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Veröffentlicht am 26.07.2020

Endlich wieder glücklich sein

Die Wunderfrauen
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Luise Dahlmanns größter Traum ist es einen kleinen Lebensmittelladen zu eröffnen.
Endlich selbstständig sein, Leben und immer nach vorne schauen.
Drei Frauen werden immer wieder ihren Weg kreuzen.
Annabel ...

Luise Dahlmanns größter Traum ist es einen kleinen Lebensmittelladen zu eröffnen.
Endlich selbstständig sein, Leben und immer nach vorne schauen.
Drei Frauen werden immer wieder ihren Weg kreuzen.
Annabel von Thaler, Gattin des Chefarztes der Starnberger Seeklinik.
Ihr kleiner Sohn Friedrich ist ihr einziger Lichtblick.
Helga Knaup, Fabrikantentochter und Schwesternschülerin in der Seeklinik.
Marie Wagner, Vertriebene aus Schlesien. Dort lebte sie auf einem großen Gut.
Alle vier haben einen gemeinsamen Wusch. Endlich wieder glücklich sein.

Das Lebensgefühl und der Zeitgeist der 1950er Jahre werden sehr gut wiedergegeben
und wunderbar in die Geschichte eingebunden.
Ob Wirtschaftswunder, das Frauenbild der 50er Jahre oder Flüchtlings/Vertriebenen Schicksale
alles wird geschickt miteinander verknüpft.
Es geht um die Liebe, um Träume, Machtkämpfe und um ein selbstbestimmtes Leben.
Vier Frauen, vier Schicksale und jede ist auf der Suche nach ihrem persönlichen Glück.
Der Autorin gelingt es spielend alle vier Charaktere interessant und spannend zu beschreiben.
Jede Figur hat ihre Vergangenheit, will ihre Zukunft selbst gestalten. Das ist nicht einfach,
denn die Gleichberechtigung ist noch nicht so im Alltag angekommen.
Dank der wirklich sehr lebendigen Schreibweise hat man das Gefühl ein Teil zu sein.
Man erlebt alle Höhen und Tiefen hautnah mit.
Es gab halt nicht nur das Wirtschaftswunder, es gab auch noch eine andere, nicht so schöne Seite.
Die wollte nur niemand mehr sehen, nach vorne schauen und endlich Leben hieß die Devise.
Die Schreibweise der Autorin ist voller Esprit und von einer erfrischenden Leichtigkeit.
Jedes Kapitel ist jeweils einer Frau gewidmet und es wird teilweise durch kleine Anekdoten, Rezepte oder Notizen die der Zeit entsprechen ergänzt.
Eine wirklich gelungene Zeitreise in ein Deutschland kurz nach dem 2. Weltkrieg, der noch lange Schatten wirft.
Ein Buch, dass Lust auf mehr macht!

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Veröffentlicht am 26.06.2020

Eine eigene Welt

Die Schule am Meer
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Juist, 1925: Tatkräftig und voller Ideale gründet eine Gruppe von Lehrern am äußersten Rand der
Weimarer Republik ein ganz besonderes Internat. Mit eigenen Gärten, Seewasseraquarien und Theaterhalle.
Es ...

Juist, 1925: Tatkräftig und voller Ideale gründet eine Gruppe von Lehrern am äußersten Rand der
Weimarer Republik ein ganz besonderes Internat. Mit eigenen Gärten, Seewasseraquarien und Theaterhalle.
Es ist eine eingeschworene Gemeinschaft: die jüdische Lehrerin Anni Reiner, der Musikpädagoge Eduard Zuckmayer,
der zehnjährige Maximilian, der sich mit dem Gruppenzwang manchmal schwer tut,
sowie die resolute Insulanerin Kea, die in der Küche das Sagen hat.
Doch das Klima an der Küste ist hart in jeder Hinsicht, und schon bald nehmen die Spannungen zu zwischen den Lehrkräften und mit den Insulanern, bei denen die Schule als Hort für Juden und Kommunisten verschrien ist. Im katastrophalen Eiswinter von 1929 ist die Insel wochenlang von der Außenwelt abgeschlossen. Man rückt ein wenig näher zusammen.
Aber kann es Hoffnung geben, wenn der Rest der Welt auf den Abgrund zusteuert?

Dieser Roman ist spannend erzählt.
Die Gruppe der Lehrer, tatkräftig und voller Ideale sind wundervoll gezeichnete Charaktere.
Ihr Pioniergeist ist so richtig ansteckend. Wie Freiheit, Kameradschaft und ein kritischer Geist gefördert wurden.
Die reformpädagogische Schule am Meer auf der Nordseeinsel Juist bestand nicht einmal zehn Jahre und wurde
von den Einheimischen argwöhnisch beobachtet. Weder Schüler noch Lehrer hatten es besonders leicht.
Aber, wenn man schon bis an den Rand der Welt reisen muss, um eine Schule zu gründen,
gibt man nicht so schnell auf. Das wird alles mit einer gewissen Leichtigkeit erzählt.
Das Leben dort als Lehrer und auch als Schüler. Das harte Klima und vor allem die politischen Änderungen,
die so schleichend kommen, machen deutlich wie schnell sich das nationalsozialistische Gedankengut
im Alltag durchsetzen konnte. Die Schule selbst ist auch nicht davon befreit. Das muss sogar
die Mitbegründerin und Jüdin Anni Reiner am eigenen Leib erfahren. Am Ende war die Schule pleite und wurde von den Nazis geschlossen. Ein sehr gut recherchierter Roman der leider einige Längen hat.
Trotzdem finde ich ihn sehr lesenswert denn er erzählt eine Geschichte die in Vergessenheit geraten ist.
Eine sehr gelungene Verknüpfung von historischen Fakten und Fiktion.

