Profilbild von MarySophie

MarySophie

Lesejury Star
offline

MarySophie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MarySophie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.08.2020

Grandhotel Schwarzenberg - Der Weg des Schicksals

Grandhotel Schwarzenberg – Der Weg des Schicksals
0

Handlung:
Bad Reichenhall 1905
Bad Reichenhall ist ein luxuriöser und exklusiver Kurort in den bayerischen Alpen, aber auch hier treffen Personen unterschiedlicher Stände aufeinander. Der Salzsieder Michael ...

Handlung:
Bad Reichenhall 1905
Bad Reichenhall ist ein luxuriöser und exklusiver Kurort in den bayerischen Alpen, aber auch hier treffen Personen unterschiedlicher Stände aufeinander. Der Salzsieder Michael verliebt sich in die Tochter eines einfachen Häuslers und Trifters und zuerst hat Anna ihre Bedenken. Doch die Liebe ist zu stark und das Paar wünscht sich eine gemeinsame Zukunft. In der Hoffnung auf ein besseres Leben möchte Michael in der Ferne nach seinem Glück suchen und gelobt Anna, dass er sie nachholen wird.
Zuerst hält Anna an dem Plan fest, doch irgendwann muss sie eine Entscheidung treffen und um ihr Überleben zu sichern, heiratet sie einen anderen Mann. Und dabei ist sie immer auf der Suche nach ihrem Platz in dem mondänen Kurort...

Meinung:
Ich finde das Cover in Ordnung, ich mag die vielen rötlichen Akzente, die ein rundes Bild ergeben. Natürlich ist der Hintergrund sowohl mit der beeindruckenden Berglandschaft, als auch mit dem würdevollen Haus sehr eindrucksvoll und die Szenerie ist einfach wundervoll. Im Vordergrund fällt der Blick direkt auf eine Frau, die sich halb dem Leser zuwendet, ihn aber nicht direkt betrachtet. Finde ich in Ordnung und sie gliedert sich sehr gut in das Gesamtbild ein. Ich hätte es vielleicht noch etwas schöner gefunden, wenn der Name der Autorin, als auch der Untertitel des Romans etwas stärker hervortreten würden und mehr Präsenz hätten. Insgesamt aber ein sehr schönes und stimmiges Bild!

Schon seitdem das E-Book erschienen ist, hatte ich großes Interesse an dem Roman. Mich hat die Geschichte um Anna und Michael direkt angesprochen und mein Interesse war definitiv geweckt. Da ich kein Freund von Büchern in diversen elektrischen Formaten bin, habe ich geduldig bis zum Erscheinungstermin des Taschenbuchs gewartet und mich jetzt riesig darauf gefreut, endlich selbst den Roman lesen zu können. Dies wurde mir vom Bastei Lübbe Verlag ermöglicht, welcher mir das Buch freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Nachdem ich also gefühlte Ewigkeiten von dem Buch gelesen habe, konnte ich es endlich selbst lesen:)a

Am Anfang gibt es eine kleine Auflistung mit den handelnden Personen und bereits daraus wird ersichtlich, dass sich diese auf ein angenehmes Maß beschränken. Zudem waren sie vollkommen ausreichend für den 320 Seiten starken Roman, alles andere wäre zu überfüllt gewesen.
Ich bin ohne Probleme in die Handlung gestartet, bin sowohl mit der Schreibweise, als auch mit den Protagonisten gut ausgekommen. Es herrscht ein recht einfacher Schreibstil vor, der ein schnelles Lesen ermöglicht und immer genau so viel Informationen preis gibt, wie man für die derzeitige Situation benötigt. Immer wieder zeigt sich, dass es kleine Geheimnisse gibt, die nach und nach gelüftet werden und dadurch die Spannung leicht oben halten.
Anhand vieler kleiner Details wird eine ausführliche Recherche vonseiten der Autorin sichtbar, immer wieder gibt es viele Erwähnungen der Mode, aber auch des Lebensstils und man kann sich ebenfalls von den alltäglichen Arbeiten vieler Bürger ein genaues Bild machen. Und dabei spielen auch mal heimliche Geschäfte oder der Ansatz von Korruption eine Rolle. Auf diese Weise entsteht eine anregende Geschichte mit allerhand Details, die innerhalb von kurzer Zeit ausgelesen werden möchte.

Im Grunde teilt sich der Roman auf die Erlebnisse zweier vollkommen unterschiedlicher Damen auf. Einmal verfolgt man Anna, die Tochter eines armen Häuslers, die schon früh häusliche Arbeiten übernommen hat und immer gut haushalten musste, um ausreichend Lebensmittel zur Verfügung zu haben. Ihr ist harte Arbeit gut bekannt und für Anna ist Luxus ein Fremdwort. Auf der anderen Seite sieht man Katharina, die einzige Tochter der bekannten Familie von Feil, deren Vater der hiesige Salinenmeister ist. Sie ist einen hohen Lebensstandard gewöhnt und kennt es nicht anders, als das ihre Wünsche direkt erfüllt werden. Und obwohl solch ein Leben für viele Bürger damaliger Zeit als Traum angesehen wurde, hat auch Katharina mit Sorgen zu kämpfen. Sie darf den Mann ihrer Träume nicht heiratet, weil dieser von den Eltern als nicht standesgemäß angesehen wird. Stattdessen wird eine Ehe mit einem Geschäftsmann arrangiert, der auf den ersten Blick einen hervorragenden Eindruck macht, kurz nach der Hochzeit seine wahre Fassade zeigt...
Auf diese Weise enthält man einen Einblick in vollkommen verschiedene Lebensweisen und kann sich ein ungefähres Bild der Gesellschaft machen. Es zeigt, dass selbst die reichsten und schönsten Orte auch arme Bürger haben, die mit all dem Luxus nichts anfangen können und jeden Tag für ein Weiterleben ackern müssen. So entstehen krasse Unterschiede, die einen guten Einblick in die damalige Situation geben und man kann sich einen ungefähren Einblick von der damaligen Gesellschaft erarbeiten.

Ja, es war Spannung vorhanden, doch diese befand sich durchweg auf einem recht niedrigen Level und war mir nicht ausreichend. Nur sehr selten hat mich ein Ereignis mal umgehauen und erschüttert, meist konnte mich in dieser Hinsicht nichts wirklich überraschen. Was ich sehr schade fand, denn ein wenig mehr Spannung und damit einhergehende überraschende Wendungen hätten mir richtig gut gefallen und der Handlung noch einen besonderen Touch verliehen. In dieser Hinsicht konnte mich die Geschichte nicht vom Hocker reißen und daher war es mir leider auch nur ein- bis zweimal im ganzen Roman möglich, dass ich mit den Protagonisten mitgefiebert, mitgehofft oder mich mitgefreut habe...

