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Veröffentlicht am 23.08.2020

Kann Hardy Will Hays einen Skandal nachweisen?

Die letzte Geliebte
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Im Jahr 1923 ist Hardy Engel als Privatdetektiv zu einer festen Größe in Hollywood geworden, der endlich auch ein eigenes Büro besitzt. Sein neuester Auftrag stellt ihn vor eine große Herausforderung: ...

Im Jahr 1923 ist Hardy Engel als Privatdetektiv zu einer festen Größe in Hollywood geworden, der endlich auch ein eigenes Büro besitzt. Sein neuester Auftrag stellt ihn vor eine große Herausforderung: Er soll Will Hays, den Chef der Vereinigung der Filmproduzenten, zur Strecke bringen, indem er dem Mann mit der scheinbar weißen Weste irgendetwas Skandalöses nachweist. Hardy hat zwei Ansatzpunkte: Vielleicht kann er aufdecken, dass Hays eine Affäre hat - oder dass er Mitglied im gerade erstarkenden Ku-Klux-Klan ist? Hardy folgt den ersten Spuren und stößt bald auf Geheimnisse, die noch größer sind, als gedacht. Dabei macht er sich neue, mächtige Feinde...

Der dritte Fall, auf dem der Leser den Privatdetektiv Hardy Engel begleitet, startet zügig mit einem neuen Auftrag, der weitreichende Konsequenzen haben wird. Dorothy Reid ist die Witwe des Hollywood-Superstars Wallace Reid, der kürzlich an Drogensucht gestorben ist. Sie ist der Meinung, dass Will Hays für den Tod ihres Mannes verantwortlich ist, da er ihm keine Drehpause gegeben hat, um seine Morphinsucht zu überwinden. Da ihr das niemand glauben würde, soll Hardy nun andere Beweise gegen Hays auftreiben. Kurze Zeit später sitzt Hardy schon im Zug, um der Heimat Hays und dessen Familie einen heimlichen Besuch abzustatten.

Im Nu war ich Eingetaucht ins Hollywood des Jahres 1923, in dem das Filmgeschäft weiter wächst und mächtige Männer damit beschäftigt sind, ihre skandalösen Taten zu vertuschen. Hardy trifft und beobachtet bei seinen Ermittlungen viele historische Persönlichkeiten - berühmte Schauspielerinnen, mächtige Studiobosse und diesmal auch wichtige Politiker. Das LAPD hat einen neuen Chef, Gus Vollmer, der Hoffnung darauf macht, dass die Stadt ein wenig aufgeräumt wird. Doch William Burns, der Chef des Bureau of Investigation, ist weiterhin von der alten Schule und gar nicht gut auf Hardy zu sprechen.

Die Geschichte schlägt ein hohes Tempo an und fordert Konzentration, um ja nichts zu verpassen. Hardy verfolgt mehrere Spuren gleichzeitig, kommt mit den unterschiedlichsten Personen ins Gespräch und spannt einige davon für seine eigenen Zwecke ein. Bald gibt es den Verdacht eines Mordes, doch große Enthüllungen lassen einige Zeit auf sich warten. Dafür sind sie dann umso erstaunlicher. Die Ermittlungen führen Hardy zwar auch wieder auf die Studiogelände, doch diesmal geht es nicht so stark um die Filmbranche, sondern die Story zieht immer weidere Kreise bis hinein in die große Politik.

Auch der Ku-Klux-Klan und seine Machenschaften werden Teil von Hardys Ermittlungen, denn mit dem Nachweis einer Mitgliedschaft Hays hätte er seinen Auftrag erledigt. Die Beschreibungen der grausamen Taten des Klans sind erschreckend und eine Auseinandersetzung mit dieser Bewegung und den Überzeugungen ihrer Mitglieder auch in der heutigen Zeit von großer Aktualität.

Der zweite Band hat mir insgesamt noch ein Stück besser gefallen, doch auch in diesem Buch kommen Fans historischer Spannungsroman wieder auf ihre Kosten. Christof Weigold legt mit „Die letzte Geliebte“ einen sorgfältig recherchierten Roman vor, der den Leser tief ins historische Hollywood eintauchen lässt!

