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Veröffentlicht am 08.12.2020

Das Psychogramm einer Ehe

Unter uns das Meer
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Die Ehe von Juliet und Michael dümpelt vor sich hin und ist eigentlich nicht mehr zu retten. Juliet fühlt sich von und dem Alltag überfordert und leidet immer wieder unter Phasen von Depression. Michael ...

Die Ehe von Juliet und Michael dümpelt vor sich hin und ist eigentlich nicht mehr zu retten. Juliet fühlt sich von und dem Alltag überfordert und leidet immer wieder unter Phasen von Depression. Michael ist in seinem Job unzufrieden und will ein selbstbestimmtes Leben ohne Reglementierung durch die Obrigkeiten haben. Als er eine Yacht sieht, will er sich seinen großen Traum erfüllen und mit der Familie auf große Fahrt gehen. Juliet lässt sich überreden und dann sind sie unterwegs. Wie wird eine Familie mit zwei noch recht jungen Kindern eine solche Reise bewältigen? Werden sich die Ehepartner wieder näherkommen, wenn sie beständig zusammen sind? Und wie werden sie die Schwierigkeiten meistern, die auf sie zukommen?
Amity Gaige erzählt die Geschichte aus der Sicht von Juliet, die sich auf dieser Reise ihren Ängsten stellen muss. Zwischendurch gibt es immer wieder Logbucheinträge von Micheal. Er benutzt das Logbuch als eine Art Tagebuch. Die Tochter Sybil kommt hin und wieder auch zu Wort. Durch diese Erzählweise konnte ich viel über die Gedanken der Protagonisten erfahren.
Der Erzählstil der Autorin ist sehr packend und dabei doch auch einfühlsam.
Michael und Juliet könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie haben sich längst verloren. Nun soll also dieser Segeltrip der Erfüllung von Träumen und der Rettung einer Ehe dienen. Das muss doch schiefgehen. Michael hat sein Ding durchgezogen, ohne Rücksicht auf Juliet zu nehmen. Juliet hat das Trauma ihrer Kindheit noch nicht verwunden. So wie Wind und Wellen das Boot durchschaukeln, so wird Juliets Leben durchgerüttelt. Für die Kinder ist es ein großes Abenteuer, so dass sie eine besondere Entwicklung durchmachen. Aber auch die Erwachsenen müssen sich mit sich selbst und ihren Erwartungen und Wünschen auseinandersetzen. Dabei entfernen sie sich noch weiter voneinander weg.
Es ist ein sehr tiefgründiger Roman mit einem überraschenden Ende, der einen so schnell nicht loslässt.

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Veröffentlicht am 30.10.2020

Trauer und Schuld

Was uns verbindet
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Die Olanders sind eine glückliche Familie, bis die Tragödie geschieht. Jäh wird ihr Glück durch ein schreckliches Unglück zerstört. Wie kann man damit umgehen. Jeder von ihnen tut es auf seine eigene Art, ...

Die Olanders sind eine glückliche Familie, bis die Tragödie geschieht. Jäh wird ihr Glück durch ein schreckliches Unglück zerstört. Wie kann man damit umgehen. Jeder von ihnen tut es auf seine eigene Art, aber jeder von ihnen hat auch Schuldgefühle. Mehr und mehr bricht die Familie auseinander.
Sehr einfühlsam beschreibt die Autorin Shilpi Somaya Gowda, wie die Familie mit ihrer Trauer umgeht. Wir können jeden von ihnen dabei begleiten und seine Gefühle erfahren. Alle ziehen sich zunehmen zurück, zurück in die eigene kleine Welt.
Es ist eine Geschichte, die einem wirklich unter die Haut geht. Jedem kann ein solcher Schicksalsschlag widerfahren und niemand weiß zuvor, wie er damit umgeht. Jaya findet zurück zu ihren indischen Wurzeln. Die Religion und Meditation sollen ihr dabei helfen, den Schmerz zu verwinden. Keith verdrängt das Ganze, indem er immer mehr arbeitet und Vergessen bei anderen Frauen sucht. Ihre Tochter Karina bleibt dabei alleine und niemand spürt, wie sie leidet und welche Schuldgefühle sie plagen. Dabei sehnt sie sich nach Zuwendung und sucht sie ihren eigenen schmerzhaften Weg.
Ich konnte mich in jedes Familienmitglied hineinversetzen, da die Autorin jeden Charakter sehr feinfühlig und intensiv beschrieben hat. Auch wenn ich Verständnis hatte, so war ich auch oft wütend, weil sie so auf sich selbst bezogen waren und die anderen in der Familie darüber vergessen haben.
Ich wollte wissen, ob es für diese trauernden Menschen ein Weg gibt, wieder zueinander zu finden.
Es ist ein packender und sehr berührender Roman, für den ich nur ein Leseempfehlung aussprechen kann.

