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Veröffentlicht am 25.10.2020

tolle Idee mit einigen Mängeln in der Umsetzung

Unvergesslich
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„Ich weiß, dass du keinen Beschützer brauchst. Doch wenn du bei mir bist, dann hast du einen.“

(Finn zu Liv in Unvergesslich)


Worum geht’s?

Finn und Liv haben Schreckliches erleben müssen. Bei ihrem ...

„Ich weiß, dass du keinen Beschützer brauchst. Doch wenn du bei mir bist, dann hast du einen.“

(Finn zu Liv in Unvergesslich)


Worum geht’s?

Finn und Liv haben Schreckliches erleben müssen. Bei ihrem Abschlussball haben zwei Mitschüler in Rahmen eines Amoklaufes zahlreiche Leute getötet und auch die beiden waren betroffen. Als sie jetzt, 12 Jahre später, anlässlich des Jahrestages der Katastrophe zurückkehren, hat sich viel verändert. Liv hat sich ein sicheres Leben voller Routinen aufgebaut, während Finn als FBI-Agent gerade zwei Jahre undercover gelebt hat. Als beide nun aufeinandertreffen, flammen alte Gefühle, aber auch grausame Erinnerungen wieder auf.



Unvergesslich ist Band 1 der Long Acre-Trilogie. Das Buch ist handlungstechnisch in sich geschlossen, es kommen jedoch Charaktere der Folgebände vor und der Amoklauf verbindet die drei Bücher, weshalb sie zusammenhängend gelesen werden sollten.



Schreibstil / Gestaltung

Das Cover zeigt zwei sich küssende Leute im Regen, was sehr stimmig ist und etwas zum Buch passt. Die Covergestaltung ist interessant und auffällig, gibt zudem auch ein Gefühl für die Art des Buches und kann mich überzeugen. Die Geschichte verläuft linear und wird aus der Erzähler-Perspektive berichtet. Der Schreibstil ist sehr angenehm und gut lesbar, das Buch bewegt sich sprachlich auf einem guten Niveau für Unterhaltungsliteratur. Das Buch beinhaltet einige erotische Szenen, die etwas explizit, aber sehr niveauvoll sind. Das Buch beinhaltet zudem Themen wie Panikattacken.

Mein Meinung

Als ich zu Unvergesslich griff, war es vor allem der Hinweis, dass Finn Undercovercop ist, der mich reizte. Ich hatte mir auch die Klappentexte der Folgebände angeschaut und dachte daher, dass nur in Band 3 ein Amoklauf Thema ist. Entsprechend groß war meine Begeisterung, dass der Amoklauf das verbindende Element der drei Bücher ist. Es ist ein Thema, was in der Literatur selten vorkommt und ich war gespannt, wie die Autorin es umsetzt.



Das Buch startet an der Schule, an der damals alles passiert ist. Für eine Dokumentation zum 12. Jahrestag der Tragödie kehren einige der Überlebenden und Angehörige zurück, unter ihnen auch Liv und Finn, aber auch Rebecca, Kincaid und Taryn. Sie alle haben damals in der schicksalshaften Nacht überlebt oder jemanden geliebten verloren. Jahre sind vergangen und alle sind erwachsen geworden, doch die Schatten von damals liegen teilweise noch über ihnen. Liv trifft beim Dreh auf Finn, mit dem sie ein Geheimnis aus der Schicksalsnacht verbindet, von dem niemand weiß. Doch dieses Geheimnis ist es auch, was beide nie wirklich voneinander loskommen lassen hat. Doch beide sind nicht mehr die Schüler von damals, Liv ist eine selbstbewusste Frau geworden, die für ihren Designjob all ihre Zeit (und auch ihr Fotografiehobby) geopfert hat. Finn hingegen ist FBI-Agent und war zuletzt undercover im Kampf gegen den Waffenhandel unterwegs. Die Rückkehr an die Long Acre Schule ist für ihn nur eine Durchreise, denn sein Ziel ist ein verlassenes Haus, wo er nach seinem Einsatz ausspannen soll. Nachdem er Liv wiedergesehen hat, kann er sie nicht vergessen. Und so treffen beide kurzerhand eine Übereinkunft: Liv soll mit Finn die Wochenenden im Haus am See verbringen. Werden alte Wunden wieder aufreißen oder die beiden die Erlösung finden, die sie nach so vielen Jahren verdienen?


Schon nach wenigen Seiten kam das erste große Oho: Der Amoklauf wird thematisiert. Überrascht davon, dass es in dem Buch überhaupt Thema ist, zugleich aber auch überrascht, dass das Geheimnis und tragische Ereignis so früh gelüftet wird, war ich voller Begeisterung und Vorfreude. Amokläufe sind ein Thema, was sehr emotional und vielschichtig sein kann und auch lange Zeit später für viele Probleme Sorgen können. Ich hatte hohe Erwartungen an die Geschichte, denn wir hatten hier einige Überlebende einer tragischen Nacht, die versucht haben, sich ein neues Leben aufzubauen. Während dies bei Liv anfangs vor allem aus viel Alkohol und Zerstreuung bestand, ist sie mittlerweile ein Workaholic und steht auf Sicherheit. Zurück an der Long Acre kriegt sie aber Panikattacken und Alpträume. Finn, mittlerweile FBI-Agent, hat direkt wieder das Bedürfnis, Liv zu schützen. Doch es ist schwierig, weil er sich selbst als rücksichtslos und gefährlich einstuft. Dennoch kommen beide nicht voneinander los und beginnen im Rahmen einer Sommerliebelei, sich gegenseitig zu helfen: Liv möchte mutiger werden, Finn muss den Weg ins soziale Leben zurückfinden. Alles klingt so unglaublich vielversprechend und emotional. Doch leider, leider konnte das Buch für mich eben diese Erwartungen nicht erfüllen. Während anfangs der Amoklauf und die Folgen knapp thematisiert wird, wird es bald zu einem Randthema. Es wird immer wieder als Motivation für bestimmte Handlungen herangezogen, verliert mit der Zeit aber immer mehr an Bedeutung. Das ist grundsätzlich nicht schlimm, da natürlich auch Heilung eintreten soll, zeitgleich wirkte es aber so, als hätte sich die Autorin einen gigantische Aufhänger gesucht, der schockt, dann aber nicht konsequent mit den Problematiken mitgezogen.



Das ist vielleicht auch einer der Punkte, der mich am meisten gestört hat. Hier liegt so viel Potenzial und es ist ein besonderes, ungewöhnliches Thema. Aber ausgenutzt hat die Autorin dies einfach kaum. Nach anfänglichen Panikattacken geht’s Liv gut, Finn beschwört anfangs seine Undercoverfolgen, spricht aber eigentlich nie über seine Polizeizeit, wenig über das Leben undercover und schon gar nicht über seinen psychischen Zustand. Da stellt sich die Frage, wieso er dann überhaupt undercover sein musste, fast wirkt es wie eine kleine Blendgranate. Schon nach kurzer Zeit geht es nur um die Liebschaft der beiden, einige kleine Bettmomente und die schöne gemeinsame Zeit zusammen. Langsam plätschert die Story dahin, es gibt wenige emotionale Highlights, wenig Drama, kaum Probleme. Nach der Hälfte des Buches hatte ich leider das Gefühl, hier in einem absolut standardmäßigen Liebesroman zu stecken. Vielleicht wollte ich zu viel, aber das Thema Undercoverleben und Amoklauf kam mir ehrlich gesagt einfach zu kurz. Zwar wird in Band 2 und 3 der Amoklauf noch weiter thematisiert und hier wurden auch schon die ersten Handlungsstränge gelegt, aber irgendwie war Unvergesslich nach einem starken, emotionalen Anfang schnell platt und konnte auch mit dem schnellen, etwas überrumpelnden Ende nicht so überzeugen.


