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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.09.2020

Beeindruckendes Porträt

Wer ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt
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Dagmar Fohl hatte mich schon mit ihrem letzten Roman Frieda beeindruckt. Dieses neue Buch hat ganz ähnliche Qualitäten.
Die Autorin erzählt vom Leben eines portugiesischen Konsuls, der wirklich existierte. ...

Dagmar Fohl hatte mich schon mit ihrem letzten Roman Frieda beeindruckt. Dieses neue Buch hat ganz ähnliche Qualitäten.
Die Autorin erzählt vom Leben eines portugiesischen Konsuls, der wirklich existierte. Dieser Konsul stellte in Bordeaux entgegen dem Befehl des Diktators Salazar vielen Flüchtlingen, darunter auch Juden, Transitvisa aus. Damit rettete er tausende von Leben.
Natürlich fiel er dadurch in Portugal in Ungnaden und wurde abgesetzt. Ein hoher Preis, den er zahlen muss.

Das Buch ist ein Porträt dieses Mannes. Die große Begabung der Autorin ist es, den Leser dicht an die Gefühls- und Gedankenwelt des Protagonisten heranzuführen. Sie hat einen Ton gefunden. Dadurch wird das Lesen so intensiv und ein Erlebnis.

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Veröffentlicht am 07.09.2020

Tief abtauchen

Der verlorene Sohn
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Beim Lesen von Olga Grjasnowas großartigen, neuen Roman „Der verlorene Sohn“ habe ich mir keine Gedanken gemacht, was ich schlaues als Rezension schreiben kann. Dazu war keine Zeit, da ich ganz und gar ...

Beim Lesen von Olga Grjasnowas großartigen, neuen Roman „Der verlorene Sohn“ habe ich mir keine Gedanken gemacht, was ich schlaues als Rezension schreiben kann. Dazu war keine Zeit, da ich ganz und gar in die Handlung und ins 19.Jahrhundert in Russland und im Nordkaukasus versunken war.
Man erlebt Jamalludins Entwicklung von Ende der 30ziger bis Ende der 50ziger Jahre des 19.Jahrhunderts mit. Seine kurze Kindheit bei seiner Familie als Sohn eines Imams, dann jahrelang als Geisel in Russland, wo er aber auch eine hochwertige Offiziersausbildung erhält, bis er schließlich nach 15 Jahren zurückkehrt. Aber das wird eine schwierige Heimkehr, zu sehr wurde er inzwischen von dem moderneren Russland geprägt. Diese Wandel von einer Welt in die andere und zurück, bewirken etwas bei einem Menschen.
Zudem kommen andauernde Konflikte, denn die anfangs erhoffte Annäherung scheitert, weil die Führer zu sehr Hardliner sind.
Eigentlich ist der Roman nicht so kurz, aber ich habe ihn innerhalb einiger intensiver Lesestunden gelesen. Diesem Roman wünsche ich so viel Erfolg wie möglich!

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Veröffentlicht am 01.09.2020

großartiges Buch

Jahresringe
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Jahresringe ist ein Roman, der drei Generationen umfasst und dabei von Kriegsjahren bis zur aktuellen Situation am Hambacher Forst abdeckt.

Die junge Eleonore ist Kriegsvertriebene aus Ostpreußen, die ...



Jahresringe ist ein Roman, der drei Generationen umfasst und dabei von Kriegsjahren bis zur aktuellen Situation am Hambacher Forst abdeckt.

Die junge Eleonore ist Kriegsvertriebene aus Ostpreußen, die in einem Dorf in Nordrhein-Westfalen bei einem Bäcker eine neue Heimat findet und doch immer eine Außenseiterin in der dörflichen Gemeinschaft bleibt.
Andreas Wagner zeigt das Dorfleben glaubhaft und bei ihm ist Sympathie für die Außenseiter des Dorfes spürbar.

im zweiten Teil steht Eleonores Sohn Paul im Mittelpunkt.
Im letzten Abschnitt sind es die Enkel Jan und Sarah. Mit ihnen sind wir hanezu in der Gegenwart angekommen.

Ich halte den Roman gerade in seiner Gesamtheit für gelungen.
Die starken Figuren machen das Buch so großartig.

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Veröffentlicht am 26.08.2020

kraftvolle Prosa

Zugvögel
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Die Schriftstellerin Charlotte McConaghy schreibt kraftvolle Prosa und sie setzt eine besondere Hauptfigur als Ichzählerin ein. Franny, die seltenen, vom Aussterben bedrohten Vögeln folgt, selbst als ...

Die Schriftstellerin Charlotte McConaghy schreibt kraftvolle Prosa und sie setzt eine besondere Hauptfigur als Ichzählerin ein. Franny, die seltenen, vom Aussterben bedrohten Vögeln folgt, selbst als alle Förderprogramme schon eingestellt sind. Wie die Autorin ist auch Franny Australierin mit irischen Wurzeln. In ihr steckt Entschlossenheit, aber auch versteckte Wut.
Der Text ist geprägt von der Melancholie der Protagonistin.
Zwischen den Abschnitten ihrer aktuelle Reise in die Antarktis gibt es viele Rückblicke, Erinnerungen z.B an ihr erstes Treffen mit ihrem Mann Niall, die Heirat und erste Probleme, auch einen Zwischenfall, der sie sogar ins Gefängnis brachte. Mit den Schilderungen erlebt der Leser schließlich ihre Geschichte.

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Veröffentlicht am 23.08.2020

Von Rennmäusen und dem Leben im Kleinbus

Adresse unbekannt - Nominiert zum Deutschen Jugendliteraturpreis
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Adresse unbekannt ist ein gutes Stück kanadische Jugendliteratur mit Engagement und einem wichtiges Thema. Das Buch zeigt, wie schnell es mit Menschen ohne viel soziale Sicherheit bergab gehen kann.
Der ...

Adresse unbekannt ist ein gutes Stück kanadische Jugendliteratur mit Engagement und einem wichtiges Thema. Das Buch zeigt, wie schnell es mit Menschen ohne viel soziale Sicherheit bergab gehen kann.
Der 12jährige Felix lebt mit seiner Mutter Astrid in einem Minibus, nachdem sie unverschuldet ihre Wohnung verloren haben. Astrid hat außerdem ein paar schlechte Entscheidungen getroffen und auch noch ihren Job verloren.
Zudem leidet sie gelegentlich an Depressionen. Dann muss Felix übernehmen. Felix ist intelligent, aber er ist ein Kind, er kann es letztlich nicht leisten sie auf Dauer durchzubringen. Er leidet darunter, oft lügen zu müssen, z.B. in der Schule und vor seinen besten Freunden Dylan und Winnie.
Auch wird das Leben im Bus immer schwerer, ohne Toilette und dann wird es allmählich immer kälter.

Clou des Romans ist meiner Meinung nach die Erzählperspektive
Am Anfang ist Felix auf einem Polizeirevier und berichtet schließlich einer Polizistin, wie es zu dem ganzen gekommen ist.
Felix Gefühlslage in dieser lang anhaltenden schwierigen Situation wird in seiner Gesamtheit nachvollziehbar.

Die Autorin Susin Nielsen konnte mich mit ihrem Roman voll überzeugen.

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