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Veröffentlicht am 04.08.2020

Ich hätte ihn gern kennengelernt

Lernen S' Geschichte, Herr Reporter!
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Ganz zu Beginn muss ich gestehen, dass ich vor dem Lesen des Buches mit dem Namen Bruno Kreisky nichts anfangen bzw. ihn und seinen Stellenwert nicht einordnen konnte. Aber schon nach wenigen Seiten hat ...

Ganz zu Beginn muss ich gestehen, dass ich vor dem Lesen des Buches mit dem Namen Bruno Kreisky nichts anfangen bzw. ihn und seinen Stellenwert nicht einordnen konnte. Aber schon nach wenigen Seiten hat es Ulrich Brunner geschafft in mir den Wunsch zu wecken, dass ich liebend gerne diesem außergewöhnlichen Menschen und Politiker begegnet wäre, um ihn persönlich kennenzulernen.

Mit viel Augenzwinkern, aber auch mit jähzornigen Ausbrüchen sind die Episoden und Erinnerungen des Journalisten gespickt, der mit Fug und Recht von sich behaupten kann, dass er Bruno Kreisky besser kennt, als seine eigene Westentasche. So entsteht ein ganz persönliches, ja fast schon intimes, Portrait von dem Mann, der Österreichs Politik prägte wie kein anderer und ihr so den ganz eigenen Kreisky-Stempel aufdrückte.

Sein politischer Weg ist mit Reformen und neuen Denk- & Sichtweisen durchzogen, aber manchmal steht sich Kreisky selbst im Weg, da er seinen Egoismus nicht zügeln kann. Diese ausgeprägte negative Eigenschaft lässt Brunner hier voll zum Zug kommen und er scheut nicht davor, diesen Charakterzug beim Namen zu nennen. Trotz, oder gerade deswegen, war Kreisky ein Verfechter der Sozialdemokratie und hielt ihre Werte immer aufrecht.

Zum Glück muss er nicht mehr miterleben, wie diese Werte immer mehr in Vergessenheit geraten und die Parteien andere Ideale verfolgen.

Ich hätte Bruno Kreisky gerne kennengelernt, sei es auch nur, dass er mich zum Teufel gejagt hätte

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Veröffentlicht am 04.08.2020

Hirschweiler sucht den Dancingstar

Nur Rudi tanzte schräger
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Das hat Jupp gerade noch in der Sammlung an unliebsamen Tätigkeiten gefehlt - Inge schleift ihn mit zum Tangokurs. Doch was sich nach heißblütigen Rhythmen, Leidenschaft und Erotik anhört, entpuppt sich ...

Das hat Jupp gerade noch in der Sammlung an unliebsamen Tätigkeiten gefehlt - Inge schleift ihn mit zum Tangokurs. Doch was sich nach heißblütigen Rhythmen, Leidenschaft und Erotik anhört, entpuppt sich als Katastrophe, denn nach Streit, Lügen und diverse Blutergüsse später ist der Tanzlehrer tot. Angeblich bei einem Treppensturz ums Leben gekommen. Für Jupp steht fest, dass Julio, der so viel Feingefühl in den Füßen hat, niemals im Leben so schusslig sein kann und die Treppe herunter stürzt. Da hat doch jemand nachgeholfen. Während Jupp kräftig die Denkerstirn in Falten legt, um den Täter ausfindig zu machen, schwebt Oma Käthe im Dancinghimmel...

Licht aus ! Spot an! und ab aufs Parkett....Dany R. Wood lässt mit seinem dritten Band um Familie Backes die Discokugel glitzern, legt heiße und eingängige Rhythmen auf und verführt nicht nur Backes und Co zu wippenden Füßen. Auch der Leser hat bei Evergreens wie "Dancing Queen", Staying alive" oder "Lambada" schnell Lust, sich auf dem Tanzparkett zu vergnügen und der bunten Truppe beim Schwofen zuzusehen.

