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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.07.2020

Duffy kanns immer noch - ich bin begeistert

Alter Hund, neue Tricks
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Eigentlich ist Sean Duffy seit über einem Jahr in Teilzeitreserve, Kontakt zu polizeilichen Ermittlungen hat er hauptsächlich in Form von Papierstapeln, die er von A nach B schiebt. Seine Arbeitstage für ...

Eigentlich ist Sean Duffy seit über einem Jahr in Teilzeitreserve, Kontakt zu polizeilichen Ermittlungen hat er hauptsächlich in Form von Papierstapeln, die er von A nach B schiebt. Seine Arbeitstage für diesen Monat hat er abgeleistet, die Fähre nach Schottland zur Familie schon gebucht, da soll er plötzlich doch eine Mordermittlung übernehmen. An seiner Seite der gute, alte Crabbie, der eigentlich auch lieber die heimischen Kühe melken sollte. Aber das Ermittlervirus lässt beide eben doch nicht los, und so graben sie immer tiefer.

Einen neuen Band mit Duffy kann ich mir auf keinen Fall entgehen lassen, auch wenn mich der letzte aus der Reihe nicht ganz so gefesselt hat. Doch McKinty hat mit dem nunmehr 8ten Band zu alter Form zurückgefunden, und so hat sich „Alter Hund, neue Tricks“ als echter Pageturner entpuppt. Man kann das Buch auch ohne die Vorgänger gut lesen, nachholen sollte man diese aber zum persönlichen Lesevergnügen auf jeden Fall. Duffys Arbeitsmethoden kommen nicht immer gut an, führen aber (meistens) zum Erfolg. Ich mag seine unkonventionelle Art, und erst recht die Tatsache, dass er als ganz normaler Typ eben auch so seine Fehler hat. Crabbie ist ein guter Gegenpol, der erhobene moralische Zeigefinger ist oft genau das, was Duffy am meisten braucht. Die Ermittlungen führen die beiden natürlich wieder in brenzlige Situationen, Irland ist einfach nach wie vor nicht das sicherste Pflaster für einen katholischen Bullen. McKinty bringt das Lebensgefühl in diesen Zeiten sehr gut rüber, die Atmosphäre macht für mich einen der großen Pluspunkte seiner Bücher aus. Seinen schwarzen Humor und seine spitzen Beobachtungen mag ich ebenfalls sehr. Der Fall ist gut konstruiert und nicht von der Stange, sodass mich die Handlung schnell gefesselt hat. Ein wirklich guter Thriller mit einem eigenwilligen Ermittler, der mit seinem Job noch lange nicht abgeschlossen hat. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 08.06.2020

Soghaftes Leseerlebnis

Arbeit
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Wenn andere es sich abends vorm Fernseher gemütlich machen, müssen sie malochen: Rettungssanitäter, Türsteher, Taxifahrer, aber auch Drogendealer und Pfandflaschensammler sind unterwegs. Eine Nacht lang ...

Wenn andere es sich abends vorm Fernseher gemütlich machen, müssen sie malochen: Rettungssanitäter, Türsteher, Taxifahrer, aber auch Drogendealer und Pfandflaschensammler sind unterwegs. Eine Nacht lang begleitet der Leser sie durch Berlin, knappe 12 Stunden, die für manchen alles verändern.
Nagelschmidts Roman hat mich von der ersten Seite an gefesselt, ich war richtig im Leserausch. Seine Protagonisten sind so echt, dass man meint sie beim nächsten Besuch in der Hauptstadt beispielsweise im Späti nebenan antreffen zu können. Sie sind alle auf die eine oder andere Weise sympathisch, gerade auch wegen ihrer Fehler oder zweifelhafter Jobs; oft ist ihnen das Glück in letzter Zeit nicht unbedingt hold gewesen, trotzdem machen sie weiter. Jeden treibt etwas anderes an, die eine will nicht mehr allein in ihrer Wohnung sein seit der Lebenspartner verstorben ist, der andere steckt im Drogenmilieu fest und da laufen die Geschäfte nachts bei Feierlaune am besten. Man erhält Einblicke in die Köpfe und Gefühlswelten der Figuren, und das macht der Autor so gekonnt, dass man jeden kurz, aber sehr intensiv kennenlernt. Die Szenen reihen sich wahllos aneinander und ergeben trotzdem ein großes Ganzes, ohne dass dieses künstlich konstruiert wirkt. Mir hat der Roman unglaublich gut gefallen, und ich wäre mit den Protagonisten gerne noch eine weitere Nacht in der Hauptstadt unterwegs gewesen, auch weil Nagelschmidt mich mit seinem Stil komplett abgeholt hat. Ein starker Roman über Menschen wie du und ich.

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Veröffentlicht am 23.02.2020

Szenen einer Ehe

Hör mir zu, auch wenn ich schweige
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In jeder Ehe hat man sich mal nichts zu sagen. Frank spricht allerdings bereits seit sechs Monaten kein Wort mit Maggie. Bis die dem Ganzen ein Ende setzen will, und ihm erst richtig bewusst wird wie sehr ...

