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Veröffentlicht am 08.05.2021

Das war leider gar nicht meins - schade!

Was von Dora blieb
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Dieser Roman, der sich unter anderen mit der Geschichte der Kriegsenkel beschäftigt, war mir bereits in der Vorschau aufgefallen und ist sofort auf meine Wunschliste gewandert. Bei Lovelybooks hatte ich ...

Dieser Roman, der sich unter anderen mit der Geschichte der Kriegsenkel beschäftigt, war mir bereits in der Vorschau aufgefallen und ist sofort auf meine Wunschliste gewandert. Bei Lovelybooks hatte ich Glück und durfte den Roman in einer Leserunde lesen.
Leider fand ich schon zu Beginn kaum in die Geschichte, was ich sehr bedaure, weil das Buch eigentlich genau in mein Genre passt.

Überhaupt nicht identifizieren konnte ich mich mit Isa, der Enkelin, die sich auf Spurensuche macht. Isa erzählt aus ihrer Sicht in der Ich-Form. Sie hat sich vor kurzem von ihrem Mann getrennt und steckt in einer Sinnkrise. Bei einem Besuch bei ihrer Mutter am Bodensee händigt ihr diese einen Koffer mit alten Briefen und Tagebüchern ihrer Großmutter aus. Dabei ist ihr Gustav, ein etwas dubioser Mann, den sie kennenlernt, eine Hilfe. Warum diese Figur in die Geschichte eingeführt wurde und was er bezweckte, ist mir noch immer nicht klar, außer dass er Isa einige Tipps betreffend der Nachforschungen gab.
Der Gegenwartsstrang konnte mich so überhaupt nicht überzeugen. Isa blieb mir völlig fremd und die Erzählung ihrer Suche war unglaublich langweilig.

Der Vergangenheitsstrang, der in der dritten Person erzählt wird, gefiel mir wesentlich besser, konnte mich aber auch nicht überzeugen. Besonders hervorgehoben wurde die Kinder- und Jugendzeit von Dora, als sie die extravagante Maritz kennenlernt. Gemeinsm mit Frantek, Doras Freund aus Kindertagen, beginnen die drei ein Kunststudium am Bauhaus des Ruhrgebietes in den 1920iger Jahren. Die Zeitsprünge sind groß, denn die nächsten Szenen aus Doras Leben befassen sich mit dem Kennenlernen mit dem wesentlich älteren Max, den sie nach einer unglüchlichen Liebe heiratet. Er ist Verwaltungsdirektor der I.G. Farben. In den folgenden Szenen erfahren wir mehr über Doras Sohne Rudolf und Gottfried, Isas Vater, der später an einer der berüchtigten Napola Schulen unterrichtet wird. Aus Gottfrieds Zeit bei der Napola und danach erzählt der dritte Abschnitt des Romans, den ich am spannendsten fand.
Während man diese Fragmente aus Doras Leben erfährt, bleibt der Bezug zum Naziregime komplett unklar. Als Leser erhält man nur Bruchteile. Dabei verliert sich die Autorin oftmals in Kleinigkeiten, erzählt bis ins Detail von Nichtigkeiten, lässt jedoch das Wichtigste außen vor. Man erhält keinerlei Einblicke in Doras Denken und Fühlen während des Kriegens. Dabei schickten Max und Dora ihren Sohn in eine Napola Schule und die I.G. Farben hatte ebenfalls einiges mit den Nazis zu tun. Gerade der Bezug zum Zweiten Weltkrieg und die Folgen für die Kinder und Enkelkinder wären für mich das Interessanteste am Roman gewesen. Oder wollte die Autorin damit die Sprachlosigkeit dieser Generation aufzeigen? Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht.

Beide Frauen entwickeln sich im Laufe der Geschichte kaum weiter und verharren in ihrem konventionellen Rollenbild, auch wenn Dora kurz versucht aus dieser Rolle zu schlüpfen.
Meine Gedanken schweiften beim Lesen immer wieder ab und ich begann teilweise Seiten zu überfliegen und hatte trotzdem nicht das Gefühl etwas zu verpassen. Die Sprache der Autorin ist sehr detailverliebt, die Formulieren sind oftmals sehr poetisch. Das hat mir gut gefallen - allerdings beschreibt sie Szenen, die total unwichtig sind, wie einen Waldspaziergang bis ins kleinste Detail, aber über die Gedanken und Gefühle von Dora während des Zweiten Weltkrieges erfährt man kaum etwas. Dora erschien mir als eine kalte Frau, die ihre Söhne ziemlich lieblos erzog. Genaueres kann ich aber zur Geschichte nicht wirklich sagen, denn die bleibt derartig an der Oberfläche, dass ich mich am Ende selbst frage, was eigentlich von Dora blieb? Mir fällt dazu nicht wirklich etwas ein...

