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Veröffentlicht am 08.08.2020

Der lange Arm des Krieges

Schicksalssterne
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Die jüdische Bankierstochter Mia und der adlige Offizier Julius sind wie für einander geschaffen. Sie verlieben sich und es eint sie zusätzlich die gemeinsame Liebe zu den Pferden. Um einem drohenden Krieg ...

Die jüdische Bankierstochter Mia und der adlige Offizier Julius sind wie für einander geschaffen. Sie verlieben sich und es eint sie zusätzlich die gemeinsame Liebe zu den Pferden. Um einem drohenden Krieg in Europa zu entfliehen, wandern die beiden nach Neuseeland aus und gründen ein Gestüt. Doch der 1. Weltkrieg holt sie auch dort ein. Beide werden jeder für sich als Spione interniert. Julius übersteht den Krieg unbeschadet, während Mia dunkle Jahre durch stehen muss. Das Gestüt überlebt in der Zwischenzeit nur dank Wilhelmina, die sich um die Leitung des Unternehmens kümmert. Nach dem Krieg liegt Mias Welt in Scherben.

Was als romantische Liebesgeschichte in Preußen beginnt, entwickelt sich zu einer bewegenden Erzählung, die die erschütternden Zustände in den Arbeitersiedlungen in der neuseeländischen Industrie, die wohl mit denen in Deutschland vergleichbar sind, und die Anfeindungen, die den Deutschen im Ausland während des Krieges widerfuhren, schildert. Die Stimmung des Buches kippt von heiter und hoffnungsvoll zu dunkel und feindselig. Im Mittelpunkt steht die unbekümmerte, naive Mia, die Pferde über alles liebt und ihren Mitmenschen positiv gegenüber steht. Der Gegenentwurf zu ihr ist Wilhelmina, die aus ärmlichen Verhältnissen kommt und gelernt hat, dass nichts im Leben umsonst ist. Sie träumt von einer besseren Zukunft und dafür ist ihr jedes Mittel recht. Gegen die beiden starken Frauenfiguren wirkt Julius fast schon blass und ich habe mich mehrmals über seine Willensschwäche geärgert, die Mitschuld an den verworrenen Verhältnisse am Kriegsende trägt. Mia muss während des Krieges durch eine harte Schule, geht aber als gefestigte Persönlichkeit daraus hervor.

Das Buch endet mit einem positiven Ausblick auf die Zukunft und die Autorin löst die bestehenden Konflikte auf, was in manchen Teilen fast schon märchenhaft wirkt. Das hat mich aber nicht gestört. Ich habe das Buch in der Erwartung auf gute Unterhaltung, Wolken am Liebeshimmel und ein Happyend zu lesen begonnen. Alle meine Erwartungen wurden erfüllt und als Bonus hatte der Roman eine gute Portion Dramatik im Gepäck. Leserherz, was willst Du mehr ?

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 02.08.2020

Unterhaltsamer Blick hinter die Hotelfassade

Willkommen im Flanagans (Das Hotel unserer Träume 1)
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Linda Lansing ist bei ihrer Großmutter in einem kleinen schwedischen Dorf aufgewachsen. Mit Anfang 20 muss sie nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters die Leitung des von ihm geerbten Luxushotels in London ...