Die Liebesgeschichte lässt mich ein wenig zwiegespalten zurück. Liv und Finn haben Vorgeschichte, die hier auch thematisiert wird. Hier steht vor allem eine Frage hinsichtlich einer bestimmten Handlung von Finn im Raum, bei der ich aber das Gefühl habe, dass die Protagonisten hier etwas drumherum eiern. Zwar wird es hin und wieder angesprochen, aber so eine richtige – abschließende – Aussprache fehlt. Auch sind bezüglich der Zeit nach dem Amoklauf viele Fragen offengeblieben. Die beiden treffen sich jetzt 12 Jahre später wieder und gehen recht schnell zurück in die Highschoolzeit, mit einer kleinen, harmlosen Sommerromanze. So ist zumindest der Plan. Natürlich ist dies von Anfang an zum Scheitern verurteilt und trotz aller Warnzeichen versuchen die beiden es. Jetzt wird’s aber schwierig, weil die beiden von 0 auf 100 im Liebesmodus sind, sich aber immer wieder auf „nur eine lose Sache“ berufen. Entsprechend überrumpelnd wirken einige der letzten Szenen im Buch, die mit etwas Drama vor allem Finn vor eine schwere Entscheidung stellen. Leider ist es so, dass die Liebesgeschichte zwar schön, aber irgendwie auch fast schon wenig tiefgründig ist. Beide tun sich gut, keine Frage. Aber diese Spannung, das Prickeln und die Gefühle konnte ich nicht nachvollziehen. Es wirkt manchmal so, als würden beide krampfhaft nach vorn schauen, aber zeitgleich schwebt die Vergangenheit über ihnen. Ich weiß nicht, wieso. Aber es fehlte mir eine gewisse Klärung zwischen den beiden, damit ich ihre Beziehung gutheißen kann.


Zu den Charakteren muss ich sagen, dass es mir leider so vorkommt, als hätte ich sie nicht so sehr kennenlernen dürfen. Vielleicht liegt es an der Erzählperspektive, aber Liv und Finn blieben für mich immer etwas unnahbar, vor allem Finn. Man erfährt für meinen Geschmack zu wenig über ihn und kann sich entsprechend weniger in ihn hineinversetzen. Er ist zwar sehr sympathisch und sehr bemüht um Liv, aber gerade seine Vergangenheit undercover wird sehr wenig thematisiert, was ich sehr schade fand. Er hätte letztendlich fast jeden Beruf machen können, von dem er sich eine Auszeit nimmt. Die wenigen Momente, etwa wo er ausflippt, sind eher auf den Amoklauf als seine Tätigkeit zurückzuführen. Hier hätte man deutlich mehr machen können. Liv hingegen wird etwas mehr beleuchtet und es geht hier vor allem auch darum, wie sie aus ihrem starren, sicheren Leben ausbricht. Dies wurde auch gut beleuchtet, aber dennoch wirkten beide eher blass. Die anderen Charaktere, vor allem die anderen Mädels, werden hin und wieder erwähnt, haben selbst aber wenig Auftritte, vermutlich auch, weil sie eigene Bücher kriegen.


Im Buch sind einige Intimszenen enthalten, die auch etwas expliziter und umfangreicher sind. Sie stehen vor allem für die Entwicklung der Beziehung von Finn und Liv, aber auch für die Heilung und Hoffnung, die beide benötigen. Sie runden das Buch daher trotz der schweren Thematik in einer stimmigen Weise ab.

Mein Fazit

Schlussendlich ist Unvergesslich ein tolles Buch, was eine wirklich bewegende Thematik aufgreift. Der Amoklauf schwebt über den Charakteren und es geht darum, wie sie ihren Weg zurück ins Leben finden. Leider fehlt oftmals die Tiefe und auch etwas das Gefühl, was die Entwicklung der Liebesgeschichte etwas blass wirken lässt. Die Charaktere blieben für mich etwas zu oberflächlich und zwischendurch hat das Buch immer wieder Längen. Dennoch mochte ich die Geschichte und kann sie für einen angenehmen Lesemoment durchaus empfehlen, auch wenn vermutlich mehr möglich gewesen wäre.


[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 03.10.2020

eine niedliche Geschichte mit Schwächen

What I Like About You
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„Für ihn ist das ein Dreieck. Aber ich weiß, dass es nur eine gerade Linie ist. Es war immer eine Linie.“
(Halle in What I like about you)

Worum geht’s?

Halle ist ein zurückhaltendes Mädchen, dessen ...

„Für ihn ist das ein Dreieck. Aber ich weiß, dass es nur eine gerade Linie ist. Es war immer eine Linie.“
(Halle in What I like about you)

Worum geht’s?

Halle ist ein zurückhaltendes Mädchen, dessen Leben vor allem daraus bestand, regelmäßig von A nach B zu ziehen. Durch ihre Eltern, die als Dokumentarfilmer die Welt bereisen, war sie nie lange an einem Ort und hat nie viele soziale Kontakte gehabt. Doch in der Onlinewelt ist das anders. Als Kels ist sie eine gefeierte Jugendbuchbloggerin, die mit ihren kreativen Cupcake-Fotos eine große Followerschaft aufgebaut hat. Hier hat sie Freunde. Und sie hat Nash, ihren besten Freund. Als wieder einmal ein Umzug ansteht, verschlägt es Halle ausgerechnet an dem einen Ort, wo der wahre Nash lebt. Und auf einmal wird das Leben als Halle und ihre geheime Identität als Kels mehr als durcheinandergewirbelt. Denn Nash versteht nicht, wieso die neue Halle ihm die kalte Schulter zeigt… Gehört Nash Halle oder Kels?

What I like about you ist ein in sich geschlossener Einzelband.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover des Buches ist in blau gehalten und mit einigen Illustrationen, die zum Buch passen, gestaltet. Es ist ein niedliches, ansprechendes Cover, was bereits leichte Hinweise auf die Story gibt. Das Buch verläuft linear und wird ausschließlich durch Halle aus der Ich-Perspektive erzählt. Zwischendurch gibt es zudem zahlreiche Nachrichtenverläufe, Emails, Tweets und private Nachrichten, die in die Handlung eingebaut wurden. Der Schreibstil ist sehr locker und angenehm zu lesen, auf jeden Fall für Jung und Alt gleichermaßen geeignet und für ein Jugendbuch sehr passend. Das Buch enthält keine erotischen Inhalte und ist auch frei von Kraftausdrücken.

Meine Meinung

Ein Jugendbuch über eine Buchbloggerin und eine komplizierte Online-Offline-Beziehung? Traumhafter geht es kaum. Als ich das erste Mal das Buch in der Vorschau sah, wusste ich, dass ich es lesen möchte. Denn gerade soziale Medien (und ihre Schattenseiten) sind ein aktuelles Thema, was ich gern öfter in Büchern sehen würde und das auch noch kombiniert mit dem Blick in den Kopf einer Buchbloggerin? Perfekt. Ganz so perfekt war das Buch letztendlich dann aber doch nicht.

Die Geschichte startet mit Halles Umzug zu ihrem Großvater. Da die Großmutter vor einiger Zeit verstarb und die Eltern wieder ins Ausland zu einem Dreh möchten, sollen Halle und ihr Bruder Ollie beim Großvater bleiben. Neuer Ort, neue Schule, neue Leute. Für Halle nicht gerade Sachen ,die ihr die größte Freude bringen. Dafür liebt Halle aber Cupcakes und Bücher, beide Sachen, die sie mit ihrer Oma immer gemacht hat. Und beides Sachen, die Halle online berühmt gemacht haben: Als Buchbloggerin Kels führt sie One True Pastry und verzaubert mit Buchrezensionen und zu den Covern passenden Cupcakes die Leser. Online kann Halle jemand sein, der sie im wahren Leben nicht ist. Online hat sie Freunde, die trotz aller Umzüge an ihrer Seite sind. Nash ist ist bester (Online-) Freund und beide schmieden schon länger Pläne, wie sie gemeinsam an die Uni gehen. Doch als Halle ihren neuen Wohnort erkundet, trifft sie auf niemand geringeren als Nash. Reallife-Nash und Online-Nash verbinden sich für sie. Und auf einmal steht Halle im Mittelpunkt einer Scharade, die sie nie führen wollte. Aber Nash scheint in Kels verliebt zu sein und Halle ist nun einmal nicht Kels, nicht wahr? Das Chaos nimmt seinen Lauf…

Ich möchte meine Bewertung damit einleiten, etwas aufzugreifen, was im Buch thematisiert wurde. What I like about you ist ein Jugendbuch, die Charaktere sind jugendlich, handeln jugendlich. Ich selbst bin nicht mehr jugendlich. Die Autorin (oder auch Kels) greifen das Thema auf, inwiefern Erwachsene Bücher bewerten können, die nicht für sie als Zielgruppe geschrieben sind bzw. ob Bücher festgelegte Zielgruppen haben. Ich selbst lese – trotz meines Alters, was der doppelten „ab x Jahren“-Leseempfehlung entspricht – sehr gern Jugendbücher, weil sie leichtfüßiger und etwas unschuldiger sind. Mir ist daher von Anfang auch immer klar, dass die Verhaltensweisen in den Büchern manchmal kindlich oder naiv wirken können, nicht jeder Gedankengang von viel Weitsicht geprägt sein muss und auch, dass die Bücher sehr vorhersehbar sein können. Das ändert aber nicht daran, dass ich sie nicht genießen kann. Dennoch tat es kurzzeitig weh, als das Thema im Buch vorkam und es macht es auch schwer, sich zu fragen, wie gerechtfertigt eine Rezension ist, die ich zu dem Buch jetzt schreibe. Versuchen werde ich es aber dennoch.