Den fiktiven Ereignissen wurden allerhand historische Details zugefügt, die ein lebendiges Bild entstehen lassen und allerhand Informationen unterschiedlicher Natur preisgeben. Sei es die Mode, die Lebensweisen oder der Salzhandel, anhand solcher Erwähnungen werden viele Szenen für mich greifbar. Außerdem war der Wandel von einer Stadt, die anhand des Salzhandes viel Aufmerksamkeit auf sich zog zu einer Kurstadt, die den wohlhabenden Besuchern Entspannung bieten soll, interessant und auch durch diesen Sachverhalt zeigten sich die Schluchten zwischen Arm und Reich. Während die reiche Bevölkerung davon nur profitiert und für die Zukunft nützliche Kontakte knüpft, müssen die einfachen Leute buckeln, um diesen Standard aufrechtzuerhalten.
Es wird also ein authentisches Bild der Zeit Anfang 1900 vermittelt, welches lebendig beschrieben wurde. Und anhand zahlreicher historischer Details konnte mich die Autorin in diesem Bereich absolut überzeugen, sowohl der Salzhandel, als auch der Wandel von Bad Reichenbach zu einem noch bedeutenderen Kurort haben mich sehr interessiert und ich konnte mein Wissen definitiv erweitern.

Das Setting empfand ich als eingängig und ich konnte mir die meisten erwähnten Orte ganz gut vorstellen. Viele Orte haben meine Fantasie angeregt und auch durch die Beschreibungen entstanden Bilder, die lebendig wirkten und ein authentisches Bild ergaben. Zudem mochte ich es auch, wie natürlich sich alle Personen in den verschiedenen Settings bewegt haben.
Als bester Handlungsort gilt für mich das Elternhaus von Anna. Dort fand ich nicht nur die Stimmung am stärksten und aussagekräftigsten, sondern ich konnte mir diesen Ort auch am besten vorstellen. Sowohl das Wohnhaus, als auch den Stall und die Umgebung, es hat einfach alles gepasst und war für mich in dieser Weise perfekt!

Wie ich bereits erwähnt hatte, gibt es eine angenehme Anzahl an Protagonisten, die alle eine gute Beschreibung ihres Charakters erhalten haben und weshalb man sie ganz gut einschätzen konnte. Ich mochte es, wie viele verschiedene Wesen aufeinandertreffen und wie stark die beiden Frauenfiguren Anna und Katharina gezeichnet wurden. Anna besitzt bereits von Anfang an viel Stärke, auch durch verschiedene Schicksalsschläge, mit denen sie umgehen muss. Sie ist ein sehr bodenständiger Charakter und besticht gerade dadurch. Anna ist wie ein freundliches Mädchen von nebenan, ich empfand sie direkt als sympathisch und habe ihr durchweg nur das Beste gewünscht.
Katharina hingegen war mir anfangs noch merkwürdig und sie strahlte für mich die Energie eines verwöhnten Kindes aus, dass Hoffnungen hat, aber am Ende immer auf die Eltern hört. Daher kam es sehr überraschend, welche Wandlung sie durchläuft und wie selbstbewusst und selbstbestimmt sie mit der Zeit auftritt. Katharina war eindeutig die Person mit der stärksten und besten Wandlung und für viele Entscheidungen hat sie sich meinen Respekt verdient.
Etwas schade fand ich es, dass man sich nicht vollkommen unabhängig eine Meinung bilden konnte, sondern die Sympathien schon ein wenig gelenkt werden. Und wenn eine Person einmal negativ konnotiert wurde, hat sie sich auch nicht mehr geändert. Es gab dann keine Entwicklung zu sehen, sie blieben sich durchweg treu und der negative erste Eindruck hat sich nur noch verstärkt. Hier wäre Potenzial dafür dagewesen, dass man als Leser überrascht wird und so die Karten neu gemischt werden.

Fazit:
Wie sich aus meiner Meinung herauslesen lassen hat, konnten mich nicht alle Aspekte des Romans überzeugen. Mir hat es ein wenig an Spannung gefehlt und ich fand es schade, dass es eine Einteilung der Protagonisten in Gut und Böse gibt. Doch das sind auch meine einzigen Kritikpunkte, ansonsten habe ich nur positives zu dem Roman zu sagen und finde, dass es ein gelungener Auftakt einer Reihe ist, der viel Historisches zugrunde liegt und bei dem man immer wieder etwas Neues lernen kann. Band zwei möchte ich unbedingt lesen, am Ende gibt es doch einige unbeantwortete Fragen, die die Spannung weit oben halten und mich auf den Erscheinungstermin der Fortsetzung warten lassen:)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.08.2020

Miss Kelly und der Zauber von Monaco

Miss Kelly und der Zauber von Monaco
0

Handlung:
Cannes 1955
Es ist wieder soweit. Das alljährliche Filmfest findet in Cannes statt. Diesmal besucht auch Grace Kelly das Spektakel, doch im Grunde würde sie sich lieber von den Kameras der Paparazzi ...

Handlung:
Cannes 1955
Es ist wieder soweit. Das alljährliche Filmfest findet in Cannes statt. Diesmal besucht auch Grace Kelly das Spektakel, doch im Grunde würde sie sich lieber von den Kameras der Paparazzi fernhalten. Um dem britischen Fotografen James zu entkommen, betritt sie eine kleine Parfümboutique, wo die Besitzerin Sophie Duval sie im Hinterzimmer versteckt. Erfolgreich kann Sophie den Fotografen abwimmeln und der Grundstein für eine Freundschaft zwischen ihr und Grace wurde gelegt.
Sowohl James, als auch Sophie lässt das unverhoffte Aufeinandertreffen nicht los, doch sie leben in unterschiedlichen Ländern und wollen ihre Heimat nicht aufgeben. Als James das Angebot erhält, über die Hochzeit von Grace Kelly in Monaco zu berichten, muss er nicht lange überlegen. Nicht nur der Auftrag selbst reizt den Fotografen, sondern auch die Möglichkeit, Sophia wiederzutreffen...

Meinung:
Ich mag das Cover sehr gerne, es wird von hellen und zarten Farben dominiert und hat sich an der Handlung orientiert. Ganz besonders schick ist die Schrift, welche mit Struktur aufgebracht wurde und in einem wunderschönen Grün-Ton erstrahlt. Im Hintergrund ist ein Teil des Fürstenpalasts der Grimaldis zu sehen, welcher einer der Handlungsorte und ein, wenn nicht sogar das Wahrzeichen von Monaco ist. Im Vordergrund steht eine Frau, bei der sich sowohl vom Aussehen als auch bei der Mode an Grace Kelly orientiert wurde. Als Hintergrundfarbe dient eine warme Farbe, die für mich irgendwie den Sonnenaufgang symbolisiert und damit die besonderen Farben betont, die meist am Morgen herrschen. Sie rundet das Cover ab und lässt es strahlen.

