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Veröffentlicht am 01.09.2020

Nicht zu zuckersüß

Das war die schönste Zeit
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Ende der 1970er Jahre lernen sich Alison und Dan in Sheffield kennen. Beide lieben Musik - und einander. Während Dans Kindheit und Jugend durch die Liebe und Geborgenheit seiner Familie geprägt wird, wächst ...

Ende der 1970er Jahre lernen sich Alison und Dan in Sheffield kennen. Beide lieben Musik - und einander. Während Dans Kindheit und Jugend durch die Liebe und Geborgenheit seiner Familie geprägt wird, wächst Alison, gemeinsam mit ihrem Bruder Peter, bei einer alkoholkranken Mutter auf. Diese Lebensumstände versucht Alison mit allen Mitteln vor Dan zu verheimlichen. Dan und seine Familie sind Alisons Anker. Doch dann muss Alison Sheffield abrupt verlassen. Etwa dreißig Jahre später lebt sie, mit ihrem Mann Michael und zwei Töchtern, als erfolgreiche Bestsellerautorin in Australien. Dan wird von einem alten Bekannten auf Alison und ihren Bestsellererfolg aufmerksam gemacht. Da Dan Alisons Verschwinden nie wirklich verstanden und verarbeitet hat, erwachen bei ihm sofort die Erinnerungen an seine Jugendliebe. Obwohl er mittlerweile mit Katelin zusammenlebt und einen Sohn hat, folgt er Alison spontan bei Twitter und schickt ihr einen alten Song aus der damaligen Zeit. In Alison erwachen ebenfalls die Erinnerungen und plötzlich fühlt sie sich wieder jung und geliebt...

Die Handlung wird aus wechselnden Perspektiven betrachtet und trägt sich auf zwei Zeitebenen zu. Im aktuellen Handlungsstrang stehen Alison und Dan abwechselnd im Zentrum des Geschehens. Außerdem gibt es immer wieder Rückblicke in die späten 70er Jahre. In beiden Zeit- und Handlungssträngen gelingt es der Autorin mühelos, Handlungsorte und Protagonisten so zu beschreiben, dass man sich alles lebhaft vorstellen kann. Außerdem kann man die jeweilige Atmosphäre der unterschiedlichen Zeiten zwischen den Zeilen wahrnehmen. Durch die Musiktitel, die bedeutend für diese Geschichte sind, wird dieses Gefühl untermauert. 

Man spürt sofort, die großen Gefühle, die Dan und Alison im damaligen Sheffield durchlebt haben. Zunächst ist allerdings nicht klar, wie es dazu kam, dass sie sich trotzdem aus den Augen verloren haben. Doch nach und nach ergänzen sich die Puzzleteile, die man durch die Rückblicke bekommt, zu einem stimmigen Bild. 

Der Einstieg in diesen Roman verläuft zunächst etwas gemächlich, da man etwas Zeit braucht, sich auf die Charaktere, die wechselnden Perspektiven und die unterschiedlichen Zeitstränge einzulassen. Doch nach einer gewissen Zeit nimmt die Handlung deutlich Fahrt auf. Man gerät förmlich in den Sog der Geschichte und kann sich dem Gelesenen kaum entziehen. Die Songs, die die beiden einander schicken, geben dem Ganzen einen zusätzliche Reiz und untermauern die Intensität ihrer Gefühle. Eine allzu zuckersüße Liebesgeschichte braucht man nicht zu befürchten, denn die beiden müssen sich einigen Schwierigkeiten stellen. Dies wird allerdings eindringlich vermittelt und wirkt dabei nicht unglaubwürdig und vorhersehbar, sondern echt und nachvollziehbar. Zum Ende hin wachsen einem die Protagonisten so ans Herz, dass man sich nicht mehr von ihnen trennen mag. 

Ein ganz besonderer Liebesroman, der nicht zu zuckersüß ist und durch Soundtracks der 70er Jahre untermalt wird. 

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Veröffentlicht am 29.08.2020

Spannend!