Der Einstieg in das Buch fiel mir leicht und schwer zugleich. Man ist schnell in der Geschichte drin und findet sich auch zeitnah in den Strukturen und Gedanken von Halle zurecht. Durch zahlreiche Einbindungen von Nachrichten aus sozialen Medien, Tweets und Mails ist es, als würde man an Kels Leben direkt teilnehmen. Das hat mir sehr gut gefallen. Es hat etwas gedauert, bis sich die Grundgeschichte mit dem Umzug zum Großvater entwickelt hat und das „zugrundeliegende Problem“ erkennbar wurde. Leider hatte ich so eine Zeit lang das Gefühl, dass die Geschichte nicht wirklich in Fahrt kommt. Zwar ist sie angenehm zu lesen, aber sie plätschert etwas dahin und es gibt hier ein bisschen, da ein bisschen – aber es wirkte teilweise nicht so ganz verbunden. Langsam besserte sich dies und etwa bei der Hälfte des Buches war ich dann auch komplett in der Geschichte, habe mitgefiebert, meine Gedanken weitergesponnen, gehofft und gebangt. Die Geschichte sorgte in meinen Augen für wenig Überraschungen, was nicht schlimm war, da sie dennoch überzeugen kann, auch weil man sich fragt, wie das mehr als offensichtliche Problem gelöst werden soll und wie der Knall kommen wird. Man wusste, was unweigerlich kommen wird, und man war gespannt darauf, wie es passiert. Daher war das mit der Vorhersehbarkeit kein Problem. Was für mich problematischer war und mich von Anfang an etwas gestört hat: Halle/Kels. Beide Persona von Halle haben mich nicht gerade mit ihrer sympathischen Art abholen können. Es lässt sich schwer erklären, wieso eigentlich. Aber Halle war sehr schwankend in ihrer Stimmung und Meinung, ihre permanente „ich kann nicht mit Menschen“ und „ich weiß nicht, wie Freundschaften gehen, das weiß nur Kels“-Haltung fand ich etwas befremdlich. Klar, es sollte den mutmaßlichen Kontrast zwischen Kels und Halle darstellen, doch es wirkte manchmal übertrieben, manchmal unpassend und manchmal einfach unangenehm. Kels konnte leider mit ihrer stärkeren Persönlichkeit auch nicht überzeugen. Ich würde sogar fast sagen, dass Kels mir manchmal etwas arrogant vorkam. Und somit hatte Halle/Kels von Anfang an ein Problem, mein Herz zu erreichen. Ich konnte zwar sowohl Kels als auch Halles Probleme verstehen, aber manchmal nicht begreifen. Immer weiter verstrickt sich Halle in dem Haufen ihrer Lügen und wundert sich am Ende dann fast schon, als sie in ihren Lügen ertrinkt. Dennoch hat mich die Geschichte durchaus abholen können, da ich die Idee dahinter sehr niedlich fand und man eben doch mitfiebern konnte, auch wenn Halle nicht mein Fall war.

Der Unterschied zwischen Schein und Sein ist in unserer heutigen Gesellschaft durch die sozialen Netzwerke noch größer geworden. Es ist einfach, mit ein paar Klicks ein Profil zu erstellen. Man kann selbst entscheiden, wer sein Online-Alias sein soll, denn niemand kann es kontrollieren. Mit einer ähnlichen Idee spielt das Buch. Halle hat sich entschieden, online Kels zu sein. Sie hat ihr eigenes Leben etwas modifiziert (etwa die Geschichte ihrer Eltern) und ist somit so gesehen ein kleines Internetphantom. Doch auf Basis dessen baut sie Freundschaften auf, die denken, dass es Kels in dieser Form mit dieser Geschichte gibt. Durch das Aufeinandertreffen von Nash und Halle gerät dieses Konstrukt ins Wanken. Halle muss sich künftig fragen, was Nash Kels und was er Halle erzählt hat, wieso er Halle andere Sachen erzählt als Kels und auch, wieso es ihr so schwer fällt, ihre Identität zu lüften. Liegt es daran, weil sie Angst hat, dass ihr wahrer Name die Verbindung zur Großmutter offenbart und die Leute sie nicht mehr daran messen, was sie leistet? Oder hat sie Angst davor, dass Halle langweiliger ist als Kels? Denn online ist Halle mutiger, verwegener, sie hat eine Stimme und ist nicht unsicher. Somit spielt das Buch in vielen Nebenpunkten auf wichtige Themen (und Gefahren) des Internets an. Wie viel Anonymität sollte man online haben, wie gefährlich ist es, wenn Reallife und Onlinelife sich vermischen und wie viel Schaden kann man anrichten, wenn man online jemand anderes ist? Die Thematik um Halle, die Nash nicht sagen will, dass sie Kels ist und sogar noch länger mit ihm weiterschreibt – teilweise über sich selbst als Halle – hat bei mir sofort die Verbindung mit dem Wort Catfishing hervorgerufen. Leider wird dieser ganze Komplex nur etwas angeschnitten und am Ende mit den Konsequenzen, die das Auffliegen dieser Lüge hat, vergeht auch sehr fix. Gerade für ein Jugendbuch hätte man hier vielleicht etwas sensibler und vielschichtiger vorgehen können. Dennoch finde ich es ein gutes Thema, was die Autorin gut umgesetzt hat.

Ebenfalls ein präsentes und doch eher ungewöhnliches Thema war die Beleuchtung der Buchwelt aus Bloggersicht. Ich fand, dass die Autorin spannende Einblicke in Kels Arbeit gegeben hat, die Onlinedynamiken und Probleme der Meinungsbildung gut einfangen konnte. Mit der Thematik um die Großmutter, die bekannte Lektorin war, und Halles Willen, sich ohne den Familiennachnamen zu beweisen, gab es noch mehr starke Aspekte. Verlagswesen, die Arbeit in der Buchwelt – das sind Themen, die öfter mal in Büchern vorkommen. Aber hier ging es um mehr und indirekt auch um die Macht von Bloggern, Rezensionen und einer vernetzten Leserschaft. Es geht um die Arbeit hinter Fotos, um Community-Pflege und zugleich auch darum, wie es sein kann, wenn man in der Gunst der Follower fällt, die Leute das persönliche Leben beäugen und man die Erwartungshaltung der Follower bedienen muss. Gern hätte ich hier sogar noch mehr Szenen gehabt.

