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Veröffentlicht am 25.08.2020

Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten ... oder doch?

Kinder ihrer Zeit
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Wow, spannend, realitätsnah und einfach großartig!!! So, das musste ich vorab gleich mal los werden!

Der neue Roman von Claire Winter beginnt mit einer Szene, die viele von uns schon oft vor Augen hatten, ...

Wow, spannend, realitätsnah und einfach großartig!!! So, das musste ich vorab gleich mal los werden!

Der neue Roman von Claire Winter beginnt mit einer Szene, die viele von uns schon oft vor Augen hatten, sei es durch Filme, Bücher oder sogar Erzählungen aus der eigenen Familie. Wir schreiben das Jahr 1945 und der Zweite Weltkrieg scheint für die Deutschen so gut wie verloren. Doch eine Flucht aus dem abgelegenen Ostpreußen wird noch bis zum Schluss unter hohe Strafe gestellt und so wartet auch die Mutter von den Zwillingsmädchen Emma und Alice ein wenig zu lange um sich endlich angstvoll und doch entschlossen auf den Weg in den Westen zu machen. Doch Alice wird krank und so muss sie sie in der Obhut einer Bäuerin zurücklassen, um sich mit Emma auf die Suche nach Lebensmitteln zu machen. Der annahende Russe kennt keine Gnade …

Szenenwechsel. Fünf Jahre später treffen wir in West-Berlin auf Mutter Rosa und Tochter Emma. Sie haben es geschafft, wenn sie auch noch von der Hand in den Mund leben. Aber sie leben, ein Schicksal, das – wie die Mutter glaubt – ihrer anderen Tochter Alice nicht gewährt wurde. Sie ist überzeugt, dass diese bei dem Überfall ums Leben gekommen ist.

Szenenwechsel. Auch Alice hat wie durch ein Wunder und fristet ihr Dasein in verschiedenen Kinderheimen. Dank eines Protektors bleibt sie wenigstens inzwischen von Gewalt verschont.

Schließlich reifen die Beiden ohne voneinander zu wissen zu jungen Frauen heran, die jede für sich einen eigenen Plan für ihr Leben hat. Welcher Weg ist der richtige? Ost oder West? Schon bald erfahren beide am eigenen Leib was es heißt zu Zeiten des Kalten Kriegs zwischen die Fronten zu geraten …

Von mir gibt es mal wieder ein ganzes großes Lob für die wunderbare Autorin Claire Winter, die mich auch mit ihrem neuesten Werk „Kinder ihrer Zeit“ begeistern konnte. Besonders im letzten Drittel wurde das Buch so spannend, dass es schwer aus der Hand zu legen war. Immer wieder saß ich kopfschüttelnd da und sog die Informationen auf, die sie mir präsentierte. Stasi, CIA und Bundesnachrichtendienst … ich wusste manchmal gar nicht, wer die größere Schuld auf sich geladen hatte. Menschen wurden gnadenlos für ihre Zwecke missbraucht und Befehlsverweigerung bedeutete nicht selten den Tod oder Jahre im Gefängnis. Nach Beendigung dieser aufrüttelnden Lektüre wurde mir mal wieder bewusst wie froh wir sein können, dass diese Jahre der Bespitzelung und Spionage hinter uns liegen. Dass der Wettkampf um den Sieg erstmal auf Eis gelegt ist. Für dieses tolle Buch vergebe ich gerne 5 von 5 Sternen und wünsche Claire Winter weiterhin viel Erfolg und uns Lesern noch viel neuen Lesestoff aus ihrer Feder!

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Veröffentlicht am 30.07.2020

Geschichte, die Spaß macht ...

Die Küste der Freiheit
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Was sind schon 880 Seiten, wenn eine Geschichte so mitreißend geschrieben ist wie diese hier. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und bin nur so durch die Seiten geflogen. Mit Anna hat die Autorin ...