Linda Lansing ist bei ihrer Großmutter in einem kleinen schwedischen Dorf aufgewachsen. Mit Anfang 20 muss sie nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters die Leitung des von ihm geerbten Luxushotels in London völlig unvorbereitet übernehmen. Das Hotel steht kurz vor dem Ruin und Lindas Cousins sind ihre erbitterten Feinde. Zudem wird sie von der Geschäftswelt misstrauisch beäugt. Eine junge unverheiratete Frau, die ein großes Hotel alleine leitet, ist 1949 und auch noch später ein absolutes No go. Dennoch gelingt es Lind das Hotel zu neuer Blüte zu führen. 1960 der Beginn eines neuen Jahrzehnts und ein Jahr , das große Veränderungen mit sich bringt. Nicht nur für Linda, sondern auch für einige Angestellte des Hotels. Lebensträume, die zum Greifen nahe schienen, zerplatzen wie Seifenblasen.
Der Roman bietet in meinen Augen perfekte Unterhaltung. Linda war mir von beginn an sympathisch und hat meinen Beschützerinstinkt geweckt. Behütet aufgewachsen in einem kleinen Dorf wird sie unvermittelt in das Haifischbecken der Londoner Society geworfen. Sie kämpft gegen Vorurteile und die eigene Familie. Sie setzt sich tatsächlich durch, aber das gelingt nur, weil sie ihre eigenen Bedürfnisse verleugnet. Interessant fand ich die eingestreuten Informationen über die damalige englische Gesellschaft und die Stellung der Frau. Die Autorin gibt nicht nur Einblicke in das Leben der Menschen in den oberen Etagen, sondern schildert auch die Hoffnungen und Nöte der einfachen Angestellten. Ich habe besonders die Küchenhilfe Elinor ins Herz geschlossen, die durch ihre dunkle Hautfarbe zusätzliche Hürden im Leben überwinden muss. Natürlich spielt auch die Liebe eine große Rolle, die die manche Pläne in eine andere Richtung lenkt.
Das Buch hat mich gut unterhalten. Es war spannend und hat mich zum Lachen und ein wenig zum Weinen gebracht. Manche Figuren habe ich geliebt und andere von Herzen gehasst. Der Schluss lässt mich mit einem kleinen Seufzer der Zufriedenheit zurück gepaart mit der Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in das Hotel der Träume. Linda Lansing ist bei ihrer Großmutter in einem kleinen schwedischen Dorf aufgewachsen. Mit Anfang 20 muss sie nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters die Leitung des von ihm geerbten Luxushotels in London völlig unvorbereitet übernehmen. Das Hotel steht kurz vor dem Ruin und Lindas Cousins sind ihre erbitterten Feinde. Zudem wird sie von der Geschäftswelt misstrauisch beäugt. Eine junge unverheiratete Frau, die ein großes Hotel alleine leitet, ist 1949 und auch noch später ein absolutes No go. Dennoch gelingt es Lind das Hotel zu neuer Blüte zu führen. 1960 der Beginn eines neuen Jahrzehnts und ein Jahr , das große Veränderungen mit sich bringt. Nicht nur für Linda, sondern auch für einige Angestellte des Hotels. Lebensträume, die zum Greifen nahe schienen, zerplatzen wie Seifenblasen.
Der Roman bietet in meinen Augen perfekte Unterhaltung. Linda war mir von beginn an sympathisch und hat meinen Beschützerinstinkt geweckt. Behütet aufgewachsen in einem kleinen Dorf wird sie unvermittelt in das Haifischbecken der Londoner Society geworfen. Sie kämpft gegen Vorurteile und die eigene Familie. Sie setzt sich tatsächlich durch, aber das gelingt nur, weil sie ihre eigenen Bedürfnisse verleugnet. Interessant fand ich die eingestreuten Informationen über die damalige englische Gesellschaft und die Stellung der Frau. Die Autorin gibt nicht nur Einblicke in das Leben der Menschen in den oberen Etagen, sondern schildert auch die Hoffnungen und Nöte der einfachen Angestellten. Ich habe besonders die Küchenhilfe Elinor ins Herz geschlossen, die durch ihre dunkle Hautfarbe zusätzliche Hürden im Leben überwinden muss. Natürlich spielt auch die Liebe eine große Rolle, die die manche Pläne in eine andere Richtung lenkt.
Das Buch hat mich gut unterhalten. Es war spannend und hat mich zum Lachen und ein wenig zum Weinen gebracht. Manche Figuren habe ich geliebt und andere von Herzen gehasst. Der Schluss lässt mich mit einem kleinen Seufzer der Zufriedenheit zurück gepaart mit der Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in das Hotel der Träume.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.07.2020

Spiel mit hohem Einsatz

Der Tuchfuchs
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1773 Manchester, die Hochburg des englischen Tuchhandels und Tuchmanufakturen erlebt eine schwere Krise. Aidan Towell, groß geworden in prekären Verhältnissen, setzt alles daran, seine Position als bedeutender ...

