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Veröffentlicht am 19.08.2018

Flavias fünfter Fall ist der bisher spannendste für mich - mit einem fiesem Cliffhanger!

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord
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Alan Bradley entführt uns mit Flavia de Luce – Schlussakkord für einen Mord nun schon zum fünften Mal in das England der 50er Jahre. Wie der Titel und auch der Klappentext verraten, spielen nach den Stars ...

Alan Bradley entführt uns mit Flavia de Luce – Schlussakkord für einen Mord nun schon zum fünften Mal in das England der 50er Jahre. Wie der Titel und auch der Klappentext verraten, spielen nach den Stars und Sternchen des Filmbusiness' im Vorgängerband, nun ein Heiliger, ein Grab und ein toter Organist die größten Rollen.


Flavia ist – wie kann es auch anders sein - der Polizei zum wiederholten Male eine Zopflänge voraus. Es macht unglaublich Spaß, dieser klugen und naseweisen 11-jährigen bei ihren Ermittlungen zu folgen, auch wenn man teilweise merkt, dass sie doch noch ein kleines Mädchen ist. Da erzählt ihr ihre Schwester Daffy beispielsweise, ihre Mutter wäre aus Transsilvanien und in ihren Adern fließe Fledermausblut. Andere Mädchen in ihrem Alter hätten es vielleicht auch geglaubt, aber wahrscheinlich geheult - nicht so Flavia. Sie sammelt heimlich Blutproben ihrer Familie und beweist mit ihren Untersuchungen, dass sich ihre Blutkörperchen nicht von denen ihrer Familie unterscheiden. Genialität und Neugier schlagen Kindlichkeit und Naivität. Einfach nur klasse! Diese Fledermäuse ziehen sich übrigens durch die ganze Geschichte und sorgen für nette Anekdoten.

Neben diesen kleinen Geschichten und anderen witzig-ironischen Szenen, die auch in diesem fünften Band nicht zu kurz kommen, wird es richtig spannend und gefährlich für Flavia, die zwar in einem netten Privatdetektiven einen Verbündeten gefunden hat, sich aber trotzdem immer alleine in alle Abenteuer stürzt – man muss schließlich einen Mörder finden, und das schnell! Sie kann ja schließlich nichts dafür, dass Inspektor Hewitt sie nicht in seine Ermittlungen einbindet. Manchmal sind kleine Mädchenhände nämlich wirklich von Vorteil. Und, dass sie oft unterschätzt wird.

Was ich ziemlich traurig für Flavia finde, ist, dass ihr Vater sich leider nicht wie ein Vater verhält und ihm seine Briefmarken wichtiger sind als alles andere. Wie sehr sich Flavia freut, dass sie zum zweiten Mal in ihrem Leben ein Gespräch mit ihm hat. Sie ist elf und hat zum zweiten Mal in ihrem Leben ein Gespräch mit ihrem Vater? Hallo?! Doch in den 50er-Jahren herrschten noch andere Familiensituationen, vielleicht war es zu dieser Zeit normal, dass das Oberhaupt der Familie so unnahbar ist, zumal er wohl seelisch ziemlich versehrt aus dem Krieg zurückgekehrt ist und seine Frau kurz nach Flavias Geburt ums Leben kam. Nun, eventuell ändert sich das in den Folgebänden, der Cliffhanger ist fies und unerwartet und birgt einiges an Potential. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil der Reihe, den ich bestimmt bald in Angriff nehmen werde. 4 Sterne für Flavias bisher spannendsten Fall, ich freue mich darauf, demnächst weiterlesen zu können.

Veröffentlicht am 23.08.2020

Ein besondere historischer Liebesroman mit Zeitreiseelement

Mit dir für alle Zeit
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Eine magische Liebesgeschichte. Treffender als es im Klappentext formuliert ist, kann man dieses Buch gar nicht beschreiben. Es ist ein historischer Roman, der einen nicht nur mit seinen tollen Beschreibungen ...

