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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.10.2020

Spannend und verwirrend

Dein kaltes Herz
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Inhalt: Felicity ist Glaziologin und arbeitet in Cambridge für das British Antarctic Survey. Doch aus Angst vor ihrem Ehemann Freddie nimmt sie eine Stelle auf einer kleinen arktischen Insel in Südgeorgien ...

Inhalt: Felicity ist Glaziologin und arbeitet in Cambridge für das British Antarctic Survey. Doch aus Angst vor ihrem Ehemann Freddie nimmt sie eine Stelle auf einer kleinen arktischen Insel in Südgeorgien an - so weit weg wie möglich. Aber auch dort lebt sie in ständiger Angst und kontrolliert panisch die Passagierlisten der Kreuzfahrtschiffe, die regelmäßig die Insel anlaufen. Schließlich läuft das letzte Schiff vor der Winterpause ein - und tatsächlich ist Freddie an Bord…

Meine Meinung: Die Geschichte ist geschickt aufgebaut. Sie ist in vier Teile unterteilt und wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Teil 1 und 4 spielen in Südgeorgien und schildern Felicitys atemlose Flucht vor Freddie in der unwirtlichen und gefährlichen Eislandschaft von Südgeorgien. Dabei verstärkt das eisige Setting die düstere und beklemmende Atmosphäre.
Teil 2 und 3 sind dagegen Rückblicke auf die Monate vor Felicitys Flucht. Wegen ihrer Blackouts und Ängste hat Felicity regelmäßig Therapiesitzungen bei dem jungen Dr. Joe Grant. Im Lauf der Zeit und vor allem während einer Hypnosesitzung werden erschreckende Erinnerungen in ihr geweckt. Auch nach ihrer Abreise lässt Joe Felicitys Schicksal keine Ruhe und er forscht weiter in ihrer Vergangenheit. So klärt sich endlich einiges auf. Als dann seine Mutter Delilah, eine Polizeibeamtin, einen unglaublichen Verdacht äußert, reisen beide Felicity nach.
Felicity ist eine undurchschaubare junge Frau, die äußerst kompetent in ihrem Beruf ist, aber privat unter gravierenden Gedächtnislücken leidet und oft unberechenbar handelt, so dass sie mir nicht immer sympathisch war. Joe mochte ich dagegen sehr gerne. Er engagiert sich in seiner Freizeit für Obdachlose und schafft es nicht immer, eine professionelle Distanz zu wahren, genauso wenig, wie bei seiner Patientin Felicity, von der er sich stärker angezogen fühlt, als es für einen Therapeuten angemessen wäre. Aber er wirkt offen und ehrlich. Auch Joes Mutter Delilah, zu der er eine enge Beziehung hat und die als leitende Ermittlerin den Mord an einer Obdachlosen aufzuklären hat, fand ich interessant. Sie ist unkonventionell und etwas verschroben.
Der Schreibstil von Sharon Bolton ist wie immer flüssig und mitreißend und die Geschichte wirft viele Fragen auf, die aber letztendlich alle geklärt werden. Auch wenn mir nicht alles ganz realistisch und nachvollziehbar erschien, so diente es doch dem Spannungsaufbau.

Fazit: Ein spannender und verwirrender Thriller mit sehr vielen Überraschungen und unvorhersehbaren Wendungen, der aber leider auch - vor allem in Teil 2 - einige Längen hat.

Veröffentlicht am 07.05.2021

Eine Hebamme als Detektivin

Fräulein Gold: Schatten und Licht
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Inhalt: Berlin 1922: Das Land leidet noch unter den Folgen des großen Krieges. Trotz Aufbruchsstimmung herrschen auch Hunger, Armut und Wohnungsnot. Die junge und engagierte Hebamme Hulda Gold kommt bei ...

Inhalt: Berlin 1922: Das Land leidet noch unter den Folgen des großen Krieges. Trotz Aufbruchsstimmung herrschen auch Hunger, Armut und Wohnungsnot. Die junge und engagierte Hebamme Hulda Gold kommt bei ihren Hausbesuchen oft in die Elendsviertel der Stadt. Das Wohl und Schicksal der Menschen liegt ihr sehr am Herzen und oft wird sie nicht einmal für ihre Arbeit bezahlt.
Bei einem dieser Besuche hört sie von einer Frau, die im Landwehrkanal ertrunken ist. War es wirklich ein tragischer Unfall? Und was interessiert den undurchschaubaren Kommissar Karl North so sehr an dem Fall? Die neugierige Hulda stellt auf eigene Faust Nachforschungen an und gerät dabei nicht nur einmal in Lebensgefahr…