Was sind schon 880 Seiten, wenn eine Geschichte so mitreißend geschrieben ist wie diese hier. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und bin nur so durch die Seiten geflogen. Mit Anna hat die Autorin eine Protagonistin ins Leben gerufen, die ihresgleichen sucht. Jung verliert sie ihre Mutter, als dann auch noch der geliebte Vater stirbt, steht sie ganz allein da auf dieser Welt. Die Zeiten sind hart für eine junge Mennonitin im 18. Jahrhundert. Über gefährliche Umwege, die sie auch in Holland und Irland „Rast“ machen lassen, gelangt sie jedoch schließlich nach Amerika, in die neue Welt, die doch endlich einmal Freiheit für sie bedeuten sollt. Doch das Glück ist ihr noch lange nicht hold. Viele Entbehrungen und Krankheiten pflastern ihren steinigen Weg.
Auch für Lorenz, der auf Seite der Rot Röcke in den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zieht, beginnt eine schwere Zeit. Durch Zufall kreuzen sich in den passendsten und unpassendsten Situationen immer wieder die Wege der Beiden, werden sie es am Ende schaffen?
Maria W. Peter schafft es zu fesseln, zu faszinieren und Lust auf Geschichte und immer mehr Geschichte zu zaubern. Wie habe ich mitgelitten mit Anna und den Sklaven, die auf heißen Tabakplantagen schufteten. Wie erschrocken war ich über den Hass, den manche Menschen auf der Welt – hier macht die Hautfarbe keinen Unterschied – in sich tragen. Ein Hass, der sie blind macht vor Wut und ihre Schwelle der Gewaltbereitschaft auf das höchste Niveau ansteigen lässt. Nicht nur Hunger und Erschöpfung ließen Anna und Lorenz immer wieder weiterkämpfen. Oft saß ihnen einfach die schiere Angst im Nacken. „Die gute alte Zeit“, die sich auch heute noch Menschen zurückwünschen, hat es in dieser verklärten Form wohl nie gegeben.
Liebe Maria, du hast mir die Schauplätze im Roman so facettenreich und bildhaft geschildert, dass ich manchmal ein klares Bild vor Augen hatte. Von den Schlachtplätzen, von denen ich in Virginia tatsächlich schon einige besucht. Von der Enge und dem Gestank auf der Überfahrt, der Plantage, der Kellerwohnung in Philadelphia, von den Märschen mit dem Tross der Soldaten … ich bin absolut begeistert und möchte mehr von dir, einer sehr sympathischen und talentierten Autorin, lesen!

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Veröffentlicht am 29.07.2020

Anita Garibaldi ... Freiheitskämpferin, Geliebte, Mutter ... eine wahre Heldin der Geschichte ...

Tage des Aufbruchs
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Mit viel Liebe zum Detail und dennoch nicht überladen, schildert die bekannte und beliebte Autorin Karin Seemayer das Leben der heldenhaften Anita Garibaldi. Unter diesem Namen geht sie später in die Analen ...

Mit viel Liebe zum Detail und dennoch nicht überladen, schildert die bekannte und beliebte Autorin Karin Seemayer das Leben der heldenhaften Anita Garibaldi. Unter diesem Namen geht sie später in die Analen der Geschichte ein und wird in Italien bis zum heutigen Tage verehrt und hoch angesehen. Sie war eine ungewöhnliche Frau ihrer Zeit, die wahrlich nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde. Mit vierzehn Jahren wurde sie von ihrer Mutter unglücklich verheiratet und schließlich vom eigenen Mann verlassen. So trifft sie schließlich 1839 auf Guiseppe Garibaldi, der sich augenblicklich in sie verliebt und sie sogleich mit den Worten: „Du musst mein werden!“ für sich einnimmt. Ihr steht ein beschwerliches, aber auch aufregendes Leben an seiner Seite bevor. Sie bestreitet viele kleine und große Schlachten mit ihm und ist bald bis über alle Grenzen für ihren Mut und ihre Tapferkeit bekannt. Sie zieht mit ihm von Brasilien nach Uruguay und schließlich mit ihren inzwischen vier Kindern in Guiseppes Heimat Italien.

Bewundernd, fast liebevoll, beschreibt die Autorin diese Heroine zweier Welten. Ohne Klagen nimmt sie das harte Leben hin, lediglich ihre Eifersucht auf alle Frauen, die ihren gut aussehenden Mann umgarnen zu versuchen, blitzt manchmal an die Oberfläche. Es war bestimmt nicht immer einfach, aus vorgegebenen Fakten einen spannenden Roman zu stricken, doch Karin Seemayer ist dies Aufgabe hervorragend gelungen. Zudem möchte ich ein großes Lob für ihre sehr rege und oft informative Beteiligung an der Leserunde bedanken. Du hast dein Buch zum Leben erweckt, liebe Karin, das wird mir noch eine Weile im Gedächtnis bleiben. Ich vergebe hier mit fünf Sterne die wohlverdiente Höchstpunktzahl!

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Veröffentlicht am 07.07.2020

Wieder mal ein sinnloses Morden ... aber haben wir daraus gelernt?

Eine Liebe zwischen den Fronten
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Und wieder einmal hat es eine meiner Lieblingsautorinnen geschafft, mich mit ihrem neuesten Roman „Eine Liebe zwischen den Fronten“ restlos zu überzeugen.

Sie hat sich ein spannendes, aber auch sehr aufwühlendes ...

Und wieder einmal hat es eine meiner Lieblingsautorinnen geschafft, mich mit ihrem neuesten Roman „Eine Liebe zwischen den Fronten“ restlos zu überzeugen.