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Veröffentlicht am 25.06.2020

Achtung Suchtgefahr.

Yasemins Kiosk - Eine bunte Tüte voller Lügen
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Auch, wenn man die ersten Bände nicht gelesen hat, kommt man sehr gut in die Geschichte rein.
Eine Ermittlung der anderen Art. Drei sehr verschiedene, wunderbare Frauen ermitteln hier.
Das macht richtig ...

Auch, wenn man die ersten Bände nicht gelesen hat, kommt man sehr gut in die Geschichte rein.
Eine Ermittlung der anderen Art. Drei sehr verschiedene, wunderbare Frauen ermitteln hier.
Das macht richtig Spaß und lädt zum mitraten ein. Die Charaktere sind einfach wunderbar
und das bis in die kleinste Rolle. Man lebt und leidet mit ihnen.
Möchte am liebsten vor Ort und vor allem mit ihnen befreundet sein.
Das liegt auch an dem wunderbaren Schreibstil der Autorin.
Fließend, witzig und mit viel Situationskomik.
Es gibt aber auch einen Spannungsbogen der bis zum überraschenden Ende erhalten bleibt.
Kurzweilig, humorvoll und auch spannend.
Ein Buch, das große Lust auf mehr macht.
Allerbeste Unterhaltung.
Achtung Suchtgefahr.

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Veröffentlicht am 11.06.2020

Charlotte kann's nicht lassen

Tod in Perchtoldsdorf
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Die berühmten Sommerspiele stehen auf dem Plan. Dieses Mal hat -Der Sommernachtstraum-
von William Skakespeare Premiere. Ganz Perchtoldsdorf ist gespannt. Dann der Schock.
Ein Schauspieler wird auf offener ...

Die berühmten Sommerspiele stehen auf dem Plan. Dieses Mal hat -Der Sommernachtstraum-
von William Skakespeare Premiere. Ganz Perchtoldsdorf ist gespannt. Dann der Schock.
Ein Schauspieler wird auf offener Bühne ermordet. Charlotte Nöhrer, eine Ex Polizistin
wollte eigentlich als Neu-Winzerin ihren Frizzante dem Publikum nahebringen. Nun begibt
sie sich auf Mörder suche.

Christian Schleifer nimmt uns mit in das wunderschöne Wiener Umland.
Durch die wunderbare Schreibweise fällt es nicht schwer sich dort zurechtzufinden.
Gespickt von österreichischer Mentalität und Wortwitz bekommt man das Gefühl
direkt vor Ort zu sein. Das Weingut, die Umgebung und die teilweise etwas skurillen
Akteure. Diese sind alle sehr liebevoll und echt beschrieben. Vor allem die gesamte Familie
der Charlotte Nöhrer und auch sie selbst. Eine sehr sympathische Frau, Ex Polizistin, die so herrlich
unkonventionell lebt und so nebenbei den Mord aufklärt.
Eigentlich hat sie dafür keine Zeit.
Als Neu-Winzerin will sie das elterliche Weingut auf den neusten Stand und ihren Schüttelwein
den Kunden näher bringen.
Charlotte hat halt nicht nur ein gutes Herz, sondern auch eine sehr gute Spürnase.
Obwohl man recht schnell ahnt wer der Mörder sein könnte bleibt es bis zum Schluß spannend.
Die gesamte Mischung aus Mord, Weingut und Familie, ergibt hier ein sehr gelungenes Krimi Debüt
das große Lust auf mehr macht.
Eine Ermittlung aus einem etwas anderen Blickwinkel und sehr viel Lokalkolorit.
Ich freue mich schon auf den nächsten Fall.

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Veröffentlicht am 06.05.2020

Eine beklemmende Geschichte über eine Familie

Das wirkliche Leben
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In einer kleinen Reihenhaussiedlung wohnt eine vierköpfige Familie.
Sie wohnen im schönsten und hellsten Haus. Aber die Idylle trügt.
Der Vater ist ein brutaler Mann. Die Jagd und der Alkohol steht an
erster ...

In einer kleinen Reihenhaussiedlung wohnt eine vierköpfige Familie.
Sie wohnen im schönsten und hellsten Haus. Aber die Idylle trügt.
Der Vater ist ein brutaler Mann. Die Jagd und der Alkohol steht an
erster Stelle. Regelmäßig verprügelt er die Mutter. In dieser
Atmosphäre aufzuwachsen ist nicht leicht. Darum versucht das Mädchen
seinem Bruder das Lachen zu bewahren. Als sie versucht sich aus der weiblichen
Opferrolle zu befreien, passiert ein großes Unglück.

Die Autorin hat hier ein fesselndes und auch ungewöhnliches Buch geschrieben.
Es ist zeitweilig sehr brutal und dann wieder fast lieblich mit ganz viel Hoffnung.
Die Geschichte entwickelt eine Explosivkraft und verlangt dem Leser einiges ab.
Man ist im Wechselbad der Gefühle. Die Charaktere sind sehr vielseitig. Man spürt
ihre Kraft, lebt und leidet mit ihnen. Hofft das alles brutale und unbeschreibliche
einfach nur aufhört. Das Buch zur Seite legen ist so gut wie unmöglich. Es entwickelt
einen Sog, dem man sich wahrlich schwer entziehen kann.
Ein gelungenes Debüt mit einer großartigen Erzählweise, brillant und schonungslos.

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