Fazit:
Das war leider gar nicht meins! Sprachlich zwar teilweise sehr anspruchsvoll, aber inhaltlich bewegt sich dieser Roman nur an der Oberfläche. Man weiß am Ende nicht sehr viel mehr, als zu Beginn. Die Bilder von Dora ergeben kein Ganzes und bleiben Blitzlichter in einer doch so ereignisreichen Zeit. Die Story hätte so viel mehr Potenzial gehabt. Schade!

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Veröffentlicht am 10.03.2021

Zu überspitzt

Liebe mit Zimt und Schweden
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Ich bin seit meiner Kindheit mit Schweden irgendwie "in Verbindung" :) Ich war ein großer Fan des schwedischen Skirennläufers Ingemar Stenmark und habe meinen Vater damit immer geärgert, weil ich nicht ...

Ich bin seit meiner Kindheit mit Schweden irgendwie "in Verbindung" :) Ich war ein großer Fan des schwedischen Skirennläufers Ingemar Stenmark und habe meinen Vater damit immer geärgert, weil ich nicht uns Österreichern die Daumen gehalten habe, sondern Ingemar. Ich liebe ABBA seit sie beim Song-Contest gewonnen haben, ich mag Astrid Lindgren und die schönen roten Holzhäuser und ich habe mich in Stockholm verliebt, als ich vor einigen Jahren die Stadt im Norden besucht habe. Meine Tochter hatte 2020 eine Zusage für ihr Masterstudium in Schweden und musste es wegen Corona auf dieses Jahr verschieben....wir zittern nun, ob es dieses Jahr Realität wird....Unsere Schwedisch-Bücher haben wir wieder hervorgekramt, um diese Sprache kennenzulernen.

Deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass ich den Roman von Lotta Josefsdottir in einer Lovelybooks Leserunde lesen durfte. Das dünne Büchlein mit dem schreienden Cover sticht sofort ins Auge und zeigt uns gleich, wo die Geschichte spielt. Die 29jährige Rena lebt allerdings in Deutschland und erfährt ziemlich beiläufig, dass ihr leiblicher Vater Schwede ist und ihr ein Haus hinterlassen hat. Sie bekommt es allerdings nur vererbt, wenn sie ihren Lebensmittelpunkt von Deutschland nach Schweden verlegt. Rena macht sich gemeinsam mit ihrem Hund Theo auf in den hohen Norden. Als sie ihr Erbe antreten will, steht sie vor einer Bruchbude mitten im Wald. Aber auch das packt Rena mit links und sie richtet sich langsam ein, während ihr Nachbar ihr nicht nur Steine, sondern ricthige Felsbrocken in den Weg legt, um sie zu vertreiben....

Tja, was soll ich sagen?! So etwas unrealistisches und überspitzes habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Es beginnt damit, dass Rena eigentlich nie irgendetwas in Frage stellt. Sie agiert nicht wie eine erwachsene Frau, sondern wie ein Teenager. Damit ist sie aber nicht alleine, denn auch ihre Mutter und ihr Adoptivvater sind Figuren, die ich nicht ernst nehmen konnte. Rena bricht - ohne viel zu hinterfragen - nach Schweden auf, wobei ihr ihre Mutter nicht einmal den Namen ihres leiblichen Vaters sagen kann...WTF? Beim Notar muss sie sofort unterschreiben, dass sie das Erbe annimmt, ohne das Haus vorher überhaupt begutachten zu dürfen. Dann steht sie vor dem zerfallenen Blockhaus und überlegt kein einziges Mal, wie sie erstens die Renovierung überhaupt finanzieren soll, noch wie sie - ohne schwedisch zu sprechen - gleich an Handwerker kommt. Aber da ist ja der süße Arvid, bei dem sie die ersten Nächte unterkommt und der ihr gerne hilft..natürlich...sonst hat er ja nichts zu tun. Dann tauchen auch noch ihre Eltern mit ihrem Exfreund auf, um ihr zu helfen. Und obwohl Rena von ihrem Ex nichts mehr wissen will, lässt sie ihn mitwerkeln. Als dann auch noch ein Bär auftaucht, den angeblich der Nachbar geschickt hat, um sie zu vertreiben, konnte ich auch nicht mehr mit den Augen rollen, sondern einfach nur mehr frustriert auflachen und den Kopf schütteln. Echt jetzt?