Der Fall um den Tod des Tanzlehrers ist wie immer mit viel Augenzwinkern, schrägen Einfällen und irrwitzigen Dialogen angelegt und es bleibt kein Augen trocken, wenn Oma Käthe als Technikfreak von Tinder, Facebook und Digital Detox spricht. Zwischen brüllend komischen Szenen kommt die Ermittlungsarbeit aber nicht zu kurz und der Schreibende hat genügend falsche Fährten gelegt, damit der Leser immer wieder auf den Holzweg gerät. Da wird hier eine Verdächtigung fallen gelassen, da ein kleiner Hinweis gegeben und bis zur überraschenden Auflösung am Schluss tappt man im Dunkeln.

Hirschweile und seine Bewohner bieten auch im dritten Band wieder alles, was das Herz begehrt - Presley-Günther übt den Moonwalk, Oma Käthe ist im Tanzfieber, Neid und Eifersucht, Geldgier und Klatsch bieten hier genügen Stoff, den es zu verarbeiten gilt und daraus strickt der Autor eine Krimikomödie, die mit Spannung und Lachmuskelkater perfekt kombiniert ist. Krönender Abschluss ist der Tanzwettbewerb, bei dem Oma Käthe so richtig die Rampensau rauslässt

Ich freue mich auf viele weitere Fälle des saarländischen Ermittler-Trios, denn nichts geht über Jupp, Inge und Käthe !

Absolute Leseempfehlung !

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Veröffentlicht am 02.08.2020

Für mich der beste Politthriller 2020!

Tag X
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Normalerweise sagt ein Sprichwort: Alles Gute kommt von oben, aber genau dies trifft im Fall eine Flugzeugabsturzes nicht zu. Nicolas Eichborn findet heraus, dass hier Drahtzieher am Werk sind, die Einfluss ...

Normalerweise sagt ein Sprichwort: Alles Gute kommt von oben, aber genau dies trifft im Fall eine Flugzeugabsturzes nicht zu. Nicolas Eichborn findet heraus, dass hier Drahtzieher am Werk sind, die Einfluss in die allerhöchsten Kreise und dem Militär haben. Doch das ist längst nicht alles - eine mysteriöse Anhäufung von Gewalttaten und Todesfällen lässt die Leichen wie Regen vom Himmel fallen und stürzt die Bundesrepublik in einen Strudel aus Gewalt und Machtgerangel. Dabei steht nichts Geringeres auf dem Spiel wie die Demokratie des Landes. Eichborn ist gezwungen, sich auf eine Hetzjagd auf Leben und Tod einzulassen....



Wahnsinn ! Brillant ! Einzigartig ! Genial !

"Tag X" ist für mich der beste Politthriller , nicht nur im Lesejahr 2020, sondern auch der beste Thriller, den ich seit Langem in den Händen halten und lesen durfte.

V.S Gerling schmiedet eine Intrige aus Geldgier, Geltungsbedürfnis und Korruption in den allerhöchsten politischen Kreisen und fesselt den Leser mit atemloser Spannung an die Seiten. Der Nervenkitzel springt quasi aus aus dem Papier auf den Lesenden über und lässt ihn in fiebriger Neugier die Kapitel regelrecht inhalieren, denn der Plot ist wie ein Sog, der einen immer tiefer in die dunklen Machenschaften mit hineinzieht.

Die Figuren sind facettenreich angelegt, wirken auf den ersten Blick oft harmlos und vertrauenserweckend, aber bei näherem Hinsehen haben sie es faustdick hinter den Ohren. Je mehr (politischer) Einfluss und Geld für die Einzelnen auf dem Spiel steht, desto schwärzer ist der Abgrund ihrer Seele. Sie machen vor nichts und niemand Halt, gehen über Leichen und schalten auch unschuldige Bürger aus, die als Kollateralschäden einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sind.