Ich hatte den Roman vor ein paar Monaten zufällig bei Instagram entdeckt und daraufhin ist er direkt auf meine Wunschliste gewandert. Derzeit interessiere ich mich sehr für die 1950er Jahre, höre nicht nur ständig die Musik, sondern mag es auch, Filme aus dieser Zeit zu schauen. Während dieser Zeit hatte Grace Kelly einige Höhepunkte ihrer Karriere gefeiert und schließlich wurde sie auch in diesem Jahrzehnt die Ehefrau von Fürst Rainier. Ich finde die Frau und spätere Fürstin
unglaublich interessant und hatte kürzlich bereits einen Roman zu ihrer Person gelesen.
Auf jeden Fall wollte ich noch mehr über die berühmte Grace Kelly erfahren und mich hat bei diesem neuen Buch von Heather Webb und Hazel Gaynor die Mischung zwischen Realität und Fiktion angesprochen. Ich hatte mir davon eine interessante Geschichte versprochen und war gespannt, wie sie die Hollywoodschauspielerin darstellen. Zudem wollte ich die angesprochene Hochzeit mit Rainier gerne auf diese Art miterleben, habe mich also riesig auf das Buch gefreut und bin sehr dankbar, es vom Bloggerportal als Rezensionsexemplar erhalten zu haben.

Es findet eine Unterteilung in drei große Kapitel statt. Diese Überschriften dessen wird mit den drei Noten eines Parfüms in Verbindung gebracht und erzählt die Handlung zu verschiedenen Zeiten. So liegt zwischen den ersten beiden Kapiteln ungefähr ein Jahr Unterschied und zwischen dem zweiten und dritten Abschnitt gibt es einen großen Sprung, ganze 26 Jahre vergehen. Trotzdem gibt es später wenige, kurze Informationen, was die Protagonisten in dieser Zeit getrieben haben und was sich in ihren Leben verändern hat.
Wie schon aus dem Klappentext hervorgeht gibt es zwei Erzählperspektiven, die eine Sicht auf die Ereignisse geben. Sowohl Sophie, als auch James kommen zu Wort und geben ihre Sicht der Dinge ab und geben außerdem einen anderen Blickwinkel auf den jeweils anderen. Zudem kann man so Situationen besser einschätzen, als auch das Handeln werten und ich fand auch, dass es leichter war, die Charaktere zu beurteilen. Auf diese Weise entsteht eine abwechslungsreiche Handlung, es wird nie langweilig und teils enden die Kapitel einer Person mit einem kleinen Cliffhanger, sodass man wissen möchte, wie die Geschichte weitergehen wird. Und natürlich verleitet das zum immer weiterlesen und auch dadurch hatte ich den Roman innerhalb von drei Tagen ausgelesen.
Aber auch die Schreibweise trägt zu meinem positiven Eindruck bei. Sie wurde auf einem einfachen Niveau gehalten, hat selten einen anspruchsvollen Hauch und lässt sich locker und leicht lesen. Es gibt vor allem von den damaligen Modetrends, als auch von den Protagonisten und manchen Settings sehr lebhafte Bilder, die der Geschichte einen schönen Rahmen geben.

Ein weiteres, ganz besonderes Detail sind die Zeitungsausschnitte, die immer mal wieder eingefügt wurden. Diese sind von einer Moderedakteurin geschrieben, die im Verlauf des Romans selbst auftritt. Jeder der Artikel hat einen Zusammenhang mit Grace Kelly, entweder drehen sie sich komplett um die junge Frau oder sie findet eine Erwähnung. Auf diese Weise kann man manche Ereignisse, die im Roman nicht direkt geschildert werden, doch miterleben, wozu u.a. die Verlobung von Grace Kelly mit Fürst Rainier zählen. Ich finde diese Einbindung sehr gelungen und passend, zudem heitert es die Handlung nochmals auf und bringt einen neuen Schwung herein.

Nicht nur die Hochzeit des Jahrhunderts wird ziemlich genau und mit allerhand Details beschrieben, sondern auch andere historische Ereignisse tauchen im Roman auf. Zwar liegt der Fokus deutlich auf den fiktiven Figuren Sophie und James, erst an zweiter Stelle stehen Informationen über die Hochzeit und das Brautpaar und danach kommen erst historische Ereignisse, die einen politischen Ursprung haben. Diese tauchen sehr reduziert auf und sind recht allgemein gehalten, es gibt lediglich einen groben Überblick dessen. Ich fand es sehr entspannend, nicht ständig mit voller Konzentration lesen zu müssen, sondern mich dabei entspannen zu können und ich fand es ganz wunderbar mal wieder eine locker leichte Geschichte zu lesen.

Als Haupthandlungsorte dienen Cannes, Grasse, Monaco und auch ein wenig London. Dazu gibt es noch wenige Szenen in New York, die aber fast nicht erwähnenswert sind. Von den vier Hauptsettings hat ein jedes seinen eigenen Charakter bekommen. Während London recht kalt und düster dargestellt wird und ganz einfach daherkommt, erkennt man zu den anderen zwei Orten starke Unterschiede. Grasse erscheint wie ein unglaublich idyllischer und naturverbundener Ort und er lädt zum Träumen und Entspannen ein. Cannes hingegen hat einen luxuriösen und exklusiven Charakter erhalten, der perfekt den Ruf des Ortes wiedergibt und so ein lebendiges Bild erschafft. Ich bin sehr angetan von den Orten und wie jedes seinen eigenen Charme versprüht. Ein besonderes Highlight war für mich Monaco. Nicht nur wegen der Darstellung des Fürstenpalasts, sondern vor allem die Verbindung von Stimmung und Zeichnung der Stadt während der Hochzeit von Grace Kelly und Rainier war ein Traum.
Insgesamt gibt es also eine sehr angenehme, nicht zu leichte, aber auch nicht zu detailreiche Darstellung der Settings, man kann sich diese gut vorstellen, aber auch ein wenig seine eigene Fantasie nutzen.

Leider gibt es nur sehr selten Momente, die stimmungsvoll beschrieben waren. Häufig kamen diese gar nicht vor und dementsprechend konnte ich mit den Protagonisten in keinster Weise mitfiebern.
Lediglich das letzte Kapitel und damit die letzten paar Seiten des Buches konnten mich berühren und haben die Geschichte auch zu einem runden Ende gebracht.
Eine Stelle des Buches hat mich emotional berührt, diese bildet das Ende des Buches und hat die Geschichte zu einem runden Ende gebracht. Ansonsten haben mir Emotionen gefehlt, egal ob diese negativer oder positiver Natur waren. Da hatte ich mir auch deutlich mehr erwartet.