Jigsaw Man - Im Zeichen des Killers
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Vor etwa drei Jahren hat Detective Inspector Anjelica Henley den "Jigsaw Killer" Peter Olivier zur Strecke gebracht. Bei diesem Fall wurde sie so schwer verletzt, dass sie fast ihr ungeborenes Kind verloren ...

Vor etwa drei Jahren hat Detective Inspector Anjelica Henley den "Jigsaw Killer" Peter Olivier zur Strecke gebracht. Bei diesem Fall wurde sie so schwer verletzt, dass sie fast ihr ungeborenes Kind verloren hätte. Henley arbeitet weiterhin bei der Spezialeinheit für Serientäter, allerdings im Innendienst. Das ändert sich schlagartig, als an verschiedenen Orten in London Leichenteile gefunden werden. Henley beginnt mit ihrem Team zu ermitteln. Schon bald stellt sich heraus, dass es Parallelen zum damaligen Fall des Jigsaw Killers gibt. Peter Olivier sitzt allerdings weiterhin in Haft. Gibt es einen Nachahmer oder erteilt Olivier Anweisungen aus dem Gefängnis heraus? Da der Killer äußerst brutal und immer schneller zuschlägt, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit...

"Jigsaw Man - Im Zeichen des Killers" ist das Debüt der Autorin Nadine Matheson, die als Strafverteidigerin praktiziert und Kriminalrecht unterrichtet. Ihrem Thriller merkt man an, dass sie weiß, wovon sie schreibt. Ohne langatmiges Vorgeplänkel befindet man sich sofort mitten im spannenden Geschehen. Der Einstieg in diesen Thriller gelingt deshalb problemlos. Allerdings sollte man am Anfang konzentriert lesen, da einige Protagonisten eingeführt werden, die man zunächst kennenlernen und richtig zuordnen muss. 

Die Hauptprotagonisten Anjelica Henley wirkt sympathisch. Man merkt sofort, dass sie noch etwas angeschlagen ist, als sie vom Innendienst zur direkten Ermittlungsarbeit zurückkehrt. Diese Hinweise sorgen zunächst dafür, dass man das Gefühl hat, dass einem Kenntnisse zu ihrer Vorgeschichte fehlen. Dabei stellt man sich die Frage, ob es vielleicht vorher schon einen Teil dieser Reihe gegeben hat, doch das ist nicht der Fall. Im Verlauf der Handlung bekommt man allerdings genug Informationen, um alles richtig zuzuordnen. 

Die Ermittlungsarbeit ist durchgehend spannend. Allzu zartbesaitet sollte man beim Lesen allerdings nicht sein, da der Killer nicht gerade zimperlich mit seinen Opfern umgeht und die Autorin es hervorragend versteht, die entsprechenden Szenen äußerst lebendig zu schildern. Gerade an diesen Stellen folgt man dem Geschehen atemlos und mag das Buch kaum aus der Hand legen. Neben den spannenden Ermittlungen erfährt man auch einiges aus Anjelica Henleys Privatleben. Denn das läuft gerade alles andere als rund. Obwohl diese Einblicke manchmal etwas zu Lasten der Spannung gehen, sorgen sie doch dafür, dass die Protagonistin authentisch wirkt. Zum Ende hin steigt die Spannung allerdings rasant an, um schließlich in einem äußerst rasanten Finale zu gipfeln. 

Ein spannendes Debüt, das darauf hoffen lässt, bald einen weiteren Teil mit DI Anjelica Henley zu lesen. 

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Veröffentlicht am 26.08.2020

Ein Roman für wunderbare Lesestunden, in denen man die Seele baumeln lassen kann

Das Glück in vollen Zügen
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Marie lebt in einem umgebauten Wohnwagen auf dem Grundstück ihrer Mutter direkt am Ammersee. Sie ist Produktdesignerin und pendelt täglich mit der Bahn zur Arbeit. Dort fällt ihr ein Mann auf, der die ...