Meine Meinung: Ich habe eine Weile gebraucht um in das Buch reinzufinden, obwohl der Schreibstil wirklich flüssig zu lesen ist. Hulda Gold hatte ich mir ganz anders vorgestellt und sie war mir nicht sofort sympathisch. Sie ist eine ungewöhnliche junge Frau. Da sie schon früh ihre alkoholkranke Mutter verloren hat, wurde sie schnell selbstständig. Hulda liebt ihren Beruf und hat die Beziehung zu ihrer Jugendliebe Felix beendet, um weiter als Hebamme arbeiten zu können. Sie ist neugierig, unerschrocken und empathisch und stürzt sich auch schon mal in das Berliner Nachtleben- mit allem was dazugehört. Durch ihr oft waghalsiges Vorgehen bringt sie sich immer wieder in Schwierigkeiten. Im Laufe der Geschichte lernte ich sie besser kennen und mochte ich sie immer lieber.
Karl North hat eine sehr schwere Kindheit im Waisenhaus hinter sich, die ihn sehr geprägt hat und kann auf seinen Beruf als Kommissar sehr stolz sein. Auch er hat ein ganz besonderes Interesse an der Toten im Landwehrkanal.
Hulda und Karl sind nicht von Anfang an ein Team, sondern geraten immer wieder aneinander und eher ungewollt fühlen sie sich voneinander angezogen.
Huldas Interesse an der Toten und ihre teilweise sehr gefährlichen Nachforschungen fand ich nicht immer nachvollziehbar, aber trotzdem immer spannender. Auch die Beschreibungen des Milieus, der Lebensbedingungen der einfachen Leute, so wie die „Berliner Schnauze“ haben mir gut gefallen.
Anne Stern beschreibt auch die politischen Ereignisse und Entwicklungen in den 20er Jahren sehr lebendig, anschaulich und interessant. Durch Tagebuchaufzeichnungen der toten Rita erfährt man außerdem von den schrecklichen Zuständen in den Nervenheilanstalten und Kinderheimen. Die Einstellung der meisten Ärzte zu den körperlich und psychisch Kranken, sowie deren grausame und menschenunwürdige Behandlungen haben mich sehr erschüttert. Wie das weiterging, wissen wir!

Fazit: „Hulda Gold - Schatten und Licht“ ist ein unterhaltsamer und lebendig geschriebener Roman mit kleinen Schwächen. Trotzdem freue ich mich schon auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 17.08.2020

Der Schneckenmann

Der Mondscheinmann
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Inhalt: Nils Troja und sein Team werden zu einem bizarr inszenierten Tatort gerufen. Eine junge Frau liegt erdrosselt in ihrer eigenen Badewanne, geschminkt und frisiert, umgeben von Seidentüchern, Kerzen ...

Inhalt: Nils Troja und sein Team werden zu einem bizarr inszenierten Tatort gerufen. Eine junge Frau liegt erdrosselt in ihrer eigenen Badewanne, geschminkt und frisiert, umgeben von Seidentüchern, Kerzen und welken Lilienblättern. Überall auf ihrem Körper und den Blüten kriechen Unmengen an Weinbergschnecken. Schon wenig später wird ein zweites Opfer gefunden und die Inszenierung lässt keinen Zweifel daran, dass es sich um denselben Täter handelt. Nils Trojan, der unter Panikattacken leidet und dringend eine Auszeit braucht, stürzt sich in die Ermittlungen…

Meine Meinung: Leider werden die Mordfälle in der Nils Trojan-Reihe immer bizarrer und unglaubwürdiger, was ich sehr schade finde. Das ist allerdings schon nach dem Lesen des Klappentextes ersichtlich, also keine Überraschung. Wieder geht es um einen völlig durchgeknallten Serienmörder, der in diesem Fall eine Vorliebe für Weinbergschnecken hat und sich ein Souvenir von seinen Opfern mitnimmt. Auch die Auflösung fand ich absurd und an den Haaren herbeigezogen. TROTZDEM hat mich das Buch absolut gefesselt und ich habe es innerhalb kürzester Zeit durchgelesen, denn die Polizeiarbeit von Nils und seiner Kollegin Stefanie - vor allem die Nacht in der Hütte -, die Kapitel mit Lydia, der merkwürdige Dinge passieren, fand ich sehr spannend und fesselnd. Zudem gibt es immer wieder neue Spuren und neue Verdächtige. Wem kann man trauen? Tote gibt es auch einige, doch keine detaillierten grausamen Beschreibungen. Dazu kommt der absolut mitreißende Schreibstil von Max Bentow!

Fazit: Auch wenn ich einige Kritikpunkte habe und mir die Morde zu absurd waren, habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Vom Anfang bis zum Ende spannend!

Veröffentlicht am 03.08.2020

Lustige Geschichte für Erstleser

Ritter werden leicht gemacht – Ein Pferd namens Dora
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Inhalt: Die Eltern von Sam J. Butterkappe sind für ein Jahr auf Reisen, deshalb wohnt Sam für diese Zeit bei seiner Tante Eiltud, seinem Onkel Archibald und seiner Cousine Brunella auf deren Burg Falterstaub. ...