Leider hinkt dafür die Lovestory hin und wieder etwas. Das liegt einmal daran, dass nur Halle erzählt und die Einblicke in Nashs Kopf fehlen. Liebt er Kels, liebt er Halle, liebt er beide? Was ist Schwärmerei, was nicht? Manchmal verwischen die Grenzen sehr. Auch Halle hat es mir diesbezüglich nicht immer einfach gemacht, denn Online-Nash ist ihr bester Freund (über den sie sogar sagt, man kann sich online nicht verlieben), Offline-Nash hingegen wird schnell ihr Love Interest, aber sie stößt ihn immer wieder von sich, weil er Kels gehört. Das fand ich manchmal verwirrend und ehrlich gesagt nicht sonderlich nachvollziehbar. Ab der Hälfte des Buches hatte mich dieses Liebesdreieck, was gar keins ist, aber voll gepackt und ich habe wirklich mitgefiebert. Je komplizierter es wurde, je mehr Stolpersteine kamen, desto gespannter war ich, wie es gelöst werden soll. Auch hier gilt dann jedoch, dass nach dem zu erwartenden großen Knall sehr schnell die Luft raus ist und die Autorin für meinen Geschmack etwas zu schnell alles geklärt hat. Gerade dadurch, dass eigentlich die Frage des Fakens und der Konsequenzen von zentraler Bedeutung sein dürfte, wurde hier etwas zu perfekt drübergebügelt. Das empfand ich vor allem auch dadurch, dass nur die Problematik um Kels ein Thema war, jedoch gar nicht angesprochen wurde, dass auch Nash sich beim großen Knall in meinen Augen verwerflich verhalten hat. In jedem anderen Buch wäre diese Lüge ein Thema geworden, hier ging es aber durch die überwiegende Lüge von Halle unter. Das war etwas schade und vermittelt vielleicht auch ein falsches Bild.

Abschließend möchte ich noch zu den Charakteren etwas sagen. Zu Halle habe ich ja bereits einiges gesagt, im Buch gibt es zudem neben Nash noch einige weitere Charaktere. Diese empfand ich oftmals als etwas stereotypisch und platt, die haben vor allem gewisse Funktionen und das merkt man auch. Dennoch konnte mich vor allem Nash und seine Clique mit ihrer liebevollen, offenen Art sehr begeistern. Auch Halles Bruder, der jünger ist und dennoch meist reifer als seine Schwester wirkt, war eine angenehme Erfrischung. Der Großvater, der langsam seine Trauer verarbeiten muss, und durch verschiedene Interaktionen mit Halle seinen Prozess aufzeigt, hat mir ebenfalls gut gefallen. Gern hätte ich noch mehr über Halles Onlinefreundinnen erfahren, die immer wieder kurzzeitig vorkamen und ebenfalls sehr sympathisch wirkten. Dadurch, dass das Buch aber lediglich auf Halles Sicht basiert, zentriert sich leider alles auch etwas auf sie und hier und da gehen die anderen Charaktere unter. Das empfand ich vor allem bei Nash oftmals so.

Mein Fazit

Insgesamt muss ich sagen, dass What I Like about you ein süßes Buch war, was mit einer guten Grundidee durchaus überzeugen konnte und für mich thematisch auch mal etwas anderes war. In der Umsetzung gab es für mich einige kleine Hürden, die mehr oder weniger gut genommen wurden, was nicht zuletzt auch daran lag, dass ich mit Halle/Kels wenig warm geworden bin. Vor allem die Thematik um die „falsche“ Onlineidentität hätte ich gern noch mehr beleuchtet gehabt. Dennoch ein Buch, was für angenehme Lesestunden sorgt.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.09.2020

weiterhin süße Geschichte mit wenig Tiefe

When We Fall
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„Wir schreiben. Und reden. Und dann? Warten wir, bis die Welt es wieder rausfindet und kaputtmacht?“
(Ella zu Jae-Yong in When we fall)

Worum geht’s?

Nachdem sich am Ende von Band 1 die Ereignisse überschlagen ...

„Wir schreiben. Und reden. Und dann? Warten wir, bis die Welt es wieder rausfindet und kaputtmacht?“
(Ella zu Jae-Yong in When we fall)

Worum geht’s?

Nachdem sich am Ende von Band 1 die Ereignisse überschlagen haben und Jae von seinem Management vor die knallharte Entscheidung zwischen Ella und seiner Karriere gestellt wurde, herrscht zwischen Ella und Jae Funkstille. Ella leidet, denn obwohl sie weiß, dass es richtig war, Jae gehen zu lassen, vermisst sie ihn sehr. Als dann auch noch das Internet anfängt, in Ellas Privatleben herumzustöbern, fangen die Dinge an, noch komplizierter zu werden. Zwischen Sehnsucht, dem Druck der Öffentlichkeit und den drohenden Konsequenzen müssen sich Jae und Ella der Frage stellen, ob ihre Liebe noch eine Chance hat…

When we fall ist Band 2 der dreiteiligen NXT-Reihe. Es werden Vorkenntnisse aus Band 1 benötigt, da es eine direkte Fortsetzung ist. Das Buch wird mit When we hope fortgesetzt.

Schreibstil / Gestaltung

Auch bei Band 2 ist erneut das Cover mit verschiedenen Pastellfarben gehalten. Es ist ähnlich zu Band 1, aber hat einen anderen Farbverlauf. Das Cover wirkt wieder sehr verträumt und spricht mich an. Das Buch wird wieder ausschließlich von Ella in der Ich-Perspektive erzählt, lediglich ein Epilog aus Jaes Sicht kommt vor. Die Geschichte verläuft linear mit einigen Zeitsprüngen. Der Schreibstil ist locker-leicht, wirkt jugendlich und passt gut zur Geschichte. Das Buch enthält keine explizite Sprache, jedoch angedeutete Intimszenen.

Meine Meinung

Endlich geht es weiter mit Ella und Jae. Nach einem wirklich süßen Band 1, der richtig schön zum Schmachten und Träumen war, habe ich mich sehr auf When we fall gefreut. Ich habe allerdings auch darauf gehofft, dass die Geschichte „jetzt mal losgeht“, denn in Band 1 hatte ich das Gefühl, dass alles ein langer Prolog war und viel zu wenig Energie in die Liebesgeschichte investiert wurde. Ob sich dies in Band 2 gebessert hat?

Am Ende von Band 1 müssen Ella und Jae getrennte Wege gehen. Nachdem mit einem simplen Foto alles aufgeflogen ist und Jae in Schwierigkeiten mit seinem Management gerät, müssen sie den Kontakt abbrechen. Seitdem leidet Ella sehr. Es sind einige Tage vergangen und sie ist ein Schatten ihrer selbst. Zusätzlich hat sie noch Stress mit ihren Schwestern Liv und Mel, weil sie Jae und den Trip nach New York geheim gehalten hat. Radikal hält Ella sich von jeglicher Berichtserstattung fern und versucht, Jae aus ihrem Kopf und ihrem Herzen zu verbannen. Doch dann schlagen die Fans zu und Ellas Identität wird gelüftet. Das Internet überschlägt sich und Ella steht so einigen Problemen gegenüber, etwa einer großen Reportermeute. Aber die öffentliche Diskussion ruft auch Jae wieder auf den Plan, der Ella vermisst und sich Sorgen um sie macht. Werden sie eine zweite Chance haben oder wird außer einem gebrochenen Herzen am Ende nichts übrig sein?

Oh man, was soll ich zu diesem Buch sagen? Es fällt mir echt schwer, das Buch in Worte zu fassen. Nicht, weil es besonders schlecht war oder herausragend toll. Es ist irgendetwas dazwischen. When we fall ist wie When we dream, wirklich in jeder Hinsicht. Es ist zum Schmachten, zum Träumen, es ist niedlich, zuckersüß, leichtfüßig, locker und habe ich schon gesagt, dass es süß ist? Von Anfang an ist man super schnell wieder drin, die Geschichte setzt mit nur einigen Tagen Zeitsprung nach der Trennung an. Man kann verstehen, wie es Ella geht und begleitet sie dabei, wie sie leidet und versucht, sich ein „Leben nach Jae“ zurückzuerobern. Es gibt wieder einige Szenen im familiären Umfeld, Ella ist arbeiten und lernt mit ihrem Freund Matt, während sie gleichzeitig das Gefühl hat, mit der Wahl ihrer Studienfächer unzufrieden zu sein. Seite um Seite vergeht und eine angenehme Wohlfühlgeschichte entfaltet sich. Ella, weiterhin sehr sympathisch, aber irgendwie auch etwas kindlich, lässt uns an ihrem Alltag teilhaben, es gibt keine wahren Höhen und Tiefen, kein Drama, wirklich einen minimalen Spannungsbogen – und dennoch liest man immer weiter. Ist es, weil das Buch so süß ist? Weil man sich so wohlfühlt und sich einfach fallen lässt? Natürlich war von Anfang an klar, dass irgendwie Jae wieder ein Thema sein wird. Und das ist hier der Fall, nachdem Ellas Identität gelüftet wurde und sie sich einem Medienzirkus gegenübersehen muss. Der Autorin gelingt es sehr gut, diese wahnsinnige Welt ein wenig einzufangen. Es werden Kommentare der Onlinecommunity aufgegriffen, es wird von den Reportern vor dem Haus berichtet und einige Gerüchte aufgegriffen. Alles wirkt zwar auch sehr abgeschwächt, aber es reicht, um einen Einblick darein zu geben, wie schwer es wohl sein dürfte, als „Normalo“ einen Superstar zu daten. Hier hätte ich gern mehr von „den Schattenseiten“ gesehen. Es scheint immer so, als würde die Autorin eine sichere Bubble für Ella aufbauen wollen, die vor allem durch ein angenehmes Gefühl definiert wird, aber für mich als Leser die interessanten Aspekte ausklammert oder für meinen Geschmack zu kurz abhandelt. Die Schwerpunktsetzung liegt gefühlt zu sehr auf dem Umfeld als auf dem Kernthema – oder das Kernthema sollte eben nicht die Lovestory sein, da bin ich mir bis heute unsicher.