Eichborn und seine Kollegen werden von einer dramatischen Wendung zur nächsten gejagt, tappen lange Zeit im Dunklen, aber nach und nach fügen sich auch die kleinsten Puzzleteile zu einem brutalen, von Gewalt und abgebrühter Kalkulation geprägten Gesamtbild zusammen, dessen weit verzweigte Arme des personifizierten Bösen weit über die Grenzen der BRD hinausreichen.

Es beginnt eine atemberaubende Jagd nach den Drahtziehern rund um den Globus, die Achterbahnfahrt der Gefühle reicht von (Todes-)Angst und Panik über Entsetzen und Sorge bis hin zu Hoffnung und Freude, das alles vorüber ist. Der Puls schnellt beim Lesen unweigerlich in die Höhe, das Herz rast und hämmert gegen den Brustkorb, weil man unerbittlich und schonungslos in die morbide Gedankenwelt von Gerlings Täter mit einbezogen wird. Was wie zufällig aussieht, ist in Wahrheit ein perfider Plan, der die unaufhaltsame Katastrophe ins Rollen bringt und nichts scheint sie aufzuhalten.

Man kann einfach nicht anders, als dieses Buch in einem Rutsch zu lesen, denn die ungeheure Spannung lässt einen nicht mehr aus ihren Klauen und man kann sich den geschickt dramaturgisch gesetzten Glanzpunkten einfach nicht entziehen.

Für mich ist dies Thrill der Extraklasse- Chapeau !

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Veröffentlicht am 01.08.2020

Riviera-Nostalgie und Evergreens

Marina, Marina
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Im Italien der frühen 1960er Jahre beginnt der Siegeszug des Schlagers "Marina, Marina" und sorgt so dafür, dass kleine und große Männerherzen höher schlagen. Doch eines gerät vollkommen aus dem Takt, ...

Im Italien der frühen 1960er Jahre beginnt der Siegeszug des Schlagers "Marina, Marina" und sorgt so dafür, dass kleine und große Männerherzen höher schlagen. Doch eines gerät vollkommen aus dem Takt, denn der junge Nino ist heimlich in die schöne Frau seines Friseurs verschossen und diese heißt zufällig auch Marina. Aber Ninos Flehen wird nicht erhört, denn Marina wendet sich einer heimlichen Affären mit einem anderen Mann zu und Nino leidet. Erst Jahre später klärt sich die Identität des Mannes auf und bis dahin reift Nino vom jungen Träumer zum Mann und das Schicksal dreht in Italien unweigerlich am Rad der Ereigsnisse...



Grit Landau verführt den Leser zu Ohrwürmen am laufenden Band, denn mit "Marina, Marina" zieht nicht nur der Flair und der Zauber der italienischen Riviera auf der heimischen Terrasse ein, sondern die Autorin lässt die Evergreens von "Azzuro" über das titelgebende "Marina, Marina", von "Quando, Quando, Quando bis hin zu "Bella Ciao" immer wieder erklingen und sorgt so für gute Laune, Rhythmus im Blut und im Takt wippende Füße.

Die Story fängt genau das ein, was man als italienisches Lebensgefühl bezeichnet - La Mamma, die als Hüterin der Familienrezepte und Löwenmutter mit großem Herz und viel Gefühl den Leser verzaubert. Bella Figura - nicht nur gutes Aussehen, sondern auch der Weg zur Anerkennung wird hier mit Stil und Charme von Grit Landau wiedergegeben. Menschen mit einem übergroßen Herz, Neid und Eifersucht, temperamentvolle Gefühlslausbrüche und natürlich Amore sind hier von der Autorin für den Leser in einer mitreißenden Geschichte eingefangen und in wundervollen Charakteren äußert lebendig wiedergegeben.

Man ist hautnah mit dabei, wenn sich kleine und große Tragödien ereignen, wird Zeuge, wenn das Schicksal unbarmherzig zuschlägt und so die Weichen des Lebensweges neu gestellt werden.