Veröffentlicht am 01.08.2020

Vatersuche auf Flusskreuzfahrt

Land in Sicht
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Acht Tage und sieben Nächte auf einem Flusskreuzfahrtschiff der Route Passau - Wien sind mit 24 Jahren wohl keine übliche Urlaubswahl. Auch Jana wäre nicht auf die Idee gekommen, wenn auf der MS Mozart ...

Acht Tage und sieben Nächte auf einem Flusskreuzfahrtschiff der Route Passau - Wien sind mit 24 Jahren wohl keine übliche Urlaubswahl. Auch Jana wäre nicht auf die Idee gekommen, wenn auf der MS Mozart nicht ihr Vater der Kapitän wäre. Sie hat ihn nie kennengelernt, doch die Suche nach ihm hat nicht lang gedauert, nachdem sie erst einmal beschlossen hatte, das zu ändern. Nun schippert sie mit Dutzenden Unterhaltung suchenden Rentnern über die Donau, im Gepäck zahlreiche Fragen und Zweifel rund ums Thema Vater: Wie sage ich es ihm? Wie wird es sich anfühlen? Was verspreche ich mir davon?

Die Geschichte schlägt von Beginn an einen lockeren und sarkastischen Ton an. Jana checkt auf der MS Mozart ein und nimmt die Atmosphäre des Flusskreuzfahrtschiffes in sich auf. Für die ansonsten ausnahmslos älteren Mitreisenden ist sie eine willkommene Abwechslung. Ihre Reflektion dieser Art, Urlaub zu machen, fand ich unterhaltsam und ich konnte mir die Stimmung an Bord gut vorstellen.

Jana ist allerdings mit einer Mission gekommen: Sie will ihren Vater, den Kapitän des Schiffes, kennenlernen. Doch nun zögert und beobachtet sie, denkt darüber nach, wie es war, ohne ihn aufzuwachsen und fragt sich immer wieder, was genau sie sich nun eigentlich von dieser Begegnung verspricht. Ihre Auseiandersetzung mit der Vaterfrage geht in die Tiefe und ich konnte ihre Zweifel und Überlegungen gut nachvollziehen.

„Land in Sicht“ ist schnell gelesen und bietet skurrile Situationen, messerscharfe Beobachtungen und nachdenklich stimmende Momente. Die Autorin hat einen tollen schwarzen Humor, der die Geschichte prägt. Wie wäre es mit einer Flusskreuzfahrt für den diesjährigen Urlaub in der Heimat? Schnappt euch das Buch und legt ab!

Veröffentlicht am 29.07.2020

Was ist Wahrheit und was Lüge?

After the Fire - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2021
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Die siebzehnjährige Moonbeam hat fast ihr ganzes Leben im Lager der Heiligen Kirche der Legion Gottes verbracht. Nach einer bewaffneten Auseinandersetzung der Sektenmitglieder mit der Polizei findet sie ...

Die siebzehnjährige Moonbeam hat fast ihr ganzes Leben im Lager der Heiligen Kirche der Legion Gottes verbracht. Nach einer bewaffneten Auseinandersetzung der Sektenmitglieder mit der Polizei findet sie sich in einer geschlossenen Abteilung wieder, in der ein Psychiater versucht, in täglichen Sitzungen zu ihr durchzudringen. Doch Father John hat ihr und den anderen immer wieder eingeschärft, dass alle Menschen außerhalb des Lagers Diener der Schlange sind, denen sie kein Wort sagen und kein Wort glauben darf. Was ist Wahrheit und was Lüge? Ist sie aus einer gefährlichen Situaton in eine sichere gekommen, oder ist es genau umgekehrt?

Das Buch beginnt mit einem rasanten Prolog, in dem die Protagonistin Todesängste durchleidet. Ihre Welt steht in Flammen, Schüsse peitschen und sie wird von dem Ziel angetrieben, Kinder aus den brennenden Baracken zu befreien. Wie kam es zu dieser Situation, und was sind ihre Konsequenzen? Genau um diese Aufarbeitung geht es in der nachfolgenden Geschichte.