1773 Manchester, die Hochburg des englischen Tuchhandels und Tuchmanufakturen erlebt eine schwere Krise. Aidan Towell, groß geworden in prekären Verhältnissen, setzt alles daran, seine Position als bedeutender Tuchhändler zu halten und seinen Rivalen, den Adligen John Weston, zu vernichten. Towell macht Weston für den Tod seines väterlichen Freundes verantwortlich.. Für Weston ist Towell ein verachtenswerter Emporkömmling, der nichts in der guten Gesellschaft verloren hat. Beide versuchen mit an Besessenheit grenzendem Eifer, dem anderen zu schaden, auch mit ungesetzlichen Mittel. Eine weitere wichtige Figur ist die junge Witwe Gillian Pollet, die sich mit einer Tuchmanufaktur selbstständig macht, was ihr nur mit der finanziellen Unterstützung Towells gelingt. Dadurch ist ihr Schicksal untrennbar mit dem seinem verbunden.

Die ersten Seiten des Buches waren eine echte Herausforderung für mich. All zu viele Namen und Informationen, die ich nicht sofort zuordnen konnte, haben mich beinahe das Buch zur Seite legen lassen. Gut, dass ich es nicht getan habe, denn mit jeder Seite wuchs das Verständnis und der Spaß an der Geschichte. Meine Lieblingsfigur war Gillian, die ich einfach ins Herz schließen musste. Sie will ihr Leben selbst gestalten und nicht aus wirtschaftlichen Gründen einen ungeliebten Mann heiraten. Sie ist spontan, begeisterungsfähig, intelligent und etwas naiv. Ihre Wortgefechte mit Towell waren für mich jedes Mal ein besonderer Genuss und haben mich oft zum Lachen gebracht. Bei Towell war ich mir am Anfang nicht sicher, ob ich ihn mag. Im Laufe der Geschichte erweist er sich aber als Mann von Ehre im besten Sinne des Wortes. Dagegen konnte ich Weston von Beginn an nicht leiden mit seinen Standesdünkel und intrigantem Verhalten. Der Konflikt der beiden war unglaublich spannend und hatte zeitweise den Charakter eines Krimis. Nebenbei habe ich einiges über den damaligen Tuchhandel erfahren. Der Schluss der Geschichte hat mich im ersten Moment etwas enttäuscht. Bei näherem Hinsehen war er aber für mich doch perfekt.

Alles in allem ein schönes Buch, das gute und spannende Unterhaltung bietet.

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Veröffentlicht am 11.07.2020

Nach der Apokalypse

Das Dorf (Finsterzeit 1)
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Nach dem Zusammenbruch der Energieversorgung herrscht Anarchie. Jeder ist sich selbst der Nächste und plündert und mordet, um sein Überleben zu sichern. Lara und Thomas sind auf dem gefährlichen Weg zur ...

Nach dem Zusammenbruch der Energieversorgung herrscht Anarchie. Jeder ist sich selbst der Nächste und plündert und mordet, um sein Überleben zu sichern. Lara und Thomas sind auf dem gefährlichen Weg zur Festung, die von Thomas Großvater Friedrich erbaut wurde. Friedrich hat den Zusammenbruch voraus geahnt und eine Oase der Sicherheit geschaffen, deren despotischer Alleinherrscher er ist. Auch Viktor und seine Familie sind auf der Flucht in das abgelegene Dorf , in dem Viktor aufgewachsen ist. Unterwegs schließen sich ihm immer mehr Flüchtlinge an. Zusammen versuchen sie im Dorf einen Hort der Gemeinschaft und der relativen Sicherheit zu errichten. Per Zufall treffen Lara und Thomas auf die Dorfbewohner und die beiden beschließen, vorerst dort zu bleiben. Nach einer Zeit der ständigen Bedrohung stellt sich ein Gefühl der Sicherheit ein. Doch der Schein trügt.
Für mich war der Roman spannend wie ein Krimi. Doch hatte ich immer im Hinterkopf, dass diese Fiktion nicht so unwahrscheinlich ist angesichts der andauernden Diskussion über schwindende Energieressourcen und Klimawandel. Das ist die beängstigende Seite des Buches, die Vorstellung, was wäre, wenn unsere Zivilisation zusammenbricht. Wie würde ich mich verhalten ? Wäre ich rücksichtslos, nur auf meinen Vorteil bedacht, würde ich meine Mitmenschen erniedrigen nur um das Gefühl der Macht willen wie Friedrich ? Oder wäre ich empathisch, voller Mitgefühl und würde meinen Besitz teilen, um eine neue bessere Gemeinschaft aufzubauen wie Viktor ? Oder würde ich über mich hinaus wachsen und im entscheidenden Moment Verantwortung übernehmen wie Thomas, der die Verteidigung des Dorfes übernimmt und Lara, die in die Rolle einer Ärztin gedrängt wird, ohne es studiert zu haben ?
Gut gefallen hat mir der Erzählstil der Autorin, die die Ereignisse abwechselnd aus der Sicht der unterschiedlichen Protagonisten erzählt. Dadurch konnte ich in die verschiedenen Gefühlswelten eintauchen und der Spannungsbogen wurde hoch gehalten.
Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten. Ich fand die Geschichte in vielen Bereichen realistisch und gerade dadurch auch sehr beängstigend.

