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Veröffentlicht am 11.09.2020

Als Bagage abgestempelt…

Die Bagage
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Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern arm, abgeschieden und ausgegrenzt in einem Dorf im Tal des Bregenzerwaldes. Von der Dorfgemeinschaft gemieden ist diese Familie die „Bagage“ – der Vater ...

Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern arm, abgeschieden und ausgegrenzt in einem Dorf im Tal des Bregenzerwaldes. Von der Dorfgemeinschaft gemieden ist diese Familie die „Bagage“ – der Vater zu geschäftstüchtig, die Mutter zu schön, gegen diesen Ruf kommen sie nicht an. Doch es ist mehr als nur Neid, es ist der Stempel der an ihnen haftet und die Überzeugung, dass alle schon wissen, was das „für welche“ sind. Als Joseph in den ersten Weltkrieg zieht und Maria schwanger wird, ist allen klar, dass nur ihr schöner deutscher Besucher der Vater sein kann. Dieses Kind, die Mutter der Autorin, wird Joseph Zeit seines Lebens wie Luft behandeln.
Monika Helfer ist es mit leisen Tönen sehr gut gelungen, überwiegend aus den Erzählungen ihrer Tante Katharina, der Schwester ihrer Mutter, die Geschichte ihrer Großeltern zu erzählen. Der Zeit und dem Geschehen angepasst ist die Sprache einfach und schlicht, mitunter eine Aneinanderreihung recht distanzierter Schilderungen. Aber gerade das macht dieses Buch so authentisch, deshalb gebe ich gern dazu eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 27.07.2020

Erschütternde Familiengeschichte

Lea Rose
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Die Halbjüdin Lea wächst zwar vor dem Hintergrund der traurigen jüdischen Geschichte auf, erfährt von ihrer Mutter und ihrem Adoptiv-Vater Arthur jedoch außer Andeutungen nur recht wenig darüber. Einen ...

Die Halbjüdin Lea wächst zwar vor dem Hintergrund der traurigen jüdischen Geschichte auf, erfährt von ihrer Mutter und ihrem Adoptiv-Vater Arthur jedoch außer Andeutungen nur recht wenig darüber. Einen gemeinsamen Besuch in der Eifel, indem Arthur die Herausgabe des jüdischen Eigentums verlangt, kann sie (noch) nicht richtig einordnen. Erst als Danielle, die ebenfalls wie sie jüdische Vorfahren hat, in ihre Klasse kommt, beginnt sie Puzzleteil um Puzzleteil die schlimme Wahrheit zu erkennen, die auch ihre Familie betrifft.
Arthur hat indes mit Lea große Pläne. In einem Auslandjahr in Amerika bei ihrer Großtante Pearl soll sie auf die Leitung der Familienfirma vorbereitet werden. Doch alles kommt anders. Sie verliebt sich und zum ersten Mal begehrt sie gegen ihren Vater auf, indem sie sich für das entscheidet, was sie möchte.
Sehr gern lese ich Familiendramen mit historischem geschichtlichen Bezug. Maryanne Becker ist es sehr gut gelungen beides miteinander stimmig zu verbinden. Gleichzeitig wird das Dilemma ersichtlich, in dem sich viele Familien in dieser Zeit befunden haben dürften - die eigene Sprachlosigkeit über das Erlebte, was die Kinder sehr gut gespürt haben. So wie Lea die viele Zusammenhänge erst sehr viel später erkennt. Auch diesen Spagat zwischen (Ver)Schweigen, aber gleichzeitigem Handeln dagegen, hat die Autorin mit ihren Schilderungen sehr gut umgesetzt.
Leider überschlagen sich zum Ende hin die Ereignisse sowie Erklärungen zu den einzelnen Schicksalen, so dass die Handlung wie "abgewürgt" erscheint. Hier hätte noch viel Potential für ein stimmigeres Ende gesteckt.
Alles in allem eine interessante, lesenswerte Story, an der mich lediglich das abrupte Ende etwas stört. Jedoch sollte sich jeder Leser dazu seine eigene Meinung bilden.

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Veröffentlicht am 27.07.2020

Stimmige Geschichte mit übersinnlichen Elementen

Die Verlassenen
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Für Ree ist das Praktikum in einer Nervenklinik nichts anderes als ein Job, der sie in ihrem Studium voranbringen soll. Als die alte Violet, die offensichtlich ihr ganzes Leben in dieser Anstalt verbringen ...

Für Ree ist das Praktikum in einer Nervenklinik nichts anderes als ein Job, der sie in ihrem Studium voranbringen soll. Als die alte Violet, die offensichtlich ihr ganzes Leben in dieser Anstalt verbringen musste, stirbt, gerät Ree durch Zufall an brisante Information, in deren Folge sich ein Mord ereignet. Und plötzlich ist auch ihr Leben in Gefahr...
Geschickt verknüpft die Autorin Übersinnliches, Unvorstellbares und einen mysteriösen Geheimbund mit der Geschichte einer jungen Frau, die letztendlich entscheidend zur Klärung eines über Generationen hinfort bestehenden Verbrechens beiträgt. Auch wenn es einem rational denkenden Menschen eher schwer fällt, das Geschehen zu glauben ist die Story in sich stimmig. Und aufgrund der geringen Seitenzahl ist es eine gelungene Unterhaltung für Zwischendurch.