Sie hat sich ein spannendes, aber auch sehr aufwühlendes Thema ausgesucht, das in diesem Jahr nach 150 Jahren sein trauriges Jubiläum feiert, denn im Jahr 1870 kam es zum kriegerischen Konflikt zwischen Frankreich und den Preußen. Dass sie sich dazu ausgerechnet den Verlobungstag von Madeleine und Paul ausgewählt hatten, trifft die Beiden doppelt hart und stellt sie durch den Krieg nun vor eine schier unüberwindbare Herausforderung. Denn Madeleine ist Französin und wenn herauskommen sollte, dass sie Geliebte eines deutschen Arztes ist, sähe das sicher nicht gut für sie aus. Es kommt, wie es kommen muss. Paul von Gerlau wird sofort an die Front beordert und Madeleine und ihrem Vater gelingt über eine Nacht und Nebel Aktion die mühsame Flucht aus Berlin. In ihrer Heimatstadt Metz angekommen erwartet sie jedoch keine liebende und sorgende Ehefrau und Mutter, sondern ein kaltblütiger Drachen, der nur an sich selbst denkt. Auch Madeleines Bruder ist keine Stütze. Er ist selbst von so viel Heißblut und Hass zerfressen, dass sich Madeleine bald recht allein auf der Welt vorkommt. Zusammen mit dem algerischen Dienstmädchen Djamila begeben sich die Beiden auf die Suche nach Paul, Djamilas Bruder Karim und Madeleines Bruder Clément. Vor allem aber hoffen sie auf ein Überleben, denn an Frieden ist noch lange nicht zu denken …

Wie nicht anders gewohnt, hat Maria W. Peter auch diesmal ein historisches Gedenken hingelegt, das gepaart mit gerade der richtigen Portion Liebe, Leidenschaft und Spannung Lesegenuss erster Klasse bereitete. Zudem hatte ich das Glück bei einer von der Autorin begleiteten Leserunde dabei sein zu dürfen, die von ihr mit weiteren Fotos und Berichten untermalt wurde.

Neben ihrer exzellenten Recherche, die sie direkt an die damaligen Schauplätze geführt hat, hat sie auch eine Reihe von Charakteren kreiert, die dem Roman eine wunderbare Authentizität verleiht. Die immer wieder eingeflochtenen wahren Begebenheiten taten ihr übliches dazu.

Der Roman las sich flüssig und an vielen Stellen mit großer Spannung. Dass Maria hier ihr eigenes Herzblut hat einfließen lassen, spiegelt sich in jeder Zeile wider. Dieses Buch könnte ihrem etwas älteren Roman „Die Küste der Freiheit“ knapp den Rang ablaufen. Ich bin begeistert und möchte mich an dieser Stelle herzlich bedanken.

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Veröffentlicht am 30.06.2020

Den Krieg mal durch kindliche Augen betrachten ...

Der Hütejunge
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Es ist schon immer etwas ganz Besonderes, wenn Autoren einen Teil ihrer ganz eigenen und privaten Geschichte mit ihren Lesern teilen. Die Autorin Ulrike Blatter hat diesen mutigen Schritt mit großem Erfolg ...

Es ist schon immer etwas ganz Besonderes, wenn Autoren einen Teil ihrer ganz eigenen und privaten Geschichte mit ihren Lesern teilen. Die Autorin Ulrike Blatter hat diesen mutigen Schritt mit großem Erfolg gewagt. Sie lässt uns teilhaben am Kriegsgeschehen in einer kleinen Stadt in der Eifel. Durch die Augen und Ohren eines kleinen Jungen – ihr eigener Vater – erleben wir, wie das Grauen immer schrecklicher wird, wie er schließlich immer mehr Tote, Bomben und Zerstörung durchleben muss. Aber sie zeigt uns auch seine kindlichen, weichen Züge. Ein Künstler hatte er werden wollen. Er war ein Kind der Farben, der sich stundenlang an einer hübschen bunten Murmel erfreuen konnte. Er war das jüngste von sechs Kindern und die Mutter war bei seiner Geburt bereits ausgelaugt und müde. Und so wuchs er als „Der Junge“ auf, ein kleiner Junge ohne Namen. Als mir der als Leserin am Ende des Buchs schließlich doch noch offenbart wurde, war ich fast zu Tränen gerührt.
Ich wünsche dem Buch, das durchaus mal wieder zum Nachdenken über das eigene Leben – die Vergangenheit und die Zukunft – anregt, weiterhin viel Erfolg und vor allem viele Leser. Ich spreche eine absolute Leseempfehlung aus und vergebe hier verdiente fünf Sterne.

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