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Veröffentlicht am 30.05.2020

Wenn es keine Beweise gibt, ist alles denkbar

Die Wahrheit
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Maggie Costello, Ex-Mitarbeiterin im Weißen Haus, nimmt sich gerade eine Auszeit. Da bittet sie die Gouverneurin von Virginia um Unterstützung. Sie befürchtet Rassenunruhen, weil ein Geschichtsprofessor ...

Maggie Costello, Ex-Mitarbeiterin im Weißen Haus, nimmt sich gerade eine Auszeit. Da bittet sie die Gouverneurin von Virginia um Unterstützung. Sie befürchtet Rassenunruhen, weil ein Geschichtsprofessor ermordet wurde und man eine schwarze Studentenbewegung dafür verantwortlich macht. Der Mord erhält zusätzliche Brisanz, weil der Historiker Keane, der leugnet, dass es je Sklaverei in Amerika gab, gerade einen Prozess wegen Verleumdung seiner Person führt und deshalb bereits die Stimmung aufgeheizt ist. Trotz Bedenken lässt sich Maggie auf die Aufklärung des Falles ein. Bald muss sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass der Mord nur einer in einer Reihe von vielen ist, denen Geschichtsprofessoren und Zeitzeugen z.B. vom Holocaust zum Opfer gefallen sind. Gleichzeitig gehen kurz hinter einander die so genannten Alexandria- Bibliotheken in Flamen auf und mit ihnen bedeutende Kulturschätze der Menschheit. Durch deren Verlust lassen sich geschichtliche Ereignisse nicht mehr beweisen. Als Maggie endlich den entscheidenden losen Faden zur Aufdeckung der Verschwörung in Händen hält, gerät sie in Todesgefahr.
Der Autor spielt mit einer erschreckenden Vorstellung : der völligen Vernichtung von nicht ersetzbaren Kulturgütern und lebender Zeitzeugen. Wenn man alle Beweise vernichtet, kann Geschichte auch anders gewesen sein. Krieg, Sklaverei, Holocaust sind dann nur Möglichkeiten. Nachfolgende Generationen können frei von Schuld leben. Diese Sichtweise wird im Buch vom Autor in verschiedenen Gesprächen thematisiert. Für mich waren sie die Höhepunkte im Thriller . sprachlich brillant, überzeugend und auf den ersten Blick frappierend logisch. Gepackt hat mich auch die sehr anschauliche und detaillierte Beschreibung der Vernichtung einer Bibliotheken. Die Handlung selbst ist dem Genre Thriller gemäß sehr actionreich. Zum Schluss des Buches überschlagen sich die Ereignisse und die Heldin Maggie muss einiges aushalten. Die von ihr immer mehr in die Enge getriebenen Widersacher versuchen mit allen Mittel Maggie mundtot zu machen. Das reicht von Diskreditierung bis zur physischen Vernichtung. Dabei gestattet sich der Autor ein paar Ungereimtheiten, über die ich aber hinweg gesehen habe.
Insgesamt fand ich den Thriller sehr unterhaltsam, gut geschrieben und mit einem interessanten Gedankenansatz, der auch über die Lektüre hinaus Anlass zur Diskussion gibt.

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