Ich muss sagen, dass ich viele Ereignisse als Glaubwürdig dargestellt fand, aber leider nicht alle. Es hat mich manches irritiert und ich weiß nicht, ob dies wirklich so realitätsnah ist. Dazu zählt u.a. eine Szene, in der Grace Kelly den Fotografen James aus einer Menge heraus erkennt und daraufhin direkt mit ihm Kontakt sucht. Ich weiß ja nicht, ob sich die junge Frau wirklich so genau jedes Gesicht von Paparazzi´s angeschaut hat, um diese später wiederzuerkennen. Zudem habe ich mich gefragt, ob Grace Kelly in dem Roman nicht etwas zu offen und frei erscheint (zumindest ist das mein Eindruck, den ich durch diverse Artikel und Interviews von ihr habe). Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie in manchen Angelegenheiten wirklich so agiert oder gesprochen hätte und sich anderen Menschen recht schnell anvertraut. Manche Ereignisse waren mir zu unkonventionell und locker, was ich nicht in Verbindung mit einer solch riesigen Hochzeit verbinden würde...

Vollkommen überzeugen konnte mich keiner der Protagonisten. Bei jedem habe ich ein zwei Punkte, die ich negativ empfunden habe oder sie haben mir in ihrem Auftreten einfach nicht gefallen. Dabei finde ich, dass die Damen für mich besser wegkommen und einen interessanteres Wesen erhalten haben als die Herren. Sophie, aber auch Grace Kelly fand ich in ihrer Art recht angenehm, aber nicht perfekt. Grace Kelly ist für mich etwas blass geblieben und hat mir zu wenig Charakter gezeigt, Sophie währenddessen war mir zu unentschlossen und tat sich schwer damit, eine Entscheidung umzusetzen. Zudem fehlt allen beiden noch ein gewisses Tüpfelchen, was sie einzigartig mach und ihre Darstellung vollendet.
James fand ich häufig recht unsympathisch und es fiel mir schwer, genau den Charme zu erkennen, den Sophie so sehr an ihm mag. Er war für meinen Geschmack etwas sprunghaft und zu wenig auf Pflichten bedacht. Vieles erschien ihm egal zu sein und auch James hat immer wieder Hoffnungen geäußert, um die er sich im Folgenden aber nur wenig gekümmert hat, sondern immer den Gewohnheiten treu geblieben ist.

Fazit:
Ein solider Roman, der mir zu weiten Teilen gut gefallen hat. Ich habe einige Aspekte angesprochen, die mir richtig gut gefallen haben und die mich hundertprozentig überzeugen konnten. Dazu zählen u.a. die Schreibweise, die Aufteilung des Romans, das Setting und die angenehme Anzahl an Fakten, die historisch verankert sind. Doch leider gibt es auch einige Punkte, die mich etwas gestört haben und wegen denen ich keine Fünf-Sterne-Bewertung geben kann.
Trotz allem bin ich aber sehr froh, den Roman gelesen zu haben und noch mehr über die Grace Kelly zu erfahren, aber auch der an sich interessanten Geschichte von Sophie und James zu folgen. Das Buch eignet sich perfekt für ein Lesewochenende und es hat mir Spaß gemacht, in die Geschichte einzutauchen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.08.2020

Wo die Sterne tanzen

Wo die Sterne tanzen
0

Handlung:
Jeden Sommer ihrer Kindheit und Jugend hat Nele auf der Nordseeinsel Juist bei ihrer Oma Lotte verbracht. Dabei hat sie nicht nur traumhafte Tage erlebt, die erfüllt von Sonnenschein, guter Laune ...

Handlung:
Jeden Sommer ihrer Kindheit und Jugend hat Nele auf der Nordseeinsel Juist bei ihrer Oma Lotte verbracht. Dabei hat sie nicht nur traumhafte Tage erlebt, die erfüllt von Sonnenschein, guter Laune und Eis waren, sondern auch den ersten Kuss von ihrem besten Freund Henry bekommen. Und auf der Insel hat Nele ebenfalls ihren späteren Berufswunsch gefasst: sie möchte Musicaltänzerin werden.
Im Sommer 2019 reist die junge Frau mit ihrer Tochter ein vorerst letztes Mal auf die Insel. Ihre Oma ist gestorben und das Haus soll ausgeräumt und verkauft werden. Zurück auf Juist kommen Nele wieder allerhand Erinnerungen in den Sinn. Sei es an die Oma oder an ihren Jugendfreund, von dem sie arg enttäuscht wurde. Und als wäre es nicht schon schlimm genug, dass Nele sich von den Sachen und dem Haus ihrer geliebten Oma verabschieden muss, hält sich Henry zur selben Zeit auf Juist auf...

Meinung:
Das Cover ist herrlich leicht und in zarten Farben gehalten. Als einzige dunkle Farbe dient der Schriftzug des Verlags, ansonsten überwiegen helle Farben. Ein ganz besonderer Hingucker ist natürlich die goldene Schrift, welche edel und fein wirkt und der Blickfang des Covers ist. Ergänzt wird es durch rosa Details, seien es die Wolken oder die geometrischen Formen am oberen, sowie unteren Rand. Dazu gibt es noch Möwen, die natürlich perfekt zu dem Handlungsort passen und wunderschön gezeichnet wurden mit besonderen Schattierungen. Insgesamt ein schönes Cover, welches auf eine lockere sommerliche Geschichte schließen lässt.

Bei mir war es mal wieder soweit: ich hatte richtig Lust auf einen kitschig-schnulzigen sommerlichen Liebesroman und mein Auge ist auf den neuen Roman von Katharina Herzog gefallen. Der Handlungsort klingt vielversprechend und ich wollte mich mal wieder an eine Küste / auf eine Insel träumen. Und da dachte ich mir, dass dieses Buch perfekt passt. Zudem habe ich bereits von einigen Jahren einen Roman von ihr im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks gelesen und war davon sehr angetan. Und auf genau eine solch eine gute Geschichte hatte ich auch hier gehofft.
Erstmals habe ich an einer Aktion der Buchboutique teilgenommen und mein Glück bei der Buchpremiere auf die Probe gestellt, wo genau dieser Roman vorgestellt wurde. Und tatsächlich hat es geklappt und ich durfte mich über eine buchige Reise nach Juist freuen. Auch an dieser Stelle noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön für die Möglichkeit, das Buch zu lesen!

Den Kapiteln vorangestellt sind immer kleine Auszüge aus verschiedenen Musicals. Fast alle davon waren mir bekannt und während ich diese Zeilen gelesen habe, hatte ich die jeweilige Melodie im Kopf. Ein sehr schönes Detail, was auch sehr gut zu Neles Karriere als Musicaltänzerin passt!
Mir war der Beginn des Romans bereits durch die Leseprobe bekannt und auch als ich mit dem Buch richtig begonnen habe, war ich direkt wieder von der Schreibweise angetan. Sie ist einfach gehalten, manchmal verfallen die Protagonisten fast schon in eine Umgangssprache und ich konnte den Roman fix und flüssig lesen. Man hat Zeit um die Charaktere kennenzulernen und sich von ihnen ein Bild zu machen, das Setting war ein absolutes Träumchen und hat sehr lebendige Bilder entstehen lassen. Ich habe nur zu gerne das Buch in die Hand genommen, um weiteres zu erfahren, aber auch um von dem Setting zu schwärmen.