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Veröffentlicht am 21.09.2020

Der Sheriff von Raufarhöfn

Kalmann
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Kalmann hat sich selbst zum Sheriff von Raufarhöfn ernannt. Seine Tage sind ausgefüllt, denn entweder geht er auf die Jagd oder er legt seine Köder aus, um Haie zu fangen, die er dann zu Gammelhai verarbeitet. ...

Kalmann hat sich selbst zum Sheriff von Raufarhöfn ernannt. Seine Tage sind ausgefüllt, denn entweder geht er auf die Jagd oder er legt seine Köder aus, um Haie zu fangen, die er dann zu Gammelhai verarbeitet. Doch dann überrollen ihn die Ereignisse, als er beim Jagen eine Blutlache entdeckt. Zufällig ist gerade auch Róbert McKenzie, der König von Raufarhöfn, spurlos verschwunden.
Diese Geschichte wird aus der Sicht von Kalmann erzählt, einem behinderten jungen Mann, der alleine in dem kleinen Ort lebt. Alles was er über die Natur, das Meer und Gammelhai weiß, hat er von seinem Großvater gelernt, der nun dement in einem Heim lebt. Dass er ein bisschen anders ist als die meisten Menschen, ist für ihn „kein Grund zur Sorge". Kalmanns Mutter schaut sporadisch vorbei, um Ordnung zu schaffen. Der Vater hat ihm eine Mauser, einen Sheriffstern und einen Cowboyhut gegeben, sich aber sonst nicht um seinen Sohn gekümmert.
Nachdem Kalmann das Blut entdeckt hat, wollen plötzlich alle etwas von ihm. Die Polizei hat Fragen, die Medien bringen ihn in die Öffentlichkeit und die Dorfbewohner wollen auch so manches wissen. Zum Glück kann Kalmann auf dem Meer seinen Kopf entleeren und das ist wichtig, denn ihm geht so manches durch den Kopf. Eigentlich ist Kalmann ein einsamer Mensch, der sich nach einer Frau und Kindern sehnt. Er ist mal naiv und mal gewitzt und seine Sicht auf die Welt ist etwas speziell, oft sogar tiefgründig. Ich mochte ihn ganz gern, auch wenn er durchaus gewalttätig werden kann. Auch die anderen Figuren haben alle ihre Eigenheiten.
Diese Geschichte ist unterhaltsam, aber auch etwas weitschweifig. Doch ich wollte auch wissen, wie es weitergeht und mit dem Ausgang hatte ich so wirklich nicht gerechnet.
Joachim B. Schmidt erzählt in diesem Buch die ungewöhnliche Geschichte eines ganz besonderen Helden.

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Hamburg während der Cholera

Die Krankenschwester von St. Pauli – Tage des Schicksals
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Die Familie von Svantje Claasen verliert ihren Hof durch ein Hochwasser. Es verschlägt sie nach Hamburg ins Gängeviertel, wo die Ärmsten der Armen leben. Swantje ist ein intelligentes Mädchen, das aber ...