Moonbeams Gedanken werden zu Beginn stark von den Sätzen geprägt, die ihr Sektenführer Father John über Jahre hinweg gepredigt hat. Alle Menschen außerhalb des Lagers wurden als Feinde angesehen, weshalb sie das Gelände in den letzten Jahren gar nicht mehr verlassen hat. Und nun soll alles, was er gesagt hat, eine Lüge gewesen sein? In Moonbeams Kopf tönt weiterhin Father Johns Stimme und sie hüllt sich überfordert von der Situation in Schweigen.

Diese fiktive Geschichte setzt sich gelungen damit auseinander, was in einer Jugendlichen vorgehen könnte, die ihr ganzes Leben isoliert in einer Sekte verbracht hat und nun mit dem Leben außerhalb konfrontiert wird. Allmählich teilt Moonbeam erste Erinnerungen mit dem Psychiater und damit auch dem Leser. Man ist in den täglichen Sitzungen an ihrer Seite und folgt ihr in die einzelnen Erinnerungen. Sie schildert den Sektenalltag und die Verbrechen, die sie erlebt, aber selbst nicht als solche eingeordnet hat. Gleichzeitig gibt es auch Erinnerungen an Freundschaft und Zusammenhalt, die verdeutlichen, warum ihr an manchen Personen nach wie vor viel liegt.

Moonbeam fragt früh in der Geschichte nach ihrer Mutter, von der sie vor einiger Zeit getrennt wurde. Außerdem plagen sie schwere Schuldgefühle, wobei sie die Erinnerung an deren Ursprung nicht zulässt. Diese Themen trugen dazu bei, dass ich mich bis zum Schluss neugierig durch die Einzel- und Gruppensitzungen und die damit verbundenen Erinnerungen las. Was mir thematisch fehlte war die Heranführung Moonbeams an ein Leben außerhalb der Sekte, denn sie ist nie zur Schule oder in den Supermarkt gegangen und viele Entscheidungen wurden für sie getroffen. Gerne hätte ich erlebt, wie sie mit dieser neugewonnenen Freiheit umzugehen lernt. Die Beantwortung der drängendsten Fragen hebt die Geschichte sich bis zum Schluss auf und tut dies schließlich in einem stimmigen Rahmen.

„After the fire“ ist ein Roman, der sich mit der Aufarbeitung einer umfassenden Gehirnwäsche durch eine fiktive Sekte auseinandersetzt. Der Leser begleitet die Protagonistin Moonbeam auf diesem schmerzhaften und gleichzeitig reinigenden Prozess, dessen Verlauf durch einige ungeklärte Fragen spannend bleibt. Gerne empfehle ich das Buch an psychologisch interessierte Leser weiter!

Veröffentlicht am 20.07.2020

Vom Schreiben und Lieben

Writers & Lovers
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Casey ist Schriftstellerin und arbeitet schon seit einer Weile an ihrem Roman, der inzwischen gut zweihundert Seiten umfasst. Mit Anfang 30 haben die meisten ihrer ehemaligen Schriftsteller-Freunde ihre ...

Casey ist Schriftstellerin und arbeitet schon seit einer Weile an ihrem Roman, der inzwischen gut zweihundert Seiten umfasst. Mit Anfang 30 haben die meisten ihrer ehemaligen Schriftsteller-Freunde ihre Ambition zugunsten von Jobs mit festem Gehalt aufgegeben. Immer wieder wird sie gefragt, warum sie an diesem Leben festhält - mit hohen Studienschulden im Nacken, einem Kellnerjob und einem winzigen Zimmer in einem ehemaligen Gartenschuppen in Boston. Der Tod ihrer Mutter ist für sie ein einschneidendes Erlebnis, und während des kurz darauf stattfindenden Schreib-Stipendium verliebt sie sich und bringt nichts zu Papier. Aller Widrigkeiten zum Trotz will sie ihr Leben als Schriftstellerin nicht aufgeben und ihren Roman fertigstellen.

