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Veröffentlicht am 02.09.2020

Berlin ... die geteilte Stadt ...

Der Tag X
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Ein bedeutender Tag für die Deutsche Demokratische Republik, dieser 17. Juni 1953, der mit seinem Volksaufstand für immer im Gedächtnis der damaligen Zeitgenossen eingebrannt bleiben wird. Ich muss gestehen, ...

Ein bedeutender Tag für die Deutsche Demokratische Republik, dieser 17. Juni 1953, der mit seinem Volksaufstand für immer im Gedächtnis der damaligen Zeitgenossen eingebrannt bleiben wird. Ich muss gestehen, ich wusste bisher recht wenig zu den Details, welche ihn auslösten. Diese Lücke schließt nun Titus Müller für mich, der seinen Roman „Der Tag X“ genau um dieses Ereignis gestrickt hat. Viele kleine und große Persönlichkeiten kommen hier mit ihrer ganz eigenen Geschichte und Sichtweise zu Wort. So lernen wir die Abiturientin Nelly kennen, die von ihrer Überzeugung und ihrem Glauben an die Junge Gemeinde nicht ablassen will, obwohl diese mehr als schlecht und kritisch angesehen wird. Als Pendant treffen wir auf den jungen Mann namens Wolf, dessen Vater SED Kreisleiter ist, womit sein Sohn nicht immer einig ist. Nebenbei werden auch Lotte König, ihr Cousin Marc und dessen Frau später noch eine Rolle in der Entwicklung dieses Romans spielen. Doch auch die echten Macher und Möchtegerne der damaligen Zeit, angeführt von Stalin und - nach dessen Ableben - Lawrentia Beria kommen nicht zu kurz. Genau diese Mischung aus Wahrheit und Fiktion macht den akribisch recherchierten Roman von Titus Müller zu einer informativen und glaubwürdigen Geschichte. Titus Müller hat mich - wie so oft bei Romanen dieser Art - mal wieder tüchtig zur Selbstrecherche inspiriert, was mir ja immer großen Spaß macht. Dennoch war mir sein Buch fast ein wenig zu viel … zu viel Politik, zu viele Personen, einfach manchmal ein wenig zu viel, um die Story ganz rund zu machen. Deshalb gibt es einen klitzekleinen Punkteabzug und von mir verdiente vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 27.08.2020

Ein baldiger Besuch in Freiburg ist Pflicht nach diesem beeindruckenden Buch ...

Der Turm aus Licht
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Astrid Fritz ist mit ihrem Roman „Der Turm aus Licht“ ein großartiges Epos ganz im Stil der beiden bekannten Werke „Die Säulen der Erde“ (Ken Follet) und „Die Kathedrale des Meeres“ (Ildefonso Falcones) ...

Astrid Fritz ist mit ihrem Roman „Der Turm aus Licht“ ein großartiges Epos ganz im Stil der beiden bekannten Werke „Die Säulen der Erde“ (Ken Follet) und „Die Kathedrale des Meeres“ (Ildefonso Falcones) gelungen. Es verpasst einem – besonders als Hörer – immer wieder Gänsehaut Feeling bei so einer bedeutenden Arbeit sozusagen „live“ dabei sein zu dürfen. So hat dann auch diese Story nicht enttäuscht und mir mal wieder vor Augen geführt, was wir doch für kleine Rädchen im Lauf der Zeit und der (Bau)geschichte sind. Es war ja nicht untypisch für das Mittelalter, den Bau eines großen Gebäudes architektonisch zu entwickeln, jedoch seine Fertigstellung nicht mehr miterleben zu dürfen. So ging es auch Gerhard von Straßburg, der 1270 als erster Baumeister von „Liebfrauen“ übernehmen durfte. Über die Jahre verteilt sieht man viele Baumeister, Handwerker aber auch Adlige und einfache Leute kommen und gehen, und so mancher findet beim oder um den Bau herum seinen Tod. Intrigen, Fehden, Arbeit aber auch Freude bestimmen den Alltag der Menschen im frühen Spätmittelalter und Astrid Fritz lässt ihre Leser und Hörer auf großartige Weise daran teilhaben.