Eine magische Liebesgeschichte. Treffender als es im Klappentext formuliert ist, kann man dieses Buch gar nicht beschreiben. Es ist ein historischer Roman, der einen nicht nur mit seinen tollen Beschreibungen New Yorks in den Bann zieht, sondern auch mit seinen Zeitreiseelementen. Einzig die große Liebe, die Joe und Nora füreinander empfinden, kam bei mir nicht so an und blieb für mein Empfinden hinter den Möglichkeiten zurück.
Lisa Grunwald entführt den Leser mit Worten in das New York der 1930er bis 1940er. Weltausstellung, Kriegseintritt, der Alltag am Grand Central Terminal und der dazugehörenden Terminal City, das Leben einer amerikanischen Einwandererfamilie. Ich habe New York bei meinem ersten und einzigen Besuch sofort ins Herz geschlossen, denn es in jeder Hinsicht einfach überwältigend. Es dann so detailliert beschrieben zu bekommen hat mir unglaublich gut gefallen. Da habe ich nach dem Commodore Hotel gegoogelt, das jetzt das Grand Hyatt New York ist. Ich habe ungläubig den Kopf geschüttelt, als ich realisiert habe, dass High Diving Horses tatsächlich aus großer Höhe in ein Wasserbecken gesprungen sind. Und ich weiß jetzt, dass Marshmallows schon älter sind, als ich dachte. Denn das mache ich gerne beim Lesen historischer Romane: überzeugt sein, dass das doch nicht authentisch ist, denn das oder jenes gibt’s doch noch nicht so lange. Um dann eines besseren belehrt zu werden.
Grunwald beschreibt aber nicht nur New York sehr einnehmend. Sie hat auch eine schöne Art, Dinge zu sehen. Das Buch ist eigentlich eine einzige Leichtigkeit, sieht man von der Tragik des Verschwindens Noras mal ab. Ich habe mich richtig in das Leben dort hineinversetzt gefühlt, und das tolle Setting wurde dann noch mit einer ganz besonderen Liebesgeschichte bestückt. Joe, Stellwerker am Grand Central Terminal, verkuckt sich auf den ersten Blick in Nora. Die aber auf einmal verblasst und weg ist – um genau ein Jahr später wieder aufzutauchen. Es dauert ein bißchen, bis Joe herausfindet, warum das so ist. Die Erklärung finde ich toll, auch wenn man nicht erfährt, wie genau es funktioniert. Aber das ist auch gar nicht nötig, denn auch ohne physikalische Erklärung macht dieses Zeitreiselement das Buch bemerkenswert. Denn die Fragen und Herausforderungen, die damit einhergehen, sind keine Fragen, die man sich in einem „normalen“ Liebesroman stellt: Warum verschwindet Nora? Warum taucht sie überhaupt auf? Ist sie ein Geist? Ist Joes und Noras Liebe zum Scheitern verurteilt?

Leider ist die Beziehung zwischen Joe und Nora dann eher langweilig. Noras Leben ist durch die gegebenen Umstände auf einen bestimmten Bereich beschränkt. Und auch wenn dieser nicht besonders groß ist, hätte ich mir mehr erhofft als der dauernde Aufenthalt der beiden in irgendeinem Hotelzimmer. Ich denke, da wäre noch mehr möglich gewesen, einfach, um die Beziehung abwechslungsreicher und spannender zu gestalten. Gerade Terminal City mit seinen Hotels, Bars, Restaurants und weiteren Optionen der Zerstreuung hätten da bestimmt mehr hergegeben.
Als Joe dann vor die Wahl gestellt wird, sich entweder um Nora oder seine Familie zu kümmern wird die Problematik nicht angegangen, sondern sprichwörtlich in Nichts aufgelöst. Ebenso wird der Altersunterschied zwischen den beiden zwar ab und an angesprochen, aber nie ernsthaft thematisiert, geschweige denn nach Lösungen für eine gemeinsame Zukunft gesucht.

Nichtsdestotrotz habe ich das Buch gerne gelesen und fand es sehr verzaubernd. Auch wenn die Liebesgeschichte eher oberflächlich bleibt, macht das Zeitreiseelement sie doch lesenswert. 3,5 Sterne.
Achja, Manhattanhenge spielt übrigens eine wichtige Rolle in der Geschichte. Ein Phänomen, das tatsächlich existiert. Ich habe nachgeschaut.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.04.2019

Emotionales Buch, das mich aber nicht komplett überzeugen konnte

Wenn Donner und Licht sich berühren
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Wenn Donner und Licht sich berühren war mein erstes Buch von Brittainy C. Cherry und wird als Auftakt einer Reihe namens Music Street geführt. Das Cover hat mich verzaubert und ich hoffte, dass es die ...