Ich empfand den Aufbau des Buches als interessant, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Die Kapitel von 2019 wechseln sich immer wieder mit Rückblicken in Neles Vergangenheit ab. Dabei erlebt man entweder eine begrenzte Zeit im Sommer mit ihr auf Juist oder wie sie später in New York lebt und sich ihren Traum als Musicaltänzerin erfüllt hat. Auf diese Weise entstehen Einblicke in Neles Kindheit und Jugend, man sieht sie ein Stück weit aufwachsen und kann dann schauen, wie sie sich über die Jahre entwickelt hat und wie ihre Pläne vorangeschritten sind. Man kann eine Entwicklung sehen und auf diese Weise die Protagonisten besser einschätzen. Zudem wird die Handlung aufgelockert und sie wurde für mich nicht langweilig. Außerdem konnten so auch keine Längen entstehen und man kann Erlebnisse aus der Vergangenheit besser verstehen und sich von den Situationen ein Bild machen.

Wie ich bereits erwähnt hatte, hat mir das Setting richtig gut gefallen. Ich mochte die Beschreibungen von Häusern und dem Strand, viele Orte konnte ich mir hervorragend vorstellen und diese haben zum Träumen eingeladen. Sei es das Deichschlösschen von Oma Lotte, der Strand oder die Tanzschule einer Nachbarin: jede Örtlichkeit wurde mit prägnanten und eingehenden Worten versehen und hat kleine Details bekommen, die sie einzigartig machen.
Dabei ist es der Autorin ebenfalls gelungen, dem jeweiligen Handlungsort eine passende Stimmung zu verleihen. In New York ist das pulsierende Leben der Metropole deutlich wahrzunehmen und man merkt, dass das Leben viel schneller und hektischer vonstatten geht als auf dem beschaulichen und ruhigen Juist. Es waren also Gegensätze zu erkennen und ich denke, dass genau das auch u.a. den Reiz des Romans ausmacht. Man lernt zwei Welten kennen, beide sind attraktiv und geben unterschiedliche Lebensweisen wieder.

Ich lese nur selten Liebesromane, weil sie mir häufig zu schnulzig und kitschig sind. Deshalb schaue ich ganz genau hin, welches Buch mir gefallen könnte um am Ende einen guten Roman lesen zu können. Und genau das habe ich auch bei diesem Werk von Katharina Herzog getan, ich habe genau überlegt und war mir am Ende sehr sicher, dass es mir gefallen wird. Und das hat es auch. Klar gab es ab und an kitschige Szenen und die Liebe kam auch nicht zu kurz. Doch diese zwei Komponenten sind in einem angenehmen Maß aufgetaucht, haben keine eine zu große Rolle eingenommen und haben so gut zu der Geschichte gepasst.
Mir war die Handlung ab und an etwas zu vorhersehbar und nur ganz selten konnte sie mich überraschen. Es traten keine Wendungen auf, die die Karten neu gemischt haben und neuen Schwung in die Geschichte gebracht haben. Das hat mir etwas gefehlt, es war ja eh von Anfang an klar, wie das Buch enden wird und in welchen Konstellationen die Protagonisten herausgehen werden. Trotzdem wäre es möglich gewesen, einige, wenige unverhoffte und der Geschichte einen neuen Lauf gebende Aktionen einzubauen.

Im Grunde treten die Protagonisten freundlich und sympathisch auf. Ganz viele habe ich schnell in mein Herz geschlossen und habe mir sie lebendig vorstellen können. Allen voran natürlich Nele und ihre Oma, aber auch die beste Freundin der Oma habe ich schnell gemocht.
Mir ist aufgefallen, dass die Männerfiguren seltener auftreten und auch eine nicht ganz so starke Zeichnung haben. Hier ist es mir deutlich schwerer gefallen, zu ihnen eine Bindung aufzubauen und sie einzuschätzen. Oft waren sie mir nicht so sympathisch wie die Damen und ich fand sie etwas schwach in ihrem ganzen Auftreten. Es scheint, als würde der Fokus eher auf den weiblichen Protagonisten liegen und die Männer spielen eine eher untergeordnete Rolle. Mir hätte es gefallen, wenn das Verhältnis ausgeglichener gewesen wäre.
Ansonsten hätte es mir noch gefallen, wenn die Protagonisten mehr Emotionen gezeigt hätten, denen man anmerkt, dass sie wirklich aus tiefstem Herzen kommen. Manches wirkte doch ein wenig oberflächlich und hat dazu geführt, dass ich mit den Personen nicht mitfühlen konnte.

Fazit:
Katharina Herzog hat einen wunderbar leichten Sommerroman geschaffen, der vor allem durch seine traumhaften Handlungsorte Juist und New York und die lockere Schreibweise besticht. Das Buch hat sich schnell und einfach lesen lassen, die Protagonisten waren sympathisch und es gab eine wundervolle Stimmung, die vor allem vom Setting ausging.
Ein solider Roman, der nicht mit großer Spannung aufwartet und wo die Ereignisse etwas vorhersehbar sind, der sich jedoch perfekt zum Entspannen eignet und seinen eigenen Charme ausstrahlt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.07.2020

Das Brauhaus an der Isar - Im Sturm der Zeit

Das Brauhaus an der Isar: Im Sturm der Zeit
0

Handlung:
München 1919
Clara Bruckner ist immer mit der Gewissheit aufgewachsen, dass ihr Bruder mal das Brauhaus der Familie übernehmen wird. Doch er hat den Krieg nicht überlebt und nun liegt es an ihr, ...

Handlung:
München 1919
Clara Bruckner ist immer mit der Gewissheit aufgewachsen, dass ihr Bruder mal das Brauhaus der Familie übernehmen wird. Doch er hat den Krieg nicht überlebt und nun liegt es an ihr, das Handwerk des Brauens zu lernen. Immerhin wird sie eines Tages das Brauhaus Brucknerbräu führen und die Geschicke leiten.
Clara hat einige Probleme mit ihrer neuen Aufgabe, allen voran glaubt sie an die Prohibition von Alkohol und es ist auch nicht immer leicht, von den fast durchweg männlichen Angestellten akzeptiert zu werden. Doch genau darin liegt auch der Anreiz: Frauen haben mehr Rechte und können etwas bewegen. Und diese Aussicht gefällt Clara, die dem Fortschritt nicht abgeneigt ist. In diesen für sie schwierigen und kraftraubenden Zeiten lernt die junge Frau einen Mann kennen, der Clara verwirrt und nicht in ihr hektisches Leben passt. Zudem ist die Welt in einem ständigen Wandel, vor allem auf politischer Ebene...