Ich habe das Hörbuch sehr genossen, wenn ich mir auch fast ein wenig mehr Baugeschichte und weniger Plänkeleien gewünscht hätte. Gesprochen wird das Hörbuch von der talentierten Hörbuchsprecherin Svenja Pages, die den Charakteren ihre großartige Stimme leiht.

An dieser Stelle möchte ich meinen Dank an den Hörbuchverlag Freiburg aussprechen, der mir dieses Hörbuch zur Verfügung gestellt hat. Ich vergebe für diesen Roman wohlverdiente vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Leben im Ruhrpott Ende der 1950er/Anfang 1960er Jahre mit allem was dazu gehört ...

Ein Gefühl von Hoffnung
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Wie habe ich mich gefreut, als ich bei der lesejury den Zuschlag für die Teilnahme zur Leserunde zu diesem vielversprechenden zweiten Teil der Ruhrpott Saga von Eva Völler erhalten hatte und ich wurde ...

Wie habe ich mich gefreut, als ich bei der lesejury den Zuschlag für die Teilnahme zur Leserunde zu diesem vielversprechenden zweiten Teil der Ruhrpott Saga von Eva Völler erhalten hatte und ich wurde nicht enttäuscht. Es war mir eine Freude alle alten Bekannten – bis auf die arme Katharina – wiedertreffen zu dürfen. Das Leben war weitergegangen für sie und alle waren ein bisschen älter und auch erwachsener geworden. So durfte ich zum Beispiel an dem jeweils zarten Liebesleben der Schwestern Inge und Bärbel, aber auch an dem Kampf teilnehmen, den ihr kleiner Bruder Johannes täglich an seiner Schule ausfechten musste. Die Protagonisten – allen voran natürlich auch wieder Oma Mine – mußten wohl nicht mehr so oft Hunger leiden und dennoch war der Kampf ums tägliche Überleben kein einfacher. Während es für viele zu Ende der 1950er/Ende der 1960er Jahre stetig bergauf zu gehen schien, blieb doch auch der ein oder andere auf der Strecke. Mit „Ein Gefühl von Hoffnung“ hat die Autorin ein sicher recht authentisches Bild der damaligen Zeit geschaffen und uns am Leben der „normalen“ Leute teilhaben lassen. Es wurde gelacht und getrauert, sich getrennt und wieder vereint, ganz so wie das Leben eben so spielt.
Mit hat es gut gefallen und vor allem wurde dem Buch durch die rege Beteiligung an der Leserunde Leben eingehaucht. An dieser Stelle möchte ich mich beim Verlag und dem Team der lesejury für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars bedanken. Ich vergebe für diesen Roman wohlverdiente vier Sterne.

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Veröffentlicht am 12.08.2020

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten?

Im Westen ist Amerika
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Wer dieses Buch gelesen hat wird mir zustimmen, dass der Klappentext wunderbar zu dem Roman passt. Er deckt alles in einer kurzen und prägnanten Zusammenfassung ab. Das sollte aber in keinster Weise negativ ...