Wenn Donner und Licht sich berühren war mein erstes Buch von Brittainy C. Cherry und wird als Auftakt einer Reihe namens Music Street geführt. Das Cover hat mich verzaubert und ich hoffte, dass es die Geschichte auch tut. Was sie tat – aber nicht uneingeschränkt.

Cherrys Schreibstil ist sehr einnehmend und flüssig zu lesen. Sie schildert detailliert und liebevoll und vermittelt dadurch eine ganz besondere Stimmung. Kleine und große Gesten der Charaktere werden so emotional dargestellt, dass man sie einfach nur toll finden kann und „Hach, wie schön“ denkt. Was für mich am meisten herausgestochen ist, waren die Gespräche der Charaktere über Musik. Die Ehrfurcht und Freude, die sie dabei empfinden, die tiefgehenden Gefühle und die Poesie sind von der Autorin so unglaublich gut beschrieben, dass es mir mein Herz zerreißt. Auch ich liebe Musik und die Emotionen, die sie hervorrufen kann, fände aber nie die Worte, um sie auszudrücken.

Jasmine und Elliott sind beide 16 Jahre alt. Doch damit hören die Gemeinsamkeiten schon auf. Bei Jasmine haben sich die glücklichsten Augenblicke ihres Lebens in einem Schulgebäude zugetragen, bei Elliott die schrecklichsten. Dadurch wird schon zu Beginn der Geschichte sehr gut betont, wie unterschiedlich die Leben der beiden Protagonisten sind. Die eine möchte so gern auf die Schule gehen und tut alles dafür, dort zu bleiben. Elliott hingegen zählt die Tage bis zu seinem Abschluss. Jasmine ist beliebt, Elliott stottert und wird gemobbt. Jasmine hat kein besonders glückliches Familienleben, Elliott hingegen harmoniert sehr mit seiner Mutter und seiner Schwester. Doch beide sind auf ihre Weise einsam.

Jasmine ist ein außergewöhnlicher Charakter, im Sinne von „nicht alltäglich“. Denn es ist ihre zugedachte Aufgabe, den Traum ihrer Mutter Heather zu verwirklichen: Den vom Erfolg. Dieser blieb nämlich aus, als Heather sich, noch sehr jung, um ihre Tochter kümmern musste. Ja, diese Thematik finde ich ungemein reizvoll. Immer mal wieder stolpert man über die Schicksale solcher Kinder, welche von ihren Eltern immer nur gepusht werden, die es ihnen aber nie recht machen können, die sie zu Stars machen und zu den Karrieren verhelfen wollen, die den Eltern selbst womöglich verwehrt geblieben sind. Dabei vergessen die Eltern zu oft, dass die Kinder das meist keineswegs möchten, aber sie zu ehrgeizig und engstirnig sind, um das zu erkennen. Ein für mich durchwegs amerikanisches Phänomen, das es aufgrund der Befremdlichkeit umso interessanter macht.
Es hätte also durchaus Entwicklungspotential für Jasmine gegeben, vor allem nach der im Klappentext beschrieben Trennungszeit. Doch als Leser bekommt man nicht nur nicht mit, was Jasmine alles wiederfahren ist, nein, sie kommt auch zurück, ohne großartig charakterlich gewachsen zu sein. Das finde ich sehr schade, mich hätte schon allein wegen der Nähe zur Figur interessiert, wie es ihr ergangen ist. So blieb Jasmine mir ab da fremd und ich musste einfach hinnehmen, dass sie harte Zeiten hinter sich hatte.

Elliott (oder Elliot? Der Klappentext verwendet eine andere Schreibweise als das Buch selbst..) ist so erfrischend anders als die Jungen, von denen man sonst so gerne in diesem Genre liest. Er ist dünn, liebt Musik, stottert, und wird deshalb zur Zielscheibe von wirklich üblen Mobbingattacken, die mir beim Lesen teilweise eine Gänsehaut bereitet haben vor lauter Grausamkeit. Ein einschneidendes Erlebnis jedoch verändert seinen Charakter. Und das sind auch gleichzeitig eine meiner größten Kritikpunkte an diesem Buch: das Erlebnis, welches Elliott so prägt, hat mich nicht berührt. So emotional der Schreibstil Cherrys in anderen Situationen ist, so distanziert und wenig intensiv wirkt er auf mich in dieser Schlüsselsituation. Elliotts Verarbeitung des Vorfalls wandelt seinen Charakter dermaßen, dass er nichts mehr mit dem liebenswerten Jungen von Beginn der Geschichte zu tun hat. Und das finde ich so schade. Denn gerade dieser Junge war es, der mich denken ließ: endlich mal kein gutaussehender Typ mit tollem Body und goldgesprenkelten Augen. Ab da war mein Lesevergnügen ziemlich getrübt und ich hatte eigentlich keine große Lust mehr weiterzulesen.