Die mediale Aufmerksamkeit führt auch dazu, dass Jae und Ella wieder zueinander finden. Anfangs unschlüssig, ob es eine gute Idee ist, den Kontakt wieder aufzunehmen, merken beide schnell, wie wichtig der Kontakt für beide ist. Und so nimmt die Geschichte ihren Lauf. Wie bei Band 1 ist Jae zum Großteil durch Chats oder kurze Telefonate präsent. Gelegentlich gewährt er Einblicke in sein Leben, erzählt von der Tour und manchmal erhält Ella durch Liv oder Google Informationen zur Band. Das Thema K-Pop und NXT ist für meinen Geschmack aber weiterhin sehr stark nebensächlich und das finde ich total schade. Dadurch, dass wieder nur Ella erzählt, geht eine einzigartige Möglichkeit der Einblicke in Jaes Welt verloren. Gerade K-Pop, ein in der New Adult Literatur bisher wenig präsentes Thema, wäre mal etwas gewesen, was mich als Leser interessiert hätte. Die Welt von Ella, die so herrlich normal und bodenständig ist, ist zwar nicht unbedingt langweilig, aber sie ist eben genau das - normal, alltäglich und gemeinhin bekannt. Ich finde es schade, dass hier das Potenzial um Jae nicht genutzt wurde. In meinen Augen führt das auch dazu, dass das Buch locker-fluffig und süß, aber eben auch undramatisch, extrem entspannt und zeitweise leider auch mit Längen verstehen ist. Wie bei When we dream gibt es so viel Drumherum, dass es eher wie eine Geschichte um Ellas Leben wirkt, in der Jae eben eine kleine Nebenrolle spielt. Da können auch später auftretende Szenen, in denen beide kurzzeitig im Fokus stehen, nicht viel helfen. Jae ist mir zu wenig präsent, er wird zu wenig in die Geschichte eingebracht und verkommt daher gefühlt zum Nebencharakter. Wer ist Jae? Auch nach zwei Bänden kann ich wenig dazu sagen. Ähnliches habe ich bereits bei Band 1 gesagt: Jae wirkt wie eine Nebenhandlung, die zufälligerweise dazugekommen ist. Ellas Leben steht zu sehr im Vordergrund, zumindest für mich, die hier eine klassische „Das Mädchen und der Star“-Geschichte erwartet hat.

So bleibt auch die Liebesgeschichte für mich weiter wenig greifbar. Sie ist für mich nie über den Status einer Schwärmerei, allenfalls Verknallt-Sein herausgekommen. Zu wenig Zeit haben die beiden miteinander und füreinander. Das hat mir als Thema hingegen gut gefallen, wie immer wieder eingeführt wird, wie schwer es für Jae ist, sein Starleben und Ella zu managen. Er kann nicht einfach zu ihr kommen, kann sie nicht einfach immer anrufen, für sie da sein, wenn sie es braucht. Die Beziehung steht nicht nur deshalb auf wackligen Beinen, weil sie durch die mediale Aufmerksamkeit krachend zusammenstürzen könnte. Nicht nur deshalb, weil Jae unter dem Druck seines Managements leidet. Nein, sie ist eben auch eine extreme Fernbeziehung, die nicht nur auf etliche tausend Kilometer ausgelegt ist, sondern auch ein Kampf zwischen den Zeitzonen darstellt. Ich hätte hierüber so gern mehr gelesen. Ella und Jae sind ja wirklich süß und ihre Kommunikation ist auch niedlich zu lesen. Auch ihre Momente zusammen sind wirklich goldig. Aber es reicht für mich nicht, um eine glaubhafte Verbindung, eine solide Grundlage aufzubauen. Hinzu kommt, dass beide zwar wissen, dass das Management ihnen richtig gefährlich sein kann, die Bedenken aber eher wegwischen. Das zeigt wieder, dass die Charaktere manchmal deutlich jünger und naiver wirken, als sie eigentlich sind. So gab es auch eine Schlüsselszene, wo es etwas intimer wird, wo Ella auf mich wirkte, als sei sie wirklich deutlich jünger. Das Buch setzt sehr auf die süße, niedliche und unschuldige Art, die beide miteinander verbindet. Das funktioniert auch gut, wirkt auf mich aber manchmal dann leider auch so, als wäre ich hier eher im Bereich Young Adult. Ich finde es aber schwierig, dass selbst nach 2 Bänden (also 2/3 der Gesamtgeschichte) für mich die Lovestory noch so wenig Tiefe hat. Ich hatte so sehr gehofft, dass When we fall mehr Entwicklung, mehr Tiefe und mehr Dynamik mitbringt, aber es fühlte sich für mich nicht so an.

Etwas überrumpelt wurde ich vom Ende des Buches. Ich hatte schon während des Lesens große Fragezeichen, wie das Buch enden könnte. Angesichts des kommenden Band 3 war klar, dass es wieder ein offenes Ende sein muss und ich hatte erst Sorge, dass quasi das Ende von Band 1 neu aufgelegt wird. Dies ist zum Glück nicht der Fall. Die Autorin hat sich so gesehen für einen doppelten Cliffhanger entschieden, denn sowohl in Ellas als auch Jaes Leben passiert etwas, was beide verarbeiten müssen. Nur beeinflusst Jaes Ereignis leider auch die Beziehung zu Ella, die eine Erkenntnis gewinnt, die schon die ganze Zeit im Buch angelegt war und in der Natur der Beziehung und einer Fernbeziehung liegt. Das Ende ist für mich hinsichtlich Ella eher mau, hinsichtlich Jae aber sehr interessant. Ich hoffe, dass in Band 3 endlich auch Jaes Perspektive (wie im Epilog) aufgegriffen wird und vielleicht auch das Band-Thema mehr Beachtung findet. Vor allem aber hoffe ich, dass in Band 3 jetzt wirklich mal etwas mehr passiert und mehr Tiefe in das Buch kommt. Sicher, When we fall ist niedlich, süß und hinreißend, aber ich habe mir nach einem ähnlichen Band 1 deutlich mehr Einige kleine Themen sind noch angelegt, die sicher in Band 3 ihren Abschluss finden, etwa die Geschichte um Mel, um Ellas weitere akademische Laufbahn und den Australientrip ihrer besten Freundin, aber ich wünsche mir einfach mehr NXT und mehr Liebe im Vordergrund.

Mein Fazit

When we fall ist am Ende ähnlich wie Band 1 ein herrlich angenehmes Buch, was vor allem mit seiner niedlich-süßen Art überzeugen kann und mit einer Wohlfühlatmosphäre auch die dahinplätschernde Handlung etwas retten kann. Mir kommt aber weiterhin Jae einfach zu kurz und Ellas Drumherum-Leben ist mir zu präsent. Die Lovestory bleibt für mich eine Schwärmerei, der die Tiefe fehlt. Das Buch lässt sich zwar wieder gut und schnell lesen, ich habe mir aber einfach mehr erhofft und gewünscht.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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  • Cover
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.08.2020

nettes Buch für Zwischendurch

Lovely Mistake (Bedford-Reihe 2)
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„Die Männer mit den härtesten Schalen haben den weichsten Kern von allen. Ich bin schon einigen von deiner Sorte begegnet. Es war immer dasselbe.“
(Molly zu Troy in Lovely Mistake)

Worum geht’s?