Es tut mir wahnsinnig leid, aber mit derartig unrealistischen und überspitzten Geschichten kann ich so überhaupt nichts anfangen. Sie finden sicher ihre Leser, aber für mich war dieses Buch leider eine einzige große Enttäuschung.

Fazit:
Das quitschbunte Cover hätte mich eigentlich schon abschrecken sollen, aber ich fand es eigentlich ganz cool und mal was anderes. Der Inhalt ist dann genauso "quitschbunt", nämlich völlig überspitzt und geht in die humorige Richtung, die leider nicht meins ist.

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Veröffentlicht am 21.08.2020

Nicht überzeugend

Riviera - Der Traum vom Meer
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Ich hätte den Roman so gerne mögen wollen! Es waren nicht nur die Charaktere, sondern leider das Gesamtpaket.

Von Beginn an tat ich mir sehr schwer in die Geschichte hineinzufinden. Man lernt Salome als ...

Ich hätte den Roman so gerne mögen wollen! Es waren nicht nur die Charaktere, sondern leider das Gesamtpaket.

Von Beginn an tat ich mir sehr schwer in die Geschichte hineinzufinden. Man lernt Salome als Kind kennen, die bei ihrem Vater Artur aufwächst. Die Mutter ist gestorben. Artur besitzt ein Reisebüro und träumt selbst von weiten Reisen nach Afrika oder in die Antarktis. Er verliert sich in Tagträumen und erzählt fantastische Geschichten über seine Reisen, die nur in seinem Kopf stattgefunden haben. Salomes Großmutter Tilda hält eher das Zepter in der Hand, doch auch sie ist ein eigentümlicher Charakter. Ihre Erziehungsmethoden sind mehr als seltsam. Mit Paola kommt eine gebürtige Italienerin ins Haus, die als Art Ersatzmutter und Freundin für Salome fungiert. Doch Paola hat ganz andere Hoffnungen und Vorstellungen... Sie kann Artur dazu überreden nach Italien zu fahren und in Zukunft Reisen in den sonnigen Süden anzubieten, was in den Zwanziger Jahren noch volkommen indiskutabel war. Zu dritt fahren sie nach San Remo, wo Salomes Vater eine Kooperation mit dem Hotelier Renzo Barbera eingeht. Salome freundet sich mit seiner dicklichen und scheuen Tochter Ornella an. Sie werden beste Freundinnen. Als diese sich später in den französischen Industriellensohn Felix verliebt, steht die Freundschaft plötzlich auf der Kippe. Felix ist introvertiert, zitiert gerne Verse und liebt den Tod. Und er hat ein Auge auf Salome geworfen....

Interessant fand ich wie damals ein Reisebüro geführt wurde und welche Destinationen "en vogue" waren. Die Riviera spielte zu dieser Zeit für die Deutschen noch keine große Rolle, aber wer konnte sich nach dem ersten Weltkrieg schon weite Reisen ans Meer leisten? Der Adel ist großteils verarmt, die gewöhnliche Bevölkerung nagt am Hungertuch. Nur die Neureichen hatten Geld um sich zu amüsieren. Zusätzlich war damals ein blasser Teint noch in Mode. Doch Artur und Renzo gelingt das Unmögliche, bis die Politik ins Spiel kommt....
Da Band Eins von 1922 bis 1936 spielt, haben wir bereits einige politische Gegebenheitem, die später an Relevanz gewinnen. Julia Kröhn hat den beginnenden Faschismus jedoch eher unterschwellig eingebaut und legt mehr Gewicht auf die politischen Folgen im Leben ihrer Protagonisten. Mussolini hat bereits in Renzo Barberis Sohn Gedeone einen Anhänger gefunden, während Agapeo mehr Augen für Salome hat, als die beiden Mädchen heranwachsen.