Die Familie von Svantje Claasen verliert ihren Hof durch ein Hochwasser. Es verschlägt sie nach Hamburg ins Gängeviertel, wo die Ärmsten der Armen leben. Swantje ist ein intelligentes Mädchen, das aber zum Unterhalt der Familie beitragen muss, obwohl sie noch ein Kind ist. Aber sie träumt davon, Krankenschwester zu werden. Es wird ein harter Weg. Später begegnet sie dem wohlhabenden Tuchhändler Friedrich Falkenberg und verliebt sich in ihn. Doch sie stammen aus sehr verschiedenen Gesellschaftsschichten und die Eltern von Friedrich haben etwas gegen diese Verbindung. Dann bricht in Hamburg die Cholera aus und Swantje kann zeigen, was in ihr steckt.
Ich habe schon einige Bücher der Autorin Rebecca Maly gelesen und mag ihren Schreibstil. Sie erzählt sehr packend. In diesem Buch sorgen auch ein wenig Plattdüütsch und die bildhaften Beschreibungen der Handlungsorte dafür, dass es sehr authentisch wird.
Es wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, so dass man sich ein gutes Bild machen kann von den Lebensbedingungen und den gesellschaftlichen Gegebenheiten.
Es sind harte Zeiten in Hamburg. Die meisten Menschen haben kaum ihr Auskommen. Daher streiken die Arbeiter für bessere Arbeitsbedingungen und Löhne. Dann bricht auch noch die Cholera aus, die viele Todesopfer fordert.
Auch die Charaktere sind gut und lebendig beschrieben. Swantje ist eine sympathische und starke junge Frau, die fleißig ist und ihren Weg verfolgt. Auch Friedrich gefällt mir gut, weil er seine Herkunft nicht vor sich herträgt. Aber auch Richard von Harkenberg war mir sympathisch, denn er möchtet das Leben der Beschäftigten besser machen, doch wird er von seinem Vater daran gehindert.
Mir hat diese Geschichte gut gefallen, denn sie beschäftigt sich ausführlich mit der politischen und gesellschaftlichen Situation der damaligen Zeit.
Der Roman ist unterhaltsam und spannend und ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt.

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Veröffentlicht am 23.07.2020

Hat mir gut gefallen

No Words – Die Sprache der Opfer
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Caleb hat seine Joggingrunde fast hinter sich, als eine verzweifelte Frau seine Hilfe sucht. Doch Caleb versteht sie nicht richtig, da er seine Hörgeräte nicht dabeihat und er in der Dunkelheit nicht von ...

Caleb hat seine Joggingrunde fast hinter sich, als eine verzweifelte Frau seine Hilfe sucht. Doch Caleb versteht sie nicht richtig, da er seine Hörgeräte nicht dabeihat und er in der Dunkelheit nicht von den Lippen lesen kann. Wenig später ist die Frau tot. Caleb will wissen, warum sie sterben musste und stellt Nachforschungen an.
Dies ist bereits der zweite Band um den gehörlosen Ermittler Caleb Zelic. Den Vorgängerband habe ich allerdings nicht gelesen, aber dennoch konnte ich mich gut in die Geschichte hineinfinden.
Da es gleich heftig losgeht und damit die Spannung aufgebaut ist, hat mich dieser Thriller gleich gepackt.
Caleb Zelic ist ein sympathischer Ermittler, der mit seinem Handikap meist gut zurechtkommt, aber natürlich gibt es dadurch auch Probleme. Aber Caleb lässt sich dadurch nicht beirren und verfolgt seinen Weg weiter. Damit bringt er aber nicht nur sich in Gefahr, sondern auch die Menschen, an denen ihm viel liegt. Mir gefallen auch die Dialoge mit seinem Bruder sehr gut. Dadurch kommt eine humorvolle Komponente in diesen Thriller.
Australien hat es mir sowieso angetan und ich habe mich schon viel mit den Hintergründen beschäftigt. Daher sind mir auch die Konflikte der Aborigines mit der weißen Bevölkerung nicht unbekannt. Allerdings ist dieses Thema noch vielschichtiger, als hier dargestellt.
Es gibt immer wieder Wendungen, die dafür sorgen, dass die Spannung hoch bleibt.
Mir hat dieser spannende Thriller mit einem ungewöhnlichen Ermittler gut gefallen.

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