Meinem Leseexemplar ist ein Statement der Autorin vorangestellt, in dem sie berichtet, dass in den Roman zahlreiche ihrer eigenen Erfahrungen aus ihren frühen Jahren als Schriftstellerin eingeflossen sind. Das Unverständnis des Umfelds im Hinblick auf ihre Tätigkeit, permanente Schulden und häufige Selbstzweifel. Sie las Bücher über junge und später erfolgreiche Schriftsteller, die sich mit und ihrer Tätigkeit rangen, fand aber keine entsprechenden über Schriftstellerinnen. Mit diesem Roman hat die Autorin geschrieben, was ihr jüngeres Ich gerne gelesen hätte. Er ist im Jahr 1997 angesiedelt.

Die Protagonistin Casey macht emotional eine schwierige Zeit durch. Der rätselhafte Tod ihrer Mutter beschäftigt sie sehr, dazu kommt eine gerade beendete Romanze und ihr anstengender Kellnerinnen-Job, den sie braucht, um wenigstens ihre Miete, wenn schon nicht ihre Schulden zu bezahlen. Ihre Freunde sind in den letzten Jahren auf eine übersichtliche Zahl zusammengeschrumpft, da sie kein Geld hat, um sich auf ihren Hochzeiten blicken zu lassen. Doch für Casey steht aber außer Frage, dass sie weiterhin an ihrem Roman arbeitet.

Der Leser durchlebt an der Seite von Casey eine große Bandbreite an Gefühlen. Die Liebe zum Schreiben ist auf jeder Seite spürbar, gleichzeitig wird Caseys Ringen mit sich selbst nachvollziehbar beschrieben. Immer wieder holen sie Zweifel, Unsicherheit und Trauer ein. Der Roman setzt sich gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen damit auseinander, wie manche Männer mit Frauen umgehen und sich dabei gegenseitig Rückendeckung geben und spricht wichtige feministische Themen an.

In Caseys Leben kommt Bewegung, als Muriel, ihre einzige verbleibende Schriftsteller-Freundin, sie mit zur Buchpräsentation eines Autors nimmt. In der Folge lernt sie zwei Männer kennen, die in Sachen Selbstsicherheit, Lebenserfahrung und Erfolg nicht unterschiedlicher sein könnten. Doch wer von ihnen tut ihr wirklich gut? Während der Roman auf mich zunächst wie eine Bestandsaufnahme ihres Lebens wirkte, fokussiert er sich immer stärker auf die Arbeit am Roman und die Entscheidung zwischen den beiden Männern, was in Wechselwirkung zueinander steht.

„Writers & Lovers“ ist ein intensiver Roman übers Schreiben und Lieben mit all seinen Höhen und Tiefen, den ich sehr gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 28.06.2020

Der perfekte Einstieg in die Welt des Hexers

Der letzte Wunsch
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Nachdem ich im letzten Jahr mit großer Begeisterung die Serie „The Witcher“ geschaut habe, wollte ich nun auch die Bücher lesen. „Der letzte Wunsch“ ist die erste von drei Vorgeschichten-Bänden, außerdem ...

Nachdem ich im letzten Jahr mit großer Begeisterung die Serie „The Witcher“ geschaut habe, wollte ich nun auch die Bücher lesen. „Der letzte Wunsch“ ist die erste von drei Vorgeschichten-Bänden, außerdem gibt es die Hexer-Pentalogie beginnend mit „Das Erbe der Elfen“.

Ich mag den Schreibstil des Autors sehr und konnte schnell in die Welt des Hexers eintauchen. Schon in er ersten Geschichte, die einfach nur „Der Hexer“ heißt, wird erklärt, was ein Hexer überhaupt ist und wie speziell der Progatonist Geralt seine Rolle versteht. Die Geschichte wurde in der Serie verarbeitet und kann hier noch mal in ausführlicherer Form genossen werden.

Wer die Serie geschaut hat, dem werden fünf der sechs Kurzgeschichten bekannt vorkommen. Es gibt jedoch einige Unterschiede, die zu entdecken ich interessant fand. Die Geschichte „Ein Körnchen Wahrheit“ war mir noch nicht bekannt, ich fand sie aber genauso gut wie den Rest und kann mir vorstellen, dass sie noch in einer der zukünftigen Staffeln aufgegriffen wird.

„Der letzte Wunsch“ ist der perfekte Einstieg in die Welt des Hexers - sowohl für Serien-Fans als auch alle, die noch keine Bekanntschaft mit Gerald von Riva gemacht haben.