Meinung:
Das Cover ähnelt dem des ersten Teils. Wieder ist eine Frau von hinten zu sehen, diesmal in modernerer Kleidung und jetzt wendet sie ihr Profil halb dem Betrachter zu. Im Hintergrund sind einige Gebäude zu sehen, die leicht verblasst sind und die ich in München, dem Handlungsort des Buches verorten würde. An der Seite des Bildes gibt es einige Blätter, die dem Cover einen Rahmen geben und farblich sehr gut passen. Ich mag die gewählten Farben und finde das gesamte Bild ansprechend. Es ist auffallend und man verspürt das Bedürfnis, das Buch in die Hand zu nehmen und zu betrachten.

Vor fast einem Jahr, im August 2019 habe ich den ersten Teil der Reihe „Das Brauhaus an der Isar“ gelesen. Und diesen habe ich inhaliert, geliebt und in höchsten Tönen gelobt. Natürlich wollte ich da auch Band zwei lesen, in der Hoffnung, dass er mich genauso umhaut und begeistern wird. Aus diesem Grund war ich dem Rowohlt Verlag unglaublich dankbar, dass ich ein Rezensionsexemplar erhalten habe und wieder in die Welt von Familie Bruckner reisen durfte. Auch an dieser Stelle nochmal ein ganz herzliches Dankeschön!

Die Handlung von Band zwei setzt einige Jahre nach der von Band eins ein. Es gibt keinen fließenden Übergang, sondern einen Zeitsprung und diesmal stehen auch nicht Antonia und Melchior im Mittelpunkt, sondern deren gemeinsame Tochter Clara. Die Situation ist also eine Neue und es ist nicht so schlimm, wenn einem nicht mehr jedes Ereignis aus Band eins im Gedächtnis geblieben ist. Ich konnte mich noch an die grobe Handlung erinnern, aber nicht mehr an jedes Detail und hatte absolut keine Probleme, in die Geschichte zu starten und mich darauf zu konzentrieren.

Vor dem Textbeginn werden auf zwei Seiten noch die wichtigsten Protagonisten benannt und man kann direkt erkennen, dass einige alte Bekannte wieder auftauchen und sich neue Namen einprägen.
Es gibt einen direkten Start in den Roman, die Autorin hält sich nicht mit Einführungen auf, sondern Details werden erst nach und nach preisgegeben. Man kann sich einen guten Eindruck von den Protagonisten, den gesellschaftlichen Fortschritten und den politischen Geschehnissen machen und während diesen Seiten sind mir bereits allerhand Informationen aus Band eins wieder eingefallen.

Durchweg herrscht eine einfache und umgangssprachliche Schreibweise vor, die immer wieder gespickt wurde mit dem bayrischen Dialekt, der ernste Abschnitte aufgelockert hat und dem Roman Authentizität verliehen hat. Übrigens gibt es am Ende des Romans noch eine Art Wörterbuch, in dem bayrische Begriffe und Wendungen ins Hochdeutsche übersetzt werden. Fand ich gut und passend, gerade wenn man sich in dieser Mundart nicht auskennt!
Zudem erhält der Sprachstil durch versteckte Botschaften, die immer wieder auftauchen, ebenfalls einen angenehmen Anspruch. So muss man beim Lesen mitdenken und wird auch selbst gefordert. Außerdem fördert es ein aufmerksames Lesen und ich habe viele Schwankungen und Details wahrgenommen, die ich sonst vielleicht überlesen hätte.
Und zuletzt wird man auch durch die Einbindung von politischen Geschehnissen gefordert. Diese treten in einer hohen Anzahl auf und um sich Zusammenhänge zu merken ist es ebenfalls wichtig, dass man genau liest und manches in Gedanken nochmal Revue passieren lässt.
Anhand all dieser genannten Komponenten entsteht eine anspruchsvolle, trotzdem leicht lesbare Sprache, die mir hervorragend gefallen hat. Ich bin der Geschichte mit viel Interesse gefolgt und bin mit dem Lesen schneller vorangekommen, als anfangs gedacht.

Die Autorin hat verschiedene Sichtweisen genutzt, um dem Leser die Ereignisse näher zu bringen. Dabei wird die Geschichte stets von einem auktorialen Erzähler wiedergegeben. Auf diese Weise entstehen viele Einblicke und man kann sich ein wenig besser in die Gedanken- und Gefühlswelt der Charaktere einfinden. Teilweise konnte ich dadurch manche Personen und Aktionen besser verstehen, teilweise hat diese Art der Erzählsituation dazu beigetragen, dass sich mein negativer Eindruck von Situationen oder Protagonisten verstärkt.

Ich war überrascht davon, dass sich diese Fortsetzung nicht direkt um Antonia dreht, sondern sich vielmehr mit ihrer Tochter Clara beschäftigt. Es sind ein paar Jahre zwischen den Büchern vergangen, über die es nur sehr spartanische Informationen gibt und im Grunde kann man den zweiten Band auch lesen, wenn man keine Vorkenntnisse besitzt. Zumindest hatte ich keine Probleme damit, mich im Roman zurechtzufinden, immerhin hatte ich Teil eins vor ziemlich genau einem Jahr gelesen und mir sind in der Zwischenzeit allerhand wichtige Informationen entfallen.
Obwohl ich die Geschichte rund um Clara als interessant empfunden habe und sie zu weiten Teilen als recht sympathisch und zugänglich empfunden habe, haben mir Clara und Melchior doch ein wenig gefehlt. Sie tauchten zwar immer mal auf, waren jedoch nicht so stark wie ihre Tochter gezeichnet und man konnte deutlich merken, dass das Hauptaugenmerk nicht mehr auf ihnen lag. Was ich sehr schade finde, denn das Ehepaar Bruckner ist für mich ein großer Sympathieträger!

In ihren Roman hat die Autorin allerhand historische Informationen eingebunden. Angefangen von der Mode, über die Politik bis hin zur Entwicklung der Frau. Es wurden viele Themen angesprochen, sodass ein breites Bild von dem Leben und den Handlungen von Politikern entsteht. Ich finde es richtig gut, wie vielfältig sich der Roman in dieser Hinsicht erweist, man konnte einen zarten Eindruck von dem Leben in den 1920er Jahren erhalten. Doch leider war es mir ein bisschen zu viel Politik, die eingebunden wurde. Es ist ein wichtiges Thema und ich mag es, dass verschiedenste Sachverhalte eine Erwähnung finden, doch oft sind Clara und ihr Brucknerbräu in den Hintergrund geraten. An diesen Stellen hätte es mir gefallen, wenn der Text kürzer und prägnanter gewesen wäre.
Zudem wurden gerade am Anfang manche Themen wie die immer mehr aufkeimende Freikörperkultur oder sportliche Betätigungen der Damen erwähnt. Und es gab in der ersten Hälfte des Buches auch ab und an eine Erwähnung dessen, ohne das zu sehr in die Tiefe gegangen wird. Doch leider werden diese Themen irgendwann vollkommen fallengelassen und es wird nichts weiter zu der Entwicklung dessen gesagt.