Die Charaktere sind allesamt nicht wirklich sympathisch, bleiben blass und sind teilweise sehr seltsam. Nur Salome scheint "normal" geblieben zu sein. Ich beurteile normaler Weise einen Roman nicht unbedingt schlechter, nur weil mir die Figuren nicht gefallen haben - das möchte ich auch hier nicht. Die Autorin hat in der Leserunde auch viel Input zu ihren Figuren gegeben, was ich toll fand. Trotzdem konnten mich die Figuren nicht für sich einnehmen und mich die gesamte Handlung nicht richtig abholen. Ich fühlte mich über weite Strecken gelangweilt und begann auch manchmal querzulesen. Es passiert auf diesen 464 Seiten nicht sehr viel mehr, als was der Klappentext preis gibt.

Nun habe ich noch Band 2 vor mir und ich hoffe er gefällt mir etwas besser. Den ersten Leseabschnitt habe ich bereits gelesen und dieser gefiel mir ganz gut.

Fazit:
Leider konnte mich der erste Band der Dilogie nicht überzeugen und abholen, was ich sehr schade finde. Seltsame Charaktere und eine eher träge Handlung haben mich das Buch immer wieder zur Seite legen lassen. Da die geschichte aber doch vielen in der Leserunde gut gefallen hat, sollte sich jeder seine eigene Meinung bilden.

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Veröffentlicht am 14.07.2020

Konnte mich nicht erreichen

Rückkehr nach Birkenau
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Eigentlich fällt es mir immer sehr schwer Lebensgeschichten zu bewerten, vorallem wenn es sich um eigene Erzählungen während des Krieges und Aufenthalte im KZ handelt. Oftmals bewerte ich sie gar nicht ...

Eigentlich fällt es mir immer sehr schwer Lebensgeschichten zu bewerten, vorallem wenn es sich um eigene Erzählungen während des Krieges und Aufenthalte im KZ handelt. Oftmals bewerte ich sie gar nicht oder wenn ich es besonders lesenswert finde mit 5 Sternen (wie zum Beispiel "Überleben - Der Gürtel des Walter Fantl)
Hier möchte ich nicht die schlimme Zeit, die Ginette Kolinka in Birkenau verbringen musste beurteilen, sondern generell den Aufbau und die Vermarktung der Geschichte - deshalb gibt es auch nur 2 Sterne von mir.

Es beginnt mit dem Preis/Leistungsverhältnis und das ist schon mal mein größter Kritikpunkt! Das Hardcover kostet 18,50 Euro und hat ganze 124 Seiten. Diese Seiten sind in großer Schrift. Die Anfänge und Enden der Kapitel sind oftmals nur eine halbe Seite beschrieben! Wenn man das zusammenzählt kommt man auf höchstens 90 Seiten in eher kleinerem Format mit großer Schrift.

Zusätzlich hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte im Schnelldurchlauf erzählt wird und am Ende nicht viel in Erinnerung bleibt.

Die Sprache ist sehr einfach und der Rückblicke wird nicht in der richtigen zeitlichen Reihenfolge erzählt. Liegt es rein an der Übersetzung? Ich weiß es nicht, denke allerdings, dass die Sprache generell sehr einfach gehalten wurde, da Ginette Kolinka immer wieder betont, dass sie nicht besonders sei. Dies soll jetzt keinerlei Kritikpunkt sein, aber etwas Überarbeitung wäre gut gewesen.
Die Geschichte ist sachlich gehalten, was wenig Emotionen zulässt. Jedoch ist es oftmals bei biografischen Erzählungen dieser Art besser die schrecklichen Erlebnisse sachlicher zu übermitteln.

Ginette Kolinka lässt mit ihrer Rückkehr nach Birkenau kaum Einblicke in ihre Gefühlswelt. Durch den emotionslosen und hölzernen Schreibstil, sowie der Kürze des Romans, konnte die Erzählung kaum Emotionen bei mir wecken. Er hinterließ bei mir den Eindruck einer nüchternen geschichtlichen Erzählung, was ich sehr, sehr schade finde. Ich habe bereits viele Bücher dieser Art gelesen und konnte mich bisher noch nie so schlecht in die Erzählung einfinden.