In jeder Ehe hat man sich mal nichts zu sagen. Frank spricht allerdings bereits seit sechs Monaten kein Wort mit Maggie. Bis die dem Ganzen ein Ende setzen will, und ihm erst richtig bewusst wird wie sehr er sie nach 40 Jahren Ehe liebt. Er blickt zurück…

Abbie Greaves Debüt kommt sehr unscheinbar daher, und erwischt den Leser dann eiskalt. Man ist sofort in der Geschichte gefangen, bangt mit, lässt sich in den Alltag der beiden hineinziehen. Die Autorin hat einen sehr angenehmen Stil, frei von Kitsch, aber doch sehr gefühlvoll und eindringlich erzählt sie ihre Geschichte. Auch ihre Figurenzeichnung hat mir gut gefallen, sowohl Maggie als auch Frank lernt man sehr gut kennen. Man begleitet sie über die Jahre, ihre Charaktere reifen mit dem Alter, alles wirkt sehr stimmig und realitätsnah. Die beiden sind ein normales Paar, trotzdem wirkt ihre Beziehung besonders. Sie passen sehr gut zusammen, trotzdem stehen sie immer wieder vor Problemen. Als Leser würde man ihnen oft gerne helfen, ein klärendes Gespräch würde manchmal schon ausreichen. Schon bezeichnend, dass das Schweigen dann irgendwann zur Tagesordnung wird. Das klingt alles sehr düster, man erlebt aber auch viele Höhepunkte und glückliche Tage mit den beiden, ein ganz normales Leben eben mit Höhen und Tiefen. Ich bin ihnen gerne auf ihrem Lebensweg gefolgt. Über allem schwebt natürlich die Frage, warum Frank schweigt. Was kann dieses Paar so entzweit haben, welches Geheimnis steckt dahinter? Die Auflösung ist stimmig, wie auch die ganze Handlung sehr rund ist. Ich bin wirklich kein Liebesgeschichtenleser, aber dieser Roman hat mich sehr berührt. Ein schöner Roman über Liebe, Freundschaft, Trauer und Verlust.

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Veröffentlicht am 19.02.2020

Fantasyhighlight

Im Schatten des Kronturms
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Vor Jahren ist Hadrian Blackwater in die große weite Welt ausgezogen, um sein Glück zu machen. Der Tod seines Vaters bringt ihn jetzt zurück in heimische Gefilde, bei dessen alten Freund und Gelehrten ...

Vor Jahren ist Hadrian Blackwater in die große weite Welt ausgezogen, um sein Glück zu machen. Der Tod seines Vaters bringt ihn jetzt zurück in heimische Gefilde, bei dessen alten Freund und Gelehrten Arcadius erhofft er sich Neuigkeiten. Doch der hat gleich noch eine große Aufgabe für ihn; und einen ganz und gar unerwünschten Gefährten.

Ich kenne die Riyriareihe bisher nicht (muss man auch nicht, es handelt sich hierbei um ein Prequel), doch das sollte ich schleunigst ändern. Dieses Buch habe ich nämlich geradezu inhaliert. Eine witzige, spannende und überaus packende Story, die mich sofort mitgerissen hat. Hadrian und Royce als Hauptfiguren sind vielseitig und doch sehr gegensätzlich, was natürlich einen großen Reiz der Handlung ausmacht. Gerade Royce ist schwer zu durchschauen, er gibt nicht viel von sich und seinen Zielen preis. Hadrian ist dem Leser da schnell näher. In einem parallelen Erzählstrang begleitet man Freudendame Gwen auf ihrem steinigen Weg. Sie mochte ich ebenfalls, eine starke Frau, die zudem mit einer außergewöhnlichen Gabe gesegnet ist und sich gewitzt und mutig durchs Leben mogelt. Sullivan macht es dem Leser leicht sich in seiner Welt zurechtzufinden, auch wenn man die schon veröffentlichten Bände nicht kennt. Zudem schreibt er sehr ansprechend und hat mit seinem Humor genau meinen Geschmack getroffen. Mir hat dieser Reihenauftakt unglaublich gut gefallen, hoffentlich lässt der nächste Band nicht allzu lange auf sich warten.

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Veröffentlicht am 05.02.2020

Packender Reihenauftakt

Schweige still
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Jodie Sheehan ist mit ihren 15 Jahren der aufsteigende Stern am Eiskunstlaufhimmel; dann wird sie brutal ermordet. Bei der Aufklärung soll Psychologe Cyrus Haven helfen, eigentlich seine ganze Kraft in ...

Jodie Sheehan ist mit ihren 15 Jahren der aufsteigende Stern am Eiskunstlaufhimmel; dann wird sie brutal ermordet. Bei der Aufklärung soll Psychologe Cyrus Haven helfen, eigentlich seine ganze Kraft in den Fall stecken. Doch dabei lernt er die junge Evie kennen, die unter ihrer Vergangenheit leidet. Und Cyrus wäre nicht Cyrus, würde er nicht auch für sie alles geben.

Ich bin von diesem Reihenauftakt wirklich schwer begeistert. Cyrus ist wie Joe aus Robothams sehr erfolgreichen Serie Psychologe, trotzdem wirkt er nicht wie ein neuer Aufguss von bereits Bekanntem. Er ist sympathisch und hat ein starkes Gespür für Gerechtigkeit; trotz oder vielleicht auch wegen seiner Vergangenheit will er in die Köpfe seiner Mitmenschen schauen können. Evie ist ebenfalls eine sehr spannende Figur; an ihrem Trauma eher gewachsen als gebrochen, kann sie sich trotzdem schwer auf andere einlassen. Ihre besonderen Fähigkeiten machen sie noch interessanter, und ihre unkonventionelle Art bringt immer frischen Wind in die Handlung. Die ist darauf jedoch gar nicht angewiesen, denn der Fall entwickelt sich wahnsinnig spannend. „Schweige still“ ist seit langem mal wieder ein Thriller, den ich wirklich, wirklich kaum zur Seite legen konnte, weil er so mitreißend war. Auch der Perspektivwechsel zwischen Evie und Cyrus führt dazu, dass man an die Seiten gefesselt wird. Robothams Erzählstil ist gewohnt gut: unaufgeregt, aber trotzdem packend und immer auf den Punkt. Ich habe diesen ersten Band sehr genossen und fiebere nun dem zweiten entgegen.

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