Wer dieses Buch gelesen hat wird mir zustimmen, dass der Klappentext wunderbar zu dem Roman passt. Er deckt alles in einer kurzen und prägnanten Zusammenfassung ab. Das sollte aber in keinster Weise negativ interpretiert werden. Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass sich auch einige Abschnitte in dem Roman selbst sich an diese Regel halten. Dennoch erhält man als Leser einen wunderbaren und - meines Erachtens nach - authentischen Einblick in das Leben im ausgehenden 18. Jahrhunderts. Vom Autor wunderbar vor Ort recherchiert lernen wir Johannes Bargfeld und seine Eltern kennen. Sie wagen es in der streng religiös geprägten Umgebung von Paderborn anders zu sein. Der Preis jedoch, den sie dafür zahlen müssen, ist hart. Von den Nachbarn und Ortsansässigen geächtet, fristen sie ein recht armes Dasein. Ist es also ein Wunder, dass der Vater zu nicht koscheren Maßnahmen greift, die seinem Sohn schließlich das Genick brechen sollen? Was Johannes auf seiner abenteuerlichen Flucht erlebt ist schwer in Worte zu fassen. Der Autor Daniel Möller hat es geschafft! Auf spannende Weise erzählt er die Geschichte eines Jungen auf der Flucht und beschreibt dabei Land und Leute so lebendig, dass man fast meint dabei zu sein. Er lässt nichts aus, weder die schönen Momente noch die oft grausamen Vorkommnisse. Mit seiner manchmal fast poetischen Ausdrucksweise fesselte er mich an die Seiten, dass ich das Buch kaum zur Seite legen mochte. Einen kleinen Stern Abzug gibt es von mir jedoch für das abrupte Ende. Ich fühlte mich fast ein wenig ausgebremst am Schluss, schade. Dennoch von mir eine unbedingte Leseempfehlung und verdiente vier von fünf Sternen!

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Veröffentlicht am 30.07.2020

Aktueller denn je ...

Kleine große Schritte
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Die afro-amerikanische Krankenschwester und Hebamme Ruth Jefferson geht in ihrem Beruf auf. Ihr ganzes Leben hat sie darauf ausgerichtet gut in dem zu sein was sie tut, wenn es auch in ihrem Fall mit dunkler ...

Die afro-amerikanische Krankenschwester und Hebamme Ruth Jefferson geht in ihrem Beruf auf. Ihr ganzes Leben hat sie darauf ausgerichtet gut in dem zu sein was sie tut, wenn es auch in ihrem Fall mit dunkler Haut nicht immer einfach oder gar selbstverständlich ist, die Anerkennung zu erhalten, die ihr zusteht. Schon früh versucht die verwitwete Ruth auch ihrem Sohn alle Türen zu öffnen. Mehr als einmal überschüttet ihre Schwester sie dafür mit Vorwürfen, ihre Identität zu verleugnen.
Ruth ist schockiert und verärgert, als man ihr, die sie über jahrzehntelange Erfahrung verfügt, in der Klinik den Umgang mit einem Neugeborenen entzieht. Doch die Eltern gehören einer rechtsradikalen Verbindung an und können „Nigger“ nicht ausstehen. Als der Säugling jedoch unverschuldet in eine lebensbedrohliche Situation gerät, drohen die Dinge aus dem Ruder zu laufen. Er schafft es nicht und die Eltern geben unbesehen Ruth die Schuld am Tod ihres Babys. Ruth wird des Mordes angeklagt, doch so einfach gibt sie sich nicht geschlagen. Der Kampf gegen Rassismus und Vorurteile wird blutig …
Wie in vielen ihrer Bücher, bringt die Autorin auch diesmal wieder ein trauriges und dennoch so aktuelles Thema auf den Tisch. Wer glaubt, es gäbe keinen Rassismus in den USA, der hat sich gründlich getäuscht. Noch immer werden dunkelhäutige Menschen oft als Menschen zweiter Klasse behandelt, wobei ich durchaus betonen möchte, dass auch umgekehrter Rassismus keine Seltenheit ist. Auch ich musste in den Jahren, in denen ich in den USA lebte, mehr als einmal anhören: „It’s a black thing, you wouldn’t unterstand …“ Egal in welcher Richtung sich die Diskriminierung äußert, schürt sie Feindseligkeit und Missgunst. Ruth und ihre Verteidigerin durften das am eigenen Leibe erfahren.
Das Buch hat mich fasziniert, wenn ich sagen muss, dass mich das Ende nicht ganz überzeugen konnte. Das war mir dann einfach zu viel an Gutem, das der Gerichtsprozess da losgetreten hatte, und machte den Schluss für mich dann doch ein wenig überzogen. Dennoch vergebe ich wohlverdiente vier von fünf möglichen Sternen und halte Jodi Picoult auf jeden Fall die Treue.

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