Nach ...

„Die Männer mit den härtesten Schalen haben den weichsten Kern von allen. Ich bin schon einigen von deiner Sorte begegnet. Es war immer dasselbe.“
(Molly zu Troy in Lovely Mistake)

Worum geht’s?

Nach der schweren Zeit um die Krebserkrankung ihrer Mutter sowie einer tragisch gescheiterten Beziehung hat Molly genug. Sie stellt sich selbst eine Challenge: 6 Monate, keine Männer, keine Berührungen von Männern, kein Verlieben. Mit Entsetzen muss Molly dann aber feststellen, dass ihre Wohnung durch einen Wasserschaden länger nicht bewohnbar ist. Und so landet sie bei Troy. Als Mitbewohnerin, versteht sich. Das macht sie ihm auch direkt durch Regeln klar. Als das Schicksal erneut über Molly hineinbricht, steht Troy an ihrer Seite. Jetzt muss Molly sich fragen: Sind Regeln nicht dafür da, gebrochen zu werden?

Lovely Mistake ist Band 2 der Bedford-Reihe und in sich geschlossen. Die Protagonisten aus Band 1 kommen vor, Vorkenntnisse sind jedoch nicht erforderlich.

Schreibstil / Gestaltung

Was für eine schöne Farbe! Das Cover von Lovely Mistake ist einfach wunderschön. Ein sattes Blau mit einer goldenen Marmorierung sowie einem an Band 1 angelehnten Titel zieht sofort die Blicke auf sich. Das Cover wirkt sehr modern und passt zum Genre. Nach einem Prolog springt das Buch einige Wochen und verläuft von hier an linear. Die Geschichte wird sowohl durch Molly als auch durch Troy in der Ich-Perspektive erzählt, wobei Mollys Anteil deutlich überwiegt. Der Schreibstil ist sehr angenehm flüssig, leicht verständlich und gelegentlich auch humorvoll. Es ist sprachlich angemessen für den Bereich (junge) Erwachsene. Das Buch enthält einen geringen, nicht expliziten Anteil an Intimszenen.

Meine Meinung

Nachdem mich Perfectly Broken letztes Jahr wirklich von den Socken gehauen hat und die emotionale Geschichte um Chase und Brooke auf meiner Jahreshighlight-Liste gelandet ist, war meine Freude enorm groß, als verkündet wurde, dass es weitergeht – dieses Mal mit Molly und Troy. Genau so hatte ich es gehofft und erwartet, da die beiden in Band 1 bereits kurze Intermezzos haben. Mit großer Vorfreude griff ich also zu Lovely Mistake – und muss sagen, dass ich deutlich mehr erwartet hätte.

Zu Beginn des Buches entführt uns Molly in einem längeren Prolog zu ihrer Mutter. Diese hat gerade den Krebs besiegt und befindet sich noch geschwächt zuhause. Molly kümmert sich um sie, backt ihr gesunde, köstliche Kuchen und ist für sie da. Als Molly ihre Mutter informiert, dass sie sich dazu entschieden hat, ein halbes Jahr nicht zu daten, keine Männerkontakte zu haben und sich nicht zu verlieben, ist diese überrascht und nimmt ihrer Tochter das Versprechen ab, dass Molly ihre Regeln bricht, sollte der perfekte Mann kommen. Nach einem mehrwöchigen Sprung in die Zukunft sitzt Molly tief in der Patsche. Ein großer Wasserschaden hat ihre Wohnung unbewohnbar gemacht. Zunächst bieten ihr Chase und ihre beste Freundin Brooke Unterschlupf an, Molly hat auf die beiden extrem verliebten Turteltäubchen aber eigentlich keine Lust. Als dann Chases bester Freund Troy Molly sein Sofa anbietet, nimmt sie an – jedoch nicht, ohne Regeln aufzustellen. Keine tiefgründigen Gespräche, keine durch die Wohnung laufende nackte Nudel und kein Körperkontakt. Sie sind nur zwangsweise Mitbewohner und auf keinen Fall soll das mehr sein. Aber irgendwie können sich beide der Anziehung zwischen ihnen nicht so ganz widersetzen. Und als das Schicksal zuschlägt und Molly in den Abgrund reißt, ist es ausgerechnet Troy, der an ihrer Seite steht. Wird Molly über ihren Schatten springen und ihre Regeln aufgeben können?

Nach Band 1 habe ich mich ja wirklich auf Molly und Troy, generell auf dieses ganze Buch, enorm gefreut. Die Idee, ein halbes Jahr „Männerpause“ zu machen, klang auch nach einer guten Grundlage, denn es war klar, dass Molly ordentlich ins Schleudern gerät, sobald sie mit Troy lebt. Aber irgendwie war das alles zu viel, zu anstrengend und zu wenig greifbar. Es geht los mit Molly, die in ihrer Verzweiflung zu Troy zieht, denn bei Brooke und Chase wohnen? Auf gar keinen Fall. Ihre Männerpause will sie geheimhalten und erzählt Troy daher anfänglich etwas von einer Keimphobie. Dann werden Regeln aufgestellt, drei Stück an der Zahl. Regel Nummer 3 bricht Molly kurz danach sofort, als sie nackt Troy gegenübertritt. Natürlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis Regel 1 und 2 auch fallen. Wieso Molly keine tiefgründigen Gespräche will, ist recht schnell klar: Troy ist ein verdammt lieber Kerl, der zwar den Ruf eines Abschleppers hat, aber so zahm ist wie ein Hundewelpe. Er kümmert sich gut um Molly, ist für alle Welt stets da und hat ein großes Herz. Seine bewegende Vergangenheit, die hin und wieder angekratzt wird, unterschreibt dies noch mehr. Molly ist also recht früh bewusst, dass sie sich in Troy – den sie ja immerhin sogar schonmal gedatet hat – verlieben kann.

Die Regel mit dem Körperkontakt hingegen nimmt teils absurde Ausmaße an. Ich war sehr gespannt darauf, ob hierfür eine Erklärung folgt. Ja, die kommt und ja, sie ist erklärbar. Ich hätte mir ehrlich gesagt gewünscht, dass das Ganze mehr thematisiert wird und nicht nur als kleine Randnotiz einhergeht, da es durchaus ein wichtiges Thema ist. Allerdings empfand ich beim Lesen Mollys Reaktionen trotzdem laufend als übertrieben. Sie will nicht einmal Hände schütteln oder als sie verletzt ist, soll Troy ja nicht ihren Knöchel angucken. Generell pocht Molly extremst auf ihre Regeln, lässt den Leser regelmäßig von ihrer Männerpause wissen und betont öfter, dass sie auf keinen Fall dabei ist, sich zu verlieben. Gleichzeitig aber reizt sie Troy permanent, bringt ihn in Situationen, in denen er sich regelkonform verhält, Molly ihn aber hochgradig provoziert, die Regeln zu brechen. Und hier fing es an, dass ich nur noch mit dem Kopf geschüttelt habe. Molly ist so damit beschäftigt, Troy unterschwellig anzumachen, nur um ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit von sich zu stoßen. Molly ist sprunghaft, launisch und in meinen Augen teilweise unfair zu Troy. Entsprechend schwer war es für mich, ihre Liebesgeschichte zu genießen. Laufend echauffiert sich Molly auch über Lucy, ein älteres Love Interest von Troy. Denn Molly ist eifersüchtig, aber will gleichzeitig auch nicht ihre Regeln brechen. Sie ist einfach sprunghaft und inkonsequent. In der zweiten Hälfte braucht Molly eine starke Schulter, die Troy ihr bereitwillig gibt. Im weiteren Verlauf – mit deutlichen Parallelen zu Perfectly Broken – ist es dann aber so, dass Molly ihm richtig vor den Kopf stößt. Das war schon bei Band 1 so, wo ich fand, dass Brooke zwar emotional geladen, aber extrem unfair gegenüber Chase ist und am Ende Chase aber der ist, der sich um sie bemüht. Genauso ist es hier. Molly wirft Troy eine absolut gemeine Aussage an den Kopf (sie ist aber auch emotional nicht auf der Höhe gerade) und statt dass sie sich darum bemüht, das zu kitten, ist es Troy, der ankommt und alles auf den Kopf stellt, um sie glücklich zu machen. Es ist für mich schwer nachvollziehbar gewesen, an welcher Stelle aus Bekannten/Freunde mehr wurde und wann der Scherbenhaufen wieder zu Liebenden wird. Zwar merkt man von Anfang an die Anziehung, aber auf Seiten Mollys merkt man nie wirklich Gefühle, bei Troy hingegen schon.

