Wer bedroht Lana?
Das Bild der Vergangenheit„...Was wir sagen und was wir tun, hat oft nachhaltige Auswirkungen auf unsere Umgebung. So wie die Wellen sich ausbreiten, wenn man einen Stein ins Wasser wirft...“
Lana weiß, wovon sie spricht. Sie ...
„...Was wir sagen und was wir tun, hat oft nachhaltige Auswirkungen auf unsere Umgebung. So wie die Wellen sich ausbreiten, wenn man einen Stein ins Wasser wirft...“
Lana weiß, wovon sie spricht. Sie war 9 Jahre alt, als ihre Freundin Klara - Isabell für immer verschwunden ist. Sie wollte nur Eis und Cola holen. Bis heute ist die Geschichte nicht aufgeklärt, obwohl 20 Jahre vergangen sind. Und sie hat bei Lana Spuren hinterlassen.
Lana arbeitet als Kunsttherapeutin, malt nebenbei und hat heute eine Ausstellung ihrer Gemälde. Als sie sich zum Auto begibt, verlassen zwei Männer einen Transporter und greifen sie an. Plötzlich wird die Vergangenheit vor ihren Augen wieder lebendig. Doch Lana hat sechs Brüder – und die haben ihr beigebracht, wie man sich wehrt.
„...Lana stieß mit aller Kraft den Ellenbogen nach hinten. Sie hörte, wie dem Fremden die Luft entwich. […] Sie wirbelte herum und trat zu. Ohne Hemmungen. So, wie sie es gelernt hat...“
Außerdem ruft sie sofort die Polizei.
Als sie mit den Wagen zu Haus ankommt, steht dort erneut ein Mann. Er stellt sich als Connor Landauer vor und behauptet, dass sie in Kunstschmuggel verstrickt ist. Genervt bügelt die ihn verbal ab und bestellt ihn für später.
Die Autorin hat einen spannenden und inhaltsreichen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen.
Die Familie Wieland kenne ich schon aus dem Vorgängerband. Der Vater ist Pfarrer, zwei der vier Söhne und eine Tochter arbeiten bei der Polizei. Die Familie hält zusammen.
Der Überfall auf Lana gibt Rätsel auf. Gedanklich geht vor allem Thomas, der älteste Bruder und Mitglied des BKA, alle Möglichkeiten durch: ihre Malerkollegen, berufliche Kontakte, die Kunstszene sowie den bisher unbekannten Connor und seine Hintergrund.
Connor ist Ermittler. Er kommt au Amerika. Dort war er auf ein geschmuggeltes Gemälde von seiner jüdischen Urgroßmutter gestoßen. Dabei kam Lanas Name ins Spiel. Wer nutzt heimlich ihre Identität?
Sehr schön werde ich in Lanas Arbeit eingeführt. Sie beschäftigt sich unter anderen mit traumatisierten Kindern. Sie hat die Fähigkeit, in den Gesichtern von Menschen zu lesen.
„...Sie sah, was anderen oft entging. Gefühle offenbarten sich im Zucken eines Gesichtsmuskels, in den Augen, in der Art, wie ein Nasenflügel bebte und Lippen bewegt wurden….“
Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören die Gespräche der Geschwister, die durch ihre unterschiedliche Art natürlich auch verschieden auf die Bedrohung reagieren. Vor allem Jonas nimmt das Leben mit Humor und versucht, die ernste und gespannte Atmosphäre aufzulockern. Auch Lars kann sarkastisch werden. Er begleitet Lana zu ihrem Künstlertreff und konstatiert:
„...Jetzt verstehe ich den Begriff ‚Brotlose Kunst‘. Offenbar ist der Süßkram für die meisten hier die Hauptmahlzeit in dieser Woche...“
Während Lana von einem Versteck zum nächsten wechseln muss, weil ihr irgendjemand permanent auf der Spur ist, beginnt es zwischen ihr und Connor zu knistern. Allerdings wollen auch da ihre Brüder ein Wort mitreden. Es ist erstaunlich, wie gekonnt die Autorin die feine Abstimmung zwischen Spaß und Ernst immer wieder hinbekommt. Ein Satz möge das noch unterstreichen. Connor braucht unbedingt Kontakt zu Jonas und muss feststellen:
„...Auf Jonas` Telefon war Verlass. Es lag grundsätzlich da, wo sich sein Besitzer nicht aufhielt...“
Die Gefühle der Protagonisten werden durch ihr Tun und Handeln erlebbar. Die Angst der Geschwister um Lana ist in jeder Zeile spürbar. Die möchte gern ihr unbeschwertes Leben zurück.
Ab und an lässt mich die Autorin einen Blick auf Lanas Gegenspieler werfen. Ich erfahre, was er plant und wie er Menschen benutzt, kenne aber sein Motiv nicht.
Am Ende werden die komplexe Handlung und die vielfältigen Verstrickungen logisch aufgelöst. Durch Connors Beziehungen gelingt es außerdem, Licht in das Schicksal von Klara – Isabell zu bringen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.