte aufbewahrt werden. Ab und zu muss sie sich auf den Weg machen und diese ...

Die neunzehnjährige Fallon lebt in Edinburgh, wo sie der Tradition ihrer Familie gemäß ein Archiv führt, in dem magische Artefakte aufbewahrt werden. Ab und zu muss sie sich auf den Weg machen und diese Gegenstände stehlen, denn sie dürfen nicht in die Hände von Muggeln fallen, weil sie dort Unheil anrichten können. Doch dann trifft sie eines Abends auf Reed - ein netter, junger Mann, mit dem sie die Nacht verbringt, und der ihr etwas Magisches stiehlt. Auf der Jagd nach diesem Artefakt wird ausgerechnet Reed ihr Verbündeter; obwohl er selbst keine Magie hören kann (das Flüstern), scheint er immun gegen ihre Auswirkungen zu sein.

Ich gebe zu, ich habe nicht viel erwartet, dazu wird mir die Autorin zu sehr von Leuten gehyped, die komische Sachen lesen. Dafür wurde ich recht angenehm überrascht. Es gab zwei Dinge, die ich bemängelt habe - zuerst einmal: Nein, Fallon, es ist NICHT deine Schuld, wenn sich ein erwachsener Mann in dein Taxi drängelt, sich dann in ein brennendes Haus stürzt und möglicherweise verletzt wird. Und zweitens: So, wie ihr den Mann der alten Archivarin behandelt habt - dafür gibt es absolut keine Rechtfertigung, das ist das Treten eines am Boden liegenden Mannes (im übertragenen Sinne, was es nicht viel besser macht). Ansonsten war ich ernsthaft erstaunt: Die beiden Protagonisten agierten auf Augenhöhe, der Mann behandelte die Frau nicht wie den letzten Dreck (vermutlich kommt das Buch deshalb bei den Fans auch nicht so gut an wie die meisten anderen Bücher der Autorin). Und es wurden zwar ein paar Sachen von Harry Potter ausgeborgt mit minimalen Veränderungen (Spiegel, Umhang/Mantel, Eingeweihte bzw. das Verbergen der Magie), aber wenigstens nicht konstant benutzt. Macht aus dem Ganzen eine leichte, lockere Lektüre. 3,5/5 Punkten.