Fazit:
Eine wichtige Lektüre #gegendasvergessen, jedoch kamen bei mir durch die Kürze der Erzählung und dem hölzernen sachlichen Schreibstil nur sehr wenige Emotionen auf. Die Geschichte einer Zeitzeugin, die bei mir bisher die wenigsten Emotionen hinterlassen hat. Sehr, sehr schade!

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Veröffentlicht am 02.11.2019

Leider gar nicht meins

Last Shot
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Mit ihrem Thriller "Last Shot" hat sich Katja Bohnet einen Traum erfüllt. Die Krimiautorin, die ein Fan amerikanischer Thriller und dem Film "Pulp Fiction" ist, hat unter dem Pseudonym Hazel Frost ein ...

Mit ihrem Thriller "Last Shot" hat sich Katja Bohnet einen Traum erfüllt. Die Krimiautorin, die ein Fan amerikanischer Thriller und dem Film "Pulp Fiction" ist, hat unter dem Pseudonym Hazel Frost ein jahrelanges Wunschprojekt veröffentlicht. Für Fans des oben genannten Films ist der Thriller vielleicht das Richtige, für mich war es das leider nicht.

2012 wurde auf einem Parkplatz in den französischen Alpen eine komplette Familie hingerichtet. Nur ein kleines Mädchen überlebte. Diese Geschichte, die tatsächlich passiert ist, spukte der Autorin lange im Kopf herum. In ihrem neuen Thriller greift sie diese Begebenheit auf.
Damit beginnt auch der rasante Start des Thrillers: Auf einem Parkplatz in den oberbayrischen Bergen werden ein Mann und seine Zwillingstöchter mit einem Kopfschuss hingerichtet. Von der sechsjährigen Mathilda fehlt jede Spur. Auch Dima entkommt der Hinrichtung, weil er für eine Pinkelpause das Auto verlassen hat. Kurze Zeit später hält ein Rettungswagen. Der junge Sanitäter Laser kann nur mehr den Tod feststellen, als plötzlich eine Pistole auf ihn gerichtet wird. Er wird von einer Frau namens November als Geisel genommen.
Die Ermittlungen übernehmen Kamilla Rosenstock und Horst Horst vom BKA. All das liest sich (bis auf die Namen) noch relativ "normal". Doch schon bald glaubt man sich in einer Art Slapstick zu sein. In weiterer Folge trifft Dima auf die fettleibige Prostituierte Betty und ihrem dürren Freund Slick, einem Crack-Junkie. November setzt sich mit Lasser in der Berghütte seiner Eltern ab.

Wie bei Pulp Fiction erfolgt die Erzählung nicht chronologisch. Die Handlung ist komplett überzogen und bizarr. Die Figuren heißen Horst Horst, November oder Laser. Die bildhübschen Tarot-Zwillinge, genannt Kitty und Cat, sind an dem mystischen Sukkubus, einem Dämon, der den Männern sämtliche Lebensenergie raubt, angelehnt. Generell spielen Zwillinge eine größere Rolle.
Die Sprache ist derb, plastisch und direkt. Die Kapitel sind kurz, ebenso die Sätze.

Eine Bloggerin hat einmal eine Post veröffentlicht, wo sie bemängelt, dass in Büchern die Figuren nie das stille Örtchen aufsuchen. Bei "Last Shot" ist das nicht der Fall. Hier wird gepinkelt, was das Zeug hält. Auch andere Körperflüssigkeiten kommen laufend vor.
Die Figuren sind allesamt unsympathisch, brutal und manche auch dumm - egal, ob Mann oder Frau....die Autorin kümmert sich nicht um Rollenklischees. Es geht um Prostitution, Waffenhandel, mafiösen Machenschaften, Drogenkriminalität.

Einzig die Rückblenden, in denen die Charaktere besser vorgestellt werden, konnten mich etwas an das Buch fesseln. Wäre es nicht ein Rezensionsexemplar gewesen und hätte ich nicht voller Vorfreude auf die Lesung der Autorin im Thalia Sankt Pölten (gemeinsam mit Andreas Gruber) hingefiebert, hätte ich den Thriller abgebrochen. Für mich war das leider gar nichts!

Fazit:
Es tut mir leid, aber ich kann für diesen völlig abstrusen Thriller leider keine Leseempfehlung geben. Wäre es kein Rezensionsexemplar gewesen, hätte ich das Buch abgebrochen. Vielleicht mögen es Männer oder Pulp Fiction Fans eher....