Marie lebt in einem umgebauten Wohnwagen auf dem Grundstück ihrer Mutter direkt am Ammersee. Sie ist Produktdesignerin und pendelt täglich mit der Bahn zur Arbeit. Dort fällt ihr ein Mann auf, der die Bahn ebenfalls täglich nutzt. Dieser Mann heißt Johannes und ihm ist Marie auch aufgefallen. Doch keiner von beiden traut sich, den anderen anzusprechen....

Die Handlung wird unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, dabei stehen Marie und Johannes abwechselnd im Zentrum der Ereignisse. Das hat den Vorteil, dass man beide genau kennenlernt und dabei bemerkt, was sie bewegt und wie sie aufeinander wirken. Beide Charaktere wirken sehr sympathisch. Denn es gelingt der Autorin hervorragend, sie glaubhaft und lebendig zu schildern. Man muss sie einfach mögen und beobachtet gespannt, was sich in ihrem Leben tut und welche teilweise falschen Rückschlüsse sie aus den Gesprächen oder Telefonaten ziehen, die sie zufällig vom jeweils anderen aufschnappen.

Der Schreibstil ist locker und stellenweise sehr humorvoll. Recht kurze Kapitel sorgen außerdem dafür, dass man förmlich durch die Geschichte fliegt und sich dabei ganz auf das Geschehen einlassen kann. Lisa Kirsch beschreibt Haupt- und Nebencharaktere so authentisch, dass man sie regelrecht vor Augen hat und mit ihnen mitfiebern kann. Auch wenn es sich um einen Liebesroman handelt, braucht man keine allzu klischeehafte oder vorhersehbare Handlung zu befürchten. Denn die Story bleibt abwechslungsreich und hält einige Wendungen bereit. Außerdem ist sie teilweise überraschend tiefgründig. Das Ende kommt zwar etwas abrupt, da man sich noch nicht von den liebgewonnenen Charakteren trennen mag. Dennoch ist es rund, sodass man dieses Buch mit einem zufriedenen Gefühl zusammenklappen kann.

Lebendige Charaktere und eine abwechslungsreiche Handlung sorgen für wunderbare Lesestunden, in denen man einfach mal die Seele baumeln lassen kann.

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Veröffentlicht am 25.08.2020

Spannend!

Lost You – Ich werde dich finden
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Libby ist alleinerziehend. Zum ersten Mal gönnt sie sich mit ihrem dreijährigen Sohn Ethan einen Urlaub in einem Luxus-Resort. Ethan ist fasziniert von den Knöpfen im Fahrstuhl. Als Libby eines Abends ...

Libby ist alleinerziehend. Zum ersten Mal gönnt sie sich mit ihrem dreijährigen Sohn Ethan einen Urlaub in einem Luxus-Resort. Ethan ist fasziniert von den Knöpfen im Fahrstuhl. Als Libby eines Abends für einen kurzen Moment unaufmerksam ist, läuft der Junge alleine in einen Fahrstuhl. Er drückt wild auf die Knöpfe und die Türen schließen sich, bevor Libby den Fahrstuhl erreichen kann. Trotz sofortiger Suche bleibt Ethan verschwunden. Libby ist in Panik. Sie ahnt, dass die Geister der Vergangenheit sie eingeholt haben, denn Libby hat ein schreckliches Geheimnis....

Durch einen rasanten Prolog ist man sofort mitten im spannenden Geschehen. Da man dort einen kleinen Jungen beobachtet, der von einer Frau in große Gefahr gebracht wird. Das Interesse an diesem Thriller wird unmittelbar geweckt und die Spannung ist sofort spürbar. 

Dann gibt es einen Rücksprung in die Vergangenheit. Man beobachtet Libby und ihren Sohn an den ersten Urlaubstagen. Libby wirkt sympathisch und scheint mit ihrem Leben als alleinerziehende Mutter äußerst zufrieden zu sein. Doch man merkt auch, dass sie Ethan immer im Auge hat und wachsam ist. Als Ethan verschwindet, überschlagen sich die Ereignisse. Dass Libby ein schreckliches Geheimnis hütet, das sie unter keinen Umständen preisgeben will, schwebt unheilvoll zwischen den Zeilen. 