Inhalt: Die Eltern von Sam J. Butterkappe sind für ein Jahr auf Reisen, deshalb wohnt Sam für diese Zeit bei seiner Tante Eiltud, seinem Onkel Archibald und seiner Cousine Brunella auf deren Burg Falterstaub. Onkel und Tante betreiben dort eine Urlaubsbetreuung für Drachen, Greife und andere magische Haustiere.
Sams größter Traum ist es, ein edler Ritter zu werden. Zu seinem Glück hat er eine alte Schriftrolle gefunden, in der er eine Liste mit Aufgaben findet, die er bestehen muss, um sein Ziel zu erreichen. Es sind gute Taten von größter Wichtigkeit und jeden Tag sollte eine begangen werden. Seine erste Aufgabe hat er schon erfüllt (im ersten Teil der Reihe) und seine vorwitzige Cousine Brunella, genannt Nella, zu seiner treuen Gefährtin gemacht. Nun steht er vor seiner zweiten Aufgabe: „Finde ein schneeweißes Ross!“

Meine Meinung: Ich mag die Zeichnungen von David Melling sehr gerne und besitze auch einige Bilderbücher, die er illustriert und geschrieben hat (z.B. die „Paulchen -Reihe , „Der kleine Eisprinz“ u.a.). Von Vivien French hatte ich bisher noch nichts gehört, aber sie hat schon über 250 Kinderbücher veröffentlicht und zahlreiche Preise gewonnen.
„Ein Pferd namens Dora“ ist bereits der zweite Teil der geplanten sechsteiligen Reihe. Leider habe ich den ersten Teil noch nicht gelesen und ich hatte den Eindruck, dass mir deshalb etwas Vorwissen fehlt. Kinder sollten deshalb auf jeden Fall mit dem ersten Teil beginnen.
Die Geschichte ist kindgerecht, unterhaltsam und humorvoll geschrieben, mit einigen fantasievollen Ideen, z.B. die Urlaubsbetreuung für magische Haustiere, der laufende Baum, oder das königliche Warzenschwein Horaz.
Die wiederkehrenden Charaktere sind amüsant ausgewählt und entsprechend witzig und teilweise etwas überspitzt gezeichnet. Onkel Archibald ist ein herzlicher und gutmütiger Typ, der sich gut mit den Kindern versteht, während Tante Eiltrud, genannt Tante Ei, mehr auf gutes Benehmen achtet und zickig wirkt. Aber besonders die Kinder Sam und Nella gefallen mir gut. Nella ist forsch und gewitzt, Sam dagegen eher zurückhaltend und etwas naiv. Seine Aufgaben besteht er mehr durch Zufall. Zusammen sind sie ein tolles Team!
Die Geschichte hat nur 111 Seiten, die in sieben Kapitel unterteilt sind.
Fazit: Ein schöner Spaß für Erstleser und Grundschulkinder.

Veröffentlicht am 23.07.2020

Beklemmend und düster

So dunkel der Wald
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Inhalt: Ronja und Jannik wurden bereits als Kinder entführt und führen nun seit vielen Jahren zusammen mit ihrem Entführer, den sie Paps nennen müssen, und drei anderen entführten Kindern, ein einsames ...

Inhalt: Ronja und Jannik wurden bereits als Kinder entführt und führen nun seit vielen Jahren zusammen mit ihrem Entführer, den sie Paps nennen müssen, und drei anderen entführten Kindern, ein einsames und abgeschiedenes Leben tief im Wald. Sie haben die Hoffnung auf ein ‚normales‘ Leben aufgegeben und geben einander Halt. Als eines Tages die Situation eskaliert, stehen Ronja und Jannik vor einer schweren Entscheidung, die sie völlig überfordert.
Währenddessen sucht die Polizistin Sarah Wiesinger fieberhaft nach den entführten Kindern…

Meine Meinung: Ich wusste, dass es in diesem Thriller um Kindesmissbrauch geht und das hat mich auch sehr lange von diesem Buch ferngehalten. Doch wegen der vielen begeisterten Rezensionen habe ich es jetzt doch gelesen.
Der Spannungsbogen beginnt sofort hoch, sinkt dann leider in der Mitte etwas, steigt aber gegen Ende des Buches wieder stark an. Die Atmosphäre ist ununterbrochen düster und beklemmend und der Schreibstil so bildhaft, dass ich mir das Haus im Wald und die Umgebung sehr gut vorstellen konnte. Viele erschreckende Szenen deutet die Autorin nur an, andere beschreibt sie detailliert.
Durch Ronjas Erzählungen in der Ich-Form wird deutlich, wie sehr die Kinder, trotz des Missbrauchs und der permanenten Angst, schon von Paps abhängig sind und sich mit ihrem einsamen und traurigem Leben abgefunden haben. Sie können sich kaum noch an ihre eigenen Eltern erinnern.
Einige Handlungen fand ich unlogisch, sowohl von den Kindern, als auch von Sarah, die sich gegen Ende ziemlich unprofessionell verhält. Trotzdem haben mir die Kapitel mit Sarah gut gefallen und ich hätte gerne noch mehr über die polizeilichen Ermittlungen gelesen. Vor allem hätte mich interessiert, warum die Kinder im Wald nie gefunden wurden!

Fazit: Ein bedrückender, düsterer und auch grausamer Thriller, der hauptsächlich aus der Perspektive der beiden inzwischen erwachsenen Opfer erzählt wird und deren psychologische Entwicklung deutlich macht. Erschreckend und spannend, aber nichts für zarte Gemüter.