Und dann.. Ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass mich die Autorin gegen Ende nochmal so packen könnte. Wenn ich mich einmal daran „festgebissen“ habe, dass mir ein Buch nicht gefällt, bin ich tatsächlich auch ein bißchen engstirnig und wenig empfänglich dafür, dass es vielleicht nur ein Abschnitt war, der mir so missfällt. Doch Cherry hat es geschafft und mich von meiner - ja, schon fast Ignoranz – abbringen können. Und das hat mir unglaublich gut gefallen!

Fazit: Wenn Donner und Licht sich berühren ist ein sehr emotionales Buch mit großartigem Schreibstil, das mich aber nicht komplett überzeugen konnte. Vor allem die Figurenentwicklung hat mir einmal gefehlt und einmal nicht gefallen, das wurde aber durch gefühlvolle Szenen und tollen Worten fast wieder wettgemacht. Ich denke, dass ich es nochmal mit einem Buch der Autorin versuchen werde. 3,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
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  • Gefühl
Veröffentlicht am 19.08.2018

Tolle Idee, leider etwas zu mau umgesetzt

Dark Palace – Zehn Jahre musst du opfern
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Dark Palace – 10 Jahre musst du opfern ist der Auftakt einer Trilogie, wobei die Autorin nicht ausgeschlossen hat, dass in dieser Welt weitere Bände folgen könnten. Ich durfte das Buch in Rahmen einer ...

Dark Palace – 10 Jahre musst du opfern ist der Auftakt einer Trilogie, wobei die Autorin nicht ausgeschlossen hat, dass in dieser Welt weitere Bände folgen könnten. Ich durfte das Buch in Rahmen einer Leserunde vor Erscheinung lesen, vielen Dank dafür!

Ich war durchaus fasziniert von der Idee über Gewöhnliche, Ebenbürtige, Sklavenzeit und Geschick. Leider hat meine Anfangseuphorie im Laufe der Geschichte einen ziemlichen Dämpfer erhalten.


Vic James‘ Schreibstil ist einfach, aber dabei nicht langweilig oder monoton und dem Ziellesealter angepasst. Ich kam rasch in der Geschichte voran, die hauptsächlich in der Sklavenstadt Millmoor und dem Sitz der Familie Jardine, Kyneston, spielt. Vic James hat eine alternative Welt geschaffen, die unserer nicht unähnlich ist, mit eigener Geschichte und magischen Bewohnern. Hier komme ich auch gleich zum ersten großen Kritikpunkt, der sich durch die ganze Geschichte zieht: die Autorin verzichtet fast gänzlich auf Beschreibungen der Welt und der Orte, die sie geschaffen hat. Das mag zwar für die Handlung irrelevant sein, hätte aber der Stimmung und Atmosphäre gut getan. Ich hätte mir so gewünscht, mehr über diese interessante Welt zu erfahren, über das tägliche Leben in der Sklavenstadt oder auf Kynseton.


Wir folgen als Leser einer Vielzahl von Personen. Dies mag zwar abschreckend wirken, klappt aber ziemlich gut, da alle Personen irgendwie miteinander zu tun haben und somit neue Sichtweisen eröffnen. Nun kommen wir zum zweiten (und letzten) großen Kritikpunkt: die Geschichte wird aus der Sicht eines personalen Erzählers geschildert, mir hätte eine Sicht aus der jeweiligen Ich-Perspektive wesentlich besser gefallen. Vielleicht hätte die Autorin dann die nötige Tiefe gefunden, die den Charakteren meiner Meinung nach gefehlt hat. Ich hatte als Leser das Gefühl, keine Person gut zu kennen. Die Figuren bleiben oberflächlich und ich konnte keinen rechten Bezug zu ihnen aufbauen. Klar, man entwickelt Sympathien, die aber eher durch Handlungen der Personen entstehen, und weniger dadurch, dass man sie kennenlernt.