Die Figuren wachsen dem Leser mit jeder Seite mehr ans Herz, wirken authentisch und lassen so zu, dass man mit ihnen den Weg gemeinsam geht. Vergangenes wird wieder lebendig - Faschismus und Partisanen werden ebenso gekonnt in die Handlung eingeflochten wie das Festival in Sanremo oder die Wahl zur Schönheitskönigin. Grit Landau weiß, wie man einen Roman abwechslungsreich und faszinierend gestaltet, um den Leser an die Seiten zu fesseln.

"Marina, Marina" ist wie der Blick in ein Fotoalbum, das die Geschichte einer Familie und eines ganzen Dorfes im Wandel der Zeit erzählt und so für unglaublich viel Kopfkino, Gefühlsachterbahn und gute Laune sorgt. Die im Buch befindlichen Rezepte verleiten zum Nachkochen und zaubern so kulinarische Köstlichkeiten auf den Teller.

Riviera-Nostalgie mit Evergreens- eine gelungene Mischung aus südländischem Lebensgefühl und Dorfgeschehen. Eben typisch italienisch



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Veröffentlicht am 01.08.2020

Brillant

Die Bilder der Frauen
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Jessica May ist eigentlich ein glanzvoller Stern in der Modellbranche, doch ein unmöglicher Auftritt, eingefädelt von ihrem Ex-Lover, sorgt dafür, dass dieser Stern untergeht. Doch Jessica lässt sich nicht ...

Jessica May ist eigentlich ein glanzvoller Stern in der Modellbranche, doch ein unmöglicher Auftritt, eingefädelt von ihrem Ex-Lover, sorgt dafür, dass dieser Stern untergeht. Doch Jessica lässt sich nicht unterkriegen und sattelt um - sie steht fortan hinter der Kamera und sorgt als Fotojournalistin dafür, dass die Menschen die Welt mit ihren Augen betrachten. Aber als Frau in einer Männerdomäne muss sie um Respekt und Anerkennung kämpfen, bevor sie wahrgenommen und als das angesehen wird, was sie ist. Damit sie Fuß fassen kann, greifen ihr Martha Gellhorn, Hemingways Frau, und Offizier Dan Hallworth hilfreich unter die Arme und der Erfolg stellt sich ein. Zwischen Jessica und Dann entwickeln sich zarte Gefühle, doch der Krieg macht auch vor dieser Liebe nicht Halt und es scheint, als würde die Beziehung tragisch enden...

"Die Bilder der Frauen" ist ein brillant geschriebenes Buch über die authentische Geschichte der Fotografin Lee Miller, gibt einen erschreckend lebendigen Einblick in die Zeit des Zweiten Weltkrieges wieder und zeigt, wie Menschen zu Opfern im Krieg werden können, egal auf welcher Seite sie stehen. Das Buch gibt jenen eine Stimme, die versucht haben zu vergessen was passiert ist und lässt so die Gräuel und Schrecken dieser dunklen Tage wieder aufleben. Lester lässt die Schlachtfelder wie mahnende Bilder vor dem Leser entstehen und setzt so in ihrem Buch den Kriegsberichterstatterinnen ein Denkmal, um ihre Arbeit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Die Autorin verwebt hier geschickt ihre fulminanten Ideen mit realen Ereignissen, fesselt den Leser an die Seiten und erzählt, was sich damals zugetragen hat. Sie nutzt den Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit um aufzuzeigen was geschieht, wenn man den falschen Weg wählt.

Das Buch spielt geschickt mit den Gefühlen des Leser, verlangt von ihm seine ganze Aufmerksamkeit und begeistert mit einer überaus interessanten Handlung, die wendungsreich und faszinierend, erschreckend und mitreißend zugleich ist. Die Welt der Kriegskorrespondenten wird lebendig und prasselt mit all ihren grässlichen Erlebnissen, verheerenden Szenarien und erschütternden Bildern auf den Leser ein.

Ein echtes Highlight 2020, das sich vom ersten bis zum letzten Buchstaben in das Herz des Leser schleicht und dort prägende Spuren hinterlässt.

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