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Veröffentlicht am 09.05.2020

Die Macht der Liebe über schwierige Zeiten hinweg...

Mohnschwestern
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1943. Obwohl sie mit Hans verlobt ist verliebt sich Lotte in den geheimnisvollen Wilhelm, der ihr im Garten quasi vor die Füße fiel. Immer mehr fühlen sich beide verbunden, auch wenn sein Geheimnis das ...

1943. Obwohl sie mit Hans verlobt ist verliebt sich Lotte in den geheimnisvollen Wilhelm, der ihr im Garten quasi vor die Füße fiel. Immer mehr fühlen sich beide verbunden, auch wenn sein Geheimnis das Glück trübt. Zum Zeichen seiner Liebe schenkt er Lotte ein kleines Bild mit farbenprächtige Mohnblüten. Dies ist das einzige, was ihr von ihm nach der verheerenden Bombennacht bleibt...
Gegenwart. Hazel wurde von ihrer großen Liebe Henry bitter enttäuscht. Orientierungslos durchs Leben strauchelnd findet sie erst bei Theo wieder Halt, der für sie perfekt scheint. Aber reicht dies allein für ein ganzes gemeinsames Leben?
Bei der älteren Mathilde sieht sie ein kleines Gemälde mit Mohnblüten, welches sie fasziniert und anzieht. Welches Geheimnis birgt dieses Bild?
Ilona Einholt hat mit "Mohnschwestern" ein wunderbares Buch erschaffen, in deren Handlung der Erzählstrang um Lotte jedoch der deutlich bessere, intensivere und fesselndere ist.
Gelungen sind die Themen Nationalsozialismus und Krieg in das Geschehen eingebunden. So erlebt Lotte die Schrecken des Krieges hautnah an den Schicksalen ihrer besten Freundin, der Jüdin Ruth sowie Bekannten und kommt auch mit dem Widerstand in Berührung. Indem sie auf Lehramt studiert, strebt sie gleichzeitig allen Idealen der Nazis zum Trotz an, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen. Damit ist sie mit ihrer Art, Lebensvorstellung und Mut erstaunlich modern und den meisten Frauen ihrer Zeit weit voraus. Ihre Freundin Hedwig bildet dazu das typische Gegenstück - fanatisch im Glauben an den Führer und mit nur einem Ziel, sich begeistert dem Leben als gute Ehefrau und Mutter zu widmen.
Die Handlung um Hazel unterbricht Lotte's Geschichte leider immer wieder, was mich mehr frustrierte, als begeisterte, da erst recht spät eine Verbindung zu erkennen ist. Meines Erachtens wird der Lesefluss dadurch zerstört und das Buch hätte ohne diese Teile eine "runde" Sache sein können. Dafür ziehe ich in der Bewertung einen Stern ab. Aber vielleicht empfinden es andere Leser nicht so und deshalb sollte sich jeder über das Buch seine eigene Meinung bilden.

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Veröffentlicht am 10.02.2020

Erzähl mir was Schönes!

Erzähl´ mir was Schönes
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Ein sehr trauriges Thema, das jedoch mit einem lockeren Einstieg beginnt. Die todkranke Isabella und ihre beste Freundin Julia verbringen einen(letzten gemeinsamen Urlaub. Doch die Idylle trügt und Isabella ...

Ein sehr trauriges Thema, das jedoch mit einem lockeren Einstieg beginnt. Die todkranke Isabella und ihre beste Freundin Julia verbringen einen(letzten gemeinsamen Urlaub. Doch die Idylle trügt und Isabella verschweigt wie schlimm es wirklich um sie steht. Aber es gelingt ihr letztendlich nicht, ihren Zustand durch ihre gewohnte Fröhlichkeit zu überdecken. Das Wissen um eine Krankheit und das Erleben selbiger sind jedoch zwei verschiedene Dinge – so begreift auch Julia sehr rasch, dass bald nichts mehr so sein wird, wie es war. Und hinter allem schwellt ein Geheimnis, das nicht ans Licht kommen sollte….
Das Buch hat mich sehr positiv überrascht. Es ist nicht nur ein reines „ich trauere um dich“-Buch, sondern es geht viel tiefer. Durch Isabelles Tod wird Julia gezwungen sich auch mit sich selbst, ihren Leben, ihren Wünschen und ihren Vorstellungen auseinander zu setzten. Nicht alles ist angenehm, aber nur dadurch erfährt sie, was sie wirklich möchte – und setzt es auch (endlich) um. Natürlich kommt es auch hierbei zu Verwirrungen, aufgrund falscher Annahmen – noch eine weitere wichtige Botschaft: „redet miteinander!“.
Sehr berührt hat mich der Aspekt, dass man Totkranke nicht vor positiven Dingen, die einem widerfahren, schützen muss. Im Gegenteil, durch die Annahme, sie dadurch zu verletzten grenzt man sie noch mehr aus. Und dabei ist es noch das einzige bisschen Normalität, das sie haben – also: „Erzähl mir etwas Schönes“
Ein berührendes Buch, abseits vom Klischee, das ich weiterempfehlen kann!

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