Als Handlungsort dient ausschließlich München und das Umland. Von den Beschreibungen der Stadt konnte ich mir lediglich das Wohnhaus der Familie Bruckner, sowie die dazugehörige Brauerei und die Wohnung von René vorstellen. Ansonsten wollten vor meinen Augen partout keine Bilder entstehen und ich bin bei dem restlichen Setting ein wenig im Dunklen getappt.
Auch diesmal war mein Highlight wieder das Haus von den Bruckners. Es hat eine ganz tolle Aura und ich konnte es mir genaustens vorstellen. Das Gebäude strahlt eine unglaubliche Würde aus und ich stelle es mir einfach traumhaft vor. Schade, dass nicht noch mehr Szenen in diesem glanzvollen Rahmen stattgefunden haben.

Die Protagonisten lassen mich etwas zwiegespalten zurück. Mir hat es gefallen, dass manche, allen voran Clara, sehr lebendig daherkommen und man sie richtig gut kennenlernt. Außerdem wurden auch wenige, historisch verbürgte Personen eingebunden, was der Geschichte, vermischt mit den politischen Geschehnissen, einen angenehmen Wahrheitsgehalt gegeben hat, zudem wurde Authentizität vermittelt.
Doch leider fand ich manche Protagonisten etwas schwierig und anstrengend. Als Beispiel dient René. Ich bin aus ihm nicht schlau geworden und fand einige Handlungen von ihm merkwürdig und habe sie kritisch betrachtet. Er wurde als komplexer Charakter angelegt, aber es wurde nicht tief genug in seine Psyche eingedrungen und ich glaube, dass hat mir u.a. gefehlt.
Bei Clara konnte man teilweise sowohl den Charakter ihrer Mutter, als auch ihres Vaters erkennen. Sie vereint Eigenschaften von beiden Seiten und hat im Grunde ein sympathisches und freundliches Wesen. Sie ist willensstark, denkt fortgeschritten und ist für die Zeit ein moderner Protagonist. Ganz oft fand ich ihre Art zu agieren sehr interessant und habe sie gedanklich bei ihren Vorhaben vollkommen unterstützt. Doch ab und an musste ich über Aussagen oder Handlungen ein wenig den Kopf schütteln. Doch gerade dadurch, dass sie mir nicht immer hundertprozentig gefallen hat, bekommt ihr Charakter Ecken und Kanten und im Ganzen entsteht eine interessante Darstellung, die mich auf ihre Weise überzeugt hat.

Fazit:
Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich von dem ersten Band geschwärmt habe und dieser hat definitiv zu meinen Jahreshighlights gehört. Und dementsprechend hatte ich an die Fortsetzung hohe Erwartungen, die leider nicht vollkommen erfüllt wurden. Und obwohl das Buch viele gute Facetten hat, konnte es mich diesmal nicht hundertprozentig begeistern.
Dafür war mir das Verhältnis zwischen politischen Ereignissen und der eigentlichen Geschichte nicht ausgewogen genug und ich hatte mit einigen, wenigen Protagonisten ein paar Problemchen. Leider haben mich diese zwei Punkte immer mal wieder gefuchst und ich konnte nicht so einfach darüber hinwegsehen.
Ansonsten hat Julia Freidank einen interessanten Roman geschaffen, der viele Informationen und eine lesenswerte Geschichte beherbergt. Und ich weiß nicht weshalb, aber irgendwie schreit für mich das Ende nach einer Fortsetzung... Mal schauen, ob mein Gefühl hinhaut:)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.07.2020

Die Modeschöpferin

Die Modeschöpferin
0

Handlung:
Rom 1961
Die Modeschöpferin Simonetta de Rosa und ihr Team arbeiten mit Hochdruck an der neuen Kollektion. Immerhin ist es nicht mehr lange bis zur Präsentation und Simonetta will eine erstklassige ...

Handlung:
Rom 1961
Die Modeschöpferin Simonetta de Rosa und ihr Team arbeiten mit Hochdruck an der neuen Kollektion. Immerhin ist es nicht mehr lange bis zur Präsentation und Simonetta will eine erstklassige Arbeit abliefern. Sie kann sich aber nicht vollkommen auf ihre Mode konzentrieren, sondern gleichzeitig passieren unvorhersehbare Ereignisse, die ihr Leben auf den Kopf stellen.
Nicht nur ist ihre Schwestern Chiara wieder in der Stadt, mit der Simonetta seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Gleichzeitig fällt die Designerin einer Modespionage zum Opfer. Und etwa zur gleichen Zeit wird ein Mord begangen, der Simonetta einiges hinterfragen lässt.
Trotz dieser Steine, die der Modeschöpferin im Weg liegen, darf sie ihre Arbeit nicht vergessen und muss an die Modenschau denken. Vor ihr liegen harte und aufregende Tage...

Meinung:
Das Cover ist ansprechend und wunderbar nostalgisch. Ich mag die Mischung aus farbigen und verblassten Elementen, sie harmonieren perfekt miteinander und ergeben ein interessantes Bild. Die roten Details sind natürlich ein besonderes Highlight und dienen als Eyecatcher. Je länger ich die Dame im roten Kleid betrachte, desto mehr sehe ich darin Simonetta de Rosa, die Hauptprotagonistin des Buches. Insgesamt finde ich das Cover gelungen, es passt perfekt zum Inhalt und besitzt seinen eigenen Charme.

Tatsächlich ist mir das Buch in der Vorschau gar nicht aufgefallen. Erst durch eine Mail des Verlags habe ich es entdeckt und mich gefragt, warum ich den Roman erst so spät entdeckt habe. Er verspricht einen Einblick in das Leben der 1960er Jahre, sowie in die Modewelt Italiens und die harte Arbeit, die hinter Modekollektionen steckt. Zudem werden in der Inhaltsangabe auch Rückschläge genannt und so bin ich davon ausgegangen, dass man eine realitätsnahe Geschichte miterleben wird. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an den Verlag, nicht nur für das Rezensionsexemplar, sondern auch für das Aufmerksammachen auf den Roman!

