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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.08.2020

Kein Bullerbü für Erwachsene! Nein, ganz und gar nicht!

Nur noch ein bisschen Glück
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Denn erstens bleibt es nicht bei munteren Spielchen und zweitens überwiegen - gefühlt - die Kabalen und Intrigen.

Das Sujet: Stella, die aufstrebende Modezarin von Stockholm wird von ihrem Freund ...

Denn erstens bleibt es nicht bei munteren Spielchen und zweitens überwiegen - gefühlt - die Kabalen und Intrigen.

Das Sujet: Stella, die aufstrebende Modezarin von Stockholm wird von ihrem Freund betrogen - und das ausgerechnet mit ihrer langweiligen, stets beigefarben gewandeten Kollegin. Anstatt ihrem Peder hinterherzurennen, macht sie die Biege und zieht sich aufs Land zurück, in das Häuschen ihrer Großeltern, das nun ihr gehört.

Das es nicht mehr als eine Bruchbude ist, die keine Toilette und kein fließend Wasser hat, stört sie zwar, aber nicht so sehr, wie ihr attraktiver Nachbar, der Bio-Bauer Thor sie anzieht. Nach einigen Irrungen und Wirrungen landen die beiden im Bett - und dort bleiben sie gefühlt auch bis zum Ende des Romans. Wer sich dafür interessiert, wer wen wie und warum leckt (das ist - man erfährt es schnell - beider liebstes Spielchen im Bett oder auch daneben), kommt voll auf seine Kosten.

Dass auch gesellschaftskritische Themen wie Mobbing, sexuelle Belästigung und die kindliche Trauer eine Rolle spielen - und zudem sehr gut, sowohl unterhaltsam als auch anschaulich, nur eben viel zu kurz dargestellt sind, stellt man als Leser eher nebenher fest. Und kommt - wenn man wie ich gerade an dieser Thematik besonders interessiert ist, längst nicht auf seine Kosten. Schade eigentlich, denn die Autorin hat Humor und zudem ein Händchen für die Entwicklung von Charakteren. Aber dieser viele Sex in allen Varianten hat mich so ermüdet, als hätte ich mich selbst im Bett ausgetobt, anstatt zu lesen.

Veröffentlicht am 12.07.2020

Alles begann im Zeltlager

Nordsee-Nacht
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Und zwar bereits 1987: damals verschwand ein kleines Mädchen, das nie wieder auftauchte. Die polizeilichen Ermittler haben versagt; Sascha, eine Betreuerin von damals, gibt sich die Schuld, weil sie abgelenkt ...

Und zwar bereits 1987: damals verschwand ein kleines Mädchen, das nie wieder auftauchte. Die polizeilichen Ermittler haben versagt; Sascha, eine Betreuerin von damals, gibt sich die Schuld, weil sie abgelenkt war. Bis in die Gegenwart - die im Jahr 2012 liegt - begleiten sie diese Selbstvorwürfe.

Dann wird der Fall nochmal aufgerollt - Grund dafür ist eine im wahrsten Sinne des Wortes gestrandete Frau, der die komplette Erinnerung fehlt. Ist das etwa Friederike, das kleine Mädchen von damals?

Eigentlich ein interessanter Ansatz. Leider habe ich mich mit diesem Buch unendlich schwer getan und empfand es als langweilig, langatmig und es fehlte jegliche Atmosphäre. Keinen Moment lang habe ich mich an die Nordsee versetzt gefühlt.

Die Charaktere wurden zumeist im Hinblick auf ihr Innenleben geschildert, ob aus eigener Sicht oder aus der eines anderen. Auch dies konnte mich leider nicht erreichen.

Am Ende dann eine komplette Zerfaserung - aus meiner Sicht konnten die Erzählstränge nicht abgeschlossen werden, ja, einige davon passten gar nicht so richtig zueinander. Nein, leider konnte mich dieses Buch so gar nicht begeistern, weswegen ich es auch nicht weiter empfehlen kann.

Veröffentlicht am 30.06.2020

Sehr umständlich!

Der Würfelmörder (Ein Fabian-Risk-Krimi 4)
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Was habe ich mich auf diesen Fall und auf den Ermittler Fabian Risk gefreut, den ich durch Kommentare und Bewertungen als unheimlich charismatischen Typen abgespeichert hatte! Statt dessen traf ...

Was habe ich mich auf diesen Fall und auf den Ermittler Fabian Risk gefreut, den ich durch Kommentare und Bewertungen als unheimlich charismatischen Typen abgespeichert hatte! Statt dessen traf ich einen überforderten Familienvater mit Eheproblemen und (aus meiner Sicht) schlechtem Musikgeschmack, der mit zur Auffrischung der Beziehung zu seiner Frau mit einem Besuch im Swingerclub liebäugelte. Und er trat erstmal - da beurlaubt - gar nicht als Teil der Ermittlerteams in Erscheinung, auch wenn er privat an dem ein oder anderen Fall herumdokterte.

Das weitere Team - zu dem Risk irgendwann dann doch hinzustieß - war mit einer Reihe von Fällen beschäftigt, die mit rechtsradikalen Motiven, Kindesmißbrauch und Serienmorden an Frauen aus sexueller Motivation zu tun hatten - oder sich vielleicht auch vermischten. In mir keimte ab und an der Verdacht auf, dass der Autor Stefan Ahnhem selbst noch so recht keine Ahnung hatte, ob und wie das alles ineinander verstrickt war.

Musste er auch nicht, da sich - zu meiner großen Enttäuschung - die wenigsten Fälle im Handlungverlauf auflösten, es erschien mir eher wie ein Intermezzo, das andere Handlungsteile miteinander verbindet und vor allem dazu gedacht ist, einen weiteren lukrativen Verkaufsschlager zu generieren. Und keine Lösung: dafür muss der Leser sich einen zweiten Band aneignen!

Ein bisschen hat mich all das an das gute, alte Mikado erinnert: Lauter Handlungsstränge, die wie Stäbchen auseinanderfallen & liegen bleiben. (Fast) Nichts davon wird aufgelöst. Es gab nicht nur einen Cliffhanger, sondern eine ganze Reihe davon, die sich an unterschiedlichen Stellen im Buch auftaten und dann einfach nicht wieder aufgegriffen wurden. Wahrscheinlich sollte ich nun gespannt darauf sein, wie sie sich auflösen werden und voller Erwartung dem nächsten Band des Autors entgegenblicken, doch das Gegenteil ist der Fall: in mir hat sich eine Art Trotzreaktion entwickelt: ich habe überhaupt gar keine Lust, mich weiter mit Fabian Risk und seinen Kollegen zu beschäftigen und das, obwohl der Folgeband die Auflösung verspricht. Nur bin ich leider überhaupt nicht mehr gespannt darauf!

Veröffentlicht am 30.05.2020

Die Scherben einer Ehe

Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst
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breitet Autor Nick Hornby hier vor seinen Lesern aus. Aber vielleicht sind es welche, die man noch kitten kann, denn hier werden Szenen einer Ehe unmittelbar vor der wöchentlichen Paartherapie beschrieben. ...

breitet Autor Nick Hornby hier vor seinen Lesern aus. Aber vielleicht sind es welche, die man noch kitten kann, denn hier werden Szenen einer Ehe unmittelbar vor der wöchentlichen Paartherapie beschrieben. Sie finden - wie könnte es in England anders sein - in einem Pub bei Bier und Wein statt. Und sie sollen - ach, um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht so recht, was dieses Buch soll!

Ich habe schon viel von Hornby gelesen und fand weniges richtig toll, manches mittelprächtig und das meiste ganz amüsant. Und dieses hier? Das war das Erste, das ich einfach stinklangweilig fand. Es war gottseidank so kurz, dass ich es schnell überstanden hatte, aber das war für mich ein Paradeexemplar für ein Thema, ein Werk, für das dem Autor so wirklich gar nichts eingefallen ist. Natürlich merkt man auch hier, dass Hornby mit Worten umgehen kann, aber ein Gewinn war dieses Büchlein wirklich in keinster Weise und an keiner Stelle für mich.

Also an dieser Stelle von mir keine Empfehlung, sondern eine Warnung: wenn Sie es sich mit Hornby nicht verscherzen wollen, machen Sie um dieses Buch besser einen Bogen. Und zwar einen gewaltigen.

Veröffentlicht am 09.05.2020

Märchenhafte Sozialkritik

Der Wassertänzer
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Beziehungsweise greift der amerikanische Autor und Essayist Ta-Nehisi Coates zu Elementen des magischen Realismus, den man vor allem aus der lateinamerikanischen Literatur kennt - bekannte Beispiele sind ...

Beziehungsweise greift der amerikanische Autor und Essayist Ta-Nehisi Coates zu Elementen des magischen Realismus, den man vor allem aus der lateinamerikanischen Literatur kennt - bekannte Beispiele sind hier "Hundert Jahre Einsamkeit" und "Das Geisterhaus".

Erzählt wird hier die Geschichte des Hiram Walker, Sohn eines weißen Herren und dessen afroamerikanischer Sklavin - eine Geschichte von jemandem, der an der Freiheit schnuppern darf, mehr davon begehrt und dadurch in Berührung kommt mit der berühmten Unterground Railroad - die hier jedoch ganz anders literarisch dargestellt wird als im nach dieser Organisation benannten Roman von Colson Whitehead.

So weit, so gut: Unterschiedlichkeit ist aus meiner Sicht eher positiv zu bewerten ein Roman sollte keineswegs der Abklatsch eines anderen sein. Und so hat mich das vorliegende Werk stilistisch auch eher an "Roots", Alex Haileys vor über vierzig Jahren erschienenen, damals sehr aufwühlenden Roman erinnert. Doch aus meiner Sicht kann dieser Wassertänzer weder diesem geschweige denn Whiteheads Werk das Wasser reichen - lange nicht!

Denn er kommt aus meiner Sicht ziemlich wirr rüber - historische Fakten vermengen sich mit Elementen des magischen Realismus und verheddern sich auch durch eine ausgesprochen breit angelegte Handlung, in der ungeheuer viele Figuren und mannigfaltige Handlungsorte vorkommen. Zudem gibt es für gewisse Ausdrücke keine Erläuterungen. Naja, vielleicht wissen ja alle ausser mir, was es damit auf sich hat, dass der Ort Natchez ständig erwähnt wird (klingt irgendwie nach einem Sprichwort) - das war längst nicht der einzige Umstand, der mich verwirrt hat. Auch wenn die Handlung durchaus spannungsreich war, habe ich das Buch keineswegs befriedigt aus der Hand legen können - zu vieles blieb im Dunkeln bzw. wurde nicht abgeschlossen, auch die Erzählweise hat mich stellenweise ziemlich gelangweilt. Somit kann ich diesen Roman leider nicht weiterempfehlen!