Dafür, dass das Buch über 300 Seiten hat, hatte ich das Gefühl, dass kaum etwas passiert. Es gab ein wenig nettes Drumherum, ein paar Plaudereien, ein paar niedliche Szenen und Diskussionen über Chancen im Leben, die man nicht wahrgenommen hat. Eigentlich geht das Buch generell um Mollys Entwicklung, denn für mich ging Troy komplett unter und wirkte eher wie ein unterstützender Nebencharakter, der Mollys Hand hält und für sie Türen eintritt, wenn sie sich nicht traut. Seine eigene Geschichte wird untergeordnet hier und da angesprochen, zumeist recht fix auf wenigen Seiten dann aber glattgebügelt und selbst am Ende geht es nur um Mollys Traum. Das fand ich wirklich schade. Denn beide tragen Narben auf ihrer Seele und Troy hatte es nicht leicht im Leben. Man hat aber das Gefühl, er darf und kann sich nicht entwickeln, nur Molly wird das zugestanden. Ein bisschen gefreut hat mich dafür das Wiedersehen mit Chase und Brooke, über die man hier noch vereinzelt etwas erfährt und an ihrer Geschichte teilnehmen darf. Zwar war das schon fast zu kitschig und idealistisch, aber ich verstehe zugleich, dass die Autorin nach einem emotionalen Band 1 ein wenig Glück streuen möchte.

Nach einer zähen ersten Hälfte, die vor allem von viel fehlendem Verständnis meinerseits geprägt ist, wird in der zweiten Hälfte die Emotionsschraube etwas angezogen. Ich will nicht sagen, dass ich überrascht von den Entwicklungen bin, denn tatsächlich habe ich das von Seite 1 an so erwartet. Dennoch hat es mich ein bisschen getroffen und berührt. Die Geschichte um Mollys Mutter, Mollys Lebenstraum von einer Konditorei und ihrer Last wurde gut umgesetzt und hat mich wirklich hin und wieder berührt. Die Autorin versteht es, rohe Emotionen umsetzen und dem Leser schwer ums Herz werden zu lassen. Allerdings war die hieraus resultierende weitere Handlung, die vor allem auch die Liebesgeschichte beeinflusst, etwas flach. Das Finale ist dann gewohnt kitschig-süß, mit einer gehörigen Portion Schmachtmomenten. Mein Problem hierbei war, dass es sich anfühlte, als sei nichts zwischen Troy und Molly geklärt und als hätte man einfach zwei Legosteine zusammengesteckt, weil es so sein soll. Wenn man bedenkt, wie viel Raum am Anfang mit anstrengendem Hin und Her verschenkt wurde, gerät diese ganze Entwicklung, die nun wirklich emotional ist, viel Potenzial mitbringt und die Charaktere wachsen lässt, einfach zu kurz. Ich hätte mir mehr gewünscht, vor allem für Troy, der hier so sehr untergeht und dessen einzige Aufgabe es gefühlt ist, für Molly da zu sein und ihr Leben zu ordnen.

Mein Fazit

Insgesamt muss ich sagen, dass Lovely Mistake ein nettes Buch war, was man gut weglesen konnte. Leider empfand ich die erste Hälfte als wahnsinnig anstrengend und konnte mich mit Molly und ihren irrsinnigen Regeln nicht wirklich anfreunden. Die zweite Hälfte ist dafür emotionaler und konnte mich mehr abholen, aber auch hier kommt das Buch einfach nicht an Band 1 heran. Ich hatte mir mehr von Molly und Troy erhofft. Dennoch hatte ich Spaß mit dem Buch, man sollte nur nicht zu viel erwarten.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 31.07.2020

nettes Buch für Zwischendurch

Wir sind der Sturm
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„Stille. Wie die Wahrheit so erschreckend war, dass mir selbst die Worte dafür fehlten.“
(Paul in Wir sind der Sturm)

Worum geht’s?

Gerade erst haben sich Paul und Louisa gefunden. Er, der Badboy mit ...

„Stille. Wie die Wahrheit so erschreckend war, dass mir selbst die Worte dafür fehlten.“
(Paul in Wir sind der Sturm)

Worum geht’s?

Gerade erst haben sich Paul und Louisa gefunden. Er, der Badboy mit den Dämonen der Vergangenheit. Sie, das Flammenmädchen auf dem Weg, ihrer Trauer zu entkommen. Doch dann schlägt das Schicksal erneut zu. Nach den sich überschlagenden Ereignissen und Erkenntnissen am Ende von „Wir sind das Feuer“ ist Paul nicht mehr der gleiche und nutzt jede Möglichkeit, Louisa von sich zu stoßen. Denn er erinnert sich an etwas, das er lieber für immer vergessen möchte. Wie soll er Louisa nur je wieder unter die Augen treten und wie sollte sie so jemanden wie ihn jemals lieben? Ihre Liebe hat keine Chance, da ist Paul sich sicher…

Wir sind der Sturm ist Band 2 der Redstone-College-Dilogie. Das Buch benötigt Vorkenntnisse aus Band 2 und schließt die Geschichte ab.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist in einer blau-gold-marmorierten Optik gehalten und verfügt über einen glitzernden Schriftzug. Das Cover ist ähnlich zu Band 1, lediglich in einer anderen Farbe. Es ist stimmig, schön anzusehen und ein wahrer Hingucker. Es passt auch zum Genre. Das Buch wird linear durch Paul und Louisa aus der Ich-Perspektive erzählt, es gibt einige ausgewiesene und nicht ausgewiesene Zeitsprünge. Der Schreibstil ist recht poetisch und wortreich, das Buch lässt sich gut lesen und ist sprachlich für das Genre angemessen. Im Buch enthalten sind mehrere Intimszenen.

Mein Fazit

Nachdem mich „Wir sind das Feuer“ leider nicht wirklich vom Hocker reißen konnte, obwohl ich es mir sehr gewünscht hätte, bin ich entsprechend verhalten an Band 2 herangegangen. Es war klar, dass ich nach dem Cliffhanger-Ende weiterlesen möchte, auch wenn ich bereits recht am Anfang von Band 1 richtigerweise den Geschichtenverlauf vermutet und das Geheimnis enttarnt hatte. Umso gespannter war ich, wie die Autorin mit diesem Thema und der hieraus resultierenden Beziehungshürde umgehen würde.

Der grundlegende Ausgangspunkt, mit dem Band 1 geendet hat, wird natürlich direkt zu Beginn von Band 2 ausgegriffen. Man erfährt, was passiert ist und was die Folgen hiervon sind. Mehr als das steht aber im Fokus, was es bei Paul ausgelöst hat. Nämlich zahlreiche Erinnerungen und eine sehr schmerzhafte und schockierende Erkenntnis hinsichtlich Louisa. Und von da an geht’s rapide bergab: Paul stößt Louisa kommentarlos von sich, bewegt sich in einer Abwärtsspirale aus Ablenkungen und Schuldgefühlen, verliert sich in Selbstzweifeln und seiner Wut gegen sich selbst. Louisa hingegen versteht die Welt nicht mehr. War sie ursprünglich in größter Sorge um Paul, schmerzt jetzt alles nur noch. Wieso redet er nicht mit ihr, wieso trifft er sich mit anderen Frauen, wieso ist er so gemein zu ihr und sagt so fiese Sachen? Louisa kann nicht ahnen, dass Paul ein Geheimnis hat, was ihre Beziehung (oder die hiervon noch vorhandenen Reste) ein für alle Mal endgültig zerstören und sie in einen tiefen Abgrund reißen könnte…

Ich muss ja wirklich zugeben, dass ich von Band 1 nicht wirklich angetan war. Das Buch war für mich ziemlich handlungsarm und ist vor allem durch sehr ausufernde Nebenhandlungen und ein umfangreiches Drumherum in Erinnerung geblieben. Es war nicht so, dass die Geschichte langweilig war, aber der Spannungsbogen war sehr flach, es passiert kaum etwas und man war gefangen in einer endlosen Schleife aus typischen Aktivitäten unter Freunden. Schon im ersten Moment, als Paul sein Geheimnis ansprach, konnte ich mir ausmalen, was passiert ist. Bis auf kleine Nebensachen lag ich hiermit auch richtig und wurde vom Ende daher nicht überrascht. Jetzt war ich aber sehr gespannt auf Band 2: Was macht die Autorin daraus? Wie lässt sie es mit Paul und Louisa weitergehen, wie wird Louisa es erfahren? Schwierige Punkte und viel zu klären! Und so war der erste Teil des Buches doch recht interessant, spannend und zeitweise auch schmerzhaft. Paul tut wirklich alles, um Louisa zu verletzen, damit er sich von ihr fernhalten kann. Und Seite für Seite wurde es schlimmer. Paul bewegt sich immer weiter an der Kante zum Verderben, hängt seinen Gedanken und Schuldgefühlen hinterher und schlägt wild um sich – nicht nur gegenüber Louisa, sondern auch seinen Freunden. Diese Entwicklung fand ich sehr interessant und auch gut umgesetzt.

Zerfressen von den Schuldgefühlen, teilweise von Flashbacks gequält und zugleich von seiner eigenen fixen Idee angetrieben, dass Louisa ihn nie lieben könnte, zieht sich Pauls Abwärtstrend ziemlich weit durchs Buch. Das Problem hierbei? Irgendwann war ein Punkt erreicht, wo bereits viel verbrannte Erde hinterlassen wurde, beide Protagonisten sich auch schon „umorientieren“ und dennoch möchte die Autorin unbedingt, dass alles wieder zurechtgebogen wird. Kann das gelingen, nach so vielen gesagten Worten, mal unabhängig vom Geheimnis? Ich muss offen sagen: Nur bedingt. Vieles in der Entwicklung und der Dynamik der beiden war für mich nicht greifbar und auch einige der persönlichen Entwicklungen verhallen dadurch, dass sie plötzlich kommen und für mich nicht wirklich gut erklärt werden. Man hat zwar eine schöne Geschichte, ganz viel Potenzial, aber die Botschaft kommt nicht so rüber. Da hilft vor allem auch nicht, dass Paul und Louisa im Falle des Aufeinandertreffens gefühlt jedes Mal miteinander rummachen statt zu reden. Die wirklich umfangreichen Bettszenen sind zwar wirklich gut geschrieben, aber es fehlt die Tiefe der Beziehung, die Verbindung der beiden. Alles bleibt für meinen Geschmack zu oberflächlich und angekratzt. Hinzu kommt wie bereits in Band 1, dass sehr viel gedankliches und tatsächliches Drumherum eingeführt wird, was sich zwar nett lesen lässt, aber eben jedes Mal den Fokus wegnimmt. Es fühlt sich fast so an, als hätte man beide Bände zusammenstreichen können und einen soliden, wenn auch etwas längeren Einteiler daraus machen können. Zwar hat Band 2 nicht so viele Längen und so wenig Handlung wie Band 1, aber dennoch reicht es für mich nicht, diese Anzahl an Seiten zu füllen. Durch das ganze Ausufernde hatte ich manchmal sogar das Gefühl, es gab ein bestimmtes Seiten- oder Wortziel, was erreicht werden musste – nur eben nicht mit Handlung, Entwicklung, Gefühl, sondern wortgewandten, teils poetischen Ausführungen und zahlreichen Anspielungen auf Filme, Serien, Bücher.

Das ist auch so eine Sache, die mich in Band 1 schon sehr gestört hat und auch hier keinen Abbruch nahm. Es scheint fast so, als hätten deutschsprachige New Adult Autoren eine Art Checkliste, die in den Büchern abgearbeitet wird. Denn in jedem Roman kommen die gleichen Elemente vor: Zahlreiche Serien (meist Game of Thrones), einige Filme (meist Harry Potter), Bücher müssen stets thematisiert werden (bevorzugt Liebesromane), es gibt immer kaffee-ige Themen (jemand arbeitet im Coffeeshop oder ist Kaffeeliebhaber), eine Person muss eine Literaturvorliebe haben/Buchwurm sein (so wie hier Louisa, die im Laufe des Buches auch über das Literaturstudium nachdenkt), mindestens ein Ausflug in einen Buchladen spielt eine Rolle. Ich könnte diese Liste sicher noch fortsetzen. An sich ist es ja ok, dass man offenbar gewisse Stereotypen einbauen möchte (und vielleicht möchten viele Leser diese auch haben), mich nervt es aber, wenn alle paar Seiten eine Serie, ein Film, ein Buch, Figuren aus den Medien oder ähnliches angesprochen wird, ohne dass es handlungstragend ist. Vor allem bei Anspielungen auf Inhalte habe ich oft das Gefühl, dass die Autoren sich gar nicht vor Augen führen, damit ggf. Leute auszuschließen, die es nicht gucken/mögen/verstehen. Wieso muss zig Mal erwähnt werden, dass Game of Thrones geguckt wird, Charaktere hieraus benannt und auf eine bestimmte Szene angespielt werden? Es wird sich mir nie erschließen.

Zu den Charakteren kann ich sagen, dass mir eigentlich alle ganz gut gefallen haben. Sie sind alle nicht sonderlich detailliert und vielseitig ausgestaltet, was aber nichts macht. Sie spielen ihre Rollen gut, sind sympathisch (abgesehen von Paul in seinem Selbstzerstörungsmodus) und brachten an einigen Stellen auch Pepp in die Geschichte. Dennoch muss ich sagen, dass ich selbst jetzt nach zwei Bänden nicht das Gefühl habe, sie alle sonderlich gut zu kennen. Ich habe ein wenig das Gefühl, dass Aiden (Louisas Mitbewohner) vielleicht noch ein Buch kriegen soll. Ansonsten sind da Louisas Schwester mit ihrer Familie (die oftmals aber nur als Ratgeber bereitsteht und sonst kaum an der Geschichte teilnimmt), selten mal Pauls Familie (hier entwickelt sich ein wenig was, was aber auch plötzlich kommt und wenig thematisiert wird) und natürlich die Freunde. Es ist aber wirklich so, dass die wenigsten in irgendeiner Form tragend für die Geschichte sind. Hin und wieder gibt’s gutgemeinte Hinweise, aber das war’s eigentlich auch. Paul ist insgesamt mit Abstand der interessanteste Charakter, zugleich aber auch nicht der sympathischste. Zwar weiß der Leser, was ihn quält, seine Entscheidungen sind dennoch nicht verständlich und es bleibt für mich auch recht viel offen. Dann geht alles ruck zuck, Paul hat eine Eingebung, alles wird geklärt. Es folgen nochmal zahlreiche Seiten, die das Buch nur – für mich unnötig – in die Länge ziehen, weil nichts mehr passiert. Die wirklich gewichtigen Punkte – insbesondere die Schuldgefühle, Vergebung und Zweifel – werden leider für meinen Geschmack nur angekratzt.

Insgesamt ist Wir sind der Sturm doch deutlich gehaltvoller gewesen als Band 1, dennoch hatte ich oft das Gefühl, die Autorin verrennt sich in recht umfangreichen Drumherum-Szenarien und gibt der Beziehungsentwicklung und den tieferliegenden Gedanken von Paul und Louisa zu wenig Raum. Für mich hätte diese Dilogie ordentlich zusammengekürzt und als Einzelband verkauft werden können. Dennoch hat es mir – abgesehen von einigen Längen - gut gefallen, ein nettes Buch für Zwischendurch mit durchaus schwierigen Themen und einigen tollen Ansätzen, leider aber auch für das deutsche New Adult-Genre mehr als typischen Elementen und oftmals zu wenig Tiefe.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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