Die dann folgende Handlung führt weiter in die Vergangenheit zurück und wird aus wechselnden Perspektiven betrachtet. Obwohl die Hochspannung, die am Anfang spürbar ist, etwas nachlässt, kann man sich ganz auf die Ereignisse der Vergangenheit einlassen. Denn die Protagonisten und Handlungsorte werden so lebendig beschrieben, dass man alles mühelos vor Augen hat. Der Schreibstil ist dabei flüssig und sehr angenehm lesbar. Zwischen den Zeilen schwebt eine angespannte und unheilvolle Atmosphäre, sodass man unbedingt erfahren möchte, was Libby verbirgt. Und das, was nach und nach ans Tageslicht kommt, hat es wirklich in sich! 

Auch wenn die bereits früh aufgebaute Spannung im Verlauf der Handlung etwas nachlässt, sorgen die unheilvolle Atmosphäre und die unerwartete Wendung, die die Ereignisse nehmen, dafür, dass man das Buch erst aus der Hand legen mag, wenn man am Ende angekommen ist.  

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Veröffentlicht am 19.08.2020

Spannender Krimi

Dünenkiller
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Auf der Nordsee entdecken Fischer eine offenbar in Seenot geratene Yacht. Als sie an Bord gehen, glauben sie ihren Augen nicht zu trauen, denn überall sind Blutlachen und es stinkt verbrannt. Schließlich ...

Auf der Nordsee entdecken Fischer eine offenbar in Seenot geratene Yacht. Als sie an Bord gehen, glauben sie ihren Augen nicht zu trauen, denn überall sind Blutlachen und es stinkt verbrannt. Schließlich finden sie drei männliche Leichen und eine schwer verletzte und traumatisierte Frau. Die Sondereinheit des LKA Niedersachsen, der Tjark Wolf und Femke Folkmer mittlerweile angehören, nimmt die Ermittlungen auf. Diese gestalten sich äußerst schwierig, denn die Überlebende gibt nur wenige Informationen preis. Ist sie Opfer oder Täterin? Doch als ein präzise geplanter Mordanschlag auf die Frau durchgeführt wird, entwickelt sich der Fall völlig anders als erwartet....

"Dünenkiller" ist nach "Dünengrab" und "Dünentod" bereits der dritte Band der Reihe um die Ermittler Tjark Wolf und Femke Folkmer. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, kann man den aktuellen Ermittlungen auch dann problemlos folgen, wenn man noch keinen Teil der Reihe gelesen hat. Es gibt zwar Nebenhandlungen, die sich durch die Bände ziehen, aber die nötigsten Hintergrundinformationen dazu, lässt der Autor so ins Geschehen einfließen, dass man auch damit keine Schwierigkeiten haben dürfte. 

Auch in diesem Teil der Serie gelingt der Einstieg in den Krimi mühelos. Denn Sven Koch versteht es wieder hervorragend, das Interesse an diesem Fall zu wecken. Gemeinsam mit den Ermittlern tappt man zunächst im Dunkeln, denn hier ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint. Denn am Anfang kann man, genau wie die Polizei, überhaupt nicht einschätzen, was genau sich auf der Yacht zugetragen hat und welche Rolle die Frau spielt, die überlebt hat. Man stellt eigene Vermutungen an, die durch überraschende Wendungen verworfen werden müssen. Verschiedene Erzählperspektiven sorgen zwar dafür, dass man etwas mehr weiß als die Ermittler, doch so richtig scheint nichts zusammenzupassen. Der Fall ist deutlich komplexer, als man vermutet. Das erhöht die Spannung, die durchgehend spürbar ist, stetig. Im großen Finale laufen schließlich alle Handlungsstränge schlüssig zusammen. Einige der Szenen des actionreichen Showdowns wirken zwar etwas übertrieben und stellenweise arg konstruiert, doch darüber kann man großzügig hinwegsehen, da spannungsmäßig einiges geboten wird.

Ein spannender Krimi, bei dem zunächst nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. 

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