Während des Lesens kommen viele Fragen auf, die auch am Ende zum Teil sehr befriedigend aufgelöst werden. Manche hat sich die Autorin berechtigterweise für die Folgebände aufgehoben. Manche Auflösungen waren sehr überraschend, andere schockierend und ließen mich als Leser überdenken, wie ich wohl gehandelt hätte. Die Autorin hat also – auch wenn es nun so wirken mag - nicht alles falsch gemacht, auch ich war gefesselt von der Grundstory und dem tollen Finale, das endlich, endlich detailliert beschrieben wurde und mich richtig in die Geschichte reingezogen hat und mitfühlen ließ. Das Ende ist mit einem kleinen Cliffhanger versehen, der aber irgendwie gar nicht so fies ist. Für mich ist das Ende rund, stimmig und schließt die Geschichte gut ab, liefert aber auch die Grundlage für den Folgeband.


Fazit: eine tolle Idee, die mir persönlich etwas zu mau und oberflächlich umgesetzt wurde. Die Story an sich ist durchaus spannend und lesenswert, die Charaktere lassen etwas Tiefe vermissen. 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.08.2018

3,5 Sterne für einen bodenständigen und realistischen Krimi

Wie aus dem Nichts
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Mein erstes Buch von Sabine Kornbichler außerhalb der Reihe um Kristina Mahlo. Nicht ohne Hintergedanken habe ich diesen Krimi meiner Oma zu Weihnachten geschenkt. Nun durfte ich ihn auch lesen und freute ...

Mein erstes Buch von Sabine Kornbichler außerhalb der Reihe um Kristina Mahlo. Nicht ohne Hintergedanken habe ich diesen Krimi meiner Oma zu Weihnachten geschenkt. Nun durfte ich ihn auch lesen und freute mich sehr, denn Sabine Kornbichler hat einen so schön unanstrengenden Schreibstil. Man merkt kaum, dass man liest. Die Seiten fliegen dahin, dabei ist alles so bodenständig. Das kommt mir in meiner derzeitigen Lernsituation sehr entgegen.
Wir befinden uns in München, bei Alex und Dana, seit 2 Monaten ein Paar. Mir stieß leider gleich sauer auf, dass sie zwar erst so kurz zusammen sind, Dana aber schon auf Drängen ihres Schatzes eine Stelle als Haushaltshilfe angenommen hat – um dabei ihren Arbeitgeber auszuspionieren. Alex ist nämlich Enthüllungsjournalist und Danas neuer Chef angeblich Kopf eines Organhandelrings. Falls dem so wäre, wäre das mit Sicherheit nicht ungefährlich für Dana. Natürlich gibt es so naive und treuselige Menschen wie sie, ich komme mit so einem Handeln nicht so zurecht. Aber allein deswegen, weil ich es nicht nachvollziehen kann. Aber schön, dass es die Autorin gleich zu Beginn schafft, mich aufzurütteln.
Die weiteren Schilderungen gefallen mir dann wieder besser. Dana verhält sich mittlerweile so, wie ich mich in einer solchen Situation wohl auch verhalten würde. Das zeichnet meines Erachtens Sabine Kornbichler aus: meist ist – aus meiner Perspektive – alles sehr realistisch. Das gefiel mir auch schon bei ihrer Reihe um Kristina Mahlo (Reihenfolge: Das Verstummen der Krähe, Die Stimme des Vergessens, Das böse Kind). Ich kann nur wieder sagen: Bodenständig und nicht abgehoben.
Was mir hier besonders auffällt, ist, dass man nicht den Ermittlern folgt, sondern einer mehr oder weniger außenstehenden, ganz stinknormalen Person. Diese redet zwar ein bisschen mit verschiedenen Leuten, um mehr herauszufinden, stürzt sich aber nicht Hals über Kopf in irgendwelche dubiosen Geschichten und Aufklärungsversuche.
Der Plot ist auch sehr interessant, wobei er dabei nur minimal spannend ist. Das ist aber nicht negativ gemeint! Man will trotzdem unbedingt erfahren, was es mit alldem auf sich hat. Und natürlich wer der Mörder ist und worin sein Motiv liegt.
Gegen Ende hin kommt dann richtige Spannung auf und das Buch schafft ein zufriedenstellendes Ende.
Fazit: Auch diesmal schafft Sabine Kornbichler einen bodenständigen und realistischen Krimi, der durchaus spannende Szenen enthält. Somit kann ich eine Leseempfehlung aussprechen, wobei das Buch nicht an die Reihe um Kristina Mahlo heranreicht. 3,5 Sterne.