Mir war schnell klar, dass ich das 304 seitenstarke Buch innerhalb von vielleicht einem Tag ausgelesen haben werde. Der Grund dafür ist nicht nur die interessante und abwechslungsreiche Handlung, sondern auch die sehr angenehme Schreibweise. Diese war sehr locker und einfach gehalten, es wurden immer wieder kleine Geheimnisse bekannt gegeben und ich konnte mich beim lesen fallen lassen. Mir hat es gefallen, wie sich berauschende und aufregende Szenen mit ruhigen Momenten abgewechselt haben, in denen die Protagonisten etwas in sich gegangen sind und man eine neue Seite von ihnen kennengelernt hat.
So ist die Handlung an mir vorbeigerauscht und tatsächlich habe ich das Buch dann auch innerhalb kurzer Zeit ausgelesen. Es bietet eine leichte und nicht zu anspruchsvolle Lektüre, es gibt zarte Einblicke in die Modewelt und man kann ansatzweise miterleben, wie stressig das Leben und die tägliche Arbeit in dieser Branche ist.
Erzählt wird die ganze Geschichte von einem Erzähler, der mal die Position von Simonetta, mal die von ihrer jüngeren Schwester Chiara einnimmt. Auf diese Weise bekommt man nicht nur Informationen über den Streit von beiden Parteien, sondern kann auch einen Einblick in die unterschiedlichen Lebensweisen und Ziele erhalten. Außerdem gibt es so die Möglichkeit, die Gedankenwelt beider Personen kennenzulernen und man kann über verschiedene Aspekte, Handlungen und Aussagen besser urteilen.

Als Handlungsort dient ausschließlich Rom und einige umliegende kleine Örtchen. Teilweise konnte man einen Hauch der dortigen Stimmung erhaschen und manche Plätze und Gebäude sind recht gut beschrieben. Andere Settings wiederum konnte ich mir nur schwer vorstellen und bin bei der Vorstellung etwas im Dunklen getappt. So hält sich die Waage und es wurde eine angenehme Abwechslung gefunden, immerhin handelt es sich hier um ein recht dünnes Buch und der Fokus lag eindeutig nicht auf der Beschreibung der Spielplätze.
Am besten vorstellbar war für mich das Firmengebäude von Simonetta de Rosa. Dort war für mich auch die Stimmung am stärksten und in diesen Kapiteln habe ich mich wie ein heimlicher Beobachter gefühlt. Sei es das Büro der Designerin, der Innenhof oder die Räumlichkeiten anderer Mitarbeiter: ich konnte mir das Haus und die Räume ziemlich gut vorstellen und war von der cleanen und schnörkellosen Darstellung sehr angetan.

Wie gerade schon erwähnt, ab und an sind starke Stimmungen vorhanden, die man auch als Leser deutlich miterlebt. Und diese sind besonders intensiv im Unternehmen von Simonetta. Dort werden sie am meisten transportiert und man wird Zeuge unterschiedlicher emotionaler Ausbrüche, die mal stärker, mal schwächer auftreten. Gefühlsausbrüche wirkten stets realistisch und waren nicht zu übertrieben, man konnte gut nachvollziehen, weshalb die Charaktere an dieser Stelle auf diese Weise reagieren.
Abgesehen von einigen Textstellen in der Firma von Simonetta gibt es keine weiteren Abschnitte, wo ich in irgendeiner Weise emotional berührt war oder eine andere Stimmung selbst miterlebt habe. Oft wird die Handlung recht emotionslos und distanziert beschrieben, was auch wieder ein Zeichen der Schnelllebigen Zeit ist, aber auch der leicht oberflächlichen Modewelt.

Im Grunde war schon Spannung da, sei es durch die Modespionage oder durch den bereits in der Inhaltsangabe erwähnten Mord. Zudem gibt es im Text immer mal wieder Hinweise, die ein Spekulieren zulassen und die Fährte in die falsche Richtung legen. So wird die Handlung nur schwer vorhersehbar und man kann sich bei verschiedenen Sachverhalten nie sicher sein.
Und obwohl auf diese Weise eigentlich die Voraussetzung für eine sehr spannende Handlung gelegt wurde, war die Dramatik am Ende nicht so stark, wie man vermutet. Ich habe die Geschichte meist ganz normal aufgenommen und finde, dass es recht wenige spannungsreiche Szenen gibt, die auch den Leser mitreißen. Vielleicht ist bei mir dieser Eindruck entstanden, weil die Emotionen eine untergeordnetere Rolle spielen und nicht so präsent sind, sondern meist von den Protagonisten unterdrückt werden.

Die Darstellung der Protagonisten hat mir ganz gut gefallen. Simonetta und Chiara stehen eindeutig im Mittelpunkt und haben die stärkste Zeichnung erhalten. Die anderen Personen spielen eine deutlich zweitrangigere Rolle, wobei sie doch häufiger ziemlich präsent sind. Auf jeden Fall haben auch sie ihre Macken und Eigenarten bekommen und man konnte sich von vielen ein gutes Bild machen.
Simonetta hat mir in ihrem Auftreten besser gefallen als Chiara, auch wenn ich bei ihr bemängeln muss, dass sie mir nicht emotional genug war. Jegliche Empfindung wurde schnell unterdrückt und sie ist gern so aufgetreten, als könnte sie nichts vom Hocker hauen. Mir hätte es gefallen, wenn Simonetta mehr Facetten gezeigt hätte und sie nicht nur die taffe Modeschöpferin gewesen wäre. Ich verstehe zwar, dass man sich in diesem Business eine harte Schale zulegt und versucht, Empfindungen nicht nach außen zu tragen, aber selbst im stillen Kämmerchen wirkten manche, emotionalere Momente nicht mitreißend oder tiefgehend.
Chiara hatte zwar viele Eigenheiten bekommen und auch eine intensive Zeichnung, aber für mich war sie doch ziemlich blass. Sie ist mir nicht entschlossen, durchgreifend genug und ich konnte an vielen Stellen leider keine Sympathie für sie aufbringen. Erst am Ende des Buches habe ich in Chiara etwas gesehen, was mir gefallen hat und ich habe mir gewünscht, dass sie dies schon eher gezeigt hätte. So hatte ich Probleme mit ihrer Art und ihrem Auftreten, zudem fand ich es schade,
dass sie neben der großen Simonetta nicht gleichrangiger auftritt.

Fazit:
Ich habe zuvor noch kein Werk von Katja Maybach gelesen und war daher gespannt darauf, die Autorin kennenzulernen. Und mit diesem Buch rund um die italienische Modewelt der 1960er Jahre hat sie einen soliden Roman geschaffen, der sich locker leicht lesen lässt und eine gute Geschichte beherbergt. Ich habe das Buch mit viel Interesse gelesen und viele Aspekte haben mir gefallen und haben dazu geführt, dass ich den Familienroman schnell ausgelesen hatte.
Doch leider hat mich das Buch nicht vom Hocker gerissen. Dafür haben mir einige Stimmungen gefehlt, mehr emotionalere Momente und eine stärkere Zeichnung von Chiara. Bei diesen Punkten hätte ich gerne mehr gehabt und sie